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Taizé - worum geht es?

Szene 1: Christliche Buchhandlung - ein junger Mann erkundigt sich nach Musikkassetten aus Taizé. Zu meiner Schande (oder vielleicht auch nicht) mußte ich gestehen, daß ich mit diesem Begriff nichts anfangen konnte. „Ja, ich habe ge-dacht, daß Sie in einer christlichen Buchhandlung doch solche Kassetten haben müßten. Das ist christlich, meditative Musik. Dadurch haben schon viele Eindrücke vom Christentum erhalten."

Szene 2. Campingplatz - Neben uns reist eine Familie mit 5 oder 6 Kindern an, Jubel, Trubel, Heiterkeit. Wir freuen uns, daß wir mit unseren fünf Kindern nicht mehr auffallen. Am nächsten Morgen werden wir durch ein munteres Frühstückslied geweckt und trauen unseren Ohren kaum - „So wie der kleine Vogel singt, so preisen wir den Herrn". (Warum haben wir eigentlich noch nie so laut gesungen?) Es dauert nicht lange, und der Nachbar entpuppt sich als junger Pfarrer und wir landen schnell bei dem, was uns verbindet, dem einen Herrn. Als er mir von seiner Arbeit erzählt, fällt auch das Wort Taizé. Voller Begeisterung berichtet er, daß er jedes Jahr mit einem großen Teil der Jugend seines Dorfes eine Fahrt nach Taizé unternimmt. „Die Teenies kriege ich weder in die Kirche oder zu irgendwelchen Freizeitangeboten begeistert - aber dahin kommen sehr viele mit."

Szene 3: Stuttgart - Vom 28.12.- 1.1.97 kommen 70.000, vor allem junge Leute, auf Einladung der Evangelischen Landeskirche zu einem sogenannten „Taizé-Treffen" zusam-men. Wenig später dann die Frage zur Ju-gendstunde: „Sag mal, Klaus, was war da eigentlich los? Viele Dinge hören sich doch eigentlich ganz gut an, oder?"


Was ist Taizé?

Taizé ist ein Dorf im französischen Burgund. 1940 wurde in diesem malerischen Ort von dem ehemals reformierten Genfer Pfarrer Roger Schütz die sog. Kommunität oder Gemeinschaft von Taizé gegründet. Mitglieder dieser Bruderschaft verpflichten sich zu Ehelosigkeit, zur Gütergemeinschaft und zum Gehorsam gegenüber dem Prior (in diesem Fall der Genfer Pfarrer selbst). In den letzten beiden Jahrzehnten nun hat der Besucherstrom stark zugenommen. Dabei handelt es meistens um Jugendgruppen oder auch Schulklassen, die für einige Tage an dieser Gemeinschaft teilhaben. Entsprechend ist man inzwischen auch auf das ständige Kommen und Gehen eingerichtet.

Der normale Alltag in Taizé wird ausgefüllt durch Zeiten der Arbeit und Zeiten der persönlichen und gemeinsamen Andacht. Die Andachten werden im wesentlichen durch Meditation ausgefüllt. „Man sitzt oder kniet dazu im halb- oder völlig dunklen Raum auf dem Boden - bei Dunkelheit vor einer brennenden Kerze; man singt liturgische Lob- und Bußgesänge; man diskutiert mit Menschen, die ebenso suchen, ohne gefunden zu haben". Grundlage für die Meditationen sind die regelmäßig erscheinenden „Taizé-Briefe", die von dem Prior selbst verfaßt werden.

Da durch den zunehmenden Bekanntheitsgrad immer mehr Christen ebenfalls die Möglichkeit eines Besuches in Taizé in Betracht ziehen, soll es im weiteren vor allem um die Botschaften und Inhalte dieser Kommunität gehen.


Was ist die Botschaft?

