Bibelstudium
Bibelkurs
Der Name Jesajas - Wohnort und Arbeitsgebiet Jesajas - Jesajas Familie - Der Charakter des Propheten - Jesaja als Dichter, Redner, Schreiber und Prophet - Die Zeit Jesajas in politischer, religiöser und moralischer Hinsicht - Grundbegriffe im Buch Jesaja - Die Beziehung Gottes zum Volk Israel - Der Tag des HERRN - Die Person Christi im Buch Jesaja - Jesaja und die zukünftigen Ereignisse - Jesajas Lebensende - Die Herrlichkeit des Friedensreiches Christi - Einteilung des Buches Jesaja.
Nach dieser Einleitung möchten wir dann zu jedem der 66 Kapitel eine erklärende Inhaltsangabe (ebenfalls diesem Buch entnommen) abdrucken. Es ist unser Wunsch, daß durch diese Erklärungen das Buch Jesaja vielen Lesern wertvoll(er) wird. Falls jemand holländisch liest, empfehlen wir ihm sehr die Lektüre des gesamten Buches. Vielleicht schenkt der Herr es, daß das gesamte Buch einmal ins Deutsche übertragen wird. Ob der Herr es einem unserer Leser, der holländisch liest, aufs Herz legt, diese umfangreiche Arbeit durchzuführen?
1. Allgemeine Hinweise
Es ist sehr bedauerlich, daß der größte Teil derer, die an Christus glauben, nicht mehr in der freudi-gen, tröstenden und reinigenden Erwartung lebt, daß der Herr Jesus wiederkommen wird, um Seine Versammlung, alle wahren Gläubigen, in den Himmel aufzunehmen.
Aus vielen Stellen im Neuen Testament und vor allem in den Briefen der Apostel ist so deutlich zu ersehen, daß diese Erwartung zu Beginn der wertvolle Besitz der Gläubigen war. Dadurch wurden sie vor einer irdischen und weltlichen Gesinnung bewahrt. Diese Erwartung verband sie immer mehr mit ihrem himmlischen Herrn und stärkte sie im Kampf, in Verfolgung, in Not und Schwierigkeiten. Wenn auch ihre Erwartung in ihrem Leben nicht erfüllt wurde, wußten sie doch, daß die Entschlafenen bei Christus waren, in einem Zustand der Glückseligkeit, von dem der Apostel Paulus bezeugte, daß er weit besser war (Phil 1,23).
Sie wußten auch, daß die Entschlafenen beim Kommen des Herrn Jesus für Seine Versammlung zuerst aus den Toten auferweckt werden und einen verherrlichten Leib erhalten würden, der keinerlei Spuren der Sünde mehr aufweisen würde. Danach würden die noch lebenden Gläubigen verwandelt werden und somit ebenfalls ihren verherrlichten Leib empfangen. Die auferweckten und verwandelten Gläubigen würden dann gemeinsam aufgenommen werden, dem Herrn entgegen in die Luft, um allezeit bei Ihm zu sein (1. Thes 4,15-18). Das war das Ziel, das alle weiteren ewigen Segnungen in sich schloß: bei dem Herrn zu sein.
Forschet nach im Buch des SERRN? 34,16
Es ist ebenfalls sehr bedauerlich, daß sich nur sehr wenige Gläubige mit der Prophetie der Schrift beschäftigen, in der der triumphale endgültige Sieg unseres Herrn Jesus Christus über alle Mächte, die sich gegen Ihn stellen, und die Aufrichtung seines segensvollen Friedensreiches beschrieben werden. Dann wird Er, der während der vergangenen zwanzig Jahrhunderte nicht von dieser Welt anerkannt worden ist, den höchsten Platz einnehmen. Und das nicht nur im Himmel, sondern auch auf der Erde. Allein diese Aussicht muß für den Gläubigen Grund genug sein, sich mit der Prophetie zu beschäftigen, auch wenn das eigentliche Teil der Gläubigen der Versammlung nicht irdische, sondern himmlische Segnungen sind. Es ist besser, im Bewußtsein der Zukunft zu leben, als in den Dingen dieses Lebens aufzugehen. Der Herr Jesus hat sich durch sein Kommen auf die Erde, durch sein Leben - durch das Er Gott in solch einmaliger Weise in der Mitte der Ungerechten verherrlichte - und durch sein Sterben an einem verächtlichen Kreuz unsagbar erniedrigt. Das war eine Selbst-erniedrigung, die nur Gott völlig ergründet. Gerade deshalb wird Gott Ihn, den Erniedrigten, aufs höchste verherrlichen.
