Bibelstudium

1. Thessalonicher 5

,11 Deshalb ermuntert einander und erbauet einer den anderen, wie ihr auch tut.

Paulus lag es sehr am Herzen, daß die jungen Gläubigen in Thessalonich dadurch ermuntert würden. Jede Trauer und Ungewißheit im Hinblick auf ihre Entschlafenen war damit ausgeräumt. Doch er wünschte, daß sie sich selbst auch gegenseitig ermuntern und auferbauen würden (vgl. Kap. 4,18). Und ist die Vorausschau auf die Entrückung nicht eine beständige Quelle der Freude für uns alle?


,12.13 Wir bitten euch aber, Brüder, daß ihr die erkennet, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und daß ihr sie über die Maßen in Liebe,achtet, um ihres Werkes willen. Seid in Frieden untereinander.


Die Apostelgeschichte berichtet uns, wie der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missions-reise an mehreren Orten Älteste bestimmte. Von Thessalonich ist uns das nicht bekannt.

Dennoch hatte sich bereits herausgeschält - sicher hatte Timotheus dem Paulus darüber berichtet -, daß einige Personen dort dem Herrn dienten, indem sie bestimmte Aufgaben ausführten, um dadurch den Gläubigen in ihrem Glaubensleben zu helfen:

  1. sie arbeiteten unter ihnen
  2. sie standen ihnen vor im Herrn
  3. sie wiesen sie zurecht.

Wie glücklich darf sich eine örtliche Versammlung schätzen, wenn sie solche in ihrer Mitte hat, die sich derartigen Diensten verschrieben haben. Hier hatte der Heilige Geist Freiheit, jeden zu gebrauchen, wie er wollte. So heißt es in 1. Korinther 12,11: „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will «

Offensichtlich hatte der eine oder andere Mühe damit, diese Arbeiter im Herrn zu erkennen (oder: anzuerkennen). Das ist keine seltene Erscheinung unter dem Volk Got-tes. Solche Arbeiter des Herrn, die eine Führungsaufgabe übernommen haben und den Dienst der Zurechtweisung ausüben, setzen sich zuweilen der Kritik aus. Manchmal bekommen sie ordentlich Gegenwind.

 

Die Gläubigen werden aufgefordert,

  1. sie zu erkennen (anzuerkennen)
  2. sie über die Maßen zu lieben um ihres Werkes willen
  3. in Frieden untereinander zu sein.

Auch wir werden hier aufgefordert, nicht nur den Führern, denen, die vorstehen, unterwürfig zu sein, sondern unser Umgang miteinander soll den Stempel des Friedens tra-gen. In einer Atmosphäre des Friedens kann der Herr Jesus uns segnen. Frieden ist ein Kennzeichen des Reiches Gottes, zu dem wir berufen sind. Wir leben in einer Welt des Unfriedens. Wir wollen darum ringen, in Frieden untereinander zu sein. Dafür muß man etwas einsetzen. Man muß danach jagen (vgl. Heb 12,14).


,14 Wir ermahnen euch aber, Brüder: Weiset die Unordentlichen zurecht, , 14 wie die kommstigen, nehmer euch der Schuatten an seid langmütig gegen alle.


Weiset die Unordentlichen zurecht: Hier folgt ein Beispiel für Zurechtweisung. Da gibt es Geschwister, die unordentlich sind. Vielleicht haben sie große Mühe, sich in eine Gemeinschaft einzufügen. Oder denkt der Apostel an die Personen, von denen er bereits in Kapitel 4,11 gesprochen hatte? Wer hilft ihnen liebevoll frühzeitig zurecht? Diese Aufforderung gilt sicher nicht nur den Arbeitern aus den Versen 12 und 13.

Tröstet die Kleinmütigen: Vielleicht ist es noch schwieriger, Kleinmütige zu trösten, als Unordentliche zurechtzuweisen. Kleinmütige sind zart besaitet. Oft sind das sehr feinfühlige Menschen. Sie sind in der Gefahr, durch die Umstände des Lebens entmutigt zu werden. Wer nimmt sich ihrer in einfühlsamer Weise an? Der Herr Jesus hat ein geknicktes Rohr nicht zerbrochen und einen glimmenden Docht nicht ausgelöscht (Mt 12,20).

Nehmt euch der Schwachen an: Bei den „Schwachen" liegt der Nachdruck auf körperlichen Gebrechen oder Krankheiten. Sie mögen heute glaubensstark erscheinen, doch morgen sind sie entmutigt. Die Schwachen brauchen unsere tägliche Fürbitte. Sie brauchen unsere Anteilnahme.

Seid langmütig gegen alle: Langmut oder Geduld im Umgang miteinander, ja, gegenüber allen Menschen, ist eine hervorragende christliche Tugend. Langmut reagiert auf eine Beleidigung mit großer Gelassenheit und dem Wunsch um Segen für den anderen.


,15 Sehet zu, daß niemand Böses mit Bösem jemand vergelte, sondern strebet allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen alle.


Hier spricht der Apostel ein sehr verbreitetes Ubel an. In der Welt heißt es: „Wie du mir, so ich dir!" Handeln wir nicht oft nach diesem Grundsatz? Wir sollen es selbst nicht tun, und darauf achten, daß andere es ebenfalls nicht tun. Böses mit Bösem zu vergelten, hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun! Wie oft kommen wir aber nicht eher zur Ruhe, bis wir dem anderen ebenfalls eins ausgewischt haben.

Was ist das Heilmittel? Allezeit sowohl Gläubigen als Ungläubigen gegenüber danach streben, Gutes zu tun. Das ist wirkliche Gerechtigkeit, die Gott bei Seinen Kindern sehen möchte.


,16-18 Freuet euch allezeit; betet unablässig; danksaget in allem, denn dieses ist der Wille Gottes in Christo Jesu gegen euch.


Freuet euch allezeit: In Vers 13 lautete die Aufforderung, in Frieden untereinander zu sein. In Vers 15 hatten wir Gