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Warum sollen die Jünger über einige Wunder schweigen?

Frage: Mir ist beim Lesen der Evangelien aufgefallen, dass, wenn der Herr Jesus ein Wunder tut bzw. jemanden heilt, Er manchmal sagt, dass es weitererzählt werden soll, wie bei dem Besessenen in Markus 5,19 und Lukas 8,39, und manchmal sogar in die Leute dringt, es nicht weiterzuerzählen, wie bei der Tochter des Jairus in Markus 5,43 und Lukas 8,56. Wie muß man sich das erklären?

J. vom Stein, Hückeswagen


Antwort: Weil Du einige Stellen angeführt hast, will ich sie zuerst einmal wörtlich zi-tieren: Und er ließ es ihm nicht zu, sondern spricht zu ihm: Geh hin nach deinem Hause zu den Deinen und verkünde ihnen, wieviel der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat. Und er ging hin und fing an, in der Dekapolis bekannt zu machen, wieviel Jesus an ihm getan hatte; und alle verwunderten sich" (Mk 5,19.20) ...„Kehre in dein Haus zurück und erzähle, wieviel Gott an dir getan hat. Und er ging hin und machte in der ganzen Stadt be-kannt, wieviel Jesus an ihm getan hatte" (Lk 8,39) .. „Und er gebot ihnen dringend, daß niemand dies erfahren solle, und sagte, man möge ihr zu essen geben" (Mk 5,43) ... „Und ihre Eltern gerieten außer sich; er aber gebot ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war" (Lk 8,56).

Dem Besessenen sagt der Herr Jesus also, daß er das Wunder der Befreiung aus der Macht der Dämonen weitererzählen soll, was dieser ja auch getan hat. Der Herr Jesus wußte, daß das ein mächtiges Zeugnis sein würde. Die Menschen verwunderten sich. Hier gab es also noch offene Herzen, die empfänglich waren für das, was der Herr Jesus in seiner Liebe zu Menschen tat. Beachte, daß dieses Wunder mit dem Besessenen in einem Landstrich geschah, wo der Herr sich nicht sehr oft aufhielt, nämlich im Land der Gadarener auf der östlichen Seite des Sees Genezareth.

Das Wunder der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus geschah aber auf der anderen Seite des Sees (vgl. Mk 5,21), also in Galilãa. Und dort hat sich der Herr sehr viel aufgehalten, meistens dann, wenn Er nicht in Judäa oder Jerusalem war. Und hier war die Situation völlig anders. Hier kannten die Menschen den Herrn Jesus recht gut; ja, sie lehnten Ihn sogar bereits ab. In Markus 5,40 heißt es, daß sie Ihn auslachten. Sehr deutlich wird die Ablehnung in dem folgenden kleinen Abschnitt in Markus 6,1-6. Er kam dort in seine Vaterstadt, das ist Kapernaum, wo Er aufgewachsen war. Dort machten die Menschen Ihn verächtlich, indem sie sagten, daß Er doch „nur" der Sohn des Zimmermanns sei. Sie ärgerten sich an Ihm. Markus schreibt, daß der Herr dort kein Wunderwerk tat, außer daß Er einigen Schwachen die Hände auflegte. Er verwunderte sich sogar über ihren Unglauben.

Wir sehen also, daß der Herr dort, wo man Ihn ablehnt, keine Wunder mehr tut. Wunder sollten immer die eigentliche Botschaft des Evangeliums unterstreichen. Dennoch hat der Herr die Tochter dieses gottesfürchtigen Synagogenvorstehers auferweckt, weil dieser Mann Ihm vertraute. Doch Er wollte nicht, daß dieses Wunder weitererzählt wur-de, denn es stand fest, daß die Menschen in dieser Gegend Ihn im allgemeinen nicht mehr wollten. Für sie war gleichsam die Zeit der „Gnade" abgelaufen.