An den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil

In dem vorigen Satzteil hatte der Apostel die Gläubigen in Rom aufgefordert, im Gebet anzuhalten. Ein wesentlicher Teil des Gebets ist die Fürbitte füreinander. Welch ein gewaltiger Segen ist es, wenn Gläubige in dieser Weise aneinander denken und füreinander einstehen. Doch kann der Herr nicht von uns erwarten, dals wir auch einander helfen, wenn wir von den Bedürfnissen unserer Mit-Geschwister wissen?

Der Apostel nennt die Mit-Geschwister hier nicht Brüder und Schwestern, sondern Heilige. Bereits in Kapitel 1,7 hatte er die Gläubigen in Rom Geliebte Gottes, berufene Heilige genannt. Heilige sind von Gott berufen. Ihre Berufung ist ewiger und himmlischer Art. Dadurch gehören sie nicht mehr zur Welt, obwohl sie sich darin aufhalten (vgl. Joh 17,14). Sie sind gleichsam Bürger zweier Welten.

Das griechische Wort für „teilnehmen" ist koinoneo; es ist verwandt mit dem Wort für Gemeinschaft. Der Apostel denkt wohl bei dem Teilnehmen an den Bedürfnissen der Heiligen zuerst einmal an materielle Unterstützung. Damals war eine Reihe von Gläubigen in Jerusalem recht arm (Röm 15,26). Paulus beabsichtigte sogar eine Reise nach Jerusalem, weil Gläubige in Griechenland ihm eine Gabe für die Heiligen in Jerusalem übergeben hatten, die er weiterleiten wollte. Das Wort für „Beitrag" in Römer 15,26 ist übrigens ebenfalls das übliche Wort für Gemeinschaft (koinonia). Johannes fordert die Gläubigen auf, nicht mit Worten und der Zunge zu lieben, sondern in Tat und Wahrheit (1. Joh 3,18).

In den westlichen Ländern leben wir heutzutage in einer großen äußeren Wohlfahrt. Die meisten sind finanziell gut versorgt, so daß wir praktischerweise diesen Ausdruck der Gemeinschaft wenig kennen. Doch weltweit gibt es viele Heilige, für die wir - wenn wir sie auch nicht persönlich kennen - beten können und an deren Bedürfnissen wir teilnehmen dürfen.

Es gibt aber auch noch andere Bedürfnisse, die die Heiligen in unserer Nähe sehr wohl haben. Wie viele mögen geistliche Nöte haben und brauchen dringend unsere Fürbitte und Teilnahme. Möge Gott uns dafür die Augen öffnen und uns die Freude erfahren lassen, was es heißt, an den Bedürfnissen der Heiligen teilzunehmen. So jemand war Philemon. Ihm konnte der Apostel das schöne Zeugnis ausstellen: „Denn ich hatte große Freude und großen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind."