Zum Nachdenken
Wie war das gleich?
In Heft 5/96 ging es bei der Frage um den Antichrist. Wir haben wieder einige sehr gute Arbeiten erhalten und bedanken uns bei allen Einsendern ganz herzlich für die Mitarbeit. Stellvertretend für die Einsendungen drucken wir eine Zusendung ab.
1. Christus, Christen, Antichrist und Antichristen
Der Antichrist ist eine zukünftige Person, die mit der Kraft Satans die Menschen hinter sich her ziehen, gegen den Herrn Jesus ankämpfen und von Ihm besiegt werden wird (s.u.). Andererseits ist er aber jetzt schon in der Welt; seine Wirksamkeit ist jetzt schon in solchen Menschen gegeben, die seinen Geist haben und nicht aus Gott sind, weil sie nicht „Jesum Christum im Fleische gekommen" bzw. „kommend" bekennen (1. Joh 4,3; 2. Joh 7) und „den Vater und den Sohn leugnen" (1. Joh 2,22). Diese sind „nicht von uns" (1. Joh 2,19), sondern haben sein Wesen, sie sind „Antichristen"). Er selbst, der Antichrist, wird aber als Person erst noch kommen (1. Joh 4,3; 2,18). Er ist der Gegenspieler Christi, des Sohnes Gottes (daher „Anti"-christ), und dadurch auch der Seiner Nachfolger, der Christen.
2. Bezeichnungen und Vorkommen in der Bibel
Neben den obigen Stellen aus den Johannesbriefen behandeln noch weitere Abschnitte den Antichrist, wenn auch unter verschiedenen Bezeichnungen:
- in 2. Thessalonicher 2,3ff. wird er als der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens und der Gesetzlose bezeichnet,
- in Daniel 11,36ff. der König,
- in Offenbarung 13,11ff.; 16,13; 19,20; 20,10 das andere Tier, der falsche Prophet.
Weitere Stellen, die sich auf den Antichristen beziehen, sind z.B. Jesaja 57,1ff.; Sacharja 11,16f.; Jesaja 30,27ff.
3. Sein Erscheinen
Nach 2. Thessalonicher 2,3.6ff. wird der Antichrist offenbart werden, wenn „der, wel-cher" [bzw. das, „was"] zurückhält, [...] aus dem Wege ist" (V. 6). Dann wird ein allgemeiner Abfall stattfinden (V. 3). Schon vorher ist er persönlich gegenwärtig und wirksam (V. 7), aber erst nachdem diese beiden Ereignisse eingetreten sind, wird er für alle sichtbar offenbart werden. Die ungläubigen Menschen werden natürlich nicht erkennen, daß es sich bei dieser Person um den Antichrist handelt, denn sie werden ihn für den wahren Messias halten.
Gott wirkt durch den Heiligen Geist in den Gläubigen jetzt noch dem Bösen entgegen; "das, was zurückhält" (V. 6) ist wohl die Versammlung, die „Be-hausung Gottes im Gei-ste" (Eph 2,21f.; 1. Kor 3,16 - ihre Wegnahme von der Erde wird in 1. Thessalonicher 4,13ff. beschrieben) und „der, welcher zurückhält" ist der Heilige Geist, der in den Gläubigen wohnt.
Der allgemeine Abfall ist nicht der ständige Niedergang der Christenheit, den wir heute schon erleben, sondern er stellt das universelle Verlassen, die öffentliche Leugnung der Grundlagen des Glaubens dar.
4. Seine Kennzeichen und sein Wirken
Die Lehre des Antichrist haben wir schon oben gesehen:
- Er bekennt nicht Jesum Christum, im Flei-sche gekommen (1. Joh 4,3).
- Er leugnet den Vater und den Sohn (1. Joh 2,22).
Mit dieser Lehre wird er, der „Verführer" (2. Joh 7), einen großen Einfluß (zunächst) auf die Juden ausüben. Christus haben sie abgelehnt, ihn dagegen werden sie anneh-men, wie der Herr vorausgesagt hat Joh 5,43; Mt 24,23ff.; vgl. Mt 7,15). Vom dem Antichrist heißt es, daß er Hörner wie ein Lamm haben wird (Offb 13,11). Er wird die Juden verführen, ihm zu folgen; er wird sich das Volk unterwerfen, er wird ihr König sein (Dan 11,36), und sie werden ihn anbeten (2. Thes 2,4), weil sie ihn für den Messias halten. Schon von daher ist klar, daß es sich bei ihm um einen luden handelt, denn sonst würde ihm das Volk der Juden kaum folgen; im übrigen ist Jahwe der Gott seiner Väter (Dan 11,37), er stammt also aus dem Volk der Juden.
