Bibel praktisch

Echte Freundschaft

„Wie hast Du das Wochenende verbracht?" „Mit Freunden." „Ich habe gehört, daß Du schwere Verluste in Deinem Geschäft hattest." „Das stimmt. Aber einige gute Freunde haben mir geholfen, damit fertigzuwerden."

Freunde, Freunde, Freunde! Es ist ein großartiger Segen, in einer Welt, die weitgehend von Egoismus beherrscht wird, zuverlässige Freunde zu haben. Die Erde wäre ein besserer Ort, wenn es mehr Freundschaften zwischen einzelnen Personen, Familien und Völkern gabe.

Die Bibel spricht viel über Freundschaften, über gute und schlechte. Freunde Gottes und des Herrn Jesus zu sein, ist die höchste Form der Freundschaft, die arme Sterbliche erfahren dürfen. Doch das ist erst der Anfang biblischer Freundschaft. Johannes schreibt beispielsweise: "Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde mit Namen" (3. Joh 15). Wer sind diese Freunde?

Wenn Johannes von „Brü-dern" (V. 3.5.10) und von „der Versammlung" (V. 6.9) und von „der Wahrheit" (V. 3.4.8.12) spricht, können wir den Schluß ziehen, daß es bei den Freunden hier um die geht, die an den Herrn Jesus glauben. Sie werden von dem Herrn Jesus „meine Brüder" genannt Joh 20,17; Heb 2,11.12) und sind von Ihm in ein Verwandtschaftsverhältnis zueinander ge-bracht. Zusammen bilden sie die Versammlung Gottes, die aus dem Judentum und dem Heidentum herausgerufen worden ist, um Gott in Anbetung zu dienen und Ihn in dieser bösen, dem Untergang geweihten Welt zu bezeugen. Wie ist es mit der „Wahr-heit", von der Johannes spricht? Als die einzigartige Offenbarung Gottes in Christus ist sie die Grundlage echter christlicher Freundschaft.


Liebe und Opferbereitschaft

„Größere Liebe hat niemand, als diese, daß jemand sein Leben läßt für seine Freunde" (Joh 15,13). Als der Herr Jesus diese Worte sprach, bezogen sie sich zunächst auf Ihn und Seine Jünger. Doch sie treffen auch auf die zu, die an Ihn glauben. Man erkennt zwei Charakterzüge in Seiner Aussage: Liebe und Opferbereitschaft. In Sprüche 17,17 heißt es: „Der Freund liebt zu aller Zeit." Das wird besonders wich-tig, wenn es um Opfer geht. Weil der Herr Jesus Sein Leben für uns dargelegt hat, sind auch wir schuldig, „für die Brüder das Leben darzulegen" (1. Joh 3,16). Das bedeutet, daß wir unsere Liebe in Tat und Wahrheit ausdrücken, und nicht bloß mit Worten.

Husai, der Freund Davids, gefährdete sein Leben dadurch, daß er die Interessen seines Königs und Freundes verteidigte (2. Sam 15,31-37). Solche Freundschaft zögert nicht, etwas zu opfern. Sie erwartet keine Entschädigung. Solch ein Freund war auch Epaphroditus. Er wagte sein Leben und war dem Tode nahe, um Paulus zu dienen (Phil 2,30).

FRAGE: Wann haben wir das letzte Mal Zeit, Energie, Habseligkeiten, Geld oder persönliche Interessen geopfert, um die Liebe echter Freundschaft zu zeigen?


Güte und Milde

Eine Vielfalt von Problemen wie Armut, Krankheit und Familientragödien plagen die moderne Gesellschaft, und Christen sind davon nicht ausgenommen. In solchen Prüfungen braucht man echte Freunde, die mit bereitwilliger Freundlichkeit helfen. Hiob drückte das sehr schön aus: „Dem Verzagten gebührt Milde von seinem Freunde" (Hiob 6,14). Von seinen drei sogenannten Freunden erfuhr er solche Milde nicht.

Milde und Güte haben ihren Ursprung in Gott und werden durch Gläubige in der Kraft des Heiligen Geistes weitergegeben. Salomo nennt solche Milde die „Willigkeit [o. Liebenswürdigkeit; JND] des Menschen" (Spr 19,22). Kein Wunder, daß Paulus die Auserwählten Gottes auffordert, diese hervorragende Tugend „anzuziehen" (Kol 3,12). Wir wollen Gott dafür preisen, daß viele von der Güte eines Freundes in Notzeiten erzählen können.

FRAGE: Wann haben wir zum letzten Mal ein Wort der Güte gesagt? Oder eine Postkarte bzw. einen Brief der Güte geschrieben? Oder eine Stunde unserer Zeit geopfert, um einen kranken oder notleidenden Gläubigen zu besuchen?


