Bibel praktisch

Die Vereinigung Europas

Flast täglich kann man etwas über die Einführung des Euro in den Tageszeitungen lesen. In seiner Regierungserklärung am 27. Juni 1997 hat der deutsche Bundeskanzler zum wiederholten Mal er-klärt, daß der Euro pünktlich zum 1. Januar 1999 eingeführt werden soll und daß Deutschland von Anfang an unter Einhaltung der Stabilitätskriterien von Maastricht daran teilnehmen wird. Welche weitreichenden Folgen eine gemeinsame Währung für das Zusammenwachsen Europas haben wird, konnte man dann einen Tag später, am 28. Juni 1997, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen: „Über die ökonomische Wirkung hinaus werde durch die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion die politische Integration Europas vertieft.


Fragen über Fragen

Wie soll man sich die „politische Integration Europas" vorstellen? Wie wirkt sich letztlich eine einheitliche Währung in Europa auf die Politik der einzelnen Staaten, insbesondere auf ihre Wirtschaftspolitik aus? Wie geht es weiter mit der Arbeitslosigkeit in Deutschland und darüber hinaus in Euro-pa? Wird sie weiter zunehmen? Welche Staaten Europas werden an der gemeinsamen Währung teilnehmen? Und vor allem: Wie kommt es eigentlich, daß die Staaten Europas freiwillig immer näher zusammenrücken, in einer Zeit, wo viele Staaten auseinanderbrechen? Was ist die treibende Kraft, die hinter dieser Entwicklung steht? So gibt es Fragen über Fragen, auf die wir heute noch keine Antwort wissen. Eines aber steht fest: Vor unseren Augen vollziehen sich gewaltige Veränderungen.


Gibt es in der Bibel Hinweise auf ein vereintes Europa?

Der Begriff Europa kommt in der Bibel nicht vor. Doch glauben wir deutliche Hinweise auf ein Machtgebilde im Buch Daniel und der Offenbarung zu finden, das einem vereinten Europa entspricht, dessen Vorläufer die Europäische Union ist: das Römische Reich in seiner zukünftigen und letzten Phase. Wir wollen uns einmal zwei dieser Stellen etwas näher ansehen. Eine Stelle finden wir in Daniel 7: „Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und sehr stark, und es hatte große eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und was übrigblieb, zertrat es mit seinen Füßen; und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm gewesen, und es hatte zehn Hörner. Während ich auf die Hörner achtgab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horne waren Augen wie Menschen-augen, und ein Mund, der große Dinge redete" (V. 7.8).


Vier Weltreiche

Daniel sah in Träumen und Gesichten vor mehr als 2500 Jahren vier Tiere nacheinander aus dem Meer aufsteigen, und zwar zuerst (1) ein Tier gleich einem Löwen mit Flügeln eines Adlers, dann (2) ein Tier gleich einem Bären, das drei Rippen in seinem Maul hatte und viel Fleisch fressen würde. Schließlich sah er (3) ein Tier gleich einem Pardel, das vier Vogelflügel auf seinem Rücken und vier Köpfe hatte. Im Anschluß daran sah er (4) ein viertes schreckliches Tier, das zehn Hörner hatte. Ein Vergleich mit dem großen Bild in Daniel 2,31-45 macht deutlich, daß das erste Tier (der Löwe) ein Bild des babylonischen Weltreichs ist, das im 6. Jahrhundert v. Chr. von dem medo-persischen Weltreich (Bär) abgelöst wurde. Dieses Reich wurde schließlich zweihundert Jahre später von Alexander dem Großen bezwungen, wodurch das griechische Weltreich entstand (Pardel), das jedoch unmittelbar nach dem Tod Alexanders in die vier Nachfolgereiche (die sog. „Diadochen"-Reiche) zerfiel. Diese Reiche versanken in Bedeutungslosigkeit, als Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. das römische Weltreich entstand. Dieses letzte Reich sah Daniel im Bild des vierten Tieres, das die zehn Hörner hatte.


Das vierte Weltreich - aus der Sicht des Johannes

Auch Johannes, der Schreiber der Offenba-rung, sah dieses Tier, doch in einem anderen Zusammenhang. Wir lesen dazu eine Stelle aus Offenbarung 17,7-14: „Und der Engel sprach zu mir: Warum verwundertest du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. *8 Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen; und die, die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht in dem Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, daß es war und nicht ist und da sein wird. *9 Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. Und es sind sieben Könige: *10 Fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist da, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muß er eine kurze Zeit bleiben. *11 Und das Tier, das war und nicht ist, er ist auch ein achter und ist von den sieben und geht ins Verderben. *12 Und die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben, aber Gewalt wie Könige empfangen sie für eine Stunde mit dem Tier. *13 Diese haben einen Sinn und geben ihre Macht und Gewalt dem Tier. *14 Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden; denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue.


Eine komprimierte Beschreibung

Hier werden uns in bildlicher Sprache eine Menge Einzelheiten über das Tier genannt.

