Bibelkurs

Die Opfer im Alten Testament (4)

Nach der schematischen Beschreibung der fünf Hauptopferarten sollen nun kurz die vorgeschriebenen regelmäßigen und (wichtigsten) gelegentlichen Opferanlässe behandelt werden.

3. Periodische und gelegentliche Anlässe, bei denen Opfer darzubringen waren

Abkürzungen: (Br) Brandopfer; (Sp) Speisopfer; (Fr) Friedensopfer; (Sü) Sündopfer; (Sc) Schuldopfer; (Tr) Trankopfer.

3.1. Vorgeschriebene periodische Opfer

(,... zu ihrer bestimmten Zeit" (4. Mo 28,2); ,... außer allen euren Gelübden und außer allen euren freiwilligen Gaben, die ihr dem HERRN gebt" (3. Mo 23,38).)

3.1.1. Tägliche Brandopfer (2. Mo 29,38-42; 4. Mo 28,3-8)

Rhythmus: Täglich, morgens und abends.

Opfer: Jeweils ein einjähriges Lamm ohne Fehler (Br), 1/10 Epha Feinmehl + ¼ Hin Öl (Sp), ¼ Hin Wein (Tr).

(Diese beiden Brandopfer sind ohne Ausnahme tagtäglich darzubringen, unabhängig davon, ob für bestimmte Tage im Jahr weitere periodische Opfer vorgeschrieben sind.)

3.1.2. Sabbath (4. Mo 28,9.10; Neh 10,33)

Rhythmus: An jedem siebten Tag (Sabbath), morgens und abends.

Opfer: Wie das tägliche Opfer; es ist zusätzlich darzubringen, d. h., das tägliche Opfer verdoppelte sich.

3.1.3. Neumond (4. Mo 28,11-15)

Rhythmus: An jedem ersten Monatstag (Neumond).

Opfer: 2 Jungstiere (Br), dazu je 3/10 Epha Feinmehl mit Ol vermengt (Sp), je ½ Hin Wein (Tr); ein Widder (Br), 2/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); 1/3 Hin Wein (Tr); 7 einjährige Lämmer ohne Fehler (Br), dazu je 1/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp), je ¼ Hin Wein (Tr); ein Ziegenbock (Sü).

3.1.4. Fest der ungesäuerten Brote (3. Mo 23,6-14; 4. Mo 28,17-24)

Rhythmus: Jährlich, vom 15. bis zum 21. Tag des ersten Monats (Abib).

Opfer: An jedem der sieben Festtage sind die gleichen Opfer wie am Neumondtag (s. Pkt. 3.1.3.) darzubringen; insgesamt also 14 Jungstiere, 7 Widder, 49 Lämmer, 7 Ziegenböcke mit den jeweils angeordneten (Sp) und (Tr).

Am Tag nach dem Sabbath (wohl 2. Festtag) ist in Verbindung mit der Erstlingsgarbe (Gerste) zu opfern: ein einjähriges Lamm ohne Fehler (Br), 2/10 Feinmehl vermengt mit Ol (Sp), ¼ Hin Wein (Tr).

3.1.5. Fest der Wochen oder der Erstlinge (Weizen), später Pfingsten (3. Mo 23,15-22; 4. Mo 28,26-31)

Rhythmus: Jährlich, 7 Wochen nach dem Sabbath des Passahs.

Opfer: Am Tag nach dem Sabbath: 2 Webebrote aus Feinmehl, gesäuert gebacken (Sp), 7 einjährige Lämmer ohne Fehler, ein Jungstier und 2 Widder, alle zum (Br) einschließlich ihrer (Sp) und (Ir), ein Ziegenbock (Sü), 2 einjährige Lämmer (Fr).

Anmerkung: In 4. Mose 28 besteht das (Br) aus 7 Lämmern, 2 Jungstieren und einem Widder.

3.1.6. Fest des Posaunenhalls (3. Mo 23,23-25; 4. Mo 29,1-6)

Rhythmus: Jährlich am ersten Tag des siebten Monats.

Opfer: Ein Jungstier ohne Fehler (Br), dazu 3/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); ein Widder ohne Fehler (Br), 2/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); 7 einjährige Lämmer ohne Fehler (Br), dazu je 1/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); ein Ziegenbock (Sü).

(Das monatliche Neumondopfer bleibt davon unberührt.)

3.1.7. Versöhnungstag (3. Mo 16; 23,26-32; 4. Mo 29,7-11)

Rhythmus: Jährlich am 10. Tag des siebten Monats.

