Bibelstudium

2. Thessalonicher 1

,9 welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke,


Das ist das endgültige Schicksal der Menschen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium nicht gehorchen wollten. Der Herr Jesus wird als der vollkommene Richter diese Menschen mit dem Tod bestrafen. Doch letztlich besteht ihr Gericht in dem ewigen Ver-derben. Das ewige Gericht wird zwar noch nicht in diesem Augenblick ausgeführt, aber ihr Schicksal ist besiegelt. Sie werden am Ende des Tausendjährigen Reiches vor dem großen weißen Thron stehen. Dann erfolgt das endgültige Gericht und das Hineinwerfen in den Feuersee (Offb 20,11-15).

Ewiges Verderben: An einem immerwährenden Verderben, das niemals enden wird, läßt die Heilige Schrift nicht den geringsten Zweifel. Es hat in der Vergangenheit viele Versuche gegeben, den Begriff „ewiges Verderben" anders zu erklären. Wir verzichten hier auf ein eingehendes Studium und verweisen auf die gründlichen Ausführungen von F.B. Hole in seinem Büchlein Das ewige Feuer.

Vom Angesicht des Herrn: Für die Gläubigen ist die Gegenwart des Herrn der Himmel (1. Thes 4,17), eine nie endende Glückseligkeit. Die Ungläubigen werden für immer aus Seiner Gegenwart entfernt sein. Der Herr Jesus ist die Quelle des Lebens, des Lichtes und der Liebe. Davon werden diese Menschen für ewig getrennt sein.

Und von der Herrlichkeit seiner Stärke: In dieser Stärke wird der Herr das Reich entfalten. Zugleich wird diese Stärke die Herrlichkeit des Herrn offenbaren. Und diese Entfaltung endet nicht mit dem 1000j. Reich, sie wird sich in alle Ewigkeit entfalten. Für immer werden die Ungläubigen davon entfernt sein.

Können wir noch über das Los der Ungläubigen weinen? Ist das nicht ein Ansporn für uns, mit den Ungläubigen über das Heil ihrer Seele zu sprechen? Wie viele sind es doch, die sich auf dem Weg in das ewige Verderben befinden!


,10 wenn er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden.



Verherrlicht ... in seinen Heiligen: Die andere Seite der Medaille Seines Kommens ist die, daß der Herr Jesus in' den Seinen verherrlicht wird. An jenem Tage werden die Gläubigen mit Ihm aus dem Himmel kommen. Sie werden in Seiner Herrlichkeit er-scheinen. Die Welt wird die Heiligen bewundern, ja, sie wird in den Heiligen die Herrlichkeit Christi wiedererkennen und somit Ihn selbst verherrlichen und bewundern. In Offenbarung 21,10 sieht Johannes das neue Jerusalem, die Braut des Lammes (ein Bild der Versammlung Gottes) aus dem Himmel herniederkommen. Und wie beschreibt er sie? „Sie hatte die Herrlichkeit Gottes." Und was ist diese Herrlichkeit anderes als die Herrlichkeit des Herrn? So hat Er es in Seinem Gebet in Johannes 17,22 zu dem Vater gesagt: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben."

Denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden: Paulus erinnert die Empfänger des Briefes daran, daß sie einmal zu dieser glückseligen Schar derer gehören wer-den, die mit dem Herrn kommen und in denen der Herr bewundert wird, weil auch sie das Zeugnis des Apostels angenommen hatten.


,11 Weshalb wir auch allezeit für euch beten, auf dass unser Gott euch würdig erachte der Berufung und erfülle alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit und das Werk des Glaubens in Kraft,


Noch war dieser Tag nicht angebrochen. Noch hatten die Gläubigen Verfolgungen und Bedrängnisse zu erdulden. Würden sie auf diesem eingeschlagenen Weg weiterhin ausharren und dem Herrn treu bleiben? Das wünschte ihnen der Apostel und seine Mitar-beiter, und deshalb beteten sie für sie, daß Gott sie der Berufung Seines Reiches für würdig erachte. Wer in Verfolgungen und Bedrängnissen treu seinen Weg geht, erweist sich als würdig. Dann kann der Herr sich schon jetzt in seinem Leben verherrlichen (V. 12).