Die Botschaft, die Tausende, vor allem junge Leute, in Taizé hören, das sei vorwegge-nommen, hat mit einem biblischen Evangelium nichts zu tun. Ich möchte das an einigen ausgewählten Passagen zeigen, die aus Büchern stammen, die Roger Schütz selbst verfaßt hat, und die in dem katholischen HERDER-Verlag, Freiburg, veröffentlicht wurden.

 

Wie kann ich Christus finden?

Dazu R. Schütz: „Das Gebet, in dem wir in die Tiefen Gottes hinabsteigen, ist nicht dazu da, daß wir uns in unserer Haut wohler fühlen. Beten - nicht um irgendeines Gewinnes willen, sondern um als freie Menschen in die lebendige Gemeinschaft mit Christus hineinzufinden. „In jedem von uns verbergen sich Abgründe, Unbekanntes, Zweifel, wilde Leidenschaft . Triebe wühlen uns auf, man weiß nicht, woher sie kommen - urväterliche Erinnerungen oder genetische Bestimmtheit?"

„Wenn wir Christus mit kindlichem Vertrauen in uns beten lassen, werden eines Tages die Abgründe bewohnbar sein. Eines Tages, später einmal, werden wir feststel-len, daß sich in uns eine Revolution vollzogen hat."

„Sich auf den einfachsten Wegen Christus anschließen. Wenn du auf deinen Atem hinhörst - du hast Anteil an deinem Leben ... Wenn du auf die Glocke hörst, die die Stunde schlägt ... Wenn du auf den Wind horchst, der durch die Zweige der Linden streicht." Vielleicht zeigen vor allem diese Sätze, auf welch verhängnisvollem Weg suchende Menschen in Taizé geschickt werden. Es ist der „uralte" und immer wieder neu angepriesene Weg der Selbstbefreiung und Selbsterlösung. Da ist keine Rede von Sünde und Schuld, keine Rede von Buße und Umkehr, keine Rede von Glauben und sicherem Wissen. Es bleibt im Gegenteil nur ein fortwährendes Suchen. Immer wiederkehrende Elemente in der Botschaft Taizé's sind Meditation (häufig auch Kontemplation genannt) und ein nichtendender Such-prozeß. Diese beiden Lösungsvorschläge müssen als unbiblisch bezeichnet werden.

Es ist fast müßig, noch Bibelstellen anzu-führen, die den unbiblischen Charakter dieser Botschaft herausstellen. Dennoch seien einige genannt:

Zu Meditation und Kontemplation als Weg zur Erlösung:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6).

"Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen" (Joh 3,3).

„Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen" (Apg 10,43).

Zu dem fortwährenden Suchen:

„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus" (Röm 5,1).

„Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wißt alles. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wißt, sondern weil ihr sie wißt, und daß keine Lüge aus der Wahrheit ist" (1. Joh 2,20.21).

„Da antwortete er: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eines weiß ich, daß ich blind war und jetzt sehe" (Joh 9,25).


Wie sieht Roger Schütz die Kirche Gottes?

Zunächst spricht sich die Gemeinschaft in Taizé für die Förderung der sichtbaren Einheit unter den Christen aus. Das ist grundsätzlich erfreulich. Was für eine Einheit Roger Schütz allerdings damit meint, macht er in einem seiner Bücher deutlich: „Wenn jede Ortsgemeinde einen Hirten braucht, um die Gemeinschaft unter denen zu fördern, die stets dazu neigen, ihre eigenen Wege zu gehen, wie können wir auf eine sichtbare Gemeinschaft aller Christen auf der Erde hoffen, wenn es keinen Hirten für alle gibt? ...Wird uns der Bischof von Rom als Hirte aller mitnehmen auf den Weg zu einer Kirche der Gemeinschaft, die nicht auf wirtschaftliche oder politische Mächte baut? Wenn ja, dann wird er, von seiner Ortsgemeinde getragen, wesentlich zur Entstehung, einer Gemeinschaft aller beitragen können.

