Fragen und Antworten
Frage: „Ich bitte um eine 'etwas' detaillierte Auslegung der Bibelstellen von 1. Mose 32,25-31, besonders die Verse 25.26.29.31, sowie Hosea 12,4b.5. Mir ist wohl klar, daß es ein Engel war. Aber war es der Engel des HERRN, also der Herr Jesus? Und warum hat Jakob gesiegt, d.h., welche Bedeutung hatte es, daß Jakob siegte?"
R. Milosch, Gifhorn
Antwort: Zur Beantwortung Deiner Frage zuerst einmal einleitend folgendes: Jakob hatte seinen Vater, seinen Bruder Esau und später seinen Onkel Laban betrogen. Er machte seinem Namen Jakob (= Überlister) alle Ehre. Andererseits hatte sein Onkel ihn ebenfalls vielfach betrogen. Gott hatte dennoch verheißen, bei ihm zu sein und ihn in das Land seiner Väter zurückzubringen (1. Mo 28). In Seiner Vorsehung hatte Gott Jakob bewahrt. Soeben waren ihm noch Engel Gottes begegnet; Gott hatte ihm einen Beweis Seiner Macht gegeben. Jakob hatte den Ort, wo ihm die Engel erschienen waren, „Heerlager Gottes" genannt (= Machanaim) (32,1.2). Als Jakob hörte, daß Esau ihm mit 400 Mann entgegenzog, bekam er es mächtig mit der Angst zu tun. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er ihn damals betrogen hatte (1. Mo 27). In seiner Feigheit teilte er alles, was er hatte, in zwei Züge auf. Er selbst blieb zurück, um notfalls fliehen zu können. Am Abend vor der Begegnung mit Esau stellte er ein Geschenk, das aus einer großen Anzahl von Tieren bestand, für Esau beiseite. Dann legte er sich nieder, um zu schlafen. In der Nacht stand er auf, nahm seine zwei Frauen, die Mägde und seine elf Kinder und zog mit allem, was er hatte, über den Jabbok, einen Seitenfluß des Jordan, der etwa 40 km oberhalb des Toten Meeres bei Adama in den Jordan einmündet. Jakob blieb ganz am Schluß des Zuges. Was Jakob am allerwertvollsten war, das kam zum Schluß: er selbst. Er selbst mußte am meisten geschützt werden. Alles andere konnte vorher „geopfert" werden. Kniete sich Jakob noch einmal zum Gebet nieder (vgl. Kap. 32,9-12)?
Nun eine Auslegung der Verse 24-31:
→ 24: Nun kommt ein Mann zu ihm und ringt mit ihm bis zum Morgen. Zweifellos ist es Gott selbst, der mit Jakob ringt: (a) Jakob bittet ihn später um Segen (V. 26); (b) der Mann spricht davon, daß Jakob mit Gott gekämpft habe (V. 28); (c) Hosea spricht im Blick auf diese Begebenheit von dem Engel, zweifellos Gott selbst, der Engel des HERRN (Hos 12,4.5).
→ 25: Jakob muß ein Mann von großer natürlicher Energie gewesen sein. Er war in seiner Manneskraft (Hos 12,4). Jakob war zu dieser Zeit 96 Jahre alt. Natürlich hätte Gott ihn umgehend zu Boden werfen können. Es bleibt etwas Geheimnisvolles über dieser Begebenheit. Wenn man Hosea 12,5 dazu liest, könnte man zu dem Schluß kommen, daß es sich hier um einen Gebetskampf handelte: „Er kämpfte mit dem Engel und überwand, er weinte und flehte zu ihm." Vielleicht hat sich aus diesem Ringen Jakobs mit Gott auch zunehmend ein Gebet entwickelt. Schließlich rührt Gott das Hüftgelenk Jakobs an. Jakobs natürliche Kraft wird gebrochen.
→ 26: Gott will sich von Jakob zurückziehen. Jakob läßt ihn nicht. Er fleht um einen Segen. Jakob merkt, daß er nicht mehr in eigener Kraft weiterziehen kann, wie er das bisher getan hat. Sicher hat der Kampf dazu beigetragen, daß Jakobs Glaube gestärkt wurde. Jakob war bereits seit langer Zeit ein Gläubiger, sonst hätte ihm nicht soviel an dem Segen Gottes gelegen, wenn er ihn sich auch auf unrechte Weise erschlich (1. Mo 27).