Und erfülle alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit: Nach dieser Ubersetzung bezieht sich der Ausdruck „seiner Gütigkeit" auf Gott. Durch die kursive Schreibweise von „seiner" wird allerdings angezeigt, daß dieses Wort im Griechischen fehlt. Man kann daher auch übersetzen: „Wohlgefallen der Gütigkeit*. Die Bedeutung dieses Satzteils ist m.E., daß Gott in den Gläubigen bewirken möge, daß sie Wohlgefallen daran finden, Güte zu üben. Bei Verfolgungen Güte zu üben, ist eine ganz besondere Gnade?.

Und das Werk des Glaubens in Kraft: So betet Paulus weiter dafür, daß Gott das Werk des Glaubens in ihnen in Kraft entfalten möge. Und das brauchten sie in ihren schwierigen Umständen: Kraft, um standhaft zu bleiben.


,12 damit der Name unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht werde in euch, und ihr in ihm, nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.


Das ist das Ziel aller Bemühungen Gottes, des Vaters, und des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen, daß der Name des Herrn Jesus verherrlicht wird. So wird es bald sein, wenn der Herr kommt, umgeben von der großen Schar der Erlösten. Wir können uns nur wünschen, daß schon jetzt der Name unseres Herrn durch uns auf alle Weise verherrlicht wird.

Und ihr in ihm: Daß der Herr durch und in uns verherrlicht wird, können wir noch einigermaßen verstehen, aber daß wir in Ihm verherrlicht werden, können wir das be-greifen? Und doch ist es so. Er wird uns zu ungeahnten Höhen erheben und uns ver-herrlichen. Wir werden, wenn Er offenbart wird, mit Ihm in Herrlichkeit offenbart (Kol 3,4).

Nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus: Alles ist Gnade von Gott und dem Herrn Jesus. Wie groß ist die Gnade! Gott gibt immer überaus reich-lich. Er liebt es, uns mit Seiner Gnade zu überschütten. Der Evangelist Johannes ruft aus: „Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade" (Joh 1,16).


A EINLEITUNG KAPITEL 2

Mit diesem Kapitel kommen wir zu dem eigentlichen Anliegen dieses Briefes. Einerseits setzt der Apostel voraus, daß die Empfänger des Briefes über die Entrückung im Bilde waren, andererseits finden wir hier eine einzigartige Darlegung der biblischen Reihenfolge der endzeitlichen Ereignisse: die Entrückung - den Abfall - das Aufkommen des Antichrists - das Eingreifen des Herrn Jesus am Tag des HERRN. Die entscheidende Frage, die Paulus hier behandelt, ist ja, daß der Tag des HERRN noch nicht angebrochen sein kann.

 

B EINTEILUNG KAPITEL 2

  1. Die Verführung durch falsche Lehre (V. 1-3a)
  2. Bevor der Tag des Herrn kommt, kommt der Abfall und tritt der Antichrist auf (V. 3b-5)
  3. Was oder wer hält den endgültigen Abfall und die Erscheinung des Antichrists zurück? (V.6-8b)
  4. Das Gericht an dem Antichrist durch den Herrn Jesus (V. 8b)
  5. Die Macht dieses Verführers und die Verführten (V. 9.10)
  6. Die Verhärtung der Verführten und ihr Gericht (V. 11.12)
  7. Der Dank des Apostels für die Gläubigen an Gott, daß Er sie erwählt und berufen hatte (V. 13.14)
  8. Die Gläubigen werden aufgefordert, festzustehen und die apostolischen Unterweisungen zu bewahren (V. 15)
  9. Fürbitte für die Gläubigen, daß sie getröstet und befestigt werden (V. 16.17)


