Post von Euch
Liebe Brüder im Herrn, den Artikel „Die Arbeit - nur ein Job" 1/95) habe ich schon vor längerem gelesen. Doch erst das genauere Bibelstudium sowie einige Gespräche vor kurzem haben mich bewogen, dazu Stellung zu nehmen.
Der Sinn der Arbeit von Christen in dieser Welt ist deutlich gemacht worden als ein Bauen und Bewahren (siehe Eden), für den Lebensunterhalt, um Gutes zu wirken. Durch die Arbeit kann und soll Gott geehrt werden.
„Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesus und dankt Gott dem Vater durch ihn. ... A lle s, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen" (Kol 3,17.23, vgl. auch mit 1. Kor 10,31-33). Im Zusammenhang dieser Bibelstellen wird deutlich, daß es eine Trennung zwischen weltlichen und heiligen Dingen in Gottes Augen nicht gibt. Und doch wird eine solche Trennung im Artikel von E.A. Bremicker angedeutet, wenn der beruflichen Arbeit das „Trachten nach Gottes Reich" gegenübergestellt wird und, deutlicher noch bei W. Kelly, erstere lediglich als Mittel zum Broterwerb bezeichnet wird. Die Gefahr einer solchen Einschätzung liegt darin, berufliche Tätigkeiten als Mittel zum bloßen Zweck und damit im großen und ganzen als gleichwertig zu betrachten. Es kann leicht übersehen werden, daß man als Christ den HERRN auch gerade in der Arbeit ehren kann und soll, etwa indem man Kontakte mit Menschen zeugnishaft nutzt. Auch sollten Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit sowie Überhaupt das Beachten der Gesetze selbstverständlich sein, und man kann unter Umständen durch die Achtung dieser Tugenden erleben, am Arbeitsplatz Zielscheibe von Arger und Spott zu werden.
Darüber hinaus wird die Frage nach dem Gewissen im Blick auf Berufsarbeit in den Aufsätzen gar nicht gestellt. Nicht nur, welche Berufe, sondern genauer: welche Tätigkeiten kann ich als Christ überhaupt ausüben, mit denen ich Gott dienen bzw. Menschen helfen kann? Womit helfe ich, die wirklichen Bedürfnisse von Menschen zu stillen? Und welche Arbeiten, im Unterschied dazu, leisten der Sünde Vorschub und die ich im Grunde darum nicht verantworten kann? Niemand wird den Beruf etwa eines Arztes, einer Verkäuferin oder auch eines Kellners grundsätzlich in Frage stellen. Was aber, wenn der Arzt, der als Christ „alles im Namen JESU tun" möchte, Abtreibungen durchführen soll? Oder die Verkäuferin, die am Kiosk und gar schon im Supermarkt freizügige Sexzeitungen verkaufen soll, bzw. der Kellner, der auch Alkoholiker als Gäste hat, die Bedienung nicht verweigern darf? Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, vom Techniker in der Rüstungsfabrik über Mitarbeiter in der Tabak- oder Schnapsin-dustrie bis zum Kaufmann, der maximalen Profit erwirtschaften und menschliche Nöte ausblenden soll Ich meine, daß es in unserer entchristlichten Gesellschaft einer „Negativ-Auswahl" bedarf, daß man als Christ bestimmte Tätigkeiten ablehnen muß, wenn man wahrhaftig bleiben will, selbst wenn gegen keine Gesetze verstoßen würde (z.B. Arzt und § 218-Problematik). Der Anspruch Gottes geht hier viel weiter. Wenn ich meinen Nächsten liebe und ihm ein christliches Zeugnis sein will, kann ich ihm nicht in seinen sündigen (süchtigen, unmoralischen) Absichten entgegenkommen. Meine Arbeit ist nicht neutral und insofern nicht nur Mittel des Broterwerbs. Wo jedoch das Gewissen angesprochen und eine Entscheidung gefordert ist, bedarf in jedem Einzelfall einer sorgfältigen Prüfung vor Gott und der Leitung Seines Heiligen Geistes. Hier ist heute mehr Wachsamkeit denn je notwendig.
Sicher ist auch durch diesen Beitrag dem großen Spannungsfeld „Christ und Arbeit" nur ein weiterer Aspekt hinzugefügt worden, doch handelt es sich um einen wesentlichen Bereich unseres Lebens in der Welt, so daß auch hier gelten muß: „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert auch durch die Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene" (Röm 12,2).
Mit freundlichen Grüßen!
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