Bibel praktisch

Folge mir nach

Wir möchten in diesem Aufsatz auf eine Anzahl Stellen im Neuen Testament aufmerksam machen, wo der Herr Jesus über Nachfolge spricht oder Menschen zur Nachfolge aufruft.

1. Nachfolge ist eine ganz und gar persönliche Sache (Joh 1,43-46)

Der Herr Jesus selbst beruft einen Menschen in Seine Nachfolge. Er ist es, der einen Menschen sucht und findet wie hier den Philip-pus. Das Werk der Erlösung ist allein das Werk Gottes, das Werk des Herrn Jesus. Er sucht und findet das Verlorene. Gott ist es, der Menschen auserwählt, beruft, rechtfertigt und verherrlicht (Röm 8,29.30). Kein Mensch sucht von sich aus Gott (Röm 3,11; Ps 14,2.3). Doch ein Mensch muß sich finden lassen und sich dem Wirken Gottes öffnen.

Der Weg der Nachfolge ist ein Weg, wo das Auge immer auf den Herrn gerichtet ist, der vorausgeht. Kein Mensch verdient es, daß wir ihm nachfolgen; sie alle können irren. Unser Herr irrt niemals. Wir dürfen den Glauben von Männern Gottes nachah-men, doch wir folgen ihnen nicht nach. Wie viele sind einem anderen nachgeeilt und haben später die schmerzlichen Folgen erfahren müssen (Ps 16,4). Wer dem Herrn Jesus nachfolgt, hält sich in Seiner Nähe auf und wird einmal bei Ihm sein in der Herrlichkeit des Himmels.

Wenn das Auge einfältig ist, ist der ganze Leib licht (Lk 11,34). Die Einfalt des Auges besteht darin, auf JESUS zu sehen, den Anfänger und Vollender des Glaubens (Heb 12,2). So lernen wir Ihn immer besser kennen. Weißt du, wie viele Namen Er in der Bibel hat? Untersuche einmal allein die Namen, die Er im ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums hat. Fülle dein Herz mit Seiner Herrlichkeit.

Frage dich bei allem, was du tust, was der Herr Jesus dazu sagen würde. Meide die Sünde, denn sie unterbricht die Gemeinschaft mit Ihm und verdunkelt den Blick auf Ihn. Eine dunkle Wolke tritt zwischen Ihn und dich. Du kannst dich nicht mehr an Ihm erfreuen.

Es dauert nicht lange, da führt Philippus jemand anders zum Herrn. Er begegnet Na-thanael und erzählt ihm, daß er den gefunden hat, von dem Mose und die Propheten gesprochen hatten. Der Herr Jesus war die Erfüllung aller alttestamentlichen Prophezei-ungen, die sich auf den Messias bezogen. Philippus war überzeugt aufgrund der Schriften. Die Schriften sind die einzig sichere Grundlage des Glaubens. Durch das Wort Gottes werden auch andere Menschen in das Licht Gottes gestellt und zum lebendigen Glauben geführt. Nathanael lernt ebenfalls den Herrn kennen.


2. Der Lehrer ist verworfen, Er hat keinerlei Platz (Mt 8,18-20)

Hier finden wir einen Menschen, der von sich aus dem Herrn Jesus nachfolgen wollte: "Ich will ... nachfolgen". Das war ein großartiger Wunsch. Dieser Schriftgelehrte erkannte das Außergewöhnliche der Belehrungen des Herrn Jesus (vgl. Mt 7,29). Doch warum diese schroffe Antwort des Herrn? Er schaute auf den Grund seines Herzens. Suchte dieser jüdische Gelehrte Ehre in der Welt? Die konnte der Herr ihm nicht verheißen. Statt dessen weist Er ihn darauf hin, daß Er als der SOHN DES MENSCHEN keinen Platz hatte, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte. Statt Ehre wurde Ihm bittere Feindschaft zuteil. Der Schöpfer des Weltalls war in Seine eigene Schöpfung eingetre-ten. Er nahm es an, daß man Ihm hier keinen Platz zum Ausruhen gab, wo Er das Haupt hinlegen konnte. Er war verachtet und abgelehnt.

Doch es gab schließlich einen Ort auf dieser Erde, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte, nämlich das Kreuz: „Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist voll-bracht! und er neigte das Haupt und übergab den Geist" (Joh 19,30). Am Kreuz fand Er Ruhe, und zwar nach vollbrachtem Werk. Das war der einzige Ort, wo die Menschen Ihm Ruhe gönnten.

