Fragen und Antworten

Frage: Wie ist der Vers 14 in Jesaja 52 zu verstehen? Bedeutet er, daß Jesus ein unansehnliches Außeres hatte?

U. Pauly, Brebach

„Gleichwie sich viele über dich entsetzt haben, - so entstellt war sein Aussehen, mehr als irgend eines Mannes, und seine Gestalt, mehr als der Menschenkinder."

Antwort: Ich denke, daß hier nicht so sehr die Frage im Vordergrund steht, ob der Herr Jesus nach unseren heutigen Vorstellungen ansehnlich oder unansehnlich war. Bei oberflächlichem Lesen könnte vielleicht der Eindruck entstehen.

Vielmehr bringt der Prophet hier zum Ausdruck, daß die Erscheinung Dessen, auf den er hinweist, durch Leiden und Trauer gekennzeichnet war. Die Juden hatten einen strahlenden Sieger, ein Idol, einen zweiten Saul erwartet. Und jetzt sahen sie einen Menschen, der in ihren Augen nicht zum Vorzeigen geeignet war. Jesus war ein Mensch, der jeden Tag unter der Sünde und dem Haß litt, die Ihn umgaben. Am Grab des Lazarus vergoß Er Tränen; Er war in Seinem Geist erschüttert, als Er Seinen Jüngern sagen mußte, daß einer von ihnen Ihn verraten würde. Meinst Du, daß diese Empfindungen der Trauer und des Schmerzes nicht auf Seinem Gesicht zu lesen waren? Ein Ausleger des vorigen Jahrhunderts schreibt zu diesem Vers: „Sein Äußeres war das eines Dulders, denn von Mutterleibe an war der Todesschmerz des Gotteslammes seine Mitgift." Die Schatten des Kreuzes lagen auf Seinem ganzen Leben.

Ist es nicht schön, daß wir den Herrn Jesus mit den Augen des Psalmisten sehen dürfen? „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet ewiglich" (Ps 45,2).