Bibel praktisch
Die Zubereitung Gideons
Das Buch der Richter ist das Buch des Verfalls und der Erweckungen.Durch Ungehorsam und Götzendienst geriet das Volk Gottes immer wieder in die Knechtschaft umliegender Völker, die Gott als Zuchtrute gebrauchte. In Richter 6 war der Feind Midian, der Jahr für Jahr in das Land einfiel und alle Lebensmittel sowie Tiere raubte. Als das Volk schließlich sehr verarmt war, schrien sie endlich in ihrer Not zu dem HERRN, dem sie durch ihren Götzendienst den Rücken zugekehrt hatten.
Gott antwortete unmittelbar auf dieses Schreien und sandte ihnen einen Propheten, der sie an sein gnädiges Handeln in der Vergangenheit erinnerte und ihnen ins Gedächtnis rief, daß der HERR sie gewarnt hatte, den Götzen der Amoriter zu dienen. Und genau das hatten sie getan.
Wir wissen weder den Namen des Propheten, noch hält er eine lange Rede, sondern er stellt dem Volk in knappen Worten die Treue Gottes und ihr Versagen vor. Gott benutzte seinen Dienst, um in dem Herzen eines einzelnen zu wirken.
Wir wollen uns nun aus dem folgenden Abschnitt einige Punkte herausgreifen und näher unter die Lupe nehmen, Punkte, die uns zeigen, wie Gott einen einzelnen Mann Stufe um Stufe zubereitet, um durch ihnErweckung und Sieg zu schenken.
1. Die Wirkung des prophetischen Dienstes in dem Herzen Gideons: Es besteht wohl kein Zweifel daran, daß Gideon durch die Worte des Propheten getroffen wurde, denn sonst würde der Geist Gottes nicht unmittelbar dazu übergehen, von Gideon zu schreiben. Dieser prophetische Dienst verfehlte seine Wirkung nicht. Jeder echte prophetische Dienst bringt die Gewissen der Zuhörer in die Gegenwart Gottes.
Dieser Dienst ist auch heute von unschätzbarem Wert, weshalb Paulus in 1.Korinther 14 auch die Korinther auffordert, vor allem darum zu eifern, zu weissagten (prophezeiten). Welche Freude ist es für Gott, wenn Er sieht, daß da solche unter seinem Volk sind, die das aufnehmen, was Er ihnen sagt. Damit beginnt jede Erweckung: in der Gegenwart des Herrn auf das hören, was Er uns sagt.
2. Gideon schlägt Weizen in der Kelter aus (V. 11): Er ist damit beschäftigt, Nahrung für sich und andere vor dem Feind zu retten. Der Weizen ist in der Bibel hauptsächlich ein Bild von dem Herrn Jesus, der sich selbst in Johannes 12 mit dem Weizenkorn vergleicht, das in die Erde fällt und stirbt und auf diese Weise viel Frucht bringt. Feinmehl war ebenfalls aus Weizen. Weizen zu besitzen, bedeutet nicht nur, selbst geistliche Nahrung zu haben und auch anderen mitteilen zu können, sondern auch Gott etwas darbringen zu können, wie wir später in Vers 19 sehen werden.
Der Herr selbst beschäftigt sich mit seinem Diener (V. 11-14):
3. a) Er setzt sich (V. 11): Der Engel des HERRN, der Herr Jesus, setzt sich. Er nimmt sich Zeit für Gideon. Wie lange mag Er da gesessen haben? Merken wir, wenn der Herr kommt und sich zu uns setzt, um sich mit uns ganz persönlich zu beschäftigen? Er tut es gerne, wenn wir Weizen ausschlagen wenn wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen und Ihn darin suchen.
b) Danach erscheint Er Gideon und spricht zu ihm (V. 12). Das geht einen Schritt weiter. Der Herr macht sich den Seinen sichtbar. Er zeigt uns etwas von sich selbst, von seiner Herrlichkeit. Er spricht zu uns.
c) Er wendet sich Gideon zu (V. 14): Das ist Vertrautheit. Wir denken dabei an die Vertrautheit zweier guterFreunde. So spricht der Herr hier zu Gideon, um ihm nun einen persönlichen Auftrag zu geben und ihn für eine große Aufgabe vorzubereiten.
4. Die Erweckung beginnt bei Gideon, also einem einzelnen: Ist es nicht in der Geschichte des Volkes Gottes immer so gewesen, daß Erweckungen durch einzelne zustande gekommen sind? Gott knüpft immer an die Hingabe und Treue einzelner an. So wird ein einzelner ein Beispiel für andere, die ebenfalls Mut fassen, dem Herrn in Entschiedenheit zu folgen.
5. Gideon macht sich eins mit dem VolkGottes: Als der HERR in Vers 12 zu ihm sagt: „Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!" antwortet Gideon bescheiden:,,Bitte, mein Herr, wenn der HERR mit uns ist ..." Er bezieht das, was der Engel des HERRN zu ihm sagt, auf das ganze Volk.
6. Gideon kann sich nicht damit abfinden, daß Gott nicht eingreift (V. 13): Er stellt einige Fragen, die ihm aus geistlicher Sicht Mühe machten. Er weiß, daß es das mächtige Eingreifen Gottes in Gnade war, daß Er das Volk Israel aus Ägypten herausführte. Ist Gott nicht in der Lage, auch jetzt ein Wunder zu tun und das Volk wieder aus der Hand Midians zu befreien? Natürlich kann Gott das tun. War das Volk besser, als Gott es aus Ägypten erlöste? Diese Kühnheit verrät wirklichen Glauben, und dieser Glaube ist die Kraft, in der Gideon das Werk der Befreiung ausüben wird: Gehe hin in dieser deiner Kraft.
