Zum Nachdenken
Mahlzeit
Wie viel Zeit habt ihr für eure Mahlzeiten? 1 Stunde? 2 Stunden? Eine halbe Stunde? Im modernen Haushalt ist das gemeinsame Essen zur seltenen Ausnahme geworden. Wir greifen selbst in die Truhe, oder ein ausgetüfteltes Mikrowellen-„Management" stellt sicher, daß jeder zu seiner Zeit die richtige Portion aufwärmen kann. Der Wegfall der festen Mahlzeit hat viele Gründe: verschiedene Ar-beitszeiten, Termine, unterschiedlich lange Stundenpläne. Aber auch: vorportioniertes Tiefkühlessen, Schnellimbiß, keine Lust auf das Geschwafel, Müdigkeit. Es ist ja auch egal. Schließlich geht es ja nur um die Nahrungsaufnahme.
Halt - hier stimmt etwas nicht. Schau dir die alten Bilder an von Jesus und den Jüngern, wie sie beim Essen zusammen sind. Nur Nahrungsaufnahme? Vielleicht findest du auf dem Flohmarkt noch Stiche aus dem 19. Jahrduntert: eine riesige Familienbibel, aus der der Vater den Anwesenden vorliest. Nur Nahrungsaufnahme? Such einmal in der Bibel Stellen, wo es um das Essen geht. Die folgenden Punkte habe ich gefunden:
1. Das gemeinsame Mahl ist ein Vertrauensbeweis
Judas Iskariot hat dieses Vertrauen gebro-chen. Matthaus 26,23: „Der mit mir die Hand in die Schüssel taucht, dieser wird mich überliefern". Ein besonders schwerer Verrat - erst miteinander gegessen, dann verraten. Wenn wir in der Familie zusammen essen, dann kann und soll das eine Chance dafür sein, Spannungen und Mißtrauen abzubau-en. Dies wird besonders deutlich, wenn wir anfangs zusammen beten.
2. Essensgäste sind eine Ehre für den Gastgeber
Ist es nicht gerade andersherum? Nun, wenn du nicht glaubst, daß Gäste eine Ehre für dich sind, dann wünsche ich dir die Erfahrung von Lukas 14, daß du einlädst, und jeder deiner Gäste hat eine ähnlich dumme Ausrede. Dann merkst du, wie gut das tut, wenn Gäste sich bei dir wohlfühlen. Sind dir die Mahlzeiten in deiner Familie zu öde? Hast du mit deinen Eltern immer nur Streit? Erzähl doch mal etwas von dir. Vielleicht hebt sich die Stimmung! Oder koche einmal selbst, und lade deine Familie ein - sie wird sich nicht schlechter benehmen als sonst. Bestimmt kommt ihr euch näher.
3. Wir können nicht überall mitessen
Mahlzeiten können Gelegenheiten sein, sich zu verunreinigen. Das hat auch schon Hiob gewußt: Er opferte für seine Kinder für den Fall, daß sie bei ihren Festen gesündigt hatten. Er wußte nichts Näheres, hatte auch sicher keine Anhaltspunkte. Seine Sorge ging nur auf die Verbindung seiner Kinder zu Gott (Hiob 1).
Jeder Genuß kann zum Selbstzweck, zur Sucht werden. Auch gutes und reichliches Essen macht hier keine Ausnahme. Wenn das Essen zum Festgelage wird, hat der Tischnachbar keine Bedeutung mehr, es geht nur noch um mich und meinen Bauch. Solche Festmahle haben schon schlimme Dinge verursacht: den Tod von Johannes dem Täufer beispielsweise.
4. „Er ißt mit Zöllnern und Sündern"
Heißt das, daß wir nur mit gläubigen Christen zusammen essen dürfen? Das geht doch zu weit.
Sicher geht das zu weit. Außerdem bin ich nicht sicher, ob die Bankette der Gläubigen immer so rein sind, wie sie sein sollten. Der Herr aß oft mit Zöllnern und Sündern. Dies scheint für manche nicht schicklich gewesen zu sein. Immer aber war klar, wer Er ist.
Wenn du mit Nichtchristen zusammen bist, dann sage ihnen deutlich, daß du Christ bist. Die beste Gelegenheit dazu ist das Tischgebet. Das klärt die Fronten und ist eine Einladung an dein Gegenüber, mehr über deinen Glauben zu erfragen. Die anderen haben ein Recht darauf, zu erfahren, mit wem sie essen. Wenn ich der Gastgeber bin, bete ich laut für alle. Auch in der Gaststätte und im Café sind laute Tischgebete nicht verboten.
5. Essen ist Ausdruck der Gemeinschaft
Wie hat unser Herr doch die Pharisäer, diese stolzen und selbstgerechten Menschen, blamiert. Er überraschte Zachäus, den Sünder, indem er sich bei ihm einlud (Lukas 19): „Zachäus ... heute muß ich in deinem Hause bleiben." Zachäus, du bist mir wichtig. Ich achte dich nicht für Dreck. Ich will Gemeinschaft mit dir haben. Kein Wunder, daß da die Pharisäer murrten.
Bevor Gott mit Abraham sprach, machte Abraham Ihm zuerst einmal ein Mahl (1. Mo 18). Die „Emmausjünger" luden ihren Gast Jesus zum Essen und für die Nacht ein. Und wie gerne ließ Er sich einladen, auch wenn Er so tat, als wollte Er weitergehen. Durch Gastfreundschaft haben einige schon Engel beherbergt, heißt es in Hebräer 13,1. Die Mühe wird also belohnt, auch wenn bei dir und bei mir nicht immer Engel mit am Tisch sitzen.
6. Gäste bewirten
Ist das Bewirten von Gästen nur Frauensache? Hier ist Abraham, bei dem Gastfreiheit zur Familientradition gehört, ein großes Vorbild. Abraham schickt nicht seine Frau, er bemühte sich selbst um die Gäste, sucht Fleisch aus und gibt die nötigen Anweisungen, als ihn drei Männer besuchen (1. Mo 18). Seine Frau backte Brot. Vor den Gästen trug Abraham persönlich die Speisen auf und blieb während des Essens stehen, während die Gäste aßen. Er kümmert sich um seine Besucher; er macht ihnen klar, wie wichtig sie ihm sind.
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