Bibelstudium

Bibelkurs

,15 Also nun, Brüder, stehet fest und haltet die Uberlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.

Die Gläubigen in Thessalonich hatten das Evangelium durch den Apostel und seine Mitarbeiter gehört. So sollten sie ihnen auch weiterhin im Blick auf die Wahrheit ver-trauen. Sie sollten feststehen im Werk Gottes und festhalten an Seinem Wort.

Die Überlieferungen: Häufig wird dieser Begriff im Neuen Testament in einer negativen Bedeutung gebraucht und bedeutet dann die traditionelle (mündliche/schriftliche) Weitergabe menschlicher Gedanken (Mt 15,2; Mk 7,8; Kol 2,6-8). Hier bedeutet der Ausdruck die Weitergabe göttlicher Wahrheit, wie sie erforderlich ist zur Stärkung des Glaubens (vgl. 1. Kor 11,2 - Fußn.: Unterweisungen -; 1. Thes 2,15; 2. Thes 3,6). Es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit zu bewahren, und nicht, ihr etwas hinzuzufügen, wie es leider in der Geschichte der Kirche so oft geschehen ist.

Viele haben mit dieser Stelle die kirchlichen Uberlieferungen sanktionieren wollen. Welcher Irreführung ist dadurch Tür und Tor geöffnet worden! Dadurch wird das Wort Gottes beiseite gesetzt und auch der Herr, der das Wort gegeben hat. Niemals darf sich etwas zwischen das Gewissen eines Menschen und Gott stellen.

Die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief Zuerst war es die mündliche Unterweisung in der Wahrheit, und später waren es die Briefe, die die Apostel geschrieben haben.

,16.17 Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und unser Gott und Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade, tröste eure Herzen und befestige euch in jedem guten Werk und Wort.

Falsche Lehre beunruhigt; das gibt Erschütterung und Erschrecken (2,2). Trost und Befestigung haben wir alle nötig, damit wir zur Ehre Gottes unser Leben führen können. Diesen Trost und gute Hoffnung gibt Gott all den Seinen in Seiner Gnade.

Wenn die Gläubigen auch aufgefordert werden, festzustehen und festzuhalten, so erinnert der Apostel durch dieses Gebet dennoch daran, daß es schließlich göttliche Personen sind, die uns umsorgen. Der Herr Jesus und der Vater haben uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben. Das Heil ist unumstößlich; daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Das sind die herrlichen Resultate des Erlösungswerkes Christi.

Der Herr Jesus und der Vater nehmen Kenntnis von jedem Werk, das wir tun, und jedem Wort, das wir sprechen. Sind es gute Werke und Worte?


A EINLEITUNG KAPITEL 3

Nachdem der Apostel Paulus im ersten Kapitel dieses Briefes die Herzen der Gläubigen im Blick auf die Erscheinung Christi zu erwärmen suchte und in Kapitel 2 der irreführenden Lehre begegnete, daß der Tag des Herrn bereits damals angebrochen sei, belehrt er sie nun darüber, wie sie mit Problemen umgehen sollten, die in ihrer eigenen Mitte auftraten. Es geht hauptsächlich um die Frage, was zu tun ist, wenn Gläubige einen unordentlichen Lebenswandel führen. In den Kapiteln 1 und 2 begegnete er Gefahren von außen, hier begegnet er Gefahren innerhalb der Gläubigen.

 

B EINTEILUNG KAPITEL 3

  1. Fürbitte der Gläubigen für die Arbeiter in der Verkündigung des Evangeliums (V.1.2)
  2. Die Treue des Herrn, der befestigen und bewahren wird (V. 3)
  3. Appell an den Gehorsam (V. 4)
  4. Die Quelle der Kraft und der Freude (V. 5)
  5. Was ist zu tun, wenn jemand unordentlich wandelt (V. 6-15)?
  6. Der Wunsch um Frieden und abschließende Grüße (V. 16-18)

 

C AUSLEGUNG KAPITEL 3

,1 Übrigens, Brüder, betet für uns, daß das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde, wie auch bei euch,

Nachdem der Apostel am Schluß des vorigen Kapitels seinen Wunsch für die jungen Gläubigen in Thessalonich in Form eines Gebetes ausgedrückt hatte, fordert er sie nun auf, für ihn und seine Mitarbeiter zu beten. Die Verkündigung des Evangeliums und die Auferbauung der Gläubigen durch das Wort Gottes sollte nicht behindert werden.