Gemeinsame Freude

Freunde können sich gemeinsam freuen, genauso wie sie gemeinsam trauern können. Lukas 15,6.9 schildert solche Freude. Als der Hirte sein verlorenes Schaf gefunden hatte, versammelte er seine Freunde, um die Freude mit ihnen zu teilen. Genauso die Frau, die ihre Drachme wiederfand. Schade, ungeistliche Herzen kennen solche Freude nicht. Sie sind im Gegenteil oft neidisch auf jemand, dem es geistlich oder materiell wohlgeht. Saul, der erste König Isra-els, ärgerte sich, als die israelitischen Frauen Davids Leistungen besangen (1. Sam 18,6-9). Genauso waren die Führer Israels neidisch auf den Herrn Jesus wegen Seiner Macht und Seines Ansehens bei den einfachen Leuten (Mt 27,18).

Echte Freundschaft teilt die Freude gern mit anderen. Von dem Leib Christi wird gesagt: „Wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit" (1. Kor 12,26).

 

Erquickung

Als Paulus als Gefangener nach Rom gebracht wurde, hielt das Schiff in Sidon, und der Hauptmann erlaubte Paulus, „zu den Freunden zu gehen, um ihrer Fürsorge teilhaftig zu werden" (Apg 27,3). Wir wissen nicht, wer diese mitfühlenden Freunde in Sidon waren, denn es gibt keine biblischen Aufzeichnungen über eine christliche Versammlung dort. Aber wir können uns gut vorstellen, was für eine Freude es für Paulus gewesen sein muß, bei Freunden zu sein! Ohne Zweifel haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht. Was für eine Ermunterung haben wir doch durch gleichgesinnte Gläubige in einer Welt, die keinerlei geistliche Erquickung bieten kann.

Philemon war ein Freund, der andere erquickte (Philem 7). So auch Onesiphorus. Er hat Paulus oft erquickt (2. Tim 1,16). Dann waren da Stephanas, Fortunatus und Achai-kus, die nicht nur Paulus' Geist erquickten, sondern auch den der Heiligen in Korinth (1. Kor 16,17.18).

Wie können wir andere erquicken? Sicher durch unsere Herzlichkeit und Liebe, wenn wir einander begegnen. Es bedeutet auch Erquickung, wenn wir uns über reine und ewige Dinge unterhalten. So heißt es in Sprüche 10,11: „Ein Born des Lebens ist der Mund des Gerechten." Zur Freundschaft gehört sicher auch diese gegenseitige Erquickung.

FRAGE: Wann haben wir uns das letzte Mal bemüht, einen Becher kalten Wassers (jede Ermunterung) im Namen des Herrn Jesus zu geben?


Zuverlässigkeit

Zuverlässige Freunde sind von unschätzbarem Wert. In Notzeiten sind sie immer zur Stelle. Man kann sie jederzeit um Hilfe bitten und sich darauf verlassen, daß sie helfen. In Sprüche 18,24 lesen wir: „Doch es gibt einen [Freund], der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder." In der Not zeigt sich, wer wirklich unsere Freunde sind.

Nachdem David fluchtartig Jerusalem verlassen hatte, als sein Sohn Absalom nach der Königsherrschaft griff, kam er mit seinen Leuten erschöpft, hungrig und durstig in der Wildnis an. Wie dankbar müssen sie beim Anblick der drei Freunde gewesen sein, die mit einer Fülle von Nahrungsmitteln und anderen Dingen ankamen (2. Sam 17,27-29).

Der Herr Jesus nannte Judas einen Freund (Mt 26,50), aber Judas erwies sich als völlig unzuverlässig. Er verriet den Herrn an Seine Feinde.

Phoebe, Aquila und Priscilla waren echte und zuverlässige Freunde des Paulus. Sie halfen ihm in seinem anstrengenden Dienst für den Herrn. Paulus drückt seine Dankbarkeit für ihre beständige Freundschaft in Römer 16,1-5 aus. Ihre Treue zu ihm macht deutlich, daß Freundschaft mehr ist als Worte.

FRAGE: Haben wir einmal einen Freund im Stich gelassen? Haben wir wohl einmal gesagt: „Du kannst dich auf mich verlassen" und dieses Versprechen dann nicht gehalten?


Ehrlichkeit

Echte Freunde können miteinander in einer Weise reden, die für andere beleidigend wäre. „Treugemeint sind die Wunden dessen, der liebt" (Spr 27,6). Zwei Ereignisse in der Bibel verdeutlichen diese Wahrheit: Im Alten Testament tadelt Joab den König David wegen seiner übermäßigen Trauer über den Tod des rebellischen Absalom (2. Sam 19,6). David verdiente den Tadel, und es spricht für ihn, daß er ihn in der richtigen Einstellung hinnahm und sein Verhalten daraufhin än-derte. Joab ist als ein harter und rücksichtsloser Soldat kein besonders liebenswerter Charakter, aber in dieser Sache diente er treu seinem König.

