Biblische Begriffe
Seit Jahrtausenden und auch heute noch feiern die Juden das Passah, das Fest zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, dem Land der Knechtschaft für das Volk Israel. Für die Nacht ihres Auszugs hatte Gott selbst eindeutige Anweisungen gegeben, übrigens die ersten, die Er seinem Volk Israel gab.
Neun Plagen hatte Gott schon über das Land Ägypten kommen lassen, die neunte bedeutete drei Tage lang Finsternis in allen Häusern der Ägypter, während das Volk von der Plage ausgenommen war: in ihren Häusern war Licht (2. Mo 10,23). Die letzte und zehnte Plage kündigt Gott nun an: Er wird alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen - vom Menschen bis zum Vieh. Es ist nicht nur ein großes Zeichen, sondern es ist ein Gericht Gottes, das Er selbst ausgeführt. Er zeigt, daß Er die Sünde straft. Aber auch hier werden nach den Gnadenabsichten Gottes die Israeliten als sein Volk ausgenommen (Kap. 11,7), indem Gott ihnen ein Mittel gibt, das Ihn an ihnen ,,vorübergehen" läßt: das Passah (hebr.pessach = vorübergehen, unberührt lassen, überspringen). Ohne das Blut eines geschlachteten Passahlammes wären auch sie nicht verschont geblieben.
Das Passah bekommt für das Volk Israel eine grundlegende, auch historische Bedeutung: Gott bestimmt einen neuen Anfang, indem Er sagt: ,,Dieser Monat [d. i. der Monat Abib oder Nisan] soll euch der Anfang der Monate sein, er soll euch der erste sein von den Monaten des Jahres. Redet zu der ganzen Gemeinde Israel und sprecht: Am Zehnten dieses Monats, da nehme sich ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus" (2. Mo 12,2.3). ,,Ein Lamm ohne Fehl [eig. vollkommen, vollständig] sollt ihr haben, ein männliches, einjährig" (Vers 5). Dieses Lamm sollte vier Tage in Verwahrung gehalten werden - genügend Zeit, um zu bemerken, ob es wirklich ohne Fehl war -, es sollte dann am vierzehnten des ersten Monats ,,zwischen den zwei Abendenden" geschlachtet werden, dabei durfte kein Bein an ihm zerbrochen werden (2. Mo 12,46). Das Blut mußte aufgefangen werden und an die Pfosten und die Oberschwelle des Hauses gestrichen werden. Das Fleisch wurde dann am Feuer gebraten und ganz gegessen, zusammen mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern. Und während die Israeliten -bereit zum Aufbruch: „Die Lenden gegürtet, die Schuhe an den Füßen und den Stab in der Hand" - das Passahlamm aßen, ging Gott durch das Land Ägypten und schlug ,,alle Erstgeburt im Land Ägypten, von dem Erstgeborenen des Pharao, der auf seinem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker war, und alle Erstgeburt des Viehs" (Vers 29). Und in den Häusern, an deren Tür das Blut des Passahlammes gestrichen war ... ?
Vielleicht hatte mancher der ältesten Söhne ängstlich und voll Bangigkeit den Handlungen des Vaters zugesehen, ob wohl auch alles nach den gerade gehörten Vorschriften ausgeführt wurde, damit er in dieser Nacht dem Tod entgehen würde. Doch Gott hatte gesagt:„Und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein" (V.13), so hatte Gott gesagt und so hat Er gehandelt. Die Sicherheit des Erstgeborenen im Haus hing nicht von seinen Gefühlen ab, sondern von seinem Glauben an das, was Gott gesagt hatte, und wie Gott diese Blut sah und bewertete.
Diese letzte ,,Plage" in Ägypten übte eine solche Wirkung auf den Pharao und die Ägypter aus, daß das Volk endlich aus dem Land ziehen durfte und dazu noch mit Geräten von Gold und Silber und Oberkleidern, die die Ägypter ihnen überließen.