In Kapitel 16 beschreibt Johannes die Scha-lengerichte, die Gott kurz vor dem Kommen des Herrn Jesus zur Aufrichtung seines Reiches ausführen wird. Da in den Versen 10 und 11 das Gericht über den Thron des Tieres beschrieben wird, zeigt uns der Geist Gottes in Kapitel 17 weitere wichtige Einzelheiten über dieses Reich.


Auf dem Tier sitzt eine Frau

Johannes verwunderte sich über die Frau, die er in den vorhergehenden Versen gesehen hatte und die auf dem Tier saß. Diese Frau ist ein Bild der abgefallenen Christenheit, die nach der Entrückung der wahren Gläubigen noch auf der Erde ist und schließlich gerichtet wird. Sie übt einen wichtigen Einfluß auf das Tier aus. Ihr Gericht wird am Ende dieses Kapitels und in Kapitel 18 beschrieben.


Das Tier hat sieben Köpfe und zehn Hörner

Johannes hatte dieses Tier schon einmal ge-sehen, und zwar in Kapitel 13. Auch dort hatte es sieben Köpfe und zehn Hörner. In diesem Abschnitt wird nun diese wichtige Einzelheit näher erklärt, nämlich daß die sieben Köpfe sowohl sieben Berge sind als auch sieben Könige (V. 9.10). Auf den sieben Bergen sitzt die Frau. Viele Ausleger sind sich darin einig, daß es sich bei diesen sieben Bergen um die „Siebenhügelstadt" Rom handelt.

Diese sieben Köpfe sind aber auch ein Bild von sieben Königen. Und von diesen sieben Königen heißt es in Vers 10, daß fünf von ihnen gefallen waren, daß der eine (der sech-ste) da war und der andere (der siebte) noch nicht gekommen war. Viele Ausleger sehen in diesen sieben Königen die verschiedenen Staats- oder Regierungsformen des Römischen Reiches: (1) Könige, (2) Konsuln, (3) Diktatoren, (4) Dezemvirn, (5) Militärtribu-nen, (6) Kaiser, (7) zukünftiger Staatenbund. Zur Zeit der Abfassung der Offenbarung waren es immer noch Kaiser, die über das Römische Reich herrschten. Der letzte Kaiser war übrigens Romulus Augustulus, zu dessen Zeit das Römische Reich unterging.

Die siebte Staatsform war zur Zeit des To-hannes noch nicht gekommen. Wenn der „siebte König" käme, würde er eine kurze Zeit bleiben. Die folgenden Verse machen deutlich, daß diese siebte Staatsform ein Staatenbund von zehn Königen sein wird, der nur eine sehr kurze Zeit bestehen wird. Die eigentliche Macht dieses Reiches wird aber bald in die Hände eines sehr starken Herrschers (eines Diktators) geraten.


Das Tier war, ist nicht und wird sein

Jetzt sind wir etwas vorausgeeilt. Wir müssen noch einmal zu Vers 8 zurückkehren: „Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen." Hier wird die Geschichte des Tieres, des Römischen Rei-ches, in drei Zeitabschnitte eingeteilt. Diese drei Phasen sind:

a) Vergangenheit: Rom wurde nach der Sage im Jahre 753 v.Chr. gegründet, gelangte nach dem Zerfall Griechenlands zur Weltmacht und kam 476 n. Chr. zu seinem Ende. Das Römische Reich war damit viel länger Weltmacht als die vorhergehenden drei Weltmächte.

b) Gegenwart: Danach sollte es für eine unbestimmte Zeit verschwinden - obwohl manche Staatsmänner, unter ihnen Karl der Große, die Ottonen, Karl V., Napoleon und Hitler, es wiederbeleben wollten.

c) Zukunft: Schließlich würde es wieder em-porkommen, aber aus dem Abgrund, was auf einen satanischen Ursprung dieses Reiches in seiner letzten Phase hinweist.
Diese letzte Phase wird nur eine sehr kurze Zeit dauern, denn dann wird dieses Reich ins Verderben gehen. Auf die Beschreibung des Gerichts über das Tier und dessen Thron haben wir bereits hingewiesen (siehe Offb 16,10.11).

 

Die Menschen werden sich über das Tier verwundern

Die Menschen, die das erneute Emporkommen des Römischen Reiches miterleben werden, werden sich sehr darüber wundern. Von ihnen heißt es, daß sie auf der Erde wohnen und daß ihre Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind. In Offenbarung 13,3 schreibt Johannes sogar, daß die ganze Erde sich über das Tier verwunderte.

