Bibelstudium

Jesaja (Teil 3)

10. Die Zeit Jesajas in politischer Hinsicht

Im eigentlichen Sinn des Wortes war Jesaja kein Kind seiner Zeit. Er sah in die ferne Zukunft. Dennoch ist es nicht zu leugnen, daß ein großer Teil seiner Arbeit mit durch seine Zeit bestimmt wurde. Deshalb ist es nötig und hilfreich, sich diese Zeit näher anzusehen, sowohl in politischer als auch in religiöser und sittlicher Hinsicht.

In politischer Hinsicht war die Zeit des Propheten Jesaja die des Aufkommens der Welt-reiche. Zuerst rangen Assyrien und Agypten um die Vorherrschaft als Weltreich. In den letzten Jahren Jesajas geschah dasselbe zwischen Assyrien und Babel. Die assyrischen Könige waren mächtige und herrschsüchtige Monarchen. Sie waren aus auf Waffenruhm, Eroberung und Raub. So wie heute galt auch damals das Recht des Stärkeren. Dieser Grundsatz hat auch in unseren Tagen trotz aller Konferenzen für Frieden und Zusammenarbeit nichts von seiner Anziehungskraft verloren. In den Tagen Jesajas war Assyrien der Stärkere, Ägypten wurde bezwungen. Bei diesen Eroberungszügen kamen natürlich die kleinen Staaten um Palästina herum in arge Bedrängnis.

Israel, das Reich der zehn Stämme, war einer der ersten kleinen Staaten, die das zu spüren bekamen. Es wurde schließlich, nach vielen vorausgegangenen Angriffen, die um so mehr die Eroberungssucht der Assyrer angestachelt hatten, endgültig erobert. Sehr viele Israeliten wurden als Sklaven nach Assyrien gebracht. Die erste Wegführung geschah in den Tagen Pekachs, des Königs von Israel (2. Kön 15,29). Hierauf weist Jesaja 9,1-5 hin. Pekach wurde von Hosea ermordet, der anschließend König in Israel wurde. Er rebellierte jedoch gegen den König von Assyrien, der daraufhin wieder einen Angriff startete. Er verwüstete Samaria und führte die Israeliten des Zehn-Stämme-Reichs nach Assyrien weg. Das war also eine zweite Wegführung (2. Kön 17,1-6). Damit hörte das Zehn-Stämme-Reich auf zu beste-hen. Die eigentlichen Ursachen waren jedoch der Ungehorsam gegenüber der Stimme des HERRN, das Ubertreten des Bundes, der Götzen- und Kälberdienst und weitere abscheuliche Sünden (2. Kön 18,12; 17,7-23).

Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen will ich dich sammeln. 54.7

Juda (bestehend aus den beiden Stämmen Juda und Benjamin) blieb vorläufig noch ver-schont. Die erste Wegführung der Israeliten aus dem Zehn-Stämme-Reich geschah in dem letzten Jahr Ussijas, des Königs von Juda, also in dem Jahr, als Jesaja zum Propheten berufen wurde (Jes 6,1). Dieser Ussija wandelte anfangs in den Wegen des HERRN, doch als er groß und stark wurde, erhob er sich und wollte außer seinem Königtum über Juda auch noch den Priesterdienst ausüben. Er wurde dafür von dem HERRN bis zu seinem Tod mit Aussatz bestraft (2. Chr 26). Nach Ussija wurde sein Sohn Jotham König über Juda. Jotham fürchtete den HERRN, doch unter dem Volk war der Verfall schon zu weit fortgeschritten. Das verschlimmerte sich noch, als der gottlose Sohn Jothams, Ahas, König über Juda wur-de. In den Tagen Ahas zog der bereits erwähnte Pekach, der König des Zehn-Stämme-Reichs, zusammen mit dem syrischen König Aram gegen Juda hinauf. 120 000 Mann von Juda starben, und 200.000 Söhne, Töchter und Frauen wurden gefangen nach Samaria wegge-führt, außerdem sehr viel Beute. Durch die Vermittlung des Propheten Oded wurden diese Gefangenen wieder freigelassen (2. Chr 28,1-15). Dieser Pekach griff später erneut Juda an - wieder zusammen mit Syrien - und verfolgte dabei das höllische Ziel der Ausrottung des Königshauses Davids (Jes 7,1-9).

