Biblische Begriffe
Lästerung
Haben wir schon einmal böse über eine uns mehr oder weniger bekannte Person geredet? Ihr eine schlechte Absicht oder ein schlechtes Ziel unterstellt? Zum Beispiel so: „Der macht das ja bloß, weil er sich zeigen will, weil er sein Wissen vorführen will oder weil er besonders gut erscheinen will ..." Vielleicht stimmt das ja sogar, vielleicht war Selbstsucht und Eigenliebe ja wirklich die Triebfeder. Aber wissen wir das so genau? Können wir dem anderen wirklich ins Herz sehen? Nein, das können wir nicht. Und zu einem solchen Urteil über die Motive des anderen haben wir auch überhaupt kein Recht. Wieso nicht? Weil Gott das sagt: „So urteilt [oder: richtet) nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird" (1. Kor 4,5). Nebenbei gefragt: Was war denn unsere eigene Triebfeder, über andere schlecht zu reden?
Hier soll etwas gesagt werden über „Lästern", über „Lästerung". Der moderne Sprachgebrauch hat dieses Wort in gewisser Weise „verniedlicht". Man sagt leichthin: „Läster nicht so", wenn einer kritische Bemerkungen macht, er ist dann einfach ein „Lästermaul". Aber das Lästern ist vor Gott keine Nebensache, die man auf die leichte Schulter nehmen kann. „Lästern" bedeutet: „übel reden über jemanden", „Böses unterstellen"; Lästerung ist „üble Nachrede", „Rufmord", „Ehrverletzung", „Ehrabschneiden" (gr. blasphemia).
Im Alten Testament spricht Gott deutlich Seine Forderung und Sein Urteil aus, wenn Er in 2. Mose 22,28 sagt: „Die Richter sollst du nicht lästern, und einem Fürsten deines Volkes sollst du nicht fluchen." Und in bezug auf sich selbst läßt Er dem Volk Israel verkünden: „Und wer den Namen des HERRN lästert, soll gewißlich getötet werden, steinigen soll ihn die ganze Gemeinde" (3. Mo 24,16). Es war gerade eine ernste Sache in der Mitte des Volkes passiert: Der Sohn eines ägyptischen Mannes und einer israelitischen Mutter ließ sich im Zank mit einem Israeliten dazu hinreißen, den Namen des HERRN zu lästern und Ihm zu fluchen. „Und sie führten den Flucher vor das Lager hinaus und steinigten ihn" (3. Mo 24,11.23).
Für jedes gläubige Herz ist klar, daß solches Handeln und Reden gegen Gott eine extrem schlimme Beleidigung darstellt, die eigentlich nicht aus dem Herzen eines Gläubigen kommen kann, hat doch der gläubige Christ Gott in Seiner unendlichen Liebe und Gnade, aber auch Wahrheit und Gerechtigkeit, kennengelernt. Aber leider kann der Fall eintreten, daß der Gläubige durch sein böses Verhalten anderen Menschen, die ihn als Christen kennen, Anlaß gibt, daß sie nicht nur ihn selbst - zu Recht - beschimpfen und vielleicht verachten, sondern daß sie sogar Gott lästern! David hatte mit Bathseba schwer gesündigt und neben der ganzen persönlichen Schuld, die Gott ihm nach seinem reuevollen Bekenntnis vergeben konnte, läßt Er ihm außerdem noch durch den Propheten Nathan sagen: „Nur weil du den Feinden des HERRN durch diese Sache Anlaß zur Lästerung gegeben hast, so soll auch der Sohn, der dir geboren ist, gewißlich sterben" (2. Sam 12,14). So hatten auch die Juden als Volk, das ein göttliches Gesetz hatte und nicht danach handelte, Anlais gegeben, daß der Name Gottes unter den Nationen gelästert wurde (Röm 2,24). Im Neuen Testament werden die gläubigen „Knechte unter dem Joch" ermuntert, ihre eigenen Herren aller Ehre würdig zu achten, „damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde" (1. Tim 6,1).
Als der Herr Jesus auf dieser Erde inmitten Seines Volkes war, war Er Ziel der Lästerungen der Obersten und Hohenpriester, indem sie Ihm, dem Sündlosen und Heiligen, böse und selbstsüchtige Motive unterstellten („Wer kann Sünden vergeben als nur einer, Gott?" (Mk 2,7); „weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst" Joh 10,33)); sie lästerten Ihn, indem sie Ihn in Seiner Ehre verletzten, obwohl sie wußten, daß Er der Sohn Gottes war (s.a. Mt 27,39; Mk 15,29). Und als der Herr die Wahrheit über sich sagte, wirft der Hohepriester Ihm Lästerung vor, womit er sich selbst der Sünde der Lästerung Gottes schuldig machte (Mt 26,65; Mk 14,64)!
