Post von Euch: "Wie weit" darf man gehen?
Ein Briefwechsel zum Thema: "Wie weit" darf man gehen?
- Wir geben hier die Teile eines längeren Briefes wieder, auf die in der folgenden Antwort eingegangen wird. -
... Übrigens drücken diese drei Bibelstellen (im ersten Teil des Briefes geht es um die Auslegung von drei Stellen aus dem Hohenlied, Kap 2,7; 3,5; 8,4, Anm. d. Red.) etwas sehr Schönes aus: Wenn zwei Menschen frisch verliebt sind, dann fühlen sie sich in der Öffentlichkeit oft unsicher und müssen erst noch lernen, miteinander umzugehen. Und dann sollte die Öffentlichkeit ihnen auch den Freiraum zugestehen, sich ungestört kennenlernen zu können und diese zarte Pflanze der Liebe nicht dem rauhen Wind auszusetzen. Deshalb halte ich persönlich es auch für sinnvoll, sich nicht gleich zu verloben, sondern erst noch einige Zeit „befreundet" zu sein. Dabei bitte ich zu beachten, daß „befreundet sein" nicht gleich heißt, daß man unanständige Dinge miteinander macht oder daß das eine „unverbindliche Liebesbeziehung" ist.
... Ich selbst bin dreiundzwanzig und (noch) nicht verliebt, aber ich genieße es (meistens), in diesem „Spannungsfeld Liebe" zu leben, zu sehen, wo meine Grenzen sind, mich zu beherrschen, Beziehungen aufzubauen, Menschen lieb zu haben, mir von Gott vergeben zu lassen (das ist das Beste von allem), ... - und ich freue mich auf die Zukunft und versuche, Gott zu vertrauen.
Vielleicht fehlt den jungen Geschwistern in den Versammlungen etwas der positive und ehrliche Umgang mit ihrer Sexualität, mit ihren Gefühlen und Wünschen. Es ist ein Unterschied, ob ich mich beherrsche und gelernt habe, mit meinen Sehnsüchten umzugehen, oder ob ich das alles verdränge und meine Frau dann in der Ehe darunter zu leiden hat. Ich denke, daß es manche Geschwister gibt, die uns darin anleiten können. Ich denke, es reicht nicht zu sagen: „Bete und warte, eines Tages wird dir der Herr die Richtige zeigen" - wir müssen uns darauf vorbereiten und lernen, mit dem, was in uns steckt, umzugehen. Wie gesagt, es ist ein Unterschied, ob ich mich beherrsche oder ob ich davor weglaufe: Das Ergebnis ist vorerst ähnlich, später wird's Probleme geben.
PS: Mir ist noch was eingefallen: Wir müssen den Umgang mit Mädchen lernen. Wir müssen lernen, ein Mädchen wirklich lieb zu haben und es nicht nur als Objekt unserer Sehnsucht zu sehen. Es ist auch gut zu lernen, was Frauen von einer Ehe erwarten, und sich darauf vorzubereiten. Das lernt man z.B., wenn man gute kameradschaftliche Beziehungen pflegt oder mal gemeinsam an einer Freizeit teilnimmt, bei der man Gelegenheit hat, miteinander zu reden und sich kennenzulernen. Ich denke, ein offenerer und herzlicherer Umgang der Geschlechter miteinander würde gut tun!
Herzliche Grüße und Gottes Segen
N.N.
Auszug aus dem Antwortbrief:
Lieber ..., zu Deinen Überlegungen zum Thema „Freundschaft, Umgang mit Mädchen usw." kann ich nicht uneingeschränkt ja sagen, dazu bin ich in seelsorgerlichen Gesprächen mit zu vielen Ehekonflikten bzw. -katastrophen in Berührung gekommen.
Deine Konzeption verhindert spätere Beziehungsprobleme mit Sicherheit nicht - weder bei Christen noch bei Nichtchristen (weshalb können Stars, die „Liebe" täglich besingen oder anderen vorspielen, privat meistens keine stabile Beziehung aufbauen und landen nicht selten bei den Drogen?).
Es ist ja mit dem Spannungsfeld Liebe/ Sexualität so ähnlich wie mit der elektrischen Energie. In überschaubaren, abgegrenzten Bahnen zu dafür vorgesehenen Einrichtungen bzw. Maschinen geleitet, spendet sie Wärme oder setzt enorme Kräfte frei. Jedes zweckentfremdete oder fahrlässige Herumexperimentieren mit Hochspannung führt irgendwann zu Zerstörung und Tod. - Du darfst mir glauben, daß Du das Experimentieren mit Beziehungen und Gefühlen zwischen Jungen und Mädchen einfach nicht brauchst, um einmal eine glückliche Ehe führen zu können (von den Gefahren ganz abgesehen). Die tatsächlich erforderliche Vorbereitung auf eine glückliche, lebenslange Ehe ist um einige Größenordnungen anspruchsvoller. Natürlich kann ich jetzt schriftlich nicht tiefer darauf eingehen. Dazu wäre schon eine längere Unterhaltung nötig. Laß mich daher einfach noch einige Bemerkungen und Fragen anfügen.
Man kann mit der Liebe nicht spielen. Mädchen sind sehr empfänglich für liebe Worte und andere Bekundungen von Interesse, für sie ist das aber nie Spaß (auf bloße Albernheiten reagieren sie gar nicht). Falls Du dann ein solches „Experiment" abbrichst (für uns Männer kein Problem), bleibt bei dem Mädchen eine tiefe seelische Narbe zurück. Dürfen wir das tun, vielleicht sogar wiederholt? Gottes Strafe ist hart. Das Mädchen, für das Du Dich irgendwann wirklich entscheidest, wird Dir als Frau nie restlos vertrauen (wie könnte sie auch!). Die getäuschten Mädchen, denen Du „nur mal so" ein wenig Zuneigung signalisiertest, können dem Gewissen eines Tages sehr zu schaffen machen.
