Fragen und Anworten

Frage: In 2. Mose 33,11 lesen wir, daß Mose den HERRN von Angesicht zu Angesicht sah. In Vers 20 lesen wir, daß es einem Menschen unmöglich ist, Gott zu sehen. Wie sind diese Verse zu verstehen?

S. Melzer, Satzung

Antwort: Zuerst einmal die beiden Bibelstellen in ihrem Wortlaut: „Und der HERR redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet" (2. Mo 33,11) ... „Und er sprach: Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch mich sehen und leben" (33,20). Einige Menschen haben zur Zeit des Alten Testaments Gott gesehen: Hagar (1. Mo 16,13); Abraham (1. Mo 18,1-15); Mose (2. Mo 33,11; 5. Mo 34,10); Manoah und seine Frau (Rich 13,22); Jesaja (6,1-5) usw. Doch wie viele Menschen waren es erst, als Jesus Christus, der Sohn Gottes, auf der Erde war! Obwohl die meisten nicht an Ihn glaubten und daher auch nicht „seine Herrlichkeit" sahen wie die Apostel (Joh 1,14), sahen sie dennoch Gott, ihren Schöpfer. Unbegreifliches Geheimnis, daß der ewige Sohn Gottes Mensch geworden ist!

Darin liegt der Schlüssel zu dieser Frage. Wir glauben, daß all die Menschen, die Gott vor der Menschwerdung Christi gesehen haben, tatsächlich den Sohn Gottes in einer sichtbaren Gestalt sahen. Der Evangelist Johannes nimmt in Kapitel 12,37-41 Bezug auf die Begebenheit, wo Jesaja den HERRN der Heerscharen gesehen hat, und sagt davon, daß er Seine Herrlichkeit gesehen habe. Der Zusammenhang in Johannes macht deut-lich, daß es um die Herrlichkeit des Herrn Jesus geht, an den viele nicht glaubten (vgl. Joh 12,37). Wir gehen sicher nicht zu weit, wenn wir sagen, daß überall dort, wo im Alten Testament von dem Engel des HERRN die Rede ist, es der Sohn Gottes ist, der in sichtbarer Gestalt erschien. Der Engel des HERRN wird häufig mit dem HERRN gleichgesetzt (z.B. 1. Mo 16,9-11.13). Er ist der große Mittler zwischen Gott und den Menschen (1. Tim 2,5) und das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15). Er ist es, der Gott offenbart (Mt 11,27; 1. Tim 3,16). Wir kennen Gott allein in der Person Seines Sohnes. Gott in Seiner Unendlichkeit, in der Er ein unzugängliches Licht bewohnt, kann von keinem Menschen gesehen werden (1. Tim 6,16; vgl. 2. Mo 33,20). Doch das Wunder ist geschehen: Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, und so können sterbliche Menschen Gott selbst sehen. Da gebührt es uns, stillzustehen und anzubeten.