Bibel erklärt
Lehre
Jeder Christ weiß, daß Gott uns sein heiliges Wort, die Heilige Schrift, gegeben hat, damit wir seine Gedanken kennen-fernen: Wir sind die Schüler, die lernen dür-fen, Gott ist der Lehrer, der uns belehrt. „Wer ist ein Lehrer wie er?" (Hiob 36,22). Der Herr Jesus war auf dieser Erde der Lehrer. (Sehr oft wird Er in den Evangelien, häufig ehrfurchtsvoll, so genannt.) Wir dürfen darum demütig lernen und sorgfältig auf das achten, was Er uns in der Schrift zeigt. Demütig lernen!
Oft haben wir allerdings eine nicht gerade demütige Haltung, was daran erkennbar ist, daß wir die „Lehre" der Heiligen Schrift zwar nicht aufgeben, aber sie doch irgendwie in den Hintergrund stellen. Das ist nämlich immer dann der Fall, wenn wir meinen, die „Praxis" sei wichtiger, wir müßten in unserem Christenleben „aktiv" sein, darauf allein käme es an.
Nun ist es selbstverständlich wahr, daß wir in unserem Leben als Christen, als Jünger des Herrn Jesus, fleißig und aktiv sein sollen. Faulen Knechten sieht man nämlich gar nicht an, daß sie überhaupt Knechte sind. Aber ein hektisch hin und her springender und nach außen fleißig und aktiv erscheinender Knecht, der gar nicht weiß, was sein Herr denkt und was er anordnet, weil es ihn überhaupt nicht interessiert, ist ebenfalls ein schlechter und unnützer Knecht. Außerdem achtet er seinen Herrn nicht, weil er tut, was er selbst für richtig hält.
Um ein echter und treuer Jünger des Herrn zu sein, müssen wir also wohl doch zunächst die Lehre kennen, um dann danach zu handeln.
Im Neuen Testament hören wir häufiger den Begriff „Lehre" (gr. didaskalía): Es gibt die „gesunde Lehre" (1. Tim 1,10; 2. Tim 4,3; Tit 1,9; 2,1), die „gute Lehre" (1. Tim 4,6), die „Lehre, die nach der Gottseligkeit ist" (1. Tim 6,3). Hier wird die „Lehre" in ihren Eigenschaften bezeichnet. Sie ist „gut", weil sie von Gott kommt; sie ist „gesund", weil sie gesunde „Nahrung" für die Seele ist und zu gesundem Wachstum führt; sie ist „nach der Gottseligkeit", weil sie zu Hingabe an Gott leitet und, wenn sie als solche angenommen worden ist, von Hingabe an Gott zeugt. Und was dürfen wir alles von Gottes Gedanken erfahren! Seine Gedanken über seinen Sohn, sein Werk der Liebe durch seinen Sohn, seine Absichten für den verlorenen Menschen, nämlich: ihm auf Grund des Werkes von Golgatha und auf der Grundlage der Umkehr und des Glaubens ewiges Leben zu schenken, eine Hoffnung, eine Zukunft. Aber auch die Seite seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit, die absolut sind, das heißt, nicht relativiert werden können, so als ob Gott es nicht so genau nähme.
Aber andererseits macht uns die Lehre der Heiligen Schrift mit einer Person bekannt. Das ist überaus wichtig. Gott macht uns bekannt mit seinem Wesen, so weit wir überhaupt von dem unergründlichen und unfaßbaren Wesen Gottes etwas verstehen können. Darum macht Er uns bekannt mit seinem Sohn, der auch der eigentliche Gegenstand der ganzen Heiligen Schrift ist, selbst im Alten Testament. Und darum gibt es insbesondere die „Lehre des Christus" (2. Joh 9), nämlich das, was über die Person des Sohnes Gottes, der „im Fleisch gekommen" ist (1. Joh 4,2-3), mitgeteilt wird und was Gegenstand unseres Glaubens, d.h. unserer festen Überzeugung, ist. Darüber finden wir die absolute Aussage: „Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht ... Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht" (2. Joh 9.10).
Diese kurzen Zitate machen deutlich, daß die „Lehre", besonders die „Lehre des Christus", von ausschlaggebender Bedeutung ist und daß man sie kennen muß. Diese Erkenntnis geht auch jeder Praxis im christlichen Bereich voraus, muß ihr vorausgehen. Nicht von ungefähr ist es auch, daß in allen neutestamentlichen Briefen zunächst die Lehre, dann die daraus folgende Praxis vorgestellt wird.
Nun werden in der Schrift auch verkehrte Lehren genannt, und es wird vor ihnen ge-warnt. Da sind „mancherlei und fremde Lehren" (Heb 13,9), da können „verkehrte Dinge" geredet werden (Apg 20,30), da gibt es die „Lehre Bileams" (Offb 2,14), ja sogar „Lehren von Dämonen" (1. Tim 4,1). Alle diese Lehren sind falsch, stehen gegen Gott und seinen Christus, es sind Irrlehren. (Wenn in der Schrift das Wort „Lehren" in der Mehrzahl vorkommt, sind übrigens ausnahmslos böse Lehren gemeint.) Vor solchen Lehren müssen wir uns hüten, wir sollten sie nicht einmal interessehalber kennenlernen wollen. Das ist für uns zum Schaden, weil sie verführen.
Von den ersten Christen lesen wir, daß sie „in der Lehre der Apostel" verharrten, sie hielten an dem fest, was die Apostel im Auftrag des Herrn lehrten (vgl. Mt 28,20). „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten" (Apg 2,42). Sie mußten, um die „christlichen Wahrhei-ten" zu kennen, die Lehre aufnehmen, annehmen und darin „bleiben". Darum hat der Herr die Apostel gegeben, nach ihnen die Lehrer (vgl. 1. Kor 12,28; Eph 4,11). Er möchte uns nämlich in der „gesunden Leh-re" bewahren, damit wir nicht „Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Men-schen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe". Er möchte, daß wir „in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist" (Eph 4,14.15).
Merken wir, wie wichtig die „Lehre" ist? Wir wollen doch gern von unserem Herrn und Lehrer lernen und dabei nicht verges-sen, daß wir immer Lernende bleiben.
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