Sind wir uns bewußt, daß es Ablehnung durch die Welt bedeutet, wenn wir diesem verachteten Herrn folgen? Natürlich gibt es andere, mit denen wir dem Herrn nachfolgen dürfen, Brüder und Schwestern, doch mit der Welt müssen wir gleichsam abschließen. Wie kann es sein, daß wir uns mit ihr verbinden, wo sie den Herrn der Herrlichkeit verachtet hat?

Ob dieser Schriftgelehrte die Worte des Herrn Jesus verstanden hat? Ich glaube ja; doch hat er für sich die Konsequenzen daraus gezogen? Für den Augenblick wohl nicht. Ob er es später getan hat, wissen wir nicht.

Haben wir es mit ganzer

Entschiedenheit getan?

Was erwarten wir von einer Welt,

die keinen Platz für unseren Herrn hatte

und Ihn an das Kreuz brachte?

 

3. Ist der Jünger sofort bereit? - Nachfolge geht vor Familienbande (Mt 8,21.22)

Nun folgt eine weitere Unterhaltung mit einem Menschen, der ebenfalls dem Herrn Jesus nachfolgen wollte, für den es aber ein entscheidendes Hindernis gab. Er konnte nicht sofort bedingungslos nachfolgen. Er sah für sich als guter Sohn seiner Eltern die Ver-pflichtung, seinen Vater zu begraben. War der Vater soeben gestor-ben, oder wollte er seinen Vater bis an dessen Lebensende pflegen? Das ist nicht deutlich. Doch die Nachfolge muß immer erste Priorität haben vor allen verwandtschaftlichen Beziehungen.

Das heißt nicht, daß für Gott verwandtschaftliche Beziehungen gleichgültig wären. Sie kommen von Ihm, und Er erwartet von Kin-dern, daß sie die Eltern ehren (siehe das 5. Gebot in 2. Mo 20,12). Darauf ruht großer Segen. In der heutigen Zeit verschwindet mehr und mehr die natürliche Liebe - auch zwischen Kindern und Eltern und umgekehrt (2. Tim 3,1-4). Wie hat der Herr die Haltung der Pharisäer gegeißelt, Gott Gaben darzubringen, wobei die Eltern vernachlässigt wurden (Mt 15,1-6). Gläubige haben die Sorgepflicht für Familienangehörige, sonst verhalten sie sich schlechter als Ungläubige (1. Tim 5,8). All das steht außer Frage.

An anderer Stelle sagt der Herr Jesus: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, ist meiner nicht wür-dig" (Mt 10,37). Und noch stärker: „Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter ..., so kann er nicht mein Jünger sein" (Lk 14,26). Jünger Jesu folgen Ihm in solcher Einfachheit und Entschiedenheit, daß es in den Augen anderer scheinen mag, als würden sie die natürlichen Bande leugnen.

Das ist ein wichtiges Beispiel für Hinderungsgründe für die Nachfolge. Dennoch sagt der Herr zu diesem Menschen: „Folge mir nach " Das konnte Ex zu dem Schriftgelehrten nicht sagen. Wir wollen beachten, daß dieser Jünger Jesus mit „HERR" angeredet hat, was der Schriftgelehrte in den vorhergehenden Versen nicht getan hatte. Er hatte Ihn „Lehrer" genannt.


4. Der Jünger verläßt alles - seinen ganzen Besitz - und dient seinem Meister damit. Auch macht er andere mit dem Herrn bekannt (Mt 9,9; Lk 5,27-29)

Hier beruft der Herr Jesus den Schreiber des Matthäus-Evangeliums in Seine Nachfolge. Matthäus gehörte zu einer der verrufensten Kategorien von Menschen jener Tage. Zöllner werden oft zusammen mit Sündern genannt. Sie bereicherten sich auf ungerechte Weise am Zoll, den sie von den Reisenden erhoben. Zachäus war ebenfalls ein Zöllner; er spricht davon, daß er vierfach erstatten wollte. Ohne Rücksicht auf Stand und Stellung wird Matthäus berufen. Er ist sofort bereit, Jesus zu folgen. In Lukas 5,28 lesen wir ergänzend: „Und alles verlassend, stand er auf und folgte ihm nach."

Offensichtlich war Matthäus wohlhabend. Er macht ein großes Mahl in seinem Haus, wozu er viele Zöllner und andere einlud. Wollte er diese Menschen mit dem Herrn Jesus bekannt machen? Er hatte alles verlassen - und im selben Augenblick vom Herrn wiederbekommen, um es im Dienst für den Herrn zu benutzen.

