Post von Euch

Liebe Brüder im Herrn,

mit Interesse habe ich die Fragenbeantwortung „Sabbat oder Sonntag" gelesen, da ich vor einiger Zeit durch einen Artikel auf dieses Thema stieß. Dabei ging es jedoch mehr um die Frage, wie der Sonntag im Vergleich zum Sabbat „gefeiert" werden soll. In der Antwort auf die gestellte Frage in Heft 4/97 wurde kurz darauf eingegangen und u. a. gesagt, daß es nicht verboten ist, sonntags zu arbeiten. Diesbezüglich kann ich den kurzen Ausführungen nur zustimmen, finde es aber außerdem wichtig, daß in unserer Zeit noch einmal neu über die Frage: „Wie verbringe ich den Sonntag?" nachgedacht wird.

Es scheint, daß die Brüder aus dem vorigen Jahrhundert im Blick auf den Sonntag eine Vorstellung hatten, die von uns heute vielleicht als extrem angesehen wird. So jedenfalls ist es mir im ersten Augenblick ergangen, als ich einen Artikel von Bruder Kelly las, der vor einiger Zeit als Buch unter dem Titel „Vorträge über das Buch Nehemia" (Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt, 1996) erschienen ist. Heute bin ich davon überzeugt, daß Kelly recht hatte und möchte ein kurzes Zitat anfügen, das in Verbindung mit Nehemia 13,15-18 steht, wo berichtet wird, daß einige in Juda den Sabbat entheiligten und Nehemia sie aus diesem Grund zurechtweisen mußte.

„Wir finden hier einen sehr wichtigen Grundsatz. Nun will ich damit nicht sagen, daß wir verpflichtet sind, den Sabbat einzuhalten; was ich aber sagen möchte, ist dies, daß wir Gnade nötig haben und daß der Tag der Gnade in unseren Augen genauso wichtig sein sollte, wie es der Sabbat in den Augen derer war, die unter Gesetz waren. Und es wäre eine sehr sündhafte und schändliche Sache, wenn wir den Tag des Herrn für unsere eigenen selbstsüchtigen Absichten nutzen würden. Der Tag des Herrn trägt einen Charakter von Heiligkeit, der über den des Sabbattages weit hinausgeht. Der Tag des Herrn erhebt einen Anspruch an Gnade auf alle Kinder dieser Gna-de. Möchten wir das nie vergessen. Nicht, daß wir diesen Tag nicht im Geist der Gnade und der Freiheit nutzen könnten; wenn wir ihn aber für uns selbst nutzen, dann nutzen wir ihn nicht für Christus. Das würde heißen, sich so zu verhalten wie die Nationen, die Gott nicht kennen. Möchten wir ihnen nicht gleichen."

Wenn sich unser Christsein auch auf unser ganzes Leben erstreckt, folglich jeder Tag für unseren Herrn genutzt werden sollte, so bleibt dennoch die Frage für uns: Gehört der Sonntag (= Tag des Herrn = der dem Herrn gehörende Tag) wirklich dem Herrn?