Soweit die historische Begebenheit. Aus dem Neuen Testament wissen wir, daß das Passah wie die anderen Feste, die Opfer und viele gottesdienstliche Einrichtungen in Israel eine geistliche Bedeutung hat. Der Apostel Paulus schreibt: ,,Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet" (1. Kor 5,7), und der Apostel Petrus spricht von „dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken; der zwar zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen" (1. Pet 1,19.20). Gott hatte also schon „vor Grundlegung der Welt" den Plan, das Opfer zu geben. Den Vorschriften von 2. Mose 12 liegt schon dieser tiefe Gedanke zugrunde: Gott sieht das Opfer seines Sohnes, des Herrn Jesus Christus; Er ist „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!'' (Joh 1,29). Darum dürfen wir auch in den Einzelheiten der Passahvorschriften Hinweise auf die Einzigartigkeit des Opfers unseres Herrn und Heilands erkennen. Wir wollen einige davon herausstellen:
- Es mußte ein Lamm ohne Fehl sein: Gott hatte sein Lamm vor Augen, das Er „zuvorerkannt hatte vor Grundlegung der Welt", „ein Lamm ohne Fehl" und noch dazu ,,ohne Flecken" (1. Pet 1,20).
- Das Blut, das Gott sah, war das Blut seines geliebten Sohnes, das am Kreuz von Golgatha fließen würde. Nur dieses Blut des stellvertretenden Opfers Jesu Christi reinigt von aller Sünde.
- Es durfte kein Bein an ihm zerbrochen werden: Trotz der Brutalität der Feinde des Herrn Jesus erfüllte sich auch diese Weissagung, als Er am Kreuz hing (Joh 19,36).
- Das Passahlamm mußte ganz, d. h. ,,sein Kopf samt seinen Schenkeln und samt seinem Eingeweide", am Feuer gebraten werden: Feuer ist ein Bild des Gerichts, das Gottes Opferlamm als Stellvertreter für den Sünder erduldete, wobei die persönlichen Vollkommenheiten Christi, was seine Gedanken, seinen Wandel und seine inneren Gefühle betrifft, klar hervortraten.
- „Ein jeder nehme sich ein Lamm": Jeder muß für sich persönlich das stellvertretende Opfer des Herrn Jesus annehmen. Das Lamm zu nehmen, es in Verwahrung zu haben, es zu schlachten, das Blut an die Pfosten und die Oberschwelle der Tür zu streichen und dann im Haus zu bleiben, alles das lag in der Verantwortung da Familie und des einzelnen. Die Sicherheit für den Erstgeborenen lag nur in dem Blut, das draußen sichtbar war; die persönliche Gewißheit aber lag in dem Glauben an das Wort Gottes durch Mose. Auch heute sind manche in Sicherheit, weil sie den Tod des Herrn Jesus für sich in Anspruch nehmen, aber sie bleiben dennoch in Furcht, solange sie sich nicht in vollem Glauben auf das Wort Gottes stützen: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben" (Joh 3,36). Das Mahl mußte begleitet sein von ungesäuertem Brot, ,,Brot des Elends" (5. Mo 16,3), und bitteren Kräutern. In die Freude des Heils angesichts des Gerichts Gottes mischt sich das bittere Empfinden darüber, was unsere Sünden den Heiland gekostet haben.
- Jede Familie aß nicht ein Lamm, sondern sie aßen das Lamm ,,in den Häusern, in welchen sie es essen" (V. 7). Sie hatten alle teil an dem einen Lamm, ein Ausdruck der Einheit des ganzen Volkes Israel in Gemeinschaft mit dem einen Lamm.
- Alle waren in Kleidung und Ausrüstung für den Auszug aus Ägypten vorbereitet. So ist auch heute jeder Erlöste in der Welt (Ägypten) ein Fremder, dessen Heimat und Ziel das verheißene Land, die Heimat droben, ist.
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