Biblische Begriffe
Blinder Eifer schadet nur! So lautet ein deutsches Sprichwort, und es hat sich schon bei vielen Gelegenheiten bewahrheitet. Blinder Eifer handelt mit geschlossenen Augen und ohne daß nachgedacht wurde. Entsprechend sieht dann das Ergebnis aus. Der Begriff Eifer selbst spricht davon, daß das Herz für eine Sache „brennt" - darum treten auch manchmal zur Verstärkung des Wortes Adjektive wie „brennend" oder „glühend" hinzu; Eifer kann „angefacht" werden (vgl. Jes 42,13), er wird sogar manchmal direkt mit „Feuer" verbunden: „Durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verzehrt werden" (Zeph 1,18). Eifer ist also eine starke und ernste Hingabe an eine Aufgabe, an eine Person, an ein Ziel. Er kann aus unterschiedlichen inneren Motiven kommen, aus guten, heiligen, göttlichen wie aber auch aus bösen, selbstsüchtigen, „fleischlichen", d.h. aus Begierden des Menschen.
Welche Motive vor Gott Anerkennung fin-den, steht für den Christen außer Frage. Dabei wird er nicht blind handeln wie oben beschrieben, er sollte es jedenfalls nicht: er darf den Willen seines Herrn kennen durch das Wort Gottes, die Heilige Schrift, und er kann dadurch einen klaren Blick haben. Und wenn er wirklich ein Diener seines Herrn sein möchte, dann wird er auf den Herrn Jesus selbst blicken und durch Ihn geleitet werden. In Psalm 32 sagt Gott: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten" (Ps 32,8). Wenn wir als Christen diesen Weg gehen, dann sind wir im Sinn des Neuen Testaments „geistlich".
Der Gläubige, so sagten wir, handelt nicht blind, aber er handelt mit „geistlichem Eifer". Das ist ein Eifer, der durch den Heiligen Geist bewirkt wird und dessen Triebkraft die Liebe zum Herrn ist.
Im Alten Testament findet man das entsprechende hebräische Wort (qana' und gin' ah) als Eifer, eifrig oder eifern mit ihren deutschen Ableitungen Eiferer, Eifersucht und Ereiferung über achtzigmal. Es bezieht sich in einer Reihe von Stellen auf Gott, der ein eifernder Gott ist (2. Mo 20,5; 34,14; Jos 24,19), weil Er über Seine Ehre und Herrlichkeit wacht, weil Er Seine Ehre keinem anderen gibt (siehe Jes 42,8; 48,11), weder einem Menschen oder etwa irgendwelchen Göttern der Nationen, und weil Er für Sein Land und Sein Volk - das Er selbst sich erwählt hat - eifert (Joel 2,18; Sach 1,14).
In anderen Stellen drückt es die eifersüchtige Haltung von Menschen aus (z.B. eines Ehemanns in 4. Mo 5,14ff.), oder auch das Eifern eines Menschen für Gott (wie bei Pinehas in 4. Mose 25 oder Elia in 1. Könige 19,10ff.). Aber es kann auch die echt negative Haltung des Neides ausdrücken (wie z.B. in Psalm 73,3). Die Übersetzer haben jeweils entsprechend dem Zusammenhang das treffende Wort gewählt.
Der griechische Begriff (zelos und zelotés) im Neuen Testament hat im wesentlichen den gleichen Bedeutungsumfang: Eifer, Eifersucht, eifern, Neid, oder auch Eiferer. Wir beschränken uns auf einige Beispiele.
Um mit dem letzten dieser Begriffe zu be-ginnen: einer der Jünger des Herrn Jesus war Simon, der Eiferer (oder: Zelotes, s. Lk 6,15; vgl. Apg 1,13), der zur radikalen jüdischen Partei der Zeloten gehört hatte, die gegen die Römer und für das Mosaische Gesetz eiferten und den Messias erwarteten, damit Er sie von dem Joch der römischen Herrschaft befreite. Nachdem er zum Glauben kam und ein Jünger des Herrn geworden war, blieb ihm offensichtlich dieser Beiname zur Unterscheidung von anderen Jüngern mit Namen Simon erhalten. (Der Beiname „der Kananäer" (Mt 10,4; Mk 3,18) bedeutet im Hebräischen offensichtlich ebenfalls „Eiferer"; s. Anm. Elb.) Darüber hinaus werden auch die gesetzestreuen Juden der Zeit der Apostel „Eiferer für das Gesetz" (Apg 21,20) und sogar „Eiferer für Gott" (Apg 22,3) genannt, was uns der Apostel Paulus erklärt, wenn er sagt: „Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dais sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach Erkenntnis" (Röm 10,2). Der Apostel sagt auch von sich selbst, er sei „übermäßig ein Eiferer für [seine] väterlichen Überlieferungen" (Gal 1,14) gewesen, er hatte Eifer gezeigt, aber ohne Erkenntnis - bis er vor Damaskus seine Begegnung mit dem Herrn Jesus hatte. Von da an „beeiferte" er sich, das Evangelium des Christus zu verkündigen (Röm 15,20).
