Lebensbeschreibung
Athanasius
Athanasius war einer der sogenannten griechischen Kirchenväter und lebte von 295 (sein Geburtsjahr ist unsicher) bis 373. Sein Name und sein ganzes Wirken sind eng mit dem arianischen Streit verbunden.
Der arianische Streit
Worum ging es bei diesem Streit? Der Kern dieser jahrzehntelangen Auseinandersetzung, die eben durch einen Presbyter namens Arius (zeitweise Bischof von Alexan-drien, 280-336) hervorgerufen wurde, war die Leugnung der Gottheit des Herrn Jesus. Beeinflußt durch damalige philosophische Strömungen wie die Gnostik entwickelte Arius ein Gedankengebäude, in dem Christus lediglich das „erste Geschöpf" Gottes war und mit diesem nicht eines Wesens („Christus war nicht, bevor er gezeugt wurde").
Als diese Gedanken durch Arius das erste Mal geäu-Bert wurden, hatte das im Jahr 320/321 seine Exkommunikation durch den alexandrinischen Bischof Alexander zur Folge. Auf dem Rundbrief, der diese Exkommunikation verfügte, tauchte auch zum ersten Mal die Unterschrift von Athanasius auf.
Da die Lehren jedoch in Arius' Umfeld rasche Verbreitung fanden und keine Ruhe einkehrte, sah sich Kaiser Konstantin zu einer großen Versammlung veranlaßt, die im Jahr 325 stattfand und heute als das erste ökumenische Konzil in Nicãa (das heutige Iznik, Türkei) bekannt ist. Dort wurde nach achtwöchigen Besprechungen ein Bekenntnis unterzeichnet, das die Gottheit Jesu anerkannte und die arianischen Lehren als verdam-mungswürdig zurückwies.
Athanasius als Bischof
Es dauerte trotz der Entscheidung von Nicãa mehrere Jahrzehnte, bis eine deutliche Klärung in diesem Streit erreicht war. Das ganze Leben des Athanasius war eigentlich davon geprägt, für diese grundlegende Wahrheit der Heiligen Schrift zu kämpfen. Da die Machthaber häufig wechselten und diese entweder für die Wahrheit eintraten oder „Arianer" waren, mußte Athanasius dementsprechend häufig fliehen und um sein Leben bangen. Fünfmal wurde er in die Verbannung geschickt und anschließend wieder zurückgerufen. Insgesamt verbrachte er 18 Jahre im Exil. All das konnte ihn aber nicht von seiner Überzeugung abbringen. Liest man seine Biographie, ist diese Beständigkeit ein auffallendes Kennzeichen seines Glau-benslebens.
Einige Stationen seines bewegten Lebens sollen hier nur stichpunktartig erwähnt werden:
- 328 - Athanasius wird zum Bischof von Alexandrien gewählt. Seine theologischen Gegner, vor allem Eusebius von Cäsarea, können durchsetzen, daß Athanasius 335 in die Verbannung nach Trier geschickt wird.
- 336 - Arius erhält die Unterstützung des Kaisers, so daß dieser wieder dessen Aufnahme in die Kirchengemeinschaft anordnet. In der Nacht, bevor die Einsetzung erfolgen soll, stirbt Arius.
- 337 - Konstantin stirbt, Athanasius wird nach einem Gespräch mit dessen Sohn und Nachfolger Konstantius wieder als Bischof eingesetzt. Aber bereits 339 wird in Alexandrien ein arianischer Bischof eingesetzt - Athanasius entkommt nur durch eine Flucht.
- 346 - Während seines Aufenthalts in Rom erreicht er durch den Einfluß des dortigen Bischof Julius I. die Annullierung seiner kirchlichen Absetzung und darf in seinen alexandrinischen Bischofspalast zurückkehren (dies geschah unter triumphalen Umständen, da er bei dem Volk sehr beliebt war).
- 350-356 - In diesen schwierigen Jahren wird er durch Konstantius zweimal verurteilt; er bleibt allerdings in Alexandrien, bis im Februar 356 eine kaiserliche Truppe die dortige Kirche stürmt und er wiederum fliehen muß. Man vermutet, dass er diesmal Zuflucht bei Mönchen in der ägyptischen Wüste findet.
- 361 - Julian Apostata I. besteigt den kaiserlichen Thron. Da er im Gegensatz zu den vorherigen Kaisern völlig heidnisch ist (sein Beiname Apostata bedeutet „der Abgefallene'"), begnadigt er alle Bischöfe - ihm sind "theologische Geplänkel" einerlei. Athanasius kann daraufhin zurückkehren.
