Bibel praktisch

Die Freiheit des Christen

Wer sehnt sich nicht nach Freiheit? Seit es Menschen gibt,ist die Sehnsucht nach Freiheit tief in uns verwurzelt. Ob wir noch jung sind oder schon älter geworden, der Freiheitsdrang ist einfach da. Und doch haben viele Menschen erkennen müssen, daß wirkliche Freiheit auf dieser Erde nicht zu finden ist. Der deutsche Liedermacher Reinhard Mey drückt es in seinem bekannten Song so aus: „Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein Schwingt darin nicht das Empfinden mit, daß es „hier unten" keine echte Freiheit gibt?

In der Tat, wirkliche Freiheit finden wir Menschen nicht, auch wenn uns die Verfechter der New-Age-Bewegung dies verkaufen wollen. Das Streben nach Freiheit wird ein Wunschtraum blei-ben, wenn wir uns nicht durch den Herrn Jesus frei machen lassen. Ohne Ihn gibt es keine Freiheit.

Christen kennen wirkliche Freiheit, weil der Herr Jesus sie frei gemacht hat. Das Wesen dieser Freiheit zu ken-nen, macht uns glücklich und fröhlich.


Frei gemacht wovon?

Der Apostel Paulus schreibt: „Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht; stehet nun fest und lasset euch nicht wiederum unter einem Joche der Knechtschaft halten" (Gal 5,1). Hier werden Freiheit und Knechtschaft (Sklaverei) einander gegenübergestellt. Dieser Vers zeigt uns, daß jeder Mensch zunächst - oder von Natur aus - in Knechtschaft ist. Ein Sklave zur Zeit des Apostels Paulus konnte nicht über sich selbst verfügen, weder über seine Zeit noch über sein Tun und Lassen. Knechtschaft oder Sklaverei bedeutet, daß ein Mensch zu Dingen gezwungen wird, die er vielleicht gar nicht tun will, oder daß ihm Dinge verboten werden, die er eigentlich tun möchte. Das Neue Testament nennt verschiedene Seiten dieser Sklaverei:

a) Sklaverei der Sün-de: der nicht wiedergeborene Mensch dient der Sünde. Er kann nicht anders als sündigen (lies dazu Röm 6,17). Der Herr Jesus hat gesagt: „Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht" (loh 8,34). Demgegenüber steht die Befreiung von der Macht der Sünde. Der Gläubige kann wohl sündigen, er muß es aber nicht.

b) Sklaverei des Teufels: Jeder Mensch ist von Natur im Machtbereich Satans. Die Bibel nennt das die „Gewalt der Finsternis" (Kol 1,13). Niemand ist wirklich frei, zu tun und zu lassen, was er will, auch wenn er dies meint. Der Teufel herrscht über ihn (Joh 8,44). Aus dieser Sklaverei sind wir befreit, weil der Herr Jesus dem Teufel am Kreuz die Macht genommen hat (Heb 2,15).

c) Sklaverei des Gesetzes: Selbst das dem Volk Israel von Gott gegebene Gesetz war einharter Herrscher, weil die Menschen, denen es gegeben war, nicht in der Lage waren, es zu halten. Christen sind von dem Gesetz in dreierlei Hinsicht befreit:

  • Das Gesetz ist nicht die Grundlage unserer Rechtfertigung vor Gott (Gal 2,16), sondern der Glaube an den Herrn Jesus.
  • Das Gesetz ist nicht die Grundlage unserer Beziehung zu Gott (Gal 4,5). Wir sind Söhne Gottes.
  • Das Gesetz ist nicht die Grundlage unseres Lebens. Unsere Lebensregel ist „das Gesetz des Christus" (Gal 6,2).

 

Frei gemacht wodurch?