So fordert er als der inspirierte Schreiber die Gläubigen in Galatien auf, „allezeit im Guten zu eifern" (Gal 4,18), und schreibt an Titus, daß der Herr „Jesus Christus [...] sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken" (Tit 2,14, Rev. Elb.).
Als die Brüder in Korinth die Trennung von der Ungerechtigkeit und dem Bösen (nach 1. Kor 5, 11-13) vollzogen und auch ihre kritische Haltung dem Apostel Paulus gegenüber geändert hatten, wird das auch deutlich in gemeinsamem „Eifer" für die Sache des Herrn: bei den Korinthern, beim Apostel und bei Titus (2. Kor 7,11; 8,16.17).
Nachdem wir nun „Eifer" bei Menschen, auch bei einigen Gläubigen gesehen haben, wenden wir uns dem einen vollkommenen Menschen zu, bei dem auch der „Eifer" vollkommen war, dem Herrn Jesus. Von Ihm sagt der prophetische Geist in Psalm 69,9: „Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen", und in Psalm 119,139: „Verzehrt hat mich mein Eifer, denn meine Bedränger haben deine Worte vergessen". Das Motiv seines „Eifers" war die Ehre Gottes, Anlaß waren die offensichtliche Verachtung des Hauses Gottes und das Vergessen und die Mißachtung des Wortes Gottes durch die Juden. Wir kennen die Tempelreinigung durch den Herrn Jesus Joh 2,13-16), die Seine Jünger genau an den Vers aus Psalm 69 denken läßt: „Der Eifer um dein Haus verzehrt mich" (Joh 2,17). Er konnte die Verbindung von weltlichem Gewinnstreben und äußerlicher Religiosität mit dem Haus Seines Vaters nicht dulden. Und Er war „das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet" und gab „der Wahrheit Zeugnis", indem Er unermüdlich - selbst wenn „ermüdet von der Reise" (Joh 4,6) - das Wort predigte. Ja, Er verzehrte sich im Dienst Seines Gottes und Vaters!
Der Eifer um dein Haus verzehrt mich (Joh 2,17).
Doch dann gab es noch einen Augenblick, wo Er Seinen Eifer in einer unvorstellbaren Weise zeigte. „Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer" (Hld 8,6). Das war der Augenblick, als der Eifer Seiner Liebe über den Tod triumphierte, wo sozusagen, wie einmal jemand gesagt hat, „Seine göttliche Energie sich mit der des Scheols (hebr. Wort für Tod und Totenreich) gemessen hat - und der Scheol ist hart, unerbittlich". Aber Er hat in dem Eifer, der göttlichen Energie dieser Liebe die schrecklichen Stunden des göttlichen Gerichts über die Sünde erduldet und den Tod und Hades (griechisches Wort für hebr. Scheol) überwunden. Er hat sich dadurch Seine Versammlung erworben, die Er nun auch „eifersüchtig" für sich besitzen möchte. Seine Liebe ist nämlich immer noch dieselbe und wird es bleiben bis in Ewigkeit. Darum möchte Er uns auch so nah wie möglich bei sich sehen, uns in Seiner Gemeinschaft haben.
Heute ist das Haus Gottes die Versammlung (oder Gemeinde) des lebendigen Gottes, die aus allen wahrhaft Gläubigen besteht. Der Herr hatte „Eifer" für das Haus Gottes, sollten wir solchen Eifer für das Wohlergehen Seines Hauses nicht auch haben und als Arbeiter mit den geschenkten Gnadengaben zur Erbauung der Versammlung (1. Kor 12.4ff.) mit Eifer wirken? So taten es treue Leute in der Zeit Esras beim Bau des Tempels, des Hauses Gottes (Esra 5,8). „Also auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, so suchet, daß ihr überströmend seid zur Erbauung der Versammlung"(1. Kor 14,12; vgl. 1. Kor 12,31; 14,1).
Wieviel Energie verwenden wir für weniger wichtige Dinge als die Arbeit für den Herrn? Wir leben in einer Zeit, die zunehmend durch den Geist Laodizeas gekennzeichnet ist: Lauheit, Hochmut über vermeintlichen „Reichtum" (Offb 3,16.17). Lauheit ist genau das Gegenteil von „brennendem Eifer", von brennender Energie in der Arbeit und Hingabe für den Herrn. Darum sagt Er zu Laodizea: „Sei nun eifrig und tue Buße!" (V. 19 b) Vielleicht gilt dies Wort auch uns und mahnt uns, mit „geistlichem Eifer" dem Herrn mit liebender Hingabe unsere Zeit und Kraft zur Verfügung zu stellen. Er selbst will und kann unsere Herzen dazu bereit machen. Wollen wir es auch?
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