Opfer: Ein Jungstier ohne Fehler (Br), dazu 3/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); ein Widder ohne Fehler (Br), 2/10 Epha Feinmehl mit Ol vermengt (Sp); 7 einjährige Lämmer ohne Fehler (Br), dazu je 1/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); ein Ziegenbock (Sü).

Dazu als eigentliche Opfer des Versöhnungstages (3. Mo 16):

Aaron (bzw. der jeweilige Hohepriester): ein Jungstier (Sü); ein Widder (Br);

das Volk: 2 Ziegenböcke (Sü); ein Widder (Br).

3.1.8. Laubhüttenfest (3. Mo 23,33-43; 4. Mo 29,12-38)

Rhythmus: Jährlich, vom 15. bis zum 22. Tag des siebten Monats.

Opfer:

1. Tag: 13 Jungstiere ohne Fehler (Br), dazu je 3/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); Widder ohne Fehler (Br), je 2/10 Epha Feinmehl mit Ol vermengt (Sp); 14 einjährige Lämmer ohne Fehler (Br), dazu je 1/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp); ein Ziegenbock (Sü).

2. Tag: 12 Jungstiere ohne Fehler (Br), alle übrigen Opfer wie am 1. Tag; zusätzlich ihre (Tr).

3. Tag: 11 Jungstiere ohne Fehler (Br), alle übrigen Opfer wie am 1. Tag; zusätzlich ihre (Tr).

4. Tag: 10 Jungstiere ohne Fehler (Br), alle übrigen Opfer wie am 1. Tag; zusätzlich ihre (Tr).

5. Tag: 9 Jungstiere ohne Fehler (Br), alle übrigen Opfer wie am 1. Tag; zusätzlich ihre (Tr).

6. Tag: 8 Jungstiere ohne Fehler (Br), alle übrigen Opfer wie am 1. Tag; zusätzlich ihre (Tr).

7. Tag: 7 Jungstiere ohne Fehler (Br), alle übrigen Opfer wie am 1. Tag; zusätzlich ihre (Tr).

8. Tag: ein Jungstier ohne Fehler (Br), ein Widder ohne Fehler (Br),
7 einjährige Lämmer ohne Fehler (Br), dazu die jeweiligen Speis- und Trankopfer; ein Ziegenbock (Sü).

Insgesamt beim Laubhüttenfest:

71 Jungstiere, 15 Widder, 105 Lämmer, 8 Ziegenböcke.

3.2. Vorgeschriebene gelegentliche Opfer

Neben den regelmäßigen, an den Kalender geknüpften Opfergaben gibt es noch eine ganze Anzahl, die gelegentlich, d. h. anläßlich bestimmter Ereignisse (z. B. Genesung von Aussatz, Priesterweihe), darzubringen sind. Auf einige davon wollen wir kurz eingehen. Leider ist es in diesem Rahmen nicht möglich, uns mit den Opferanlässen selbst bzw. mit interessanten Details der Darbringung näher zu beschäftigen.

3.2.1. Opfer eines Priesters am Tag der Salbung (3. Mo 6,12-16)

Bei der grundlegenden, einmalig vorgenommenen Weihe Aarons und seiner Söhne zum erblichen Priestertum nach der Errichtung des Zeltes der Zusammenkunft mußten acht Tage lang zahlreiche Opfer unterschiedlicher Art dargebracht werden (siehe 2. Mo 29 und 3. Mo 8 u. 9). Dagegen ist das Opfer, das ein später hinzukommender Priester am Tag seiner Salbung zu bringen hat, geradezu bescheiden:

  • 1/10 Epha Feinmehl mit Öl vermengt (Sp);

In der Pfanne gebacken, muß dieses Opfer restlos dem HERRN geräuchert (gatar) werden

  • ein Ganzopfer also -, je eine Hälfte beim Morgen- und Abendopfer.

3.2.2. Reinigungsopfer nach der Niederkunft (3. Mo 12; Lk 2,22-24)

Eine Frau, die ein Kind geboren hat, muß ein Reinigungsopfer darbringen - bei einem Jungen 40 Tage, bei einem Mädchen 80 Tage nach der Geburt. Dieses Opfer umfaßt:

  • 1 einjähriges Lamm (Br);
  • 1 junge oder Turteltaube (Sü).

Für arme Israeliten:

  • 2 junge oder Turteltauben (Sü) u. (Br).

