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Aus welchen alttestamentlichen Stellen konnten die Juden wissen, daß der Christus Gottes Sohn ist?
Frage: „Aus welchen alttestamentlichen Stellen konnten die Juden ableiten, daß der Christus Gottes Sohn ist? Denn mit dieser Frage stellte der Hohepriester den Herrn Jesus unter einen Eid (Mt 26,63). In Matthäus 22,42 fragte sie der Herr selbst: „Wessen Sohn ist Er? Sie sagen zu ihm: Davids." Und im weiteren Verlauf zeigte sich, daß sie die wirkliche Herkunft des Christus nicht kannten."
G. Müller, 51702 Bergneustadt
Antwort: Die deutlichsten Stellen im Alten Testament sind wohl Psalm 2; Psalm 110; Sprüche 30,4; Jesaja 9,6; Micha 5,1. In Psalm 2,6.7 heißt es: „'Habe doch ich meinen König gesalbt auf Zion, meinem heiligen Ber-ge!' Vom Beschluß will ich erzählen: Der HERR hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt." Diese Stelle ist wohl die deutlichste von allen. Hier wird eindeutig der Zusammenhang vorgestellt, daß der Messias, der Christus, zugleich der Sohn Gottes ist. Jeder ernste Is-raelit, der von Gott erleuchtet war und das Alte Testament las, konnte daher diese Wahrheit kennen. Wenn der Herr Jesus davon sprach, daß Er der Messias und auch der Sohn Gottes war, war das in völliger Übereinstimmung mit diesem Psalmwort. Ubri-gens macht ja auch die Frage des Hohenpriesters in Markus 14,61 deutlich, daß er selbst wußte, daß der Christus der Sohn des Gesegneten war. Das wird also in dieser Stelle noch deutlicher als in Matthäus 26,63.
Eine weitere Stelle ist Psalm 110,1-5. In Vers 1 spricht David davon, daß der HERR zu seinem Herrn gesagt habe, daß Er sich zur Rechten Gottes setzen sollte. Aus der Frage des Herrn Jesus in Matthäus 22 wird deutlich, daß die Juden wußten, daß der Messias aus der Linie Davids geboren werden wür-de. Bekannt war auch, daß man Psalm 110 auf den Messias bezog, denn in Vers 4 ist von dem ewigen Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks die Rede. Sowohl diesen Vers als auch die Verse über das Königtum (V. 2.3.5) haben die Juden wohl auf den Messias bezogen. Diese Kenntnis muß allgemein bei den Schriftgelehrten und Obersten des Volkes vorhanden gewesen sein. - Wenn sie die Frage des Herrn Jesus aufrichtig überdacht und beantwortet hätten, hätten sie zu keinem anderen Schluß kommen können, als daß der Messias auch zugleich Davids Herr war, nämlich Gott selbst. Sie wollten Ihn aber weder als Messias noch als Sohn Gottes anerkennen. Waren die Beweise seiner Messiasschaft nicht überwältigend?
Was sie allerdings nicht aus dem Alten Testament wissen konnten, war die Tatsache, daß der Herr Jesus nicht nur als Mensch der Sohn Gottes war durch Zeugung (Ps 2,6; Lk 1,35), sondern auch der ewige Sohn Gottes, der Sohn des lebendigen Gottes (Mt 16,16), denn diese Wahrheit war eine neue Offenbarung des Vaters an Petrus. Die Offenbarung des dreieinen Gottes, also des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, finden wir erst im Neuen Testament.
Eine weitere Stelle ist Sprüche 30,4: „Wer ist hinaufgestiegen gen Himmel und hernidergefahren? .. wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde? Was ist sein Name, und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?" Jedenfalls sagt diese Stelle aus, daß der Schöpfer einen Sohn haben würde; aus heutiger Sicht müssen wir natürlich sagen: Der Schöpfer (Gott) hatte diesen Sohn bereits.
Dann die Stelle in Jesaja 9,6: „Denn ein Kind ist uns geboren, ... man nennt seinen Na-men: Wunderbarer, Berater, starker Gott" Das Kind, das geboren werden würde, würde Gott selbst sein.
Und schließlich die Stelle aus Micha 5,1: „Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her." Der Messias, der König Israels, würde von den Tagen der Ewigkeit her sein.
Natürlich können wir heute, nachdem der Herr Jesus gekommen ist, durch das Licht der Offenbarung Gottes im Neuen Testament alle diese Stellen viel besser verstehen.
Werner Mücher
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