- 364 - Valens, den Arianern freundlich ge-sonnen, wird Kaiser, und Athanasius muß sich für einige Monate in sein fünftes Exil begeben. Dann hat er aber für die letzten Jahre seines Lebens bis zu seinem Tod am 3. Mai 373 eine gewisse Ruhe.
Peinlich
Immer wieder waren es Verleumdungen, mit denen man versuchte, Athanasius eines Fehlers zu überführen. Eine besonders denkwürdige Begebenheit ereignete sich 334 auf dem Konzil zu Tyrus. Dort warf man ihm Zauberei und Mord vor. Er sollte angeblich Arsenius, einen Bischof, getötet und ihm dann eine Hand abgehauen und zu Zauberei gebraucht haben. „Die Hand wurde vorgezeigt. Doch Athanasius war auf diese Beschuldigung vorbereitet. Ruhig fragte er, ob unter den Anwesenden solche wären, die Arsenius gekannt hätten. Als man ihm er-widerte, daß viele ihn sehr wohl gekannt hätten, ließ er einen Mann in den Gerichtssaal bringen, dessen ganze Gestalt in einen weiten Mantel gehüllt war. Dann ging er auf ihn zu und schlug den Mantel zurück, so daß der Kopf des Mannes sichtbar wurde. Sofort erkannte man die Züge des für tot erklärten Arsenius. Einen Augenblick später entblößte Athanasius auch die Hände seines angeblichen Schlachtopfers, und eine nähere Untersuchung ergab, daß Arsenius nicht nur lebte, sondern auch gänzlich unversehrt war. Obwohl die arianische Partei alles aufgeboten hatte, um den Arsenius zu verbergen, war es den rastlosen Bemühungen der Freunde des Athanasius dennoch gelungen, das Versteck zu entdecken."
Ist der arianische Streit zu Ende?
Athanasius war ein „Kämpfer" für die Wahrheit des Christentums. Vielleicht war es die lange Zeit der ständigen Spannung, die ihn letztlich auch hart werden ließ. Denn während Basilius (330-379) ihn als „wahr-haftig große und apostolische Seele" be-zeichnet, schrieb Epiphanius (315-403): „Athanasius fehlt jeder Zug von Milde und Sanftheit. Er überredete, er ermahnte, er griff zur Gewalt. War er der Stärkere, so erlebten seine Gegner eine böse Stunde. Durch den beständigen Kampf wurde er polemisch; weil er ständig Schläge empfing, teilte er schließlich selbst Schläge aus, und zwar harte."
Andererseits berichten mehrere Geschichtsschreiber seine enorme Beliebtheit bei dem einfachen Volk. Jedesmal, wenn er aus einer Verbannung zurückkehrte, bereitete man ihm einen herzlichen Empfang.
„Der Unsterbliche" bedeutet sein Name. Vielen seiner Feinde mag er wirklich so vorgekommen sein. Er überlebte manchen Kaiser und „Arianer", die ihm feindlich gesonnen waren und war so über 50 Jahre ein Zeuge für eine, wenn nicht die, Wahrheit des Christentums, die ewige Gottheit Jesu und seine ewige Sohnschaft. Erst 381 kam es auf dem zweiten ökumenischen Konzil in Konstantinopel zu einer weitreichenden Entscheidung - das 325 in Nicãa abgelegte Bekenntnis sollte nun Allgemeingut der Kirche werden.
Sicher waren es besonders die Schriften des Apostels Johannes, die Athanasius seine Standhaftigkeit verliehen. Johannes, der seine fünf Bücher relativ spät schrieb, mußte mit eigenen Augen den bereits einsetzenden Verfall des christlichen Zeugnisses miterleben. Er betont besonders die Wahrheit der beiden Naturen unseres Herrn, Seiner vollkommenen Gottheit und Seiner vollkommenen Menschheit. In 1. Johannes 4,2 legt er die Betonung auf die völlige Menschwerdung, und seinen ersten Brief beendet er mit einem Satz, der den Lehren der Aria-ner als Entgegnung völlig genügen darf: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Kinder, hütet euch vor den Götzen!"
Ist dieser Streit wirklich zu Ende? Sieht man heute die Lehrmeinungen in der Christen-heit, so besteht kein Zweifel, daß die Inhalte dieses Streites vor 1700 Jahren auch heute existieren. Ist es nicht auffallend, daß viele Irrlehren in unseren Tagen an der Frage der Gottheit unseres Erlösers ansetzen? Von Athanasius können wir lernen, daß die Antworten darauf auch heute noch die gleichen sind.
Wir haben das Wort Gottes und dürfen uns zugleich bewußt sein, daß wir das Geheimnis der Person unseres Herrn Jesus - ewiger Gott und wahrer Mensch - niemals durchdringen können. Wir wollen für diese Wahrheit und vor allem für diese Person unerschütterlich einstehen
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