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Fragen und Antworten

Frage: „Geht es bei den Schwerten in Lukas 22,35-38 um buchstäbliche Schwerter, oder gebraucht der Herr hier ein Bild?"

J. Bettge, Sangershausen


Antwort: Bei der Aussendung der Jünger sollten sie weder Geld noch Proviant oder weitere Kleidung mitnehmen, auch kein zweites Paar Sandalen. Der Herr wollte, daß sie überall aufgenommen und mit dem Notwendigen versorgt würden. Sie mußten bestätigen, daß es ihnen niemals an etwas gefehlt hatte. Nun stand Sein Sterben, also Seine Verwerfung seitens der Welt unmittelbar bevor. Die Feindschaft, die Ihm entgegenschlug, würde auch die Jünger treffen. Jetzt würde eine Zeit kommen, wo sie auf Ablehnung stoßen würden und sich selbst versorgen müßten, deshalb sollten sie nun sehr wohl eine Börse und Tasche (einen Reisesack) mitnehmen. Wer keine Börse hätte, sollte sein zusätzliches Kleid verkaufen und ein Schwert kaufen.

Der Sinn von Vers 36 ist wohl dieser: „Wer kein Schwert hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe eines." Die Jünger sollten sich gegen die Feindschaft wappnen, die sie künftig erfahren würden. Und dann folgt die Begründung in Vers 37, nämlich daß der Herr unter die Gesetzlosen gerechnet werden müßte. Der Herr würde wie ein Verbrecher, ein Krimineller, betrachtet und behandelt werden. Eine Schande in den Augen der Welt. Das war Sein Ende hier auf der Erde.

Daraufhin sagen die Jünger zum Herrn, daß da zwei Schwerter wären. Es ist wohl kaum anzunehmen, daß die Jünger diese Schwerter bei sich hatten. Möglicherweise hingen sie in dem Raum, wo sie sich auf-hielten. Ob Petrus sich beim Hinausgehen eines eingesteckt hat und damit dann dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr ab-schlug? Wie wenig verstanden die Jünger den Herrn, wie wenig waren sie in der Lage, auf Seine Gedanken einzugehen.

Doch nun die entscheidende Frage, was der Herr damit meinte, als Er den Jüngern sagte, sie sollten sich ein Schwert kaufen. Sollten sie sich künftig bei Todesgefahr selbst verteidigen? Es ist kaum denkbar, daß der Herr den Jüngern dazu geraten hätte, die Grundlage der Gnade zu verlassen. Das würde doch auch in völligem Gegensatz zu Seinen Worten stehen, die Er kurze Zeit später in Gethsemane zu Petrus gesprochen hat: „Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen" (Mt 26,52). Das war ja gerade Selbstverteidigung

Der Apostel Paulus hat diese Feindschaft in reichem Maße erfahren: „Oft auf Reisen, in Gefahren auf Flüssen, in Gefahren von Räubern, in Gefahren von meinem Geschlecht, in Gefahren von den Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meere, in Gefahren unter falschen Brüdern" (2. Kor 11,26). Können wir uns vorstel-len, daß der Apostel sich bei diesen Gelegenheiten mit einem Schwert verteidigt hätte?

Ich komme daher zu dem Schluß, daß das Schwert, von dem der Herr Jesus in Lukas 22 zu den Jüngern sprach, nur symbolisch zu verstehen ist. Es bedeutet, daß die Jünger sich auf harte Feindschaft gefaßt machen sollten.