Mein Ratschluß soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun; der ich einen Raubvogel rufe von Osten her, aus fernem Lande den Mann meines Patschlusses. 46,10.11

Wie bereits erwähnt, blieb Juda zunächst noch von der Wegführung verschont, obwohl die Zustände dort nicht besser waren und Juda das abschreckende Beispiel des Zehn-Stäm-me-Reichs Israel vor Augen hatte. Samaria lag ungefähr 35 km von Jerusalem entfernt. Wenn man in dem hochgelegenen Jerusalem auf dem Dach eines Hauses stand, konnte man die großen Wachfeuer der assyrischen Heere brennen sehen. So konnte man von dort aus verfolgen, wie Samaria in Flammen aufging (Jes 22,1). Das Gericht über das Zehn-Stämme-Reich, sozusagen vor den Augen Judas vollzogen, stellte Jesaja Jerusalem und Juda vor Augen. Doch das Volk kam dadurch nicht zur Einkehr. Das kleine Reich geriet in große Bedrängnis. Der HERR züchtigte es wegen der Sünden Ahas, der obendrein Assyrien um Hilfe anrief, wobei er aber auf Ablehnung stieß. Assyrien wurde beständig stärker. In den Tagen des frommen Königs Hiskia, des Sohnes des gottlosen Ahas, zog der Assyrer auch gegen Juda und Jerusalem herauf. Würde diese Stadt nun das gleiche Los wie Samaria treffen? Nein, um des HERRN selbst und um des Königs David willen (Jes 37,35) wurde Jerusalem nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben. Das Lager Assyriens wurde von dem HERRN geschlagen; 185.000 Mann waren am nächsten Morgen Leichen. Darauf kehrte der König von Assyrien nach Ninive zurück.

Doch bei vielen Menschen in Juda bildete sich durch diese Rettung die Vorstellung, daß Je-rusalem, im Gegensatz zu Samaria und anderen Städten, uneinnehmbar wäre, und zwar wegen der Anwesenheit des Tempels und des Tempeldienstes. Dieser Gedanke kommt auch deutlich in der Prophetie Jeremias zur Geltung. Wie töricht und abergläubisch diese Meinung war, erwies sich später - zum Entsetzen des Volkes -, als Jerusalem verwüstet, der Tempel verbrannt und das Volk von Nebukadnezar, dem König von Babel, in Gefangenschaft geführt wurde. Jesaja hat sehr vor dieser falschen Ruhe gewarnt.

Außerdem hatte die Niederlage Assyriens vor Jerusalem zur Folge, daß nun nicht mehr von der Weltherrschaft Assyriens die Rede war. Babel wurde beständig mächtiger. Nach der Niederlage Assyriens sandte der König von Babel Gesandte zu dem König Hiskia, um ihm zu gratulieren. Was verstand dieser heidnische König von der Rettung des HERRN? Nichts. Aber Hiskia wußte nur zu gut, wer Jerusalem gerettet hatte. Er legte aber kein Zeugnis davon ab. Geschmeichelt durch die Glückwünsche des zunehmend mächtiger werdenden Babels, zeigte er den Gesandten all seine Schätze und die militärische Macht seines Königreichs. Darauf wurde Jesaja zu Hiskia gesandt. Er mußte ihm die Botschaft überbringen, daß Tage kommen würden, wo all das, was er den Gesandten Babels gezeigt hatte, nach Babel weggeführt werden würde und daß seine Nachkommen dort dem König von Babel dienen würden.

Ist uns nun deutlich geworden, daß diese vielen erschütternden Ereignisse in den Tagen Jesajas seine Arbeit und sein Auftreten bestimmten?

