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Sind Ohrringe okkult?

Frage: In den letzten Jahren kann man immer häufiger beobachten, daß sich Männer durch das Tragen von Ohrringen kennzeichnen. Auch unter Gläubigen gewinnt diese Sitte mehr Anhänger. Im Volk Israel wurde nach 2. Mose 21,6 und 5. Mose 15,17 die Knechte gekennzeichnet.

Hat dieses Tragen von Ohrringen einen okkulten Hintergrund? Wie sollte ein Gläubiger mit solchen Modeerscheinungen umgehen?

S. Melzer, Satzung


Antwort: In 1. Mose 35 werden Ohrringe zum ersten Mal erwähnt. Da die erste Erwähnung einer Sache sehr oft Licht auf ihren eigentlichen Charakter wirft, müssen wir das Tragen von Ohrringen wohl negativ beurteilen. In Vers 2 forderte Jakob seine Familienangehörigen auf, die fremden Götter wegzutun. Dem kamen sie nach, und in Vers 4 heißt es dann: „Und sie gaben Jakob alle fremden Götter, die in ihrer Hand, und die Ringe, die in ihren Ohren waren." In der Fußnote heißt es dazu: „Die sie als Amulette trugen". Die Bedeutung eines Amulettes beschreibt das Brockhaus-Lexikon: „Kleiner, oft mit Geheimzahlen und Inschriften versehener Anhänger, der seinem Träger Schutz und Kraft verleihen soll ... Der Glaube an Amulette entspringt dem magischen Denken." Von Rahel war ohnehin bekannt, daß sie die Teraphim aus dem Haus ihres Vaters mitgenommen hatte.

Die Stellen in 2. Mose 35,22 und 4. Mose 31,50 besagen einfach, daß es eine Praxis unter dem Volk Gottes war, Ohrringe u.ä. zu tragen. Aus Jesaja 3,16-23 wird dann aber klar, wie Gott wirklich darüber denkt. So liegt die Vermutung nahe, daß das Tragen von Ohr- oder Nasenringen ein „Ableger" heidnischen Götterglaubens war. (Ein aufschlußreicher Hinweis ist dazu auch die Randbemerkung in Richter 8,24: „Denn sie hatten goldene Ohrringe, weil sie Ismaeliter waren.")

Von anderen Völkern ist bekannt, daß sie unter Hinnahme z. T. großer Schmerzen sich Ringe oder Stäbe in den Körper treiben. Wenn sie das tun, um die Gunst heidnischer Gottheiten zu erlangen, hat es natürlich einen okkulten Hintergrund. Von den Baalsprie-stern wissen wir, daß sie sich große Schmerzen zufügten, um so die Götter günstig zu stimmen (1. Kön 18). Ein grausamer Schluß-punkt solcher Praxis war schließlich das Durchs-Feuer-Gehen-Lassen der eigenen Kinder für den Götzen Moloch.

Bei dem Verweis auf 2. Mose 21 und 5. Mose 15 ist zu beachten, daß der Knecht nicht aufgefordert wurde, einen Ohrring zu tragen, sondern daß lediglich ein Loch in das Ohr gebohrt wurde. Jeder konnte an einem solchen Menschen erkennen, daß dieser immer ein Knecht bleiben würde - auch nach einem sog. Jubeljahr.

Wie sollte ein Gläubiger mit solchen Modeerscheinungen umgehen? Er sollte sich bewußt sein, wem er dient. Dient er Gott, oder ist er, vielleicht unbewußt, der Gefangene eines Systems, dessen unsichtbare Fäden letztlich der Fürst dieser Welt in seinen Händen hält. Neben vielen Trends ist z. B. auch der Modetrend das Produkt eines Systems, ob man sich dessen bewußt ist oder nicht. Wem dienen wir? Unseren Auftrag bezüglich unseres Körpers beschreibt der Apostel Paulus in Römer 12 sehr deutlich: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist."

Am Ende vielleicht noch einige grundsätzliche Gedanken über das Ohr. In Psalm 40 heißt es, daß Gott die Ohren bereitet oder gegraben hat. In Jesaja 50 sagt der Prophet, daß Gott ihm das Ohr geöffnet hat. Zusammen mit der Stelle in 2. Mose 21 sind diese Verse ein deutlicher Hinweis auf unseren Herrn Jesus. Er wurde wahrhaftig Mensch, er lebte jeden Tag in völligem Gehorsam („Weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue", Joh 8,29), und schließlich ließ Er sich, bildlich gesprochen, das Ohr mit einer Pfrieme durchbohren, um so auf ewig Knecht zu sein. Der Herr Jesus wird tatsächlich auf ewig Knecht sein. Selbst wenn wir Ihn im Himmel sehen werden, wird Er nach Lukas 12,37 „sich umgürten und sie [d. h. die Jün-ger] sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen". Ist das nicht ein Teil seiner moralischen Größe?

Der Herr Jesus hat sich, bildlich gespro-chen, das Ohr durchbohren lassen, um uns damit zu zeigen, daß Er auf ewig Diener sein wird. Ist es dann nicht absurd, sich heute nach heidnischem Brauch einen Ring durchs Ohr zu stechen? Wollen wir nicht viel lieber, wieder in der bildlichen Sprache des Alten Testaments, das Ohrläppchen „ mit Blut benetzen" (2. Mo 29,20)? Diese Zeremonie war ein Teil der Reinung, wodurch der Priester im Dienst für Gott geweiht wur-de. Für den Priester war es von ausschlaggebender Bedeutung, auf die Stimme Gottes und sein Wort zu hören.