Zum Nachdenken

Meine Gnade genügt dir

,,Meine Gnade genügt dir", so hatte der Herr zu seinem Knecht Paulus gesagt, und hinzugefügt: ,,Denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht." Paulus brauchte in seiner Lage Ermunterung und Trost, und beides konnte diese Antwort des Herrn auf sein Gebet hin ihm sicher vermitteln. Doch was für ihn galt, gilt auch für uns. Wir dürfen seine geistliche Erfahrung immer wieder bedenken und sie ihm nacherfahren in unserem persönlichen Leben.


Die Not des Apostels war nicht durch eigene Verfehlungen verursacht. Er hatte übermäßige Offenbarungen empfangen, die ihn gefährdeten, weil Versuchungen im ,,Fleisch" ihn zu törichtem Rühmen hätten verleiten können. Deshalb ließ der Herr - bildlich gesprochen - Faustschläge Satans zu, um Schaden für seinen geistlichen Dienst zu verhindern. Es mag Sich um ein körperliches Leiden gehandelt haben. Dreimal flehte er zum Herrn, daß er, Satan, von ihm abstehen möge. Aber diese Bitten wurden nicht erhört, statt dessen erhielt er diese tröstliche Zusage.


Unsere Not mag häufig, anders als bei Paulus, von uns selbst verschuldet sein. Solche Selbstverschuldung benutzt der Teufel gern, um unser Vertrauen auf die Gnade und die Hilfe des Herrn zu stören. Wir meinen dann leicht, wir müßten nun auch ausbaden, worin wir gesündigt haben. Gewiß berührt die Sache Gottes Gerechtigkeit in seinen Regierungswegen. Aber deshalb hält sie die Gnade nicht auf.


Gnade - und sie steht an erster Stelle! - und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden (Joh 1,17). Nötig ist ein ehrliches Bekenntnis unserer Vergehungen, die wir durch das Licht der Wahrheit im Angesicht Christi erkennen. Dann dürfen wir Sprüche 28,13 für uns in Anspruch nehmen: „Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Barmherzigkeit erlangen." Welche Folgen sich auch immer aus unseren Übertretungen ergeben haben, wie sehr sie uns auch zusetzen mögen, so spricht der Herr uns dennoch ein solches Wort zu: ,,Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht." Das ist keine leere Theorie, sondern wird von Christen tausendfach erfahren und bezeugt. In einem alten Lied hieß es: ,,Seine Gnad´ und Christi Blut macht ja allen Schaden gut."So war es und so ist es und so wird es bleiben. Er wirft die Sünde hinter seinen Rücken, wir sollten nicht so schnell vergessen, vielmehr bereit bleiben, uns unter seine Hand zu demütigen. Aber wir dürfen stille werden, unsere Schwachheit fühlen und Ihn um Gnade und Kraft bitten. Dann wollen wir auf Ihn warten, unbedingt auf Ihn warten. Keine Hast und nicht selbst Hand anlegen! Auch an dieser Stelle ist sein ,,Hervortreten [...I sicher wie die Mor- gendämmerung" (Hos 6,3).


Gibt es eine beglückendere Erfahrung, abgesehen vom Erleben unserer Bekehrung? Unserer Errettung liegt die Gnade zugrunde, aber nicht weniger auch der Bewältigung aller Proben, selbst wenn sie uns ausweglos erscheinen. Aller Ruhm gebührt allein der Gnade und Treue des Herrn. Denn: ,,Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade" (Joh 1,16).                               Deshalb: Seine Gnade genügt dir und mir - auch heute noch!