Der Gläubige der Jetztzeit, der im Licht der göttlichen Vorhersagen lebt, freut sich darüber, daß sein Herr den Namen hat, der über jeden Namen ist. Und so, wie die Erniedrigung des Herrn Jesus zur Verherrlichung Gottes war, so wird auch seine Erhöhung zur Verherrlichung Gottes, des Vaters, gereichen (Phil 2,5-11).
Die gesamte Prophetie Jesajas handelt von dem Messias als von einer Jungfrau geboren und mit dem Heiligen Geist gesalbt. Sie handelt von Ihm als dem Verworfenen und Verachteten, der bitter für andere gelitten hat. Ist diese Pro-phetie, Hunderte von Jahren zuvor ausgespro-chen, nicht während der Erdentage des Herrn wörtlich erfüllt worden? Welche Gründe könnte es dann geben, daß die vielen Prophezeiungen Jesajas, die von der Erhöhung derselben Person sprechen, nicht erfüllt werden sollten?
Durch Umkehr und durch Ruhe würdet ihr gerettet werden. 30,15
2. Der Name „Jesaja"
Der Name „Jesaja" bedeutet „Heil des HERRN" d.h. ein Heil, das von Gott ausgeht. In diesem Namen liegt die Grundlage der Prophezeiungen Jesajas und auch die Verwandtschaft mit dem Namen Jesus. Rettung oder Heil ist ein häufiges Thema in der Schrift. „Der HERR rettet aus der Enge und stellt in den Raum." Diese Bedeutung klingt auch in dem Namen Jesus an (vgl. die Fußnote zu 2. Mose 17,9).
Nicht weniger als sieben Personen trugen in der Bibel den Namen „Jesaja", und zwar
- Jesaja, einer der Söhne Jeduthuns (1. Chr 25,3)
- Jesaja, ein Nachkomme Eliesers, des Sohnes Moses (1. Chr 26,25)
- Jesaja, ein Benjaminiter (Neh 11,7)
- Jesaja, ein Enkel Serubbabels (1. Chr 3,21)
- Jesaja, ein mit Esra zurückgekehrter Gefangener (Esra 8,7)
- Jesaja, ein Levit (Esra 8,19)
- Jesaja, der Schreiber des gleichnamigen Buches (Jes 1,1).
Zur Unterscheidung von seinen Namensgenos-sen wird der Prophet Jesaja näher bezeichnet als der „Sohn Amoz'". Einige alte Übersetzungen haben den Namen Amoz mit „Amos" wiedergegeben, weil die Übersetzer der Meinung waren, daß letzterer Name identisch sei mit dem Namen des Propheten Amos und daß Jesaja dessen Sohn gewesen sein müsse. Das ist aber nicht richtig. Aus der Schrift wissen wir weiter nichts über die Familie des Propheten Jesaja.
Jüdische Überlieferungen sagen, daß Jesaja mit dem König Ussija verwandt war. Wahrscheinlich ist, daß Jesaja aus einer vornehmen Familie stammte; er hatte Zugang zu den Königen Ahas und Hiskia.
3. Wohnort und Arbeitsgebiet Jesajas
Jesaja wohnte und wirkte in Jerusalem, also in seiner eigenen Umgebung (vgl. 7,3; 22,1.2.15; 37,2.21; 38,1; 39,3). Gott hat überall Seine Die-ner. Hesekiel und Daniel wirkten im Land der Chaldäer, Jona in dem fernen Ninive. In Jerusalem empfing Jesaja seine Berufung zum Prophe-ten, und zwar im Sterbejahr Ussijas (6,1-13). Dort hielt er seine Bußpredigten gegen die leichtsinnigen und arroganten Bewohner der Stadt. Dort prophezeite er. Er hielt sich in dieser Stadt auf, als Syrien (Aram) zusammen mit einem Heer Israels, des Zehn-Stämme-Reichs - welch ein gewaltiges Bündnis! -, gegen Juda hinaufzog (7,1ff.). Er war auch viele Jahre später noch dort, als Assyrien gegen Jerusalem anrückte.