→ 27.28: Jakob muß seinen Namen nennen und bekommt einen neuen Namen: Israel (= Kämpfer Gottes). Dieser Name kommt hier zum erstenmal vor.
→ 29: Gott gibt Jakob hier noch keine Offenbarung von sich selbst. Jakob ist noch nicht in der Lage, Offenbarungen Gottes zu empfangen. Dennoch entspricht Gott der Bitte Jakobs, indem Er ihn segnet. Gott sagt zu Jakob: „Denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast obgesiegt." Es gereicht ihm nicht zur Ehre, daß er mit Menschen gerungen hat, das hätte er nicht tun sollen. Warum hat er sich nicht einfach übervorteilen lassen (1. Kor 6,7) und auf Gottes Zeit gewartet?
→ 30: Pniel heißt „Angesicht Gottes". Dieser Ort soll Jakob immer an die Begegnung mit Gott erinnern.
→ 31: Ein neuer Tag beginnt. Die Sonne geht auf. Zugleich dämmert ein neuer Lebensabschnitt für Jakob. Er ist fortan ein humpelnder Mann. Er kann zwar noch in eigener Kraft gehen, aber nicht ohne Schwierigkeiten. Seine Hüfte, der Sitz seiner Kraft, ist verrenkt. Das bedeutet allerdings noch nicht, daß Jakob nun von heute auf morgen einen anderen Charakter gehabt hätte. In Kapitel 33 wird uns eine Schilderung gegeben, wo er Esau Freundlichkeit vorheuchelt. Auch in anderen Punkten ist er unwahr.
J.G. Bellett schreibt in seinem Buch Die Welt vor der Flut und die Patriarchen über die Begegnung mit Esau folgendes: „Das enthält eine ernste Ermahnung für uns. Es kann sehr wohl Übung des Geistes vor Gott vorhanden sein und doch wenig Fortschritt in der Kraft der Seele bezüglich der Fortsetzung des Kampfes mit der Welt. In keinem Abschnitt seiner Geschichte erscheint Jakob sittlich auf einem niedrigeren Boden, als in den Ereignissen, die unmittelbar auf Pniel folgten. Er ist keineswegs von sich selbst gereinigt. Er berechnet, er macht Ausflüchte, er heuchelt Liebenswürdigkeit und Vertrauen, er lügt und schmeichelt. Dem Mann an der Furt des Jabbok widerstand er. Er war stark im Glauben und verherrlichte die Gnade Gottes, selbst dann, wenn Gott ihm entgegentrat und mit ihm stritt. Aber Esau gegenüber stellt er den alten Menschen in tief beschämender Vollendung dar. Er macht sich von seinem Bruder los unter einem durchaus unwahren Vorwande. Er ist nicht besser als ein Ohrenblä-ser, ein knechtischer Schmeichler, indem er schamlos von dem Angesicht Esaus wie von Gottes Angesicht spricht. Das ganze Schauspiel ist erbärmlich - ein demütigendes Bild von dem sittlichen Zustande, in den ein Heiliger für eine Zeit kommen kann, wenn die Natur die Oberhand gewinnt" (S. 169).1
Nun zu der Frage, ob es sich hier um den Herrn Jesus handelt. Hosea 12 setzt den Engel mit Gott gleich. Ich zweifle nicht daran, daß es der Engel des HERRN war. Im allgemeinen ist richtig, bei dem Engel des HERRN an den Herrn Jesus zu denken. Überall, wo Gott sich offenbart hat, hat Er das durch das Wort Gottes Joh 1,1-3) getan. Andererseits ist Gott (= ELOHIM) immer der dreieine Gott. Wenn wir auch vornehmlich bei dem Engel des HERRN an den Herrn Jesus denken, so schließt das doch Gott in Seiner Drei-einheit nicht aus.
Welche Bedeutung hatte der Sieg Jakobs? Jakob hat einen großen Sieg errungen. Das hat letztlich Jakobs Glauben gestärkt. Gott läßt sich auch - wenn ich das einmal so sagen darf - durch den Kampf des Gebets gern etwas abringen. Er freut sich, wenn wir siegen, selbst dann, wenn Er sich „geschlagen" geben müßte. Jakob hat Pniel nie wieder vergessen. Er wurde bei jedem Schritt daran erinnert.
1 Bellett,].G., Die Welt vor der Flut und die Patriarchen, Neustadt, 1979.
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