 

Ein achter König kommt und geht ins Verderben

Nun ist plötzlich in Vers 11 von einem achten (König) die Rede, der von den sieben ist: „Und das Tier, das war und nicht ist, er ist auch ein achter und ist von den sieben und geht ins Verderben." Soeben hatte Johannes davon geschrieben, daß die sieben Köpfe sieben Könige waren. Die siebte Staatsform wird ein Staatenbündnis sein. Darauf folgt eine achte (und letzte) Regierungsform. Zugleich ist dieser „achte König" von den sieben. Diese achte und letzte Staatsform ist zwar eine außergewöhnliche Staatsform, zugleich aber eine, die es bereits gegeben hat. Nach Entstehen des Staatenbündnisses wird ein Diktator aufstehen, der die Macht an sich reißt. Beachte in Vers 11 den Wechsel von es (das Tier) zu er (eine Person). Es heißt von diesem totalitären Herrscher (Diktator) der letzten Phase des Römischen Reiches, daß er ins Verderben geht. Mit seinem Gericht, das in Offenbarung 19,20.21 beschrieben wird, hört auch dieses Reich auf zu bestehen. Wenn das Tier zu Ende kommt, kommen auch die zehn Könige dieses Reiches um (siehe später).

Wir müssen an dieser Stelle noch einmal einen Blick auf Daniel 7,8 werfen, wo wir gelesen haben: „Während ich auf die Hörner achtgab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen, und ein Mund, der große Dinge redete." Das kleine Horn ist dieser achte König, der sich auf Kosten von drei Königen der insgesamt zehn Könige emporarbeiten wird. Er wird sie sich unterwerfen, indem er ihre Macht an sich reißt. Das wird der Augenblick sein, wo auch die anderen sieben Könige ihm ihre Macht geben werden. Es ist auch denkbar, daß das kleine Horn drei Könige beiseite setzt und an ihrer Stelle Vasallen einsetzt und dann alle zehn ihm die Macht einmütig übergeben. Auf diese Weise kommt dann der gewaltige Herrscher empor, der die Macht über Europa in seine Hände bekommen wird.


Die zehn Hörner sind ebenfalls zehn Könige

Bereits in Vers 7 hatte Johannes geschrie-ben, daß das Tier zehn Hörner haben wird. Hier kommt er auf die zehn Hörner zurück und schreibt, daß sie ein Bild von zehn Königen sind. Zur Zeit des Johannes war noch nichts von diesen zehn Königen zu sehen, sie hatten „noch kein Königreich empfan-gen". Sie würden aber - in der Zukunft - Gewalt wie Könige empfangen, und zwar für eine Stunde mit dem Tier. Das Römische Reich wird also in dieser letzten Phase eine außergewöhnliche Konstellation haben: Einerseits werden zehn Staatsmänner über Länder herrschen, die in einem Staatenbund zusammengeschlossen sind, andererseits wird eine Zeit nach dem Zustandekommen des Staatenbundes die eigentliche Macht an einen Diktator übergehen. Das ist völlig un-gewöhnlich. Es kommt zu einer Überein-kunft, ob freiwillig oder erzwungen, so daß die zehn Könige ihre Macht dem Tier geben werden, obwohl sie weiterhin „Könige" sind.


Die zehn Könige und das Tier führen mit dem Lamm Krieg

Die zehn Könige bleiben also während der Diktatur des Tieres in Amt und Würden, allerdings ohne große Machtbefugnis. In unserem kurzen Abschnitt hier in Offenbarung 17 wird aus ihrer gemeinsamen Regierungszeit nur eine Einzelheit erwähnt: Die zehn Könige werden zusammen mit dem Tier nach Israel ziehen und dort mit dem Lamm Krieg führen. Darin werden sie sich einig sein. Gibt es eine größere Vermessen-heit, als mit dem Lamm Gottes, dem Herrn Jesus, Krieg zu führen? Das ist der letzte Versuch Satans, der dem Tier die Gewalt gegeben hat (Offb 13,4), den Herrn Jesus zu bekämpfen, bevor er dann für tausend Jahre gebunden wird (Offb 20,1-3).

Dann heißt es sehr schlicht: „Und das Lamm wird sie überwinden; denn er ist Herr der Herren und König der Könige" (17,14). Das ist derselbe Augenblick, von dem es in Daniel 2 in beeindruckender Weise heißt: „Du schautest, bis ein Stein sich losriß ohne Hände, und das Bild an seine Füße von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte ... Und der Stein, der das Bild geschlagen hatte, wurde zu einem großen Berge und füllte die ganze Erde" (V. 34.35).

Einmal stand der Sohn Gottes vor einem römischen Statthalter und wurde zum Tode verurteilt. Bald wird Er wiederkommen und das letzte Haupt desselben Reiches lebendig in den Feuersee werfen. Und an Stelle dieses gewaltigen Reiches wird Er ein Reich errichten, das die ganze Erde erfüllen wird, ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.

 

Schluß

Wir möchten mit diesem kurzen Beitrag dazu anregen, sich vermehrt mit der Prophetie der Bibel zu beschäftigen. Niemand kann sich dem Eindruck entziehen, daß sich gewaltige Veränderungen vor unseren Augen vollziehen. Ob wir kurz vor der Erfüllung dieser Prophezeiungen in dem Buch Daniel und der Offenbarung stehen?