C AUSLEGUNG KAPITEL 2


,1 Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin,


Obwohl der Ausdruck „Ankunft" auch das Kommen unseres Herrn bei Seiner öffentlichen Erscheinung bedeuten kann, ist hier damit der Zeitpunkt der Entrückung gemeint, weil die Ankunft mit dem „Versammeltwerden" zu dem Herrn hin verbunden wird. Dieses Versammeltwerden hat Paulus bereits eingehend im 1. Brief, Kapitel 4,15-17, beschrieben. Ist es Oberflächlichkeit, in diesem Vers den Zeitpunkt der Erscheinung sehen zu wollen? Wer noch Zweifel daran hat, daß die Gläubigen vor der großen Drangsal entrückt werden, für den kann es keine bessere Empfehlung geben, als die folgenden Verse dieses Kapitels aufmerksam zu studieren.


,2 daß ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, noch erschreckt, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.


Der Apostel bittet die Thessalonicher, daß sie nicht aus ihrer ruhigen Gemütsverfas-sung' gebracht werden. Falsche Lehre führt zu Erschütterungen und Erschrecken. Die Gläubigen kamen nicht nur in den Konflikt völlig gegensätzlicher Auffassungen, sondern Beängstigungen und Schrecken waren die Folge dieser falschen Belehrung. Diese Lehrer versuchten, die Gläubigen von der ruhigen, freudigen Erwartung des Herrn Jesus abzubringen. Und damit würden sie ihnen die eigentliche Kraftquelle für ein gott-wohlgefälliges Leben und ein wirkungsvolles Zeugnis gegenüber der Welt nehmen. Das sind die Konsequenzen dieser Verführung.

Weder durch Geist: Diese Verkündiger gaben vor, das Wort Gottes zu predigen, und beanspruchten für ihre Lehre Offenbarungen bzw. Inspiration des Geistes. Ihre Lehre über das Kommen des Herrn war so falsch wie die Art und Weise, wie sie diese Lehre verbreiteten.

Wenn es ein Geist war, der sie inspirierte, dann war es ein falscher Geist. Sicher gab es in der Anfangszeit der Kirche manche Offenbarungen Gottes (1. Kor 14,26.30), weil das Neue Testament noch nicht vollendet war - außer dem 1. Thessalonicher-Brief gab es ja überhaupt noch keine Briefe. Aber es gab auch falsche Aussprüche durch einen Geist oder Geister (1. Joh 4,1-6).

Noch durch Wort: Damit ist die Verkündigung durch die Predigt gemeint.

Noch durch Brief als durch uns: Diese Verführer schrieben sogar Briefe im Namen des Apostels und seiner Mitarbeiter. Darin wird ihre boshafte Verschlagenheit und Betrügerei offenbar. Diese Leute waren eindeutig Handlanger Satans, der der Wahrheit schaden wollte.

Als ob der Tag des Herrn da wäre: Ihre Belehrung war also, daß der Tag des Herrn bereits angebrochen sei. Und damit wäre dann die Wahrheit von der vorherigen Entrückung falsch gewesen. Als Beweis dafür, daß der Tag des Herrn angebrochen wäre, nahmen sie die Tatsache, daß die Gläubigen verfolgt wurden. Wird das denn am Tag des Herrn geschehen, daß die Gläubigen Drangsal erleiden? Nein, dieser Tag wird eine Zeit des Gerichts für die Gottlosen sein. In seinem ersten Brief hatte der Apostel ihnen geschrieben, daß es nicht nötig wäre, ihnen Einzelheiten über diesen Tag mitzuteilen (5,1), weil sie die Beschreibungen aus dem Alten Testament kannten (siehe die Auslegung zu diesem Vers in Heft 4/95, Seite 17).