Er wird sich in maßloser Selbstüberschätzung über Gott erheben, sich dann sogar an die Stelle Gottes setzen und sich im Tempel in Jerusalem anbeten lassen (s. auch Dan 11,36ff.). Sein Einfluß beschränkt sich aber nicht auf die Juden. Die nie dagewesenen Zeichen und Wunder, die er in der Macht Satans tut (Offb 13,11.13ff.; 2. Thes 2,9f.), bringen bald (Offb 13,16) alle Menschen in die Gewalt dieser „Dreieinheit des Bösen": das erste Tier hat die politische / militärische Macht (Offb 13,4); das zweite Tier, der Antichrist, übt neben politischer auch die religiö-se/psychologische Macht aus (Offb 13,14ff.); beide beziehen ihre Macht von Satan (Offb 13,4.11). Der Antichrist wird dabei die Menschen zur Anbetung des ersten Tieres und Satans bringen (Offb 13,12.4.8). Für die Men-schen, die es bis dahin abgelehnt haben, sich zu Gott zu bekehren, gibt es dann keine Gelegenheit mehr dazu (2. Thes 2,11).
5. Sein Ende
Die Macht und Selbstüberhebung des Antichrists werden ihn ins Verderben stürzen: In der Mitte der siebzigsten Jahrwoche wird er den Überrest der gläubigen Juden verfolgen (vgl. Offb 12,13-17). Sodann werden der König des Südens und der König des Nordens gegen ihn Krieg führen (Dan 11,40ff.). Doch das erste Tier - das Haupt des wiedererstandenen Römischen Reiches (Offb 13,12ff.) -, mit dem der Antichrist sich schon früher verbündet hatte (vgl. Dan 9,27), wird ihm zu Hilfe kommen. Schließlich werden beide zusammen gegen den Herrn Jesus Krieg führen (Offb 19,19f.; vgl. Dan 11,44f.; vgl. Sach 11,17: er verliert die Einsicht, sein „rechtes Auge").
Das bedeutet für ihn das Ende: der Herr Jesus wird Seine Gegner „durch den Hauch seines Mundes" (2. Thes 2,8) vernichtend schlagen, und der Antichrist wird ohne vorheriges Gericht in den Feuersee geworfen werden (Offb 19,20).
6. Aktuelle Bedeutung
Die wahren Gläubigen der Gnadenzeit werden die zuletzt beschriebenen Ereignisse nicht mehr miterleben, weil sie dann nicht mehr auf der Erde sind. Wichtig ist für uns aber, daß der Antichrist schon jetzt wirksam ist und daß schon jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß er einmal die ganze Menschheit hinter sich her ziehen wird.
1. Seine verwerfliche Lehre (s.o.) wird auch heute schon von einzelnen vertreten. Das wird weiter zunehmen. Damit der Antichrist einmal als religiöser Führer von allen Menschen angenommen wird, wird erstens die christliche Lehre zunehmend unterhöhlt, denn er wird den Vater und den Sohn leugnen?. Zweitens muß das jüdische Volk verführt werden?. Und drittens müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß Juden und Christen einen gemeinsamen religiösen und politischen Führer haben: die Schranken müssen fallen.
2. Eine Weichenstellung findet auch in einer anderen Hinsicht statt: Kann sich heute jemand vorstellen, von einem Menschen, der Feuer vom Himmel regnen läßt (Offb 13,13), dazu gebracht zu werden, ein Götzenbild und einen Politiker anzubeten (V. 14ff.)? Wohl nicht, aber das wird einmal der Fall sein: Alle Menschen werden ihm folgen.
Bei dem Antichrist handelt es sich nicht um einen zweiten David Copperfield, der durch bloße Illusionen Menschen in seinen Bann zieht, sondern Satan selbst stellt ihm seine Macht zur Verfügung. Bedenkt man, wieviel Einfluß die okkulte Szene innerhalb weniger Jahre gewonnen hat (in den Schulen, in Zeitschriften usw.; sei es ganz offenkundig als Reden mit Verstorbenen o.ä., sei es in der versteckteren Form der Esoterik oder gar in der verchristlichten Form der Charisma-tik), dann kann man sich schon vorstellen, daß irgendwann einmal Menschen von einem solchen Auftreten beeindruckt und irregeführt werden können.
Wir können froh sein - sofern wir an den Herrn Jesus glauben -, dann nicht mehr auf der Erde zu sein. Aber Gott hat uns die Aufgabe gegeben, heute diesen Entwicklungen in unserem persönlichen Verantwor-tungskreis entgegenzuwirken und zu ver-suchen, die Menschen vor dieser Zeit zu bewahren, indem wir sie zu Gott führen - als Salz der Erde (Mt 5,13) und Licht der Welt (V. 14).
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