Dazu passend eine Bemerkung des Priors: „Vor meinem Bett steht eine Ikone der Gottesmutter. Am Ende des Tages zünde ich gern ein Licht an und vertraue ihr alle jene an, die fortgehen (die Verstorbenen)."

Bereits 1964 wurde Roger Schütz gefragt, warum er nicht aus der Reformierten Kirche Frankreichs austrete. Seine Antwort war damals, wenn er jetzt nach Rom übertrete, würde er allein kommen; wenn er jedoch warte, bis er seinen Auftrag ausgeführt habe, so könne er mit einem Teil der Protestanten Frankreichs kommen. Übrigens ist Schütz dann vor einigen Jahren aus der reformierten Kirche ausgetreten.


Fazit

Wesentliche Aussagen zu biblischer Heilslehre (die Trennung des Sünders von Gott, die Mittlerrolle Christi in seinem vollkommenen Erlösungswerk am Kreuz, Vergebung der Sünden und Versöhnung mit Gott ...) werden in den Schriften von Schütz und somit in Taizé völlig vermißt.

Der dort aufgezeigte Weg ist in Wahrheit ein Irrweg. Nicht umsonst werden die mit dieser Botschaft konfrontierten suchenden Seelen „ständig auf der Suche" bleiben. Es sei denn, wiedergeborene Christen sagen ihnen, daß es einen Gott gibt, der sich finden oder schauen läßt. Als Beispiel für Millionen von vor allem jungen suchenden Menschen sei Hagar, die Magd Abrahams, genannt. Als sie auf ihrer Flucht vor Sarai in die Wüste kam, lernte sie einen Gott kennen, der sich von ihr finden ließ. „Du bist ein Gott, der sich schauen läßt" war ihre Reaktion, und so nannte sie auch den Brunnen „Beer-Lachai-Roi". Das wird ieder erfahren, der seine Sünden dem Herrn Jesus Christus bekennt und ewiges Leben empfängt. Er wird einen Gott kennenlernen, der sich finden läßt und nicht während seines ganzen Lebens einem „grauen Phantom" nachspüren. Wir haben einen Gott, der sich schauen läßt.

Weiterhin wird inmitten vieler verschwommener Aussagen doch deutlich, daß Taizé sowohl religionsvermischende Tendenzen als auch, wie schon erwähnt, röm.-kath. Züge trägt.


Und wir?

Das Wort Gottes ist ein zweischneidiges Schwert. Richten wir die eine Seite auf den anderen, so ist die zweite doch auf uns selbst gerichtet. Deshalb soll am Ende die Frage stehen, warum es jedes Jahr Tausende nach Taizé zieht und christliche Gemeinden hingegen von derart lebhaften Interesse nur träumen können? Warum gelingt es uns Christen nur so wenig, suchenden Seelen mit unserem Leben ein Wegweiser zum Heil in lesus Christus zu sein? Ich bin traurig, wenn ich daran denke, daß auch in diesem Jahr Tausende in Taizé den nutzlosen Weg in die Selbstversenkung antreten werden. Leben wir Christen vielleicht so wenig echten christlichen Glauben aus? Vergeuden wir unsere Kraft und Energie für die Dinge der Welt, für Dinge, die letztlich keinen Bestand haben? Muß eine solche Entwicklung nicht auch ein Alarmzeichen für jeden ernsthaften Jünger Jesu sein?

"Erlöster müßten sie aussehen, die Erlösten" - meinte schon Nietzsche. Vielleicht schauen wir jeden morgen mal in den Spiegel. Sehen unsere Gesichter eher aus wie die Titelblätter der „Klagelieder" als wie Erlö-ste, dann sollten wir uns geistlich „liften" lassen. Das wiederum geht nur, wenn wir wieder anfangen, uns ehrlich vor den Spiegel des Wortes Gottes zu stellen und unsere eigenen Fehler zu er- und bekennen