Die Apostelgeschichte zeigt uns, welchen Gefahren der Apostel Paulus ständig ausgesetzt war (vgl. 1. Kor 4,9-13). Er wußte um die Kraft des Gebets. Nichts verbindet Gläubige so miteinander wie die Fürbitte füreinander. Beten wir für solche, die im Kampf an vorderster Front stehen? Sie sind die besondere Zielscheibe Satans. Wenn sie lahmgelegt werden, entsteht großer Schaden für das Werk des Herrn.

Der fleißige Apostel ist sich seiner völligen Abhängigkeit bewußt und weiß, daß die Gläubigen aufeinander angewiesen sind.

Daß das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde: Sie hatten das Evangelium gehört und waren dadurch errettet worden. Paulus wünschte, daß noch mehr Menschen zum Glauben kämen und dann auch weiter belehrt würden. Das Wort sollte ungehindert laufen und in seiner Herrlichkeit offenbar werden, indem Menschen zum Glauben kamen und in der Wahrheit befestigt wurden (vgl. Apg 13,48). Wo das Wort in seiner Herrlichkeit sichtbar wird, wird Gott verherrlicht.

Wie auch bei euch: Paulus schließt die Gläubigen mit ein in den Kreis der Wirksamkeit des Evangeliums, das er verkündigte. Darin lag indirekt eine schöne Ermutigung für die Gläubigen.

,2 und daß wir errettet werden von den schlechten und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht aller Teil.

Es gab viel Feindschaft gegen das Evangelium. Paulus und seine Mitarbeiter bedurften der Errettung aus den Nachstellungen dieser bösen Menschen. Die Feindschaft kam hauptsächlich von seiten der ungläubigen Juden, die sich als die erbittertsten Feinde des Evangeliums erwiesen (1. Thes 2,14-16). Sicher gab es auch andere Feinde, denn das Evangelium wird entweder angenommen oder abgelehnt und nicht selten bekämpft.

Denn der Glaube ist nicht aller Teil: Viele nehmen die Liebe zur Wahrheit nicht an. Paulus wußte, daß nicht alle glauben würden, sowohl von den Juden als auch von den Heiden, und solche erwiesen sich dann häufig als die Feinde Christi. Dennoch wollte er einige gewinnen (1. Kor 9,22). Selbst von dem Herrn Jesus haben sich viele Menschen wieder abgewandt, die Ihm eine Zeitlang nachgefolgt waren (Joh 6,66).

 

,3 Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird.

Bei all der Feindschaft von seiten der Welt bleibt immer der Trost, daß der Herr alles weiß und sich in großer Treue mit den Seinen beschäftigt. Er ist es, der die Seinen befestigt (2,15.17). Er weiß um ihre Umstände und bewahrt sie vor dem Bösen. Er ist der gute Hirte, der zuerst die rechte Nahrung gibt und dann vor den Gefahren bewahrt. Er hat in Johannes 17,15 den Vater gebeten, daß Er die Jünger vor dem Bösen bewahren möge.

Das (oder der) Böse kann drei Bedeutungen haben: (a) böse Menschen, (b) der Böse, das ist Satan, und (c) das Böse im allgemeinen.

 

,4 Wir haben aber im Herrn das Vertrauen zu euch, daß ihr, was wir gebieten, sowohl tut als auch tun werdet.

In den Versen 3 und 4 finden wir, wie so oft in Gottes Wort, diese beiden Seiten zusam-men: Einerseits befestigt und bewahrt der Herr die Seinen, andererseits ist es ihre Ver-antwortung, dem zu gehorchen, was die Apostel im Auftrag des Herrn geboten hatten. Der Herr Jesus hat den Aposteln Autorität gegeben zu gebieten. Heute liegt diese apostolische Autorität im Wort Gottes.