Jerusalem war die königliche Residenzstadt und der kulturelle, religiöse und politische Mittelpunkt Judas. Die Stadt war aber auch ein Zentrum der Bosheit und des sittlichen Verderbens. In den Straßen der Stadt sah Jesaja die Luxuskutschen der Fürsten und der Großen der Höfe. Dort trippelten die leichtlebigen und schlechten Frauen in ihrer unsittlichen Kleidung und ihren unsittlichen Gebärden. In dieser heiligen Stadt wurden viele Feste gefeiert, wo der Wein in Strömen floß, mit all den häßlichen Begleiterscheinungen. Daran nahmen auch die geistlichen und politischen Führer des Volkes teil.
In Jerusalem hörte Jesaja auch das Schreien und Klagen der Armen und Witwen, die von ihren reichen und ungerechten Herren unterdrückt wurden. Das leichtsinnige und oberflächliche Volk zertrat die Vorhöfe des Tempels und opferte den Götzen, die überall in der Stadt aufgestellt waren. Als Jesaja all diese Entartungen sah und hörte, packte ihn ein heiliger Zorn. Doch zugleich war er betrübt, da er wußte, daß das Volk an dieser Entartung zugrunde gehen würde. Bei dem Herrn Jesus finden wir später ebenfalls zur gleichen Zeit Zorn und Betrübnis, jedoch in viel weitergehendem Maß als bei Jesaja, als Er die heuchlerischen Pharisäer voller Zorn ansah und zugleich über deren Verhärtung betrübt war (Mk 3,5).
4. Jesajas Familie
Jesaja war verheiratet. Seine Frau wird eine Prophetin genannt (8,3). Sie wird nicht etwa so genannt, weil sie ebenfalls eine prophetische Gabe gehabt hätte, sondern weil sie völlig eines Geistes mit ihrem Mann war, zusammen mit ihm kämpfte und völlig hinter seiner Arbeit stand. Jesaja ging es in dieser Hinsicht besser als Jeremia, dem es ausdrücklich verboten war, eine Frau zu nehmen und Söhne oder Töchter zu haben (er 16,2). Das geschah wegen der Not in der Zeit Jeremias und des bevorstehenden Gerichts, das über Juda kommen sollte.
Jesaja war der Vater von mindestens zwei Söhnen (7,3; 8,3). Er sagte: „Siehe, ich und die Kinder, die der HERR mir gegeben hat, wir sind zu Zeichen und zu Wundern [o. Vorbil-dern] in Israel" (8,18). Der Apostel Paulus zitiert diese Worte in Hebräer 2,13 und wendet sie auf den Herrn Jesus an und auf die . „Kinder", die Gläubigen, mit denen Er sich nach seiner Auferstehung verbunden hat, die seine Brüder sind und die Er zur Herrlichkeit führt.
Den festen Sinn bewahrst du in frieden, in frieden: denn er vertraut auf dich. 26,3
In den Namen der beiden Söhne Jesajas ist Prophetie enthalten. Der ältere hieß „SCHEAR-JA-SCHUB", was so viel bedeutet wie „der Überrest wird zurückkehren" (7,3). Diese Bedeutung finden wir im zweiten großen Teil der Prophetie Jesajas prophetisch wieder, nämlich in den Kapiteln 40-66. Der zweite Sohn hieß „MAHER-SCHALAL CHAZ-BAZ" (8,3); das bedeutet: „Es eilt der Raub, bald kommt die Beute". Dies ist eine Anspielung auf den König von Assyrien (8,4). Diese Bedeutung finden wir im ersten großen Teil der Prophetie Jesajas wieder, nämlich in den Kapiteln 1-35. Dies zeigt, daß die Hauptlinie der Prophetie Jesajas bereits bei der Namensgebung seiner beiden Söhne vor seinen Augen stand. Wir lesen, daß der HERR den Namen seines zweiten Sohnes bestimmte (8,3).
In beiden Namen liegt die Prophetie zusammen-gefaßt, daß der große Aggressor, der König von Assyrien, angreifen und daß ein kleiner Rest zurückkehren oder zur Umkehr kommen würde. Wir kommen im weiteren Verlauf dieser Einleitung unter Punkt 13 noch einmal auf diese beiden Namen zurück. Obwohl Jesaja, wie auch alle anderen wahren Propheten, nicht anerkannt, sondern gehaßt wurde, lesen wir von ihm in Kapitel 8,16, daß er Schüler hatte, die sich um ihn scharten.
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