 

11. Die Zeit Jesajas in religiöser Hinsicht

Wir beschränken uns hier auf die öffentliche und zutage tretende Haltung Judas, also der beiden Stämme, zu Gott. Die Regierung des Königs Ussija dauerte 52 Jahre und war sehr günstig. Ussija hatte sich mit Herz und Seele der äußeren und inneren Wohlfahrt seines Landes und Volkes gewidmet. Das ist ihm mit dem Segen des HERRN geglückt. In 2. Chronika 26,15 wird gesagt, daß ihm wunderbar geholfen wurde, bis er stark wurde.

Irdischer Erfolg ist häufig nachteilig für das geistliche Leben. Es sind nur kräftige Beine, die Wohlfahrt tragen können, und immer wieder hat es sich gezeigt, daß Völker und Einzelpersonen diese Beine nicht besitzen. Jesaja warnte vor dem Aufgehen in irdischer Wohlfahrt (Jes 1-3). Auch seine Zeitgenossen, die Propheten Hosea, Micha und Amos, taten dasselbe (Hos 4,15; 6,11; 12,1; Mich 2,3; Am 5,5; 8,14). Aus ihren Worten ist nur zu deutlich zu ersehen, daß das religiöse Leben auf einer niedrigen Stufe stand.

Der König Ussija blieb ebenfalls bei dem mit Gottes wunderbarer Hilfe erworbenen Wohlstand nicht standhaft. Durch Hochmut geblendet (2. Chr 26,16), wollte er außer dem Königtum auch den Priesterdienst ausüben. Als er trotz des Widerstands der Priester versuch-te, Räucherwerk auf dem goldenen Altar dar-zubringen, wurde er an der Stirn aussätzig, für jedermann sichtbar. Auf der Stirn des Hohenpriesters war ein goldenes Blech mit der Aufschrift „Heiligkeit dem HERRN" befestigt. Welch eine schreckliche Gegenüberstellung zeigte sich hier, als der HERR selbst die Heiligkeit des HERRN aufrechterhielt. Welch ein schlechtes Vorbild gab der König hier dem Volk! Als ein Unreiner wurde er aus dem Tempel in ein besonderes Haus gebracht, wo er bis zu seinem Tode aussätzig war.

Eine allgemeine religiöse Entartung Judas trat in den Tagen des Königs Ahas ein, der völlig ungläubig, abergläubisch und heidnisch war. Er führte den Baals- und Molochsdienst an und verbrannte sogar seine eigenen Söhne in dem Opferfeuer im Tal der Söhne Hinnoms. Den Brandopferaltar im Tempel ersetzte er durch einen Altar für einen syrischen Götzen. Er raubte die Tempelschätze und veranlaßte die Schließung der Türen des Tempels und erklärte den Dienst für den HERRN als abgeschafft (2. Chr 28,24). Dann wurden im Land Juda und in Jerusalem an allen möglichen Stellen Götzenbilder aufgestellt. Es war offensichtlich das Ziel des Königs Ahas, Juda und Jerusalem zum Heidentum zu führen. Das Volk konnte nichts dagegen ausrichten.

In solch einer Zeit lebte und prophezeite Jesa-ja. Er hatte die Bußtrompete geblasen und keinen undeutlichen Ton hören lassen. Natürlich gab es noch viele, die dem HERRN treu blieben, doch im Vergleich zum ganzen Volk war ihre Anzahl gering. Sie traten nicht besonders in Erscheinung.


12. Die Zeit Jesajas in moralischer Hinsicht

Zu dem religiösen Verfall kam ein tiefgreifen-der moralischer Verfall hinzu. So ist es tatsächlich immer. Wenn ein Volk Gott verläßt, sinkt es hinab, bis es schließlich völlig unter die Macht Satans kommt.

Die Zeit Jesajas hat viele Parallelen zu unserer Zeit. In Juda gab es damals dieselben Erscheinungen, wie wir sie heutzutage auch bei uns sehen. Damals wie heute wurden viele Orga-nisationen, Verbindungen, Bündnisse und Zusammenschlüsse geschaffen, um mehr Macht zu konzentrieren. Der HERR warnte seinen Knecht davor. Die Unabhängigkeit des Menschen Gott gegenüber wird durch derartige Machtgebilde genährt (8,12). Das Volk des HERRN sollte nur mit Ihm verbunden sein. Mit Ihm hätten sie die einzig wahre Stärke auf ihrer Seite gehabt. Abhängigkeit von Gott ist das einzig Richtige für den Menschen.

