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Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen
Frage: ,,Manchmal wird darauf hingewiesen, daß der Herr Jesus, als Er am Kreuz ausrief 'Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen ?´, sehr wohl von Gott verlassen gewesen sei, aber nicht vom Vater. Daß Gott sich abwenden mußte, als der Herr Jesus mit unserer Schuld beladen war, ist mir schon klar, aber woher kommt der Gedanke, der Vater habe Ihn nicht verlassen? Kann man einen Unterschied machen zwischen den, was Gott tut, und dem, was der Vater tut ?"
Antwort: Deine Frage betrifft einen sehr sensiblen Punkt, weil es um die Unterscheidung des Herrn Jesus als Mensch und Gott einerseits und des Vaters und Gottes andererseits geht.
,,Kann man ,,Gott" und ,,Vater" unterscheiden?
Wir berühren damit das Geheimnis des dreieinen Gottes und das Geheimnis Sohn und Mensch in einer Person. Wir können diese Dinge zwar unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Niemals werden wir in dieses Geheimnis in seiner Tiefe eindringen können, weil wir endliche und begrenzte Menschen sind. Persönlich hat mir die Unterscheidung in Epheser 1,3 viel zu sagen gehabt: 'Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.' Hier wird unterschieden zwischen dem Gott und dem Vater des Herrn Jesus Christus; das bedeutet also, daß der Herr Jesus hier auch in seiner zweifachen Beziehung zu Gott gesehen wird, nämlich einmal als Mensch zu Gott und als Sohn zum Vater.
Es gibt natürlich viele andere Stellen im Neuen Testament, die auf diese unterschiedliche Beziehung hinweisen. Unser Verständnisproblem besteht also darin, daß wir diese Beziehungen nicht voneinander trennen dürfen, wohl aber unterscheiden müssen.
Insofern glaube ich unbedingt, daß wir - bei aller gebotenen Vorsicht - diesen Unterschie, den Du in deiner Frage ansprichst, machen müssen. Wir folgen darin der Schrift, daß der Herr Jesus auf dem Kreuz gerufen hat: 'Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?' Auf der anderen Seite sagt Er in Johannes 16,32 im Blick auf sein nahe bevorstehendes Sterben: 'Und ich bin nicht allein, dem der Vater ist bei mir.' Wenn wir also sagen, daß der Herr nicht von dem Vater verlassen wurde, so glaube ich dennoch, daß der Genuß der Gemeinschaft des Sohnes mit dem Vater in den drei Stunden des Verlassenseins von Gott zumindest stark beeinträchtigt war. In der Gottheit ist der Herr Jesus mit dem Vater allezeit eins. Wie könnte Gott, der Vater, Gott, den Sohn, verlassen? Doch als Mensch trug Er unsere Sünden, und mit dieser Sünde kann Gott sich nicht einsmachen.
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