Dabei haben wir Christen es so einfach. Wir haben in allem, was die Schrift über Christus und seine Versammlung (Gemeinde) schreibt, unvergleichlichen Anschauungsunterricht über die Ehe. Wir dürfen unsere Wünsche dem Herrn sagen und Ihm alles überlassen. Könnte es wirklich sein, daß wir von Ewigkeit her Gegenstände seiner Liebe sind, Er uns aber bezüglich des Ehepartners im Regen stehen läßt? Können wir überhaupt allein eine vernünftige Wahl treffen? - Wir kennen doch weder uns selbst noch den anderen wirklich, und schon gar nicht die Zukunft.
Wer meint, daß Gottes Einrichtung „Ehe" ein modernes Update nötig hätte oder auch in abgespeckter Version genüge (Genuß ja, Verantwortung nein), den muß man aufrichtig bedauern, er lebt am Schönsten vorbei.
Aber natürlich können wir die Hände nicht einfach in den Schoß legen. Wie kannst Du Dich am besten auf die Ehe vorbereiten? Indem Du alle nur erdenkbaren Voraussetzungen schaffst, daß Dir der Herr eines Tages eine Schwester, für die Er gestorben ist, an deren Glück Ihm sehr gelegen ist, aus deren Leben Er Frucht für sich haben möchte, ein Leben lang anvertrauen kann. Er möchte sie Dir als Gehilfin (nicht Dienerin) geben - weißt Du schon wozu? Wie sieht Dein Lebensziel konkret aus? Könntest Du es dem Mädchen schon exakt sagen, könnte sie sich als Gläubige mit Sicherheit damit identifizieren? Hast Du gelernt, große und kleine Probleme anhand der Bibel unter Gebet zu lösen?
Du sollst eines Tages Haupt (nicht Pascha), d.h. Führer und Fürsorger sein (im Sinne von Epheser 5). Was hast Du bisher unternommen, um für die Versorgung einer Familie weitgehend selbst aufkommen zu können? Deine Frau wird unvermeidlich auch Fehler haben. Kannst Du so etwas in Liebe ertragen, d.h., hast Du es an Mitgläubigen mit Erfolg geübt? Dazu auch gleich Bekennen und Vergeben? Du wirst es fast täglich tun müssen, wenn Deine Ehe fortbestehen soll. Der Herr hat sich selbst für die Versammlung hingegeben. Wärst Du zumindest bereit, auf einige Hobbys, auf bestimmte Pläne bezüglich Beruf und Reisen oder dgl. zu verzichten, falls es das Wohlergehen Deiner Frau erforderte? Könntest Du im Fall von Uneinigkeit in Ruhe über die Sache sprechen, Deine Frau anhören, den Herrn dann gemeinsam um Weisung bitten und eine deutliche Antwort abwarten? Vor allem diese Antwort auch akzeptieren, falls Du zurückstecken müfstest? Beobachte Dich diesbezüglich im Umgang mit Freunden.
SPIELEN MIT DEN KLEINEN DINGEN FÜHRT ZUM SPIELEN MIT GROSSEN DINGEN. (C.H. SPURGEON)
Falls Du das alles wenigstens ansatzweise bejahen könntest, dann bestünden, jedenfalls was Dich betrifft, berechtigte Hoffnungen, daß in Deiner evtl. Ehe einmal zwei „Du" und nicht bloß zwei „Ich" zum „Wir" würden. Nun noch eine Frage. Kannst Du Dir echt vorstellen, daß unter solchen (für Gläubige nicht utopischen) Voraussetzungen in den intimen Beziehungen Probleme auftauchen, weil Ihr („ohne zu weit gegangen zu sein") nicht irgendwie Eure Liebesfähigkeit trainiert habt? Die Ehe bietet unter idealen, gottgemäßen Bedingungen ausreichend Gelegenheit dazu; natürlich gibt es auch hier eine Lernkurve. Aber wer sollte denn wirklich erfahren können, was Gott mit erfüllter Liebe für Geist, Seele und Leib eigentlich schenken will, wenn nicht zwei Christen, die sich gegenseitig als Sein Geschenk betrachten und einander voll vertrauen dürfen? Leute, die nur Sex suchen und praktizieren, ahnen nicht einmal, daß es so etwas geben könnte. Wer meint, daß Gottes Einrichtung „Ehe" ein modernes Update nötig hätte oder auch in abgespeckter Version genüge (Genuß ja, Verantwortung nein), den muls man aufrichtig bedauern, er lebt am Schönsten vorbei. Wir Christen sollten uns von solchen Zeitgenossen nicht im geringsten die biblische Sicht verbauen lassen, auch wenn es viele sind.
In dem Punkt gemeinsame Unternehmungen stimmen wir überein, wie Du aus Heft 4/95 („Nichts als heiraten?"), Seite 36, letzter Abschnitt, ersehen kannst.
Sieh hinter den vorstehenden Seiten bitte keinen erhobenen Zeigefinger, sondern einen älteren Bruder, dem es im Herzen wehtut, daß viele prächtige junge Gläubige nur unvollkommen erleben, was ihr himmlischer Vater als Schöpfer mit Ehe wirklich gemeint hat. Ich wünsche Dir, im Blick auf unser Thema ganz persönlich zu erleben: „DU wirst mich auf einen Felsen leiten, der mir zu hoch ist" (Ps 61,2).
Dein Bruder im Herrn
Hans-Joachim Kuhley
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Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
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