In Jesajas Tagen befragte man die Toten, geradeso wie es heute die Spiritisten tun. Man hatte einen verderbenbringenden Verkehr mit satanischen Dämonen (8,19). Die Unwissenheit unter dem Volk Juda bezüglich der Dinge des HERRN war erschreckend groß. Das Volk war dümmer als Ochsen und Esel (1,2f.). Ist es in unseren Tagen anders? Regiert heutzutage Königin Mode übermächtig, auch in den Tagen Jesajas war das bereits der Fall (3,16-26). Herrschen nun viele Kinder über ihre Eltern, in den Tagen Jesajas war auch das bereits der Fall (3,4f.). Erleben wir Tage des Feminismus, der Frauenherrschaft, auch Jesaja weist bereits in seinen Tagen darauf hin (3,12). Gibt es in unseren Tagen viele Führer, die Verführer sind, Jesaja berichtet dasselbe (3,12). Klagen wir heute über Habsucht und Mammonsdienst, Jesaja hat bereits sein „We-he" darüber ausgesprochen (5,8). Wird in unseren Tagen der Alkoholismus bekämpft, auch Jesaja kannte bereits in seinen Tagen etwas von diesem Kampf (5,11f). Ist heute die Kultur auf eine moralisch tiefstehende Ebene her-abgesunken, diese war damals im allgemeinen bestialisch (28,7-10). Klagt man nun über soziale Mißstände, Jesaja hat dagegen bereits damals seine Stimme erhoben (10,1-4). Gibt es nun Leichtfertigkeit, die Gott herausfordern muß, sie war auch in den Tagen Jesajas vorhanden (3,16-23; 5,19). Gibt es viele Spötter in unserer christlichen Welt, Jesaja kündigte ihnen bereits das Gericht an. Der Hochmut Judas war abstoßend, so ist es auch heute der Fall (2,10-22). Auch damals ging der Hochmut einem tiefen Fall voraus.

Man muß sich daher beim Lesen des Buches Jesaja stets vor Augen halten, daß Jesaja in einer durch und durch degenerierten und verkommenen Zeit lebte. Zwar schien durch die kräftigen Reformen des frommen Königs His-kia eine Besserung eingetreten zu sein, was auch äußerlich in mancher Hinsicht der Fall war, doch weil die Herzen nicht verändert waren, wurde dadurch auch die Heuchelei, das Tun-als-ob, verstärkt. Viele nahmen damals mit heidnischem Herzen aus allerlei eigenen Interessen an dem öffentlichen Dienst des HERRN teil. Der gottlose König Ahas konnte das Volk leichter wegführen als der fromme König Hiskia es zurückführen. Das abgöttische Volk unter der Regierung Ahas' wurde unter der Regierung Hiskias nicht auf einmal ein gottesfürchtiges Volk, obwohl der offenbare Götzendienst verboten und ausgerottet war. His-kia konnte die Herzen nicht verändern, was sich aus der Tatsache belegen läßt, daß anschließend der gottlose Sohn Hiskias, Manasse, an die Regierung kam und das Volk wieder in den öffentlichen Götzendienst zurückfiel. Da konnte zu Recht gesagt werden, daß Juda es nicht nur den Nationen gleich tat, sondern „mehr Böses" tat (2. Chr 33,9).

Viele Worte Jesajas wären uns unerklärbar, wenn wir annehmen würden, daß der Zustand Judas durch das kräftige Auftreten Hiskias plötzlich mit einem Schlag gut geworden wäre. Er erfuhr den Widerstand der Fürsten Judas, die der ägyptisch (weltlich) gesinnten Partei angehörten.