Im Herrn Vertrauen zu euch: Der Apostel schenkt den Thessalonichern Vertrauen. Dieser Vertrauensvorschuß ermutigt. Es ist ein Vertrauen im Herrn.

Die Thessalonicher kannten die Gebote des Herrn, die er ihnen gegeben hatte (1. Thes 4,2). Insbesondere hatte er ihnen Anweisungen zu ihrer Lebensführung gegeben (1. Thes 4,11), ein Thema, das er in dem nun folgenden Abschnitt weiter ausführt. Gehorsam gegenüber den Anweisungen des Apostels ist letztlich Gehorsam gegenüber dem Herrn. Dabei legt der Herr den Gläubigen nichts auf, was zu schwer für sie wäre: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht* hat Er einmal zu Seinen Jüngern gesagt (Mt 11,30).

,5 Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!

Bevor Paulus jedoch auf Einzelheiten ihrer Lebensführung eingeht, weist er sie auf zwei Dinge hin, die ihre Herzen erfüllen sollten: die Liebe Gottes und das Ausharren des Christus. Nur wenn wir diese Dinge vor Augen haben, finden wir auch die Kraft zur Befolgung all der Anweisungen, die ohne jeden Zweifel zu unserem Besten dienen.

Zu der Liebe Gottes: Es ist der Wunsch des Paulus für die Gläubigen: daß alles entfernt sein möge, was sie am Genuß der Liebe Gottes hindern könnte. Sprachlich kann sich „Liebe" auf die Liebe der Gläubigen zu Gott beziehen. Aus dem Zusammenhang wird aber doch deutlich, daß es um die Liebe geht, die Gott zu den Seinen hat. Ruft solch eine Liebe nicht eine Reaktion in uns wach? „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat" (1. Joh 4,19). Dieser Gott, der uns so überaus liebt, ist jetzt unser Vater (vgl. Kap. 1,1.2).

Und zu dem Ausharren des Christus: Dazu kommt, daß Christus sich nach dem Augenblick sehnt, wo Er die Gläubigen bei Seinem Kommen als Seine Braut zu sich holt. Ist es nicht bewegend, daran zu denken, daß der Herr Jesus sich viel mehr nach diesem Augenblick der Entrückung sehnt als alle Gläubigen zusammen? Ist das nicht ein erneuter Grund, Ihn mit brennenden Herzen zu erwarten? Die Thessalonicher hatten sich bekehrt, um dem lebendigen Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten (1. Thes 1,10). Erwarten wir Ihn täglich?

Es ist „die Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus" (1. Thes 1,3), Ihn bald zu sehen. Es ist durchaus nicht so, daß der Herr die Verheißung Seines Kommens verzieht. Er ist nur deshalb noch nicht gekommen, weil Er langmütig ist und nicht will, daß irgend jemand verlorengeht, sondern alle zur Buße kommen (2. Pet 3,9).

,6 Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückziehet von jedem Bruder, der unordentlich wandelt, und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat.

Das ist ein klares Gebot. Die Gläubigen in Thessalonich standen nicht nur unter schlechtem lehrmäßigen Einfluß, wie wir in Kapitel 2 gesehen haben, sondern auch in der Gefahr einer schlechten Lebensführung. Das sind immer die beiden Gefahren, die uns drohen:

  1. schlechte Belehrung und
  2. schlechte Lebensführung.

Bereits in seinem 1. Brief hatte der Apostel geschrieben: „Weiset die Unordentlichen zurecht." Offensichtlich hatte sich diese Unordnung bei einigen noch verstärkt. Die Zurechtweisungen waren nicht beachtet worden. Was sollte nun geschehen?