3.2.3. Reinigungsopfer für einen geheilten Aussätzigen (3. Mo 14; Mk 1,44)

Als Antworten auf eine Leserfrage in Heft 1/95 haben wir viele Zuschriften von Euch zur medizinischen Seite des Aussatzes erhalten und zusammengefaßt abgedruckt. Heute interessieren uns einmal die Opfer, die nach einer vom Priester bestätigten Genesung vom Aussatz vorgeschrieben waren:

  • (2 reine Vögel für eine Reinigungszeremonie, von denen aber nichts auf dem Altar geopfert wird);

Opfer im engeren Sinn:

  • 2 (männliche) Lämmer ohne Fehler (Sc) u. (Br/3. Mo 1,10);
  • 1 einjähriges weibliches Lamm ohne Fehler (Sü/3. Mo 4,32);
  • 3/10 Epha Feinmehl mit Ol vermengt (Sp);
  • 1 Log Of (Sc).

Für arme Israeliten:

  • 1 (männliches) Lamm (Sc);
  • 2 junge oder Turteltauben (Sü) u. (Br);
  • 1/10 Epha Feinmehl mit Ol vermengt (Sp);
  • 1 Log Ol (Sc).

3.2.4. Opfer des Nasiräers (4. Mo 6,1-21; Apg 21,23.24)

Ein Nasiräer oder Nasir (hebr. Geweihter, Abgesonderter) war eine Person - Mann oder Frau -, die sich für eine bestimmte Zeit Gott weihte, im Normalfall, ohne sich aus der gewohnten Umgebung zurückzuziehen. Die Einzelheiten dazu enthält der angegebene Schriftabschnitt. Uns interessieren hier die damit verbundenen Opfer.

Bei Verletzung des Gelöbnisses (sie erforderte Neubeginn):

  • 2 junge oder Turteltauben (Su u. Br);
  • 1 einjähriges Lamm (Sc).

Bei Beendigung des Gelöbnisses.

  • 1 einjähriges Lamm ohne Fehler (Br), nebst (Sp) u. (Tr);
  • 1 einjähriges weibliches Lamm ohne Fehler (Sü);
  • 1 Widder ohne Fehler (Fr), nebst (Sp) u. (Tr);
  • 1 Korb mit ungesäuerten Kuchen u. Fladen (Sp).

(Zu Einzelheiten der bei Opfern lieblichen Geruchs vorgeschriebenen Speis- und Trankop-fer siehe 4. Mose 15,1-14.)

3.2.5. Opfer der jungen roten Kuh (4. Mo 19; 31,19-24; Heb 9,13)

Dieses Opfer ist seinem Charakter nach ein Sündopfer (Verse 9 u. 17). Da es aber im 3. Buch Mose nicht erwähnt wird, wollen wir es hier behandeln. Es ist zur Herstellung des „Wassers der Reinigung" erforderlich. Nur die Besprengung mit diesem Wasser kann die siebentägige Unreinheit eines Isaeliten beseitigen, der mit einem Gestorbenen unter einem Dach gewesen ist, einen Toten, sterbliche Uberreste oder ein Grab berührt hat. Das „Wasser der Reinigung" und das damit verbundene Opfer der roten Kuh wurden besonders während der Wüstenreise benötigt, bei der ja allein über 600 000 wehrfähige Männer starben. Aber auch später machten natürlicher Tod, Kriege, Hungersnöte und Seuchen solch ein Mittel unentbehrlich.

Kurze Beschreibung der Opferhandlung:

  • eine junge, rote Kuh ohne Fehler und Gebrechen, die noch nicht zur Arbeit eingesetzt war, muß außerhalb des Lagers vor den Augen des Priesters geschlachtet werden;
  • etwas von dem Blut muß der Priester siebenmal mit dem Finger gegen den Eingang des Heiligtums hin sprengen;
  • alles übrige Blut sowie die vollständige Kuh müssen restlos verbrannt (saraph) werden, wobei der Priester Zedernholz, Ysop und Karmesin in den Brand werfen muß;
  • ein reiner Mann sammelt anschließend die Asche des Brandes und lagert sie zur Aufbewahrung an einem reinen Platz außerhalb des Lagers. Bei Bedarf mußte dann etwas von dieser Asche in „lebendiges Wasser" (aus einer Quelle oder einem fließenden Gewässer) getan werden, um das Reinigungswasser zu erhalten.

Die Reihe der vorgeschriebenen gelegentlichen Opfer ist mit den vorstehenden Beispielen natürlich nicht erschöpft. Sie sollen lediglich noch einmal die Vielfalt des im Gesetz verankerten Opferdienstes Israels unterstreichen. Außer diesen vorgeschriebenen gehören auch noch alle freiwilligen Opfer lieblichen Geruchs zur Gruppe der gelegentlichen Opfer.

Im Grunde war das gesamte private und öffentliche Leben mit dem Opferdienst verwoben.

Er sollte dem Volk Israel immer aufs neue zum Bewußtsein bringen, daß der HERR heilig ist und Sein Wohnen unter ihnen durchaus nicht selbstverständlich.