13. Einige Grundbegriffe des Buches Jesaja

Manchmal sind diese Grundbegriffe festgelegt in bestimmten Namen. Mit vier Namen wollen wir uns beschäftigen. Zuerst mit dem Namen: Heiliger Israels

Dieser Name wird dem HERRN beständig von Jesaja gegeben. In seiner Prophetie wohl achtundzwanzigmal'. Jesaja erwähnt diesen Namen auch gegenüber Sanherib, dem As-syrer, als dieser Jerusalem belagerte (2. Kön 19,22). Wie ein goldener Faden läuft dieser Name sowohl durch den ersten als auch durch den zweiten großen Teil seiner Prophetie, was ebenfalls ein Hinweis auf die Einheit seines ganzen Buches ist. Außer in Jesajas Prophetie kommt der Name „Heiliger Israels" lediglich sechsmal in der Heiligen Schrift vor, nämlich in Jeremia 50,29; 51,5; Hesekiel 39,7; Psalm 71,22; 78,41 und 89,18.

Wen meint Jesaja mit diesem Namen, und was will er damit andeuten? Bei der Betrachtung seiner Prophetie wird uns deutlich wer-den, daß er in vielen Fällen den damit bezeichnet, den die Gläubigen nun als den Herrn Jesus Christus kennen. Von Ihm, dem Heiligen Israels, wird als von dem Schöpfer Israels gesprochen; Er wird Israel erlösen, beschützen und wiederherstellen. Der Name „Heiliger Israels" ist wie ein Echo der Worte der Seraphim bei der Berufungsvision Jesajas (6,2.3). Er sah da eine dreifache Herrlichkeit. In Kapitel 6,1 ist die Rede von „Herr" . d.i. „Gebieter, Meister". In Kapitel 6,3 von dem „HERRN der Heerscharen", dies ist „HERR Zebaoth". In Vers 12 von „dem HERRN", d.i. „der ewig Treue"

Die Schrift hat in Johannes 12,41 von dieser Vision gesagt: „Dies sprach Jesaja, als [o. weil] er seine [Christi] Herrlichkeit sah und von ihm redete." Von dieser Herrlichkeit wird in Zukunft die Erde voll sein. Christus ist in jedem Kapitel der Prophetie Jesajas zu finden. Dieselbe Person, die Jesaja als den HERRN der Heerscharen sah, dem Seraphim dienten und dessen Befehle sie ausführten, wird im Neuen Testament als der wahrhaftige Mensch in der Herrlichkeit Seiner Erniedrigung gesehen. Die Herrlichkeit, die Jesaja bei seiner Berufung sah, brachte ihn zu dem Ausruf: „Wehe mir! denn ich bin verloren." Als der Herr Jesus den Sturm auf dem See Genezareth beruhigte, indem Er den Wind bedrohte, und der See die einfachen Worte hörte: „Schweig, verstumme", brachte das Erkennen der Herrlichkeit des Herrn Jesus in seiner Erniedrigung die Jünger dazu, auszurufen: „Wer ist denn dieser, daß auch der Wind und der See ihm gehorchen?" (Mk 4,41).

Was meint Jesaja mit dem Namen „Heiliger Israels"? Der Name bedeutet nicht, daß der Heilige sich Israel zuwendet. Er will mit diesem Namen sagen: Gott, Jesus Christus, ist der absolut Heilige, der vollkommen Abgesonderte vom Bösen. Mit diesem Namen wird die allumfassende Wesensvollkommenheit angedeu-tet. Israel hatte und hat noch die Berufung, diesen Heiligen im Glauben anzunehmen. Darum ist hier die Rede von dem „Heiligen Israels".

Dieser Heilige Israels ist für Jesaja der vollkommen souveräne Gott, der als der lebendige Gott den Toten gegenübergestellt wird. Er ist es, der Israel und allen Völkern seinen Willen auferlegt, das eine Volk erhöht und das andere Volk erniedrigt. Dieser wird wiederkommen, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten. Von Ihm wird in Johannes 5,22 gesagt, daß das Gericht Ihm, dem Sohn Gottes, übergeben ist. Gerechtigkeit, Friede, Wahrheit werden die Pfeiler seines Friedensreiches auf der Erde sein.