Lebensbeschreibung
Lebensbilder
Feuer! Feuer! Ein altes Holzhaus in Epworth in England steht in Flammen.
Der Geistliche Samuel Wesley lebt mit seiner großen Familie in diesem Haus. Sie werden sich der großen Gefahr bewußt, in der sie stehen. Sie entkommen aus dem brennenden Haus.
Aber nicht alle. Ein kleiner sechsjähriger Junge schläft fest und bemerkt nichts von seiner mißlichen Lage. Als er endlich wach wird und die Gefahr erkennt, in der er sich befindet, schreit er herzzerreißend um Hilfe. Sein Vater versucht ihn zu retten, aber er wird von den glühenden Flammen aufgehal-ten. Und da er die Hoffnung aufgegeben hat, seinen Sohn vor einem qualvollen Tod zu be-wahren, kniet er auf der Straße nieder und befiehlt den Jungen Gott an. Doch durch Gottes Erbarmen ist Hilfe zur Stelle: Ein Mann stellt sich auf die Schultern eines anderen Mannes und kann den Jungen erreichen und auf sicheren Boden stellen. Samuel Wesley ist über-glücklich. Er ruft seine Nachbarn zusammen, kniet erneut nieder, aber dieses Mal, um Gott für Seine errettende Kraft zu danken.
Der Junge, John Wesley, war von einem grausamen Tod errettet worden. Satans böser Plan war vereitelt worden. John sollte einmal eine große Arbeit tun. Aber er muß-te noch viele Lektionen lernen, bevor er ein geeignetes Werkzeug wurde, den Willen Gottes zu tun.
Bist du überrascht, daß dieses Unglück Satan angelastet wird? Lies einmal 2. Mose 1,16; 2. Chronika 22,11 und Matthäus 2,13!
John Wesleys Eltern waren sehr religiöse Menschen, aber den wahren Weg zur Errettung konnten sie ihm nicht zeigen, sie kannten ihn ja selbst nicht. Johns Mutter tat ihr Bestes, um ihn in den Dingen zu fördern, die sie für die wichtigsten hielt. Sie lehrte ihn, ein rechtschaffenes Leben zu führen.
In der Schule in London und am College in Oxford behielt er seinen ehrbaren Lebenswandel bei und wurde schließlich zum Geistlichen ordiniert. Trotz all seiner ehrlichen Bemühungen hatte er aber keinen echten Frieden und keine bleibende Freude. Während seines Aufenthalts in Oxford wurde er Mitglied des „heili-gen Clubs", der sehr strenge Regeln hatte. Die Mitglieder dieses Clubs nutzten ihre freie Zeit, Lateinisch und Griechisch zu lernen. Sie waren bescheiden in ihren Mahlzeiten und schliefen wenig. Arme zu besuchen und sich selbst zu kastei-en, stand sehr oft auf ihrem wöchentlichen Plan. Sie glaubten aufrichtig, sich auf diesem Weg Gottes Vergebung verdienen zu können. John Wesley blieb in geistlicher Finsternis, obwohl er äußerlich ein frommer Mann und aufrichtiger Diener Christi war.
Es ist Torheit, sich auf seine eigenen Anstrengungen zu verlassen, um Gottes Vergebung und Segen zu be-kommen. Niemand kann zu dem Werk Christi am Kreuz auf Golgatha etwas hinzufügen. Sein Tod und Seine Auferstehung sind die von Gott gegebenen Mittel, um Vergebung und ewiges Heil zu erlangen.
John Wesley und sein Bruder Charles segelten nach Georgia in Nordamerika. Sie hatten gute Absichten. Sie verlangten nach der Bekehrung der nordamerikanischen Indianer und beteten dafür. Leider waren sie selbst nicht zu Gott umgekehrt und hatten kein klares Wissen um Seine Vergebung. Ein Herrnhuter Bischof namens Spangenberg fragte Wesley, ob er ein Kind Gottes sei, ob er Jesus Christus kenne und ob er wüßte, daß Jesus Christus ihn errettet habe. Wesley bejahte diese Fragen, aber sein Gewissen sagte ihm, daß es nur leere Worte waren. Es ist gut, ehrlich zu sein, wenn es um das ewige Schicksal geht.
Das edle Unternehmen gelang nicht. Es wurde ein völliger Fehlschlag. Die christliche Vereinigung in England brachte mit ihren Aktivitäten ihre Mitglieder nicht näher zu Gott. So hatten sie auch in Nordamerika kein Gelingen. Nach zwei Jahren fruchtloser Bemühungen entschloß sich John, nach England zurückzukehren. Er war traurig, verzweifelt und entmutigt. Der Ver-such, Gott in der eigenen Kraft zu dienen, ist eine sehr enttäuschende Erfahrung.
Als Wesley nach England zurückgekehrt war, schüttete er sein Herz in seinem Tagebuch aus. Er erkannte: Trotz all seiner Gelehrsamkeit, seiner guten Taten. seiner Opfer und seines Predigens war er ein verlorener Sünder und brauchte Vergebung. Er wünschte ernstlich, Frieden und Gewiß-heit zu haben, um so mehr, als er hörte, daß sein Bruder Charles sich bekehrt hatte.