Die Quelle aller lästernden Reden ist das arglistige Herz (Jer 17,9) des Menschen: „Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken, ... böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit" (Mk 7,21.22). Darum werden auch die gläubigen Epheser ermahnt, da sie doch den alten Menschen abgelegt und den neuen Menschen angezogen haben, daß „alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung" von ihnen weggetan sei (Eph 4,22.24.31; vgl. Kol 3,8).
Auf der anderen Seite spricht das Neue Testament auch davon, daß Diener des Herrn von anderen gelästert werden. Paulus wird gelästert wegen der Verkündigung des Evangeliums der Gnade Gottes (Apg 13,45; 18,6), wegen seines Vertrauens auf die Gerechtigkeit Gottes, der den Glaubenden rechtfertigt (Röm 3,8), wegen seiner Schwachheit, die sich auf Gottes Kraft stützt (1. Kor 4,13), wegen seiner christlichen Freiheit (1. Kor 10,30). Die Gläubigen, an die Petrus schreibt, werden gelästert, weil sie mit dem weltlichen und unsittlichen Treiben ihrer ehemaligen Genossen nicht mehr mitmachten (1. Pet 4,4). Die Treuen von Smyrna wurden gerade wegen ihrer Treue bis in den Tod gelästert (Offb 2,9).
Und das natürliche Herz des Menschen ändert sich nicht. Das wird sich noch deutlicher zeigen als bis heute, wenn das „Tier", das „aus dem Meer" aufsteigen wird - eine Illustration des Gewaltherrschers des zukünftigen, neu erstandenen Römischen Reiches - „Namen der Lästerung" tragen (Offb 13,1) und „große Dinge und Lästerungen" reden wird (V.5.6). Die Menschen werden dann Gott, den „Gott des Himmels", lästern wegen der Pein und der Plagen, die über sie als Gerichtshandlung kommen werden (Offb 16,9.11.21). Sie werden Gott anklagen und Ihm Schuld geben, sie werden Seine Ehre mit Füßen treten: Sie „lästerten den Namen Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben" (V.9).
DESHALB, DA IHR DIE LÜGE ABGELEGT HABT, REDET WAHRHEIT, EIN JEDER MIT SEINEM NÄCHSTEN, DENN WIR SIND GLIEDER VONEINANDER. (EPHESER 4,25)
Lästern oder Ehre geben: das sind die gegensätzlichen Verhaltensweisen im Denken und Reden. Wir dürfen und möchten Gott Ehre geben, Ihn „verherrlichen". So sagt Petrus zu den bedrängten und verfolgten Christen (besonders aus den Juden): „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch. Bei ihnen freilich wird er verlästert, bei euch aber wird er verherrlicht" (1. Pet 4,14).
Kann „Lästerung des Geistes" vergeben werden?
Das führt uns noch zu einer letzten Frage: Der Herr Jesus hat gegenüber den Pharisäern noch von einer besonderen Lästerung gesprochen, der „Lästerung des Geistes" Als der Herr Jesus einen Besessenen, der blind und stumm war, geheilt hatte, hatten die Pharisäer gesagt: „Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch den Beelzebul, den Fürsten der Dämonen" (Mt 12,24). Das Wunder selbst konnten die Pharisäer nicht leugnen, der Vermutung der Volksmenge, die den Herrn für den verheißenen Sohn Davids hielt, wollten sie aber aus Haß und Mißgunst widersprechen. Und das taten sie wider besseres Wissen (vgl. auch ihre Haltung in Johannes 9,24 ff.). Sie widerstanden mit Absicht und Willen der offensichtlichen Wahrheit, daß der Herr Jesus vom Himmel gekommen war, und schrieben die Werke, die der Herr Jesus durch den Heiligen Geist tat, dem Satan zu. Diese „Lästerung des Geistes" konnte nicht vergeben werden, „weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen", sagt der Herr (V. 32). Dieses Zeitalter war das Zeitalter des Gesetzes, das zukünftige ist das 1000-jährige Reich, wo der Herr als König in Herrlichkeit herrschen wird. Die zwischen diesen beiden Zeitaltern liegende Gnadenzeit, in der wir leben, ist eine Epoche, die durch Gnade und Vergebung gekennzeichnet ist.
Die Lästerung des Geistes ist der Höhepunkt der Auflehnung gegen Gott, weil der Heilige Geist durch klare Zeugnisse an die Gewissen appelliert, aber auf solche Weise willentlich und bewußt nicht nur abgelehnt, sondern als „böse" diffamiert wird. Das wird ewiges Gericht nach sich ziehen. (vgl. Folge mir nach, 1/94, S. 14-15)
Wir wollen als solche, die der Herr Jesus geliebt hat und liebt, Ihn ehren, indem wir Ihm folgen und Seine Gesinnung zeigen, indem wir Wahrheit reden, „ein jeder mit seinem Nächsten" (Eph 4,25) und auch über unseren Nächsten. „Denn die Frucht des Lichts besteht in aller Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit, indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist" (Eph 5,9.10).
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