Was sind die Konsequenzen dieser falschen Lehre? Es ist durchaus nicht gleichgültig, ob Leiden eine Folge der Drangsal am Tag des Herrn sind oder ob sie eine andere Ursache haben:

  1. Somit wären die Unterweisungen des Apostels im 1. Brief (Kapitel 4 und 5) falsch gewesen. Dadurch wurde also das Wort Gottes in Mißkredit gezogen.
  2. Außerdem wären die Drangsale dann kein Gericht Gottes über das abtrünnige Israel und über die Welt. Die Kirche hätte somit diese Drangsale erfahren müssen. Hier sehen wir übrigens, daß die Lehre, daß die Gläubigen der Versammlung Gottes noch durch die Drangsal zu gehen hätten, schon sehr alt ist. Sie ist keine Erfindung der letzten zweihundert Jahre.
  3. Auf die freudige, lebendige Erwartung des Herrn legte sich ein dunkler Schatten. Eines Tages würde diese Hoffnung völlig verdunkelt werden.

,3 Laßt euch von niemand auf irgend eine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, daß zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,


Eine solche falsche Verkündigung bezeichnet der Apostel einfach als Verführung. Nun widerlegt er diese falsche Lehre: Bevor nämlich der TAG DES HERRN kommt, müssen zwei ganz wesentliche Dinge geschehen (abgesehen von der Entrückung):

  1. der Abfall muß stattgefunden haben, und
  2. der Mensch der Sünde muß gekommen sein.

Zuerst entsteht eine Bewegung, und dann tritt ein Mensch auf, der sich diese Bewegung zunutze macht und sie zu ihrem Höhepunkt führt. Im Altertum erreichten imperialistische Bestrebungen ihren absoluten Höhepunkt in Nebukadnezar, die französische Revolution endete mit dem Aufkommen Napoleons; der Abfall wird in dem Antichrist, dem Menschen der Sünde, gipfeln.

.Abfall" ist etwas anderes als „Verfall" oder „Rückgang". „Abfall" ist das Verlassen der Grundlagen des Glaubens. Es wird so sein, daß solche, die früher den christlichen Glauben bekannten, ihn völlig aufgeben werden. Und schließlich wird dadurch der Weg frei für das Aufkommen des Antichrists.

Und offenbart werde der Mensch der Sünde: Hier wird der Antichrist der Mensch der Sünde genannt. In ihm wird die Sünde schlechthin ihre volle Entfaltung finden. Er ist die Verkörperung des Widerstandes gegen Gott. Arrogante Selbstüberhebung wird sein hervorstechendes Merkmal sein. Dieser Mensch wird in seiner Person und in seinem Handeln den krassesten Gegensatz zu dem Herrn Jesus bilden. Und dieser Mensch kann auch nur deshalb erscheinen, weil der Weg dazu bereitet ist durch den Abfall der Menschen von Gott. Wie könnte er sich sonst in den Tempel setzen und sich als Gott ausgeben?

Der Sohn des Verderbens: Judas trug den gleichen Namen (Joh 17,12). Der Antichrist wird vom Verderben inspiriert werden, selbst ins Verderben gehen und viele auf diesem Weg mit sich schleppen. Der Herr Jesus ist der Sohn Gottes, der Sohn des Vaters. Er ist der Heiland, der viele - alle, die an Ihn glauben - vom Verderben errettet.


Fragen und Anregungen zur Ausarbeitung

  1. Wie kann man beweisen, daß das neue Jerusalem in Offenbarung 21 ein Bild der
  2. Gemeinde Gottes ist? Was ist das Hauptziel Gottes im Leben eines Gläubigen?
  3. Was sind die Folgen falscher Belehrung?
  4. Was geht in jedem Fall der Erscheinung Christi, also dem Tag des HERRN, voraus?
  5. Was ist der Unterschied zwischen Abfall und Verfall?
  6. Kann jemand, der von neuem geboren ist, von Gott abfallen?
  7. Welche Bezeichnungen gebraucht das Wort Gottes für den Antichrist, und an welchen Stellen wird er in der Bibel erwähnt?
  8. Beweise, daß der Antichrist und das Haupt des wiedererstehenden Römischen Reiches nicht identisch sind.