Die Bibel läßt keinen Zweifel daran, durch wen wir befreit werden können. Eigene Bemühungen sind zwecklos. Es gibt keinen Weg zur Selbstbefreiung, auch wenn dies oft behauptet wird. Solche Wege sind Sack-gassen, die nur in noch stärkerer Gebundenheit enden. Übrigens sind diese Irrwege älter, als wir vielleicht meinen. Schon der Apostel Petrus sprach von Menschen, die anderen Freiheit versprechen und gleichzeitig „Sklaven des Verderbens sind" (2. Pet 2,19). Wir können dies durchaus auf die „Gurus" unserer Tage übertragen.

Schon in Jesaja 61,1 war vorausgesagt, daß der Herr Jesus derjenige sein würde, der den Gebundenen Befreiung bringt. Es gibt keine einzige Gebundenheit, aus der Er nicht befreien kann. Auch Johannes 8,36 und Ga-later 5,1 machen klar, daß es der Herr Jesus ist, der uns frei gemacht hat. Dazu mußte Er Sein Leben am Kreuz geben. Dort hat Er ja dem die Macht des Todes genommen, der sie vorher hatte, und damit die Grundlage zu unserer Befreiung gelegt.


Frei gemacht wozu?

„Freiheit ist, daß ich tun und lassen kann, was ich will", so hieß es kürzlich in einem Gespräch. Ist das wirklich Freiheit? Wenn wir Römer 6,15-23 aufmerksam lesen, werden wir feststellen, daß die christliche Freiheit etwas ganz anderes ist. Paulus provoziert seine Leser ein wenig, wenn er die Frage stellt, ob wir nicht einfach sündigen können, weil wir ja frei sind. Ist das die christliche Freiheit? Nein, denn entrüstet fügt er hinzu: „Das sei fern", das heißt, „das kann überhaupt nicht in Frage kommen".

Als Begründung wird auf den Wechsel hin-gewiesen, der stattgefunden hat. Früher waren wir „Sklaven der Sünde", d.h., wir konnten nicht anders als sündigen. Von diesem Zwang ist der Gläubige frei. Gleichzeitig ist aber auch wahr, daß der Mensch von Natur „frei ist von der Gerechtigkeit Gottes". Damit hat er nichts zu tun. Anders der Gläubi-ge. Er ist nicht „frei von der Gerechtigkeit", sondern ein Sklave Gottes. Er lebt in Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Der voreilige Leser wird jetzt vielleicht sa-gen: „Ja, ja, das habe ich schon immer gewußt. Wir sind von einer Sklaverei in die andere gekommen. Auch als Christ muß ich immer noch gehorchen, muß mich allen möglichen Geboten unterwerfen und kann doch nicht tun, was ich will." Ist das so? Nein! Der Kernvers in dem Abschnitt lautet: „Gott aber sei Dank, daß ihr Sklaven der Sünde waret, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, welchem ihr übergeben worden seid" (V. 17).

Erstens sehen wir hier, daß es etwas zum Danken gibt. Zweitens wird deutlich, daß unsere Herzen angesprochen sind. Es geht nicht darum, etwas aus Zwang zu tun, sondern aus Liebe und Zuneigung. Drittens sind wir dem Bild der Lehre gehorsam geworden. „Bild" bedeutet Maßstab oder Modell. Es gibt ein Modell, an das wir uns halten können. Das ist nicht eine Ansammlung von Vorschriften und Geboten, denen wir aus Zwang folgen. Dürfen wir dabei nicht vielmehr an den Herrn Jesus denken? Er hat zu Gott gesagt: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens" (Ps 40,8). Der Herr Jesus hielt als Mensch die Gebote Gottes, und das nicht aus Zwang. Er tat es aus Liebe, und deshalb von Herzen und gern. Zu Seinen Jüngern sagte Er: „Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe" (Joh 4,34). Das war Seine Freude.

