Bibel praktisch

Wo war Daniel

Es war eine rauschende Party, zu der König Belsazar geladen hatte. Der Wein floß in Strömen, und die Stimmung konnte kaum besser sein. Die oberen Zehntausend des Königreichs, Männer und Frauen, amüsierten sich. Es wurde getanzt, gelacht und auch gespottet. Als Höhepunkt des Festes ließ man schließlich noch die geraubten Geräte aus dem Haus Gottes in Jerusalem holen, um daraus zu trinken. Doch halt, einer fehlte! Ja, wo war er, einer der höchsten Beamten und Berater des Königs?  Hatte er es gewagt, die Einladung des Königs  auszuschlagen, oder war er erst gar nicht  eingeladen worden, weil man ihn kannte? Konnte er es sich überhaupt leisten, nicht zu erscheinen? Die Rede ist von Daniel, einem der Deportierten aus dem Land Israel, der es im Exil in Babel zu  Amt und Würden gebracht hatte.

Erst das jähe Ende der stimmungsvollen Feier machte klar, daß Daniel ganz einfach nicht da war. Als der Finger Gottes die unbekannten Worte an die Wand schrieb und der König Belsazar plötzlich vor Angst kreide bleich wurde, da rief man Daniel. Vorher hatte kein Mensch nach ihm gefragt; er war wohl auch kaum vermißt worden. Doch  jetzt, als niemand mehr weiterwußte und kein Gelehrter die Schrift an der Wand entziffern und deuten konnte, da rief man plötzlich nach Daniel.

Die kurzen Worte aus dem Bibeltext ,,So werde nun Daniel gerufen" (Dan 5,12b) beinhalten eine wichtige praktische Lektion für uns. Die Frage ist: Wo halten wir uns auf? Hätte Daniel nicht tausend plausible Gründe finden können, an der Feier des Königs teilzunehmen? Natürlich hätte er, aber er ging trotzdem nicht. Auch Jahre vorher hätte er tausend ebenso plausible Gründe finden können, von der Tafelkost des Königs Nebukadnezar zu essen, und er hat es auch nicht getan.

Daniel gibt uns ein mutmachendes Beispiel, wenn es darum geht, zu der Welt und ihren Verlockungen  klar und entschieden Position zu beziehen und nein zu sagen. Weltliche Feste sind eben nicht der Ort, wo  Gott uns sehen möchte. Auch - und gerade - wenn wir jung sind, können und müssen wir nicht an jeder weltlichen Veranstaltung teilnehmen, zu der wir vielleicht eingeladen werden. Da ist der Teenager, der zu einer Geburtstagsparty eingeladen wird, wo mit Sicherheit der Alkohol in Strömen fließen wird. Da ist der Student, der zu einer zünftigen Fete kommen soll, wo - wie man sagt - die Post so richtig abgehen wird. Da ist der Arbeitskollege, der zu seinem Polterabend einlädt. Da sind Freunde, die einen gemeinsamen Disko-Besuch planen usw. Weitere Beispiele zu finden, ist sicher kein Problem.


Vielleicht sagst du jetzt: Na ja, so eng darf man das doch nicht sehen; wir sind ja schließlich noch in dieser Welt, und so ganz weltfremd darf man ja auch nicht werden. Oder du sagst: Okay, das ist ja gut und schön, aber wäre so eine Feier nicht eine gute Gelegenheit, ein Zeugnis für den Herrn abzulegen? Mal ganz ehrlich: Glaubst du nicht, daß es dazu bessere Gelegenheiten gibt? Weltliche Feiern sind - jedenfalls in den meisten Fällen - nicht das geeignete Umfeld, über christliche Dinge zu reden. Das Gegenteil ist viel wahrscheinlicher.


Wir schwächen durch unsere Teilnahme und unser Verhalten unser Zeugnis, weil wir nicht mehr glaubwürdig sind. Wenn wir es wie Daniel machen und vom ersten Tag an klipp und klar sagen, daß wir als Christen dem Herrn Jesus nachfolgen wollen, dann wird man sich vielleicht sogar wundern, wenn wir plötzlich an den Feiern dieser Welt teilnehmen. Die Bibel sagt uns klar - und da kann es kein Mißverständnis geben -, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist und daß es keine Gemeinschaft zwischen Licht und Finsternis geben kann (lies dazu 2. Kor 6,14-16). Wir sind zwar noch in der Welt, aber wir sind nicht mehr von der Welt. Das war Daniel klar, und deshalb war er nicht auf der Feier seines Königs.


Und noch etwas lernen wir aus dem Verhalten Daniels. Als er gerufen wurde, kam er und gab Auskunft. Seine Botschaft war nicht einmal angenehm - ganz im Gegenteil -, und doch lesen wir nichts davon, daß er Angst gehabt hätte. Und wo sind wir, wenn Menschen dieser Welt Fragen haben? Wo sind wir Christen - du und ich -, wenn wir gefragt sind, über unseren Glauben Auskunft zu geben? Ist es nicht manchmal so, daß wir dann da sind, wenn wir gar nicht da sein sollten, und uns schnell verdrücken, wenn wir Flagge zu zeigen haben? Es geht mir nicht darum, mit Fingern auf andere zu zeigen, sondern darum, uns gegenseitig durch das Beispiel Daniels Mut zu machen - Mut, zu den Freuden dieser Welt einfach ,,Nein" zu sagen, und Mut, dann für unseren Herrn zu zeugen, wenn die Gelegenheiten kommen.