Grußwort
Das persönliche Grußwort
Ein neues, langes Jahr liegt vor uns wie ein weißes Blatt Papier. Was wollen du und ich darauf schreiben, wenn Gottes Gnade uns diese Zeitspanne noch zumessen sollte und der Herr nicht vorher käme? Wie unsere Fähigkeiten und finanziellen Mittel ist uns auch unser Zeitfonds von Gott zur verantwortlichen Verwaltung anvertraut. Dieser Fonds ist nicht unerschöpflich. Ziehen wir also zum Jahreswechsel ruhig einmal eine ehrliche Zwischenbilanz. Laßt uns dabei Schwerpunktsverlagerungen nicht von vomherein ausschließen. ,,Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit" (1. Joh 2,17).
An folgenden Vers mußte ich denken, als ich kürzlich in einer Biographie die Inschrift las, die Heinrich II. (1133 - 1189; seit 1154 König von England und eines Drittels von Frankreich) auf seinen Grabstein in der Abteikirche zu Fonterrauld schreiben ließ (Übersetzung V. Dr. Susanne Polsterer, Wien):
Ich war der König Heinrich.
Der Königreiche viele habe ich erobert,
Herzogtümer und Grafschaften habe ich besessen,
die Länder der Welt waren mir einst zu wenig,
heute sind acht Fuß der Erde auch für mich -
genug.
Du, der du diese Worte liesest,
beachte diesen Wechsel wohl:
Ich bin, fürwahr, ein gutes Beispiel!
Einst war das Universum mir zu klein,
jetzt reicht mir ein Grab: ein Platz beinah´ zu groß für mich,
der immer soviel Platz gebraucht.
Salomo rät nach einer ähnlichen Rückschau im Buch des Predigers den Jüngeren: ,,Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit, ehe die Tage des Übels kommen, und die Jahre herannahen, von welchen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen" (Pred12,1).
Noch ist Gnadenzeit, noch kann der gute Samen, das Wort Gottes, ausgestreut werden. Die Welt wird immer interessanter, aber nicht besser. Sie lehnt unseren Herrn noch ebenso entschieden ab wie zu seinen Lebzeiten. Sie lehnt auch echte Nachfolger ab. Dennoch gilt jedem von uns weiterhin seine Aufforderung. ,,Folge du mir nach!" (Joh 21,22). Laßt es uns mit Vertrauen und Gebet noch entschiedener als bisher wagen.
Leitvers:
Dies aber ist das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. (Lk 8,11)
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