Neigungen

Wenn dich jemand nach deinen Neigungen fragt, dann wirst du das bestimmt rasch beantworten können. Vielleicht sagst du „Musik", vielleicht „Sport". Sind eher die Fremdsprachen, oder sind die Naturwissenschaften dein Schwerpunkt? Du wirst abwägen müssen, was dir mehr liegt, was dir gefällt und du gern magst. Dagegen wird das andere in den Hintergrund treten. Die Sprache gebraucht das Bild einer Waage mit zwei Waagschalen. Wir reden von abwägen, Schwerpunkt und Neigung. Eine Waage neigt sich nun einmal nach der Seite, auf der das schwerere Gewicht liegt.

Auch Männer in der Bibel haben sich Gedanken über Neigungen gemacht. Dabei ging es aber viel tiefer, nämlich um Neigungen des Herzens. Gott fragt jeden von uns: Wohin neigt sich dein Herz, dein innerstes Wollen und Wünschen? Wo legst du in deinem Leben den Schwerpunkt? Der klare Hinweis aus der Bibel ist, daß Gott wünscht, daß sich dein Herz Ihm zuneigt. Aber wie? Kannst du etwas dafür tun, daß sich bei dir Neigungen entwickeln? Kannst du Neigungen beeinflussen?

Ja! Bete dafür! Der Dichter des 119. Psalms betete zu Gott: „Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Gewinn" (V. 36). Gott ist sehr wohl in der Lage, ein Herz zu neigen, sogar wie „Wasserbäche" (Spr 21,1). Wie macht Er das? Indem Er etwas von Gewicht, nämlich sein Wort, auf das Herz legt. Nur durch etwas, was schwerer wiegt, neigt sich eine Waage zur anderen Seite. Der gleiche Psalmdichter sagt später, vielleicht als Dank für Gottes Antwort: Dein Knecht hat dein Wort lieb (V. 140). Wenn du Ihn darum bittest, wird Gott dir sein Wort - nämlich den Herrn Jesus - groß und wertvoll machen, so groß, daß die Waagschale deines Herzens sich mehr seinem Wort, und damit dem Herrn Jesus, zuneigen wird.

Wenn sich die rechte Waagschale senkt, hebt sich die linke. Gott verlagert das Schwergewicht weg von dem, was böse ist, hin zu seinem Wort. So können wir verstehen, wenn das Gebet lautet: „Neige mein Herz ... nicht zum Gewinn" oder : „Neige nicht mein Herz zu einer bösen Sache" (Ps 141,4). Gott wird unser Herz niemals zum Bösen neigen, sondern Er wird als Antwort auf unser Gebet soviel Gutes in die rechte Waagschale legen, daß sie sich neigt. Gleichzeitig wird Er uns bewahren, damit nicht der Teufel seine Gewichte in die linke Seite wirft!

Der nächste Schritt: Tu weg, was nicht zu Gott paßt. Die Waage wird sich kaum zur rechten Seite neigen, wenn ich das Gewicht in der linken Schale lasse. Josua forderte das Volk Israel auf, die fremden Götter wegzutun und ihr Herz dem HERRN zuzuneigen (Jos 24,23). Kein Mensch kann in der Sünde leben und sich gleichzeitig Gott zuwenden. Der Herr Jesus sagt klar: Wir können auch als Christen nicht zwei Herren dienen (Mt 6,24). Wer noch nicht so lebt, den fordert Gott auf, Buße zu tun und an Ihn das abzugeben, was belastet.

Jetzt sollte deine Neigung auch sichtbar werden: Lebe so, wie Gott es von dir wünscht. Salomo bat, der Herr sollte das Herz des Volkes zu Ihm neigen, damit sie auf allen seinen Wegen gehen und seine Gebote, Satzungen und Rechte beachten würden (1. Kön 8,57.58). Für uns heißt es natürlich nicht mehr, das Gesetz Moses zu halten. Der Herr Jesus hat das in seinem Wort - auch durch den Apostel Paulus - ganz klargemacht. Trotzdem wünscht Er von uns Gehorsam. Er hat uns zum Beispiel geboten, Liebe zu zeigen, damit die Menschen um uns herum sehen, daß wir Ihm angehören.

Wir stehen allerdings in Gefahr, Beziehungen zu Menschen aufzubauen oder bereits zu haben, durch die sich unsere Neigungen zu Bösem hin entwickeln. Dieses Problem hatte Salomo gegen Ende seines Lebens. Er hatte viele Frauen genommen, darunter einige, die aus fremden Kulturen mit entsprechendem Götzendienst stammten. Und genau diese Frauen, die er liebte, neigten sein Herz zu ihren Göttern hin. Dabei hatte Gott vor solchen Verbindungen gewarnt! Die Folge war, daß Salomos Herz nicht mehr ungeteilt mit seinem Gott war (1. Kön 11,2-4). Auch uns warnt Gott: „Laßt euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten!" (1. Kor 15,33).

Jetzt ist es an jedem von uns, sich einmal die Waage seines eigenen Herzens vorzustellen und dabei auf der göttlichen Skala abzulesen, in welche Richtung und wie tief sie sich neigt. Wem oder welcher Sache gilt deine Zuneigung? Gott möchte so sehr, daß wir Ihm unsere Neigungen geben.

Hast du den Wunsch, daß sich dein Herz Gott mehr zuneigen soll? Dann bitte Ihn darum. Tu weg, was hindert, indem du es Ihm bekennst. Dann wird Er dir sein Wort, und damit den Herrn Jesus in der Bibel, groß und wertvoll machen. Er wird dir mehr Freude schenken, sein Wort zu lesen und zu verstehen. Achte auch auf die Beziehungen, Freunde und Bekannte, die du hast, daß sie deine Neigungen nicht zum Bösen beeinflussen. Die Folge wird sein, daß du auch gern das tust, was Er will. Etwas weiteres wirst du erleben: Du wirst noch tiefere Zuneigungen haben wollen, weil du spürst, wie schön es ist, den Herrn Jesus in seinem Wort kennenzulernen.

Das Gebet „Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen" dürfen wir heute noch beten und sicher sein, daß Gott es erhört, wenn wir aufrichtig sind. Es wird Auswirkungen auf unser Leben haben.