Im Neuen Testament tadelt Paulus den Pe-trus, wenn er in Galater 2,11 sagt: „Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er dem Urteil verfallen war." Was war das Problem? Petrus hatte mit denen aus den Nationen ge-gessen. Als dann aber jüdische Brüder aus Jerusalem kamen, hörte er aus Furcht damit auf. Durch sein Verhalten verwirrte er nicht nur die Gläubigen, sondern er verleugnete auch die Wahrheit des Evangeliums, das die Schranken zwischen Juden und Nationen abgebrochen hat. Beachte, daß Paulus nicht hinter vorgehaltener Hand mit den Gläubigen über das Verhalten des Petrus sprach. Vielmehr sprach er im Beisein anderer Gläubiger offen zu Petrus. Aus 2. Petrus 3,15.16 ist ersichtlich, daß durch diesen Tadel die Liebe und Freundschaft des Petrus zu Paulus keinen Schaden litt, denn er beschreibt Paulus als einen geliebten und weisen Bruder.

 

Diese beiden Begebenheiten zeigen, daß echte Freundschaft mehr erfordert, als bloß über das Versagen anderer zu trauern. Manchmal sind wir aufgefordert, den anderen zu tadeln und zu ermahnen. Ein echter Freund wird für solch eine aufrichtige Handlungsweise dankbar sein. Wir brauchen das Gebet, um weise mit dem Problem unseres Freundes umzugehen und bescheidene, aber wahrheitsgetreue Worte zu wählen.

FRAGE: Fürchten wir uns, einen Freund zu tadeln, weil wir möglicherweise seine Freundschaft verlieren? Verurteilen wir bei anderen, was wir unseren Freunden vergeben würden?


Teilen

Freundschaft teilt gern mit Freunden, was sie hat. Eine andere Begebenheit aus dem Leben Davids illustriert das: Als er alles zu-rückbrachte, was die Amalekiter ihm und seinen Männern geraubt hatten, teilte er es mit seinen Freunden (1. Sam 30,18-31). Das ist echte Freundschaft. Wenn Gott uns seg-net, sei es zeitlich oder ewig, so müssen wir die Worte des Herrn beachten, die er zu dem Mann in Markus 5,19 sagte, als er ihn von dem Dämon befreit hatte: „Gehe hin nach deinem Hause zu den Deinigen und verkünde ihnen, wieviel der Herr an dir getan ... hat."

Teilen ist ein Ausdruck der Liebe und des Interesses. Selbstsucht dagegen gibt nie, sie möchte noch mehr.

FRAGE: Lieben wir es, etwas zu bekom-men, finden es aber schwer zu geben?

 

Gebet

Hiob betete für seine Freunde (Hiob 42,10). Sie hatten sich nicht gerade als sehr gute Freunde erwiesen. Aber Hiob war mit Gott ins reine gekommen, und deshalb hatte er auch ihnen gegenüber keinen Groll mehr im Herzen. Echte Freunde vergessen nie-manden, sondern beten beständig für den anderen. Das ist wirklich der erfolgreichste Weg, um Freundschaften gottgemäß zu fe-stigen. Paulus war ein großer Verfechter des Gebets. Er betete ständig für einzelne und für Gruppen von Heiligen. Genauso tat es Epaphras. Er mühte sich ab im Gebet für seine Glaubensgefährten (Kol 4,12.13).


Echtes Grüßen

„Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde mit Namen" (3. Joh 15). Deinen Freund zu grüßen bedeutet, ihn oder sie mit Offenheit und Freundlichkeit anzureden. In manchen Ländern tut man das mit einem Kuß, in anderen Ländern mit einem herzlichen und festen Händedruck. Man könnte fragen: Wer soll die Initiative ergreifen, den anderen zu grüßen? Die Anwort ist einfach: Ich! Man könnte fragen: Wieso ist es immer an mir, den anderen zu grüßen? Aber das ist die Sprache des Stolzes und des Egois-mus. Wirklich liebende, unvoreingenommene Freundschaft wird immer die Initiative ergreifen, weil sie weiß, daß Liebe Gegenliebe bewirkt.

ZUSAMMENFASSUNG: Von wie vielen dieser Merkmale der Freundschaft können wir aufrichtig sagen, daß wir uns bemühen, sie zu praktizieren? Durch die Kraft des Heiligen Geistes ist uns all das möglich. Möge Gott treue Herzen darin üben, freundschaftlicher zu sein. So bringen wir Charakterzüge in das christliche Zeugnis, die Christus veranschaulichen und Gott wohlgefallen.