Der Wendepunkt seines Lebens kam, als er unfreiwillig an einer Versammlung in der Aldersgate Street in London teilnahm. Jemand las Martin Luthers Vorwort zum Brief an die Römer vor. Während der Redner die Verwandlung beschrieb, die Gott in einem Herzen wirkt, das an Christus und an Sein Werk am Kreuz glaubt, wurde sein Herz merkwürdig warm, so Wesley. Er erkannte, daß er sich, was das Heil betraf, auf Christus und auf Christus allein verlassen mußte. Er bekam Gewißheit, daß seine Sünden vergeben waren, und begann sofort, von seinem neu gefundenen Glauben an Christus zu zeugen. Wesley begann, die Wahrheit über die Erlösung zu predigen, wie er sie erkannt hatte. Viele Hörer fühlten sich durch seine unerschrockenen Predigten beleidigt. Er erhielt in vielen Kirchen Londons Predigtverbot.
Dieser Widerstand brachte Wesley dazu, die „Herrnhuter Brüdergemeine" in Deutschland zu be-suchen. Er wurde bei ihnen gesegnet, besonders durch die Predigten eines einfachen Tischlers namens Christian David. Der stolze Geistliche war jetzt willens, die Wahrheit aus dem Mund eines „ungebildeten" Christen zu lernen. Es ist eine gute Schule, wenn man lernt, daß es Vergebung nur durch Buße gibt.
Keine Feder ist in der Lage, die erstaunliche Arbeit John Wesleys, dieses gottgeweihten Mannes, zu beschreiben. Es ist unglaublich, welches Elend und welche Gefahren er erlebte. Schnee, Eis, Nebel und Regen hielten ihn nicht ab von seinen Reisen, um die Gute Botschaft zu ver-kündigen. Mit unerschütterlichem Mut begegnete er randalierendem Pöbel, der entschlossen war, ihn zu ermorden. Seine Kleidung wurde von ärgerlichen Gegnern in Fetzen zerrissen. Er wurde angegriffen von papistischem Pöbel, den brutale und intolerante Priester anstachelten. Unwissende Geistliche der anglikanischen Kirche versorgten das Volk mit alkoholischen Geträn-ken, damit sie den Prediger des Evangeliums der Gnade und Liebe angriffen. Fälschlich angeklagt, wurde er oft mit Zie-gelsteinen, Steinen und lebenden oder toten Tieren beworfen. Aber unerschrocken setzte er treu seinen Weg im Dienst Christi fort. Alter und Krankheit hielten ihn in keiner Weise ab. Er sagte: „Solange mir Gott Kraft zum Arbeiten gibt, muß ich sie nutzen."
Durch seine Predigten wurden große Menschenmengen angezogen. Er war bekannt dafür, daß er im Freien zu Volksmengen von bis zu 12.000, 14.000, 15.000 und 20.000 Leuten predigte. Damals gab es aber keine Lautsprecheranlage! Er stand auf dem Grabstein seines Vaters auf dem Friedhof von Epworth und sprach zu einer riesigen Menge. Er predigte bei dem Begräbnis seiner Mutter. Sein Thema war „der große weiße Thron". Er hielt über 42.000 Predigten, die letzte mit achtundachtzig Jahren.
Gemeinden, die durch ihn entstanden, erstreckten sich über ganz England, Wales, Schottland und Irland. Er bereiste Holland und Deutschland und predigte, wo immer er hinkam. Während der Zeit seines Dienstes für den Herrn reiste er über 100.000 Meilen, manchmal zu Pferd, oft zu Fuß, und als er älter war, mit der Kutsche.
Als er zu der Predigt reiste, die sein letzter Dienst sein sollte, bekam er eine schwere Erkältung und wurde bald sterbenskrank. Zu denen, die sich um ihn versammelt hat-ten, sagte er: „Lebt wohl! Das Beste ist, daß Gott mit uns ist. Er läßt Seine Diener sich in Frieden niederlegen. Die Wolken träufeln Tau herab." Sein letztes Wort war „Lebt wohl!"
Als Wesley zu predigen begann, befanden sich ganz England und Irland in geistlicher Finsternis. Als er starb, hatten sich Hundertausende Menschen, junge und alte, zum Herrn Jesus bekehrt. Durch diese gewaltige Erweckung von seiten Gottes blieben England die verheerenden Auswirkungen der Revolution, die in Frankreich solches Blutvergießen und solche Gotteslästerungen verursachte, erspart.
Durch die Wiederbelebung des Interesses am Evangelium des Heils durch die Arbeit von John Wesley, George Withefield und anderen war der Grund gelegt für die Entfaltung der Wahrheit über die Versamm-lung, über die Prophetie und vor allem über die Größe der Offenbarung Gottes in Chri-stus. Diese Bewegung des Geistes Gottes kam im nächsten Jahrhundert.
Wesleys Arbeit trug Früchte. Tausende kostbarer Seelen sind in der Herrlichkeit und werden Gott und das Lamm in Ewigkeit preisen. Wie dankbar dürfen wir sein, daß der kleine Junge von Epworth von einem frühen Tod gerettet wurde!
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