Daß ihr euch zurückziehet: Nun sollten sich die Geschwister von diesen Unordentlichen zurückziehen, d.h. den persönlichen Kontakt mit ihnen meiden, sonst würde dieser unordentliche Lebenswandel auf sie abfärben. Es ist nicht unwichtig, mit wem wir engen Umgang pflegen. Dieses Zurückziehen ist die zweite Form der Zucht in der Mitte von Gläubigen. Es sollte sicherlich nicht an Liebe fehlen, doch muß sie gepaart sein mit Entschiedenheit. Beachte, daß es sich bei diesen Personen durchaus um Gläubige handelt - sie werden Brüder genannt -; das steht außer Frage.

,7 Denn ihr selbst wisset, wie ihr uns nachahmen sollt; denn wir haben nicht unordentlich unter euch gewandelt,

Wie so oft in diesen beiden Briefen stellt sich der Apostel auch hier wieder zusammen mit seinen Mitarbeitern als Beispiel vor. Ein gutes Vorbild ist weit beredter als viele Er-klärungen. Es ist auch besser als ein langer Katalog von Regeln.

Wie hatten sie denn gewandelt? Im 1. Brief hatte er eine Reihe von Kennzeichen eines guten Wandels genannt: Im Leiden (2.2), in Sanftmut (2,2), in Ehrlichkeit (2,5), in Demut (2,6), in zarter Fürsorge (2.7), in Zuneigung und Selbstaufopferung (2,8), in harter Arbeit (2,9), in Heiligkeit, Gerechtigkeit und Tadellosigkeit (2,10), in Trost (2.11), Gottes würdig (2.12), in beständigem Gebet für andere (3,10), in heiligem Lebenswandel (4,1), in stillem und fleißigem Wandel (4,11), in Zeugnis (4,12), in Wachsamkeit und Nüchternheit (5,6) und in Hilfsbereitschaft (5,14). Sie suchten nichts für sich selbst, sondern verzehrten sich in dem Dienst für ihren Herrn und die Seinen. Das war alles andere als ein unordentlicher Wandel.

,8.9 noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch beschwerlich zu fallen. Nicht daß wir nicht das Recht dazu haben, sondern auf daß wir uns selbst euch zum Vorbilde gäben, damit ihr uns nachahmet.

Neben der vielen Arbeit im Werk des Herrn hat Paulus seinen Lebensunterhalt selbst erarbeitet. Das war das stärkste Argument gegen Müßiggang. Er hat sogar für die mit-gesorgt, die ihn begleiteten (vgl. Apg 20,34). Er schließt die anderen mit in die Arbeit ein. Wenn er Nacht und Tag gearbeitet hat, so bezieht er sich damit auf die handwerkliche Arbeit. Er erwähnt wohl die Nacht zuerst, weil da die meiste Zeit für diese Arbeit zur Verfügung stand. Wenn je ein Diener des Herrn fleißig war, dann war es der Apostel Paulus. Er hat sich völlig aufgeopfert im Dienst. Und hat sein Herr es nicht ebenso getan in Seinem Dienst für Gott?

Er besteht auf dem Recht, das ein Diener des Herrn hatte, von seiner Arbeit für den Herrn zu leben, also Unterstützung von den Geschwistern zu empfangen (1. Kor 9,14), aber er hat von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, damit er darin ein Vorbild für andere wäre, die ihn nachahmen könnten.


Fragen und Anregungen zur Ausarbeitung

  1. Wo kommt überall im Neuen Testament der Begriff „Überlieferung" vor, und wo hat er eine negative bzw. positive Bedeutung?
  2. Fertige für Dich selbst eine Einteilung des 2. Briefes an die Thessalonicher an (ohne im Bibelkurs nachzuschlagen).
  3. Paulus bat die Thessalonicher, für ihn zu beten. Betest Du regelmäßig für Diener des Herrn Jesus und ihre Verkündigung? Bediene Dich ruhig einer Gebetsliste.
  4. Bete gezielt für die Bekehrung von Ungläubigen, die Du kennst.
  5. Bitte stelle alle Gebote des Neuen Testaments zusammen.
  6. Was würdest Du alles zu einem unordentlichen Wandel eines Christen zählen?
  7. Wo schreibt der Apostel Paulus überall im Neuen Testament von seiner Lebensführung und seinem Ungemach, das ihm im Dienst für den Herrn begegnet ist?