7. Gideons Bescheidenheit und Demut (V.15): Nachdem der Herr ihm den Auftrag gegeben hat, Israel aus der Hand Midians zu erretten, erschrickt Gideon und erinnert Gott an seine geringe Bedeutung - eine gute Eigenschaft für jeden, den der Herr zu einem Auftrag bestimmt hat, die eigene Nichtigkeit vor Augen zu haben. Gideon ist in keiner Weise stolz auf seine Familienzugehörigkeit, auf seine Vorfahren. Er treibt keinen Vorfahrenkult. Wie schnell können wir uns etwas darauf einbilden, daß möglicherweise die Eltern oder Großeltern eine bestimmte geistliche Stellung eingenommen haben. Allein das kann schon ein Grund sein, daß jemand niemals wirklich dazu kommt, selbst vom Herrn gebraucht zu werden.
8. Das Geheimnis der Kraft Gideons (V. 16): Der Herr ermutigt Gideon mit den Worten, daß Er mit ihm sein würde. Das Bewußtsein der Gegenwart des Herrn ist eine unbedingte Voraussetzung für jeden Dienst. So hat der Herr auch den Jüngern, nachdem Er ihnen den Auftrag gegeben hatte, alle Nationen zu Jüngern zu machen und sie zu taufen, die Verheißung gegeben, daß Er bei ihnen sein würde bis zur Vollendung des Zeitalters (Mt 28,18.20).
9. Gideon wünscht unbedingte Sicherheit, daß der Herr es ist, der ihm den Auftrag gibt (V. 17): Er bittet darum, daß derHerr ihm ein Zeichen gebe, daß ,,du es bist, der mit mir redet". Gideon mißtraut sich gründlich selbst; er fürchtet, daß er sich nur einbilden könnte, daß der Herr ihm einen Auftrag gegeben habe. Wie viele meinten, einen Auftrag vom Herrn zu haben, ohne daß das der Fall war.
10. Gideon bringt dem Herrn alles, was er hat: Obwohl die Midianiter weder Kleinvieh noch Rind noch Esel in Israel übriggelassen hatten (6,4), hatte Gideon doch ein Ziegenböcklein, das als Opfertier in Frage kam. Als Opfer dargebracht, ist die Ziege ein Bild des Herrn Jesus in seinem Tod. Außerdem bereitete Gideon ungesäuerte Kuchen aus einem Epha Mehl (etwa 22 Liter Mehl). Feinmehl ist ein Bild der vollkommenen Menschheit des Herrn Jesus. Es scheint so, als wollte Gideon einfach eine Mahlzeit darbringen, denn er kochte das Ziegenböcklein (das sieht man an der Brühe), doch der Engel des HERRN wandelte die Mahlzeit in ein Ihm wohlgefälliges Opfer um.
11. Gideon bezieht das Todesurteil auf sich: Er meint, sterben zu müssen, nachdem er den HERRN an diesem Zeichen er kamt hatte. Er fürchtete sich zu sterben. Je mehr wir den Herrn kennenlernen, um so mehr lernen auch wir verstehen, wie unser Platz mit Ihm in seinem Tode ist. Unser Gestorbensein mit Christus macht uns frei von allen Einflüssen der Sünde.
12. Der HERR spricht Gideon Frieden zu: Nun erfüllt Friede das Herz Gideons, die unbedingte Voraussetzung, demHerrn dienen zu können. Welchen Frieden hatte der Herr in allen Umständenseines Dienstes hier auf Erden! In Johannes 14 spricht der Herr von seinem Frieden, wenn Er sagt: Meinen Frieden gebe ich euch. Welch einen Frieden hatte Paulus selbst in den widrigsten Umständen! Er schreibt in Philipper 4, daß der Friede Gottes die Herzen bewahrt, wenn wir aIle unsere Anliegen vor Ihm kundwerden lassen.
13. Gideon baut einen Altar ,,Jahwe Schalom": Mit diesem Frieden im Herzen wird er zu einem persönlichen Anbeter, der seinen Altar „Der HERR ist Friede" nennt. Erst danach kann Gideon öffentlich auftreten, den Baalsaltar niederreißen, einen Altar zum Zeugnis errichten, einen Farren opfern und schließlich das Werkzeug in der Hand Gottes sein, um Gottes Volk aus der Hand der Midianiter zu erretten.
Wenn du dich von dem Herrn gebrauchen lassen willst, überdenke dieses Kapitel gut, und laß dich nicht durch den Verfall um dich herum entmutigen, auch nicht durch eigene Schwachheit niederdrücken, sondern vertraue auf den Herrn, stelle dich Ihm zur Verfügung und laß dich von Ihm zubereiten, zu welchem Dienst auch immer der Herr dich berufen möge. Entscheidend ist, ob du dein Herz für das Wort Gottes öffnest, um auf diese Weise zu wahrer Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und zur Anbetung zu kommen.
Gehe hin in dieser deiner Kraft...
Der Vater sucht nicht in erster Linie Diener, sondern Anbeter (Joh 4,23). Bedeutet Gott dienen nicht zuerst, Ihn anzubeten? Das ist unser höchster Dienst, der nicht enden wird in alle Ewigkeit. Aus diesem Dienst schöpfen wir Kraft für jeden Dienst inmitten des Volkes Gottes und in dieser Welt als ein Zeugnis für den Herrn. Das ist auch der Ausgangspunkt für jede Erweckung und jeden Sieg unter dem Volk Gottes.
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