Das ist der Maßstab, nach dem auch wir Gott als Knechte unterworfen sein dürfen. Wir dienen Gott nicht aus Zwang, sondern wir tun es dankbar, fröhlich, freiwillig und aus Liebe. Das ist das Wesen christlicher Freiheit. Sie verbindet Gehorsam mit Liebe. Der Herr Jesus sagt uns: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe" (Joh 15,10). War es dem Herrn Jesus ein Zwang, den Willen Seines Vaters zu tun? Niemals. So kann es auch bei uns sein.

In Jakobus 1,25 lesen wir von einem „Gesetz der Freiheit". Paßt das zusammen? Ja, weil wir Gott gern und freiwillig dienen. Und warum tun wir das? Weil das, was Gott uns sagt, gerade das ist, was unsere neue Natur gern will. Alles, was Gott von uns fordert, ist in Übereinstimmung mit den Wünschen dieser Natur. Unsere Lebensregel ist also nicht das Gesetz Moses, sondern unsere Lebensregel lautet, Gott so zur Verfügung zu stehen, wie es bei dem Herrn Jesus war. So wie Er den Willen Gottes tat, so dürfen wir es tun. Dann erfüllen wir „das Gesetz des Christus" (Gal 6,2). Jemand anders hat einmal sinngemäß gesagt: „Die Freiheit des Christen besteht darin, nicht mehr tun zu müssen, was die alte Natur will, wozu Satan, Sünde und Welt uns anleiten, sondern das tun zu können und zu wollen, was dem neuen Menschen entspricht, worin Christus gesehen wird und was Gott verherrlicht."

Christliche Freiheit ist also nicht, daß wir tun und lassen, was wir wollen. Das ist im übrigen überhaupt keine Freiheit, sondern Zügellosigkeit und Ausschweifung. Davor werden wir ausdrücklich gewarnt. „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brü-der; allein gebrauchet nicht die Freiheit zu einem Anlaß für das Fleisch" (Gal 5,13; vgl. auch 1. Pet 2,16). Nein, die Freiheit, zu der wir berufen sind, bringt uns dahin, uns freiwillig und mit Freude Gott und dem Herrn Jesus zur Verfügung zu stellen. Das ist die Antwort von Leuten, die wissen, in welcher Knechtschaft sie früher gewesen sind.


Eine Frage zum Schluß

Die Frage lautet: Kennen wir alle unsere Freiheit? Jedes Kind Gottes besitzt den Heiligen Geist und ist damit frei gemacht. Das ist eine Tatsache. Aber die Freiheit zu ken-nen, ist etwas ganz anderes. Vielleicht hast Du beim Lesen gedacht: „Das ist alles gut und schön, aber ich finde das gar nicht so einfach, den Willen Gottes zu tun. Meistens ist es mir gar keine Freude."

Dr. Martin Luther hat einmal in der ihm eigenen deutlichen Art den Christen mit einem Reittier verglichen, das entweder von Gott oder von dem Teufel geritten wird. Vielleicht ist das Bild etwas kraß, aber es zeigt uns doch eine wichtige Belehrung.

Christen bewegen sich nie im luftleeren Raum. Entweder tun wir das, was der Teufel will, oder wir tun den Willen Gottes (vgl. Röm 6,16). Obwohl wir dem Teufel nicht mehr zwangsweise dienen müssen, können wir doch unserer alten Natur nachgeben und so leben, wie sie es möchte. Dann allerdings werden wir keine Freude daran finden, den Willen Gottes zu tun, im Gegenteil, dann fällt es uns schwer. Auf diesem Weg werden wir die christliche Freiheit nie richtig kennenlernen.

Wenn wir uns aber Gott zur Verfügung stellen und uns durch den Geist Gottes leiten lassen, dann gibt dieser Geist uns die Kraft, Gott in Freiheit zu dienen und Ihm zur Verfügung zu stehen. Dann ist es uns eine Freu-de, den Willen Gottes zu tun. Es liegt an uns, diese Freiheit wirklich praktisch zu erfahren.