Biblische Begriffe: Rechtfertigung

Biblische Begriffe
Rechtfertigung
Die Frage der Rechtfertigung - vor Gott - hat schon viele Christen beschäftigt; sie war Auslöser der Gewissensnöte Luthers, und sie ist heute noch oder auch heute erneut eine Frage, die unter dem Stichwort „Lehre von der Rechtfertigung" in der Christenheit diskutiert wird. Und dies, obwohl die Heilige Schrift darüber klare Aussagen macht. Aber was bedeutet Rechtfertigung nach der Heiligen Schrift?
Ganz allgemein gesagt, bedeutet Rechtfertigung, dals jemand - insbesondere von einem Richter in einem gerichtlichen Prozeß - „gerecht gesprochen" wird. Das bedeutet, daß festgestellt wurde: Die ihm durch die Anklage zur Last gelegte „Ungerechtigkeit", ein Vergehen, eine böse Tat oder ähnliches, hat der Angeklagte nicht begangen. Er ist nicht mangels Beiweises freigesprochen worden; er ist auch nicht zwar verurteilt, dann aber aufgrund mildernder Umstände nicht bestraft worden; er ist auch nicht zunächst verurteilt, dann aber durch den höchsten Repräsentanten des Staates begnadigt worden. Nein, ihm kann wirklich nichts vorgeworfen werden.
Was die Lage des Menschen vor Gott betrifft, um die es in der Heiligen Schrift geht, wenn von Gerechtigkeit und Rechtfertigung gesprochen wird, muß zunächst eindeutig festgestellt werden, daß der Mensch sich als Sünder erwiesen hat. Das könnte nicht nur jedem aufrichtigen Menschen aus Erfahrung klar sein, es ist vor allem das Urteil Gottes in seinem Wort: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer" (Röm 3,10-12).
Dies gilt für alle Menschen, sowohl die Juden, die die gerechten Forderungen in dem von Gott gegebenen Gesetz kannten, als auch die Heiden, das heißt die, die keine Kenntnis von dem wahren Gott hatten und haben.
Was die Heiden betrifft, so finden wir die Beschreibung ihres sündigen Verhaltens in Römer 1,18-32, was die Juden betrifft, in Römer 3,13-20, wo auch für alle Zeiten deutlich festgestellt wird: „Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm [d. i. Gott] gerechtfertigt werden."
Demgegenüber steht die absolute Gerechtigkeit Gottes, seine Heiligkeit und sein darum völlig gerechter Zorn über die Sünde und sein Gericht über den Sünder, d. h. der Tod in absolutem Sinn, die Verdammnis (vgl. Röm 2,8b.9; 3,19).
Der Mensch muß von seiner Seite die Situation als ausweglos erkennen.
Da aber sagt Gott in Römer 8,33: ,Gott ist es, der rechtfertigt". Wie aber kann der gerechte Gott einen Sünder rechtfertigen, wo Er doch wegen seiner Gerechtigkeit nur dessen Tod verlangen kann? Dies ist gerade das Wunder der Gnade Gottes: Wir „werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, den Gott dargestellt hat als ein Sühnmittel durch den Glauben an sein Blut" (Röm 3,24ff.). Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Heilige und Gerechte, ist eingetreten als unser Stellvertreter und hat durch sein Werk auf Golgatha die Frage unserer Sünden (und der Sünde als solcher, als böses Prinzip, durch das der heilige Gott so schwer beleidigt wurde) vollkommen beantwortet, indem Er den höchsten Preis bezahlte: Er gab sein Blut, sein eigenes Leben. Er hat in seinem Tod in so vollkommener Weise den Forderungen der Gerechtigkeit Gottes entsprochen, daß Gott völlig befriedigt worden ist. Somit wird jetzt gerade Gottes Gerechtigkeit darin erwiesen, „daß er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist" (Röm 3,26).
Wir finden in den oben zitierten Versen aus Römer 3,24.25 Antworten auf drei wichtige Fragen:
- Wo liegt die Quelle, der Ursprung, unserer Rechtfertigung? - Es ist die Gnade Gottes: „Wir sind gerechtfertigt durch seine Gnade", von Gott ging alles aus.
- Auf welcher Grundlage beruht unsere Rechtfertigung? - Sie ruht auf dem Blut Christi: „durch sein Blut gerechtfertigt" (Röm 5,9; s. a. Röm 3,25), es ist die „Erlösung durch sein Blut" (Eph 1,7).
- Auf welchem Weg, durch welches Mittel empfangen wir die Rechtfertigung? - durch den Glauben: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben ..." (Röm 5,1; s.a. Röm 3,25).
Außerdem erhalten wir eine Bestätigung unserer Rechtfertigung durch das Handeln Gottes:
- Worin besteht die Sicherheit unserer Recht-fertigung? - in der Auferweckung Jesu Christi: ,... der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist" (Röm 4,24.25).
Zwei Aspekte sollten noch einmal betont werden:
Es ist deutlich geworden, daß die Grundlage unserer Rechtfertigung das Blut, d. h. der Tod des Herrn Jesus, ist. Sein gerechtes Leben als Mensch hier auf der Erde, in dem Er das Gesetz vollkommen erfüllt hat, konnte keinem Menschen Rechtfertigung bringen: „Wir sind nicht gerecht gemacht worden, weil uns sein Halten des Gesetzes irgendwie angerechnet wird" (F. B. Hole, Das große Heil Gottes, S. 25); es kann also keine Rede davon sein, daß - wie man manchmal hört - die Gerechtigkeit Christi uns „zugerechnet" würde, denn dies würde eine Gerechtigkeit aus der Erfüllung des Gesetzes sein. Nein, „jetzt aber ist Gottes Gerechtigkeit ohne Gesetz offenbart worden" - d. h., ohne daß ein Gesetz dabei irgendeine Funktion hätte - „Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Chri-stus" (Röm 3,21.22) - d.h. auf dem Grundsatz des Glaubens und damit ohne menschliche Werke (vgl. Röm 3,28).
Alle Gläubigen, auch die des Alten Testaments, werden auf diesem Grundsatz des Glaubens gerechtfertigt (Röm 4,4.5). Gott sah voraus - Er ist nicht an Zeit gebunden, sondern alles ist Ihm gegenwärtig - auf den Opfertod seines Sohnes, auf den die vielen Opfer hinwiesen und insbesondere das Blut, das auf den Sühndeckel der Bundeslade gesprengt wurde (vgl. 3. Mo 16,15; Röm 3,25). So lesen wir, daß Gott in bezug auf die alttestamentlichen Gläubigen „Nachsicht" übte, indem Er seine Gerechtigkeit erwies im „Hingehenlassen der vorher geschehenen Sünden" (V. 25.26), weil Er schon das vollgültige Opfer seines Sohnes sah.
Wir können nur bewundern, welchen Plan Gott hatte und ausführte, damit Er in seiner Gerechtigkeit jeden Sünder rechtfertigen kann, der an Jesus Christus glaubt. Seine Liebe und Gnade und gleichzeitig seine Gerechtigkeit und Heiligkeit fanden ihre volle Erfüllung in dem Werk des Herrn Jesus, zu Gottes ewiger Verherrlichung.
UND WIE KÖNNTE EIN MENSCH GERECHT SEIN VOR GOTT? (HIOB 25,4)
DEN, DER SÜNDE NICHT KANNTE, HAT ER FÜR UNS ZUR SÜNDE GEMACHT, DAMIT WIR GOTTES GERECHTIGKEIT WÜRDEN IN IHM. (2. KORINTHER 5,21)
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