Dienen wir dem Herrn Jesus mit all unseren Gaben? Der Herr verlangt nicht von uns, daß wir etwas tun, wozu wir keine Gabe haben. Es ist kein Zeichen von Bescheiden-heit, wenn wir unsere Talente verstecken. Wirkliche Demut und Gehorsam zeigen sich in einer Gesinnung des Dienens. Das war die Gesinnung unseres Herrn. Es war gekommen, um zu dienen (Mt 20,28).


5. Selbstverleugnung - Aufnehmen des Kreuzes (= Hinrichtung) - Nachfolge (Mt 16,24; Lk 9,23)

Nun kommt ein weiterer Schritt der Nach-folge, der zwei Seiten hat. Aus Lukas 9,23 ersehen wir, daß das für jeden Tag neu gilt. Selbstverleugnung: Zur Nachfolge gehört untrennbar Selbstverleugnung. Bei der Bekehrung bekommt ein Kind Gottes neues Leben. Doch es behält auch die alte sündige Natur, das Fleisch Joh 3,6). Dieses Fleisch müssen wir täglich verleugnen. Es ist von entscheidender Bedeutung, daß wir allem, was aus der Sünde in uns hervorkommt. ein entschiedenes Nein entgegensetzen. Tun wir das nicht, wird aus der Nachfolge nichts.

Das gilt sogar für alltägliche Dinge wie Essen und Trinken. Haben wir es gelernt, uns in Selbstbeherrschung und Enthaltsamkeit zu üben? Die Selbstbeherrschung ist ein deutliches Zeichen dafür, daß jemand unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes steht. In Galater 5,22 zählt die Selbstbeherrschung zu der Frucht des Geistes und in 2. Petrus 1,5-7 zu den Tugenden des Glaubens.

Zwischen dem Fleisch und dem Geist besteht ein beständiger Kampf. Jemand hat einmal die alte Natur mit einem Hund und die neue mit einem Adler verglichen. Beide sind mit einer Kette aneinander gebunden. Die Frage ist, welches von beiden Tieren wir füttern, den Hund oder den Adler. Was nehmen wir zu uns? Die neue Natur wird durch das Wort Gottes ernährt, die alte durch allerlei dummes Zeug, durch schlechte Nahrung. Wenn der Adler kräftig ist, erhebt er sich in die Luft und zieht den Hund mit nach oben. Ist der Hund stark, zieht er den Adler dorthin, wohin er will.

Das Aufnehmen des eigenen Kreuzes: Wer sein Kreuz aufnimmt, beugt sich nicht etwa unter die Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens wie Krankheiten oder ähnliches. Das tun auch Ungläubige. Das Aufnehmen des Kreuzes erinnert uns daran, daß der Herr Jesus Sein Kreuz getragen hat. Das hat Er getan, nachdem Er zum Tode verurteilt worden war.

Wer sein Kreuz trägt, befindet sich auf dem Weg zur Hinrichtung. So jemand hat mit sich und der Welt abgeschlossen. Wer sein Kreuz aufnimmt, bekennt sich dadurch zu Christus, der in dieser Welt den Tod gefunden hat. Das tut auch jemand, der sich taufen läßt. Das Kreuz Christi macht einen scharfen Trennungsstrich zwischen uns und der Welt: „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch welchen [o. welches] mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt" (Gal 6,14).

Und folge mir nach: Selbstverleugnung und die Aufnahme des Kreuzes sind zwei uner-läßliche Voraussetzungen für die Nachfol-ge. Es ist der Weg, den der Herr Jesus uns vorausgegangen ist. Er hat uns ein Beispiel hinterlassen (siehe auch 1. Pet 2,21-25).


6. Ein reicher junger Mann kann sich nicht von seinem Besitz trennen (Mt 19,21)

Hier stellt uns das Wort Gottes einen jungen Mann vor, der eine aufrichtige Gesinnung hatte. Offensichtlich hatte er es mit der Befolgung des Gesetzes sehr genau genom-men. Ob das für reiche Menschen eine Ausnahme ist? An anderer Stelle heißt es, daß Jesus ihn anblickte und liebte (Mk 10,21). Er wollte gern ewiges Leben erben - doch sein Herz hing am Reichtum. Dennoch sagt der Herr zu ihm: „FOLGE MIR NACH", nachdem er ihm gesagt hatte, alles zu verkaufen und es den Armen zu geben.

Es fehlte sicherlich nicht viel, so wäre er dem Herrn nachgefolgt. So aber ging er betrübt weg. Ob er sich später eines anderen besonnen hat? Reiche haben es sehr schwer, in das Reich Gottes einzugehen. Es sind nicht viele Reiche, die zur Bekehrung kommen. Doch nicht nur dieser reiche junge Mann war betrübt, auch der Herr.

Welches Verhältnis haben wir zum Reichtum und zum Geld? Wir können nicht zwei Herren dienen: entweder dienen wir Gott oder dem Mammon (Mt 6,24). Glauben wir, daß Gott uns alles geben wird, wenn wir zuerst nach dem Reich Gottes trachten und nach Seiner Gerechtigkeit?


7. Die persönliche Verantwortung im Dienst und in der Nachfolge (Joh 21,19-22)

In diesem Kapitel wird die Wiederherstellung des Petrus beschrieben. Er hatte den Herrn Jesus verleugnet. Dabei wurde eine üble Wurzel im Herzen des Petrus aufge-deckt. Er hatte nämlich geglaubt, daß er den Herrn mehr lieben würde als die anderen Jünger. Darin hatte er sich gründlich getäuscht. Deshalb war er tief gefallen. Das war sicher eine ernste Lektion für Petrus. Das Gute daran war, daß er sich selbst besser kennenlernte.

Nun kündigt der Herr dem Petrus an, wie er sterben würde. Wahrscheinlich ist das eine Andeutung des Märtyrertodes des Pe-trus. Jedenfalls würde Petrus bei seinem Tode kein freier Mann sein. Wir lernen dar-aus, daß der Herr für jeden Seiner Jünger einen besonderen Dienst hat. Wir entscheiden weder über den Zeitpunkt noch die Dauer unseres Dienstes, auch nicht über den Ort und die Art unseres Dienstes. All das liegt in der Hand des großen Meisters. Auch für uns gilt: „Folge mir nach."

Petrus möchte gern wissen, wie der Herr den Johannes führt. Durchaus verständlich. Manchmal interessieren wir uns mehr für den anderen als für uns selbst. Johannes sollte Petrus um 30 Jahre überleben. Und er würde sogar seine Schriften (das Evangelium, die drei Briefe und das Buch der Offenbarung) in sehr hohem Alter schreiben (in den Jahren 90-95). Wenn der Herr es so führt, ist das Seine Sache. Alle Seine Wege mit Seinen Jüngern entspringen Seinem vollkommenen und souveränen Handeln. Alles ist Gnade. Das darf ein Jünger nie vergessen. Darum legt er sein Leben getrost in die Hände seines Herrn.

Der Herr mußte Petrus den Verweis geben: „Wenn ich will .., was geht es dich an? FOLGE DU MIR NACH." Nachfolge ist die unbedingte Bereitschaft, sich vom Herrn so führen zu lassen, wie Er es will.

 

8. Dienst und Nachfolge - die herrliche Zukunft des Dieners (Joh 12,26)

Die nachstehenden Worte des Herrn Jesus, die Er kurz vor Seinem Sterben gesprochen hat, zeigen uns, daß die persönliche Nachfolge noch über den Dienst hinausgeht: „Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach." Der Dienst für den Herrn wird einmal enden. Wenn wir dort sind, wo der Herr jetzt schon ist, werden wir Ihm in dieser Weise nicht mehr dienen. Dann wird der Diener ausruhen. Er wird sich für immer an der Gegenwart seines Herrn erfreuen, und das Überwältigende ist: Der Vater wird den ehren, der dem Herrn Jesus gedient hat.

Engel haben unserem Herrn in Ewigkeit ge-dient. Als Er in ringendem Kampf war, kam ein Engel vom Himmel und stärkte Ihn. Für Engel war es sicher eine große Ehre, dem Herrn dienen zu dürfen. Was mag es für unseren Herrn bedeuten, wenn wir Ihm heutzutage - wo Er noch von dieser Welt abgelehnt wird - dienen? Was es für den Vater bedeuten wird, das machen uns diese Worte des Herrn Jesus klar. Er wird solche ehren. Ist eine größere Ehre für einen Diener des Herrn Jesus denkbar?

Ist es nicht jede Mühe wert, dem Herrn Jesus jetzt nachzufolgen? Was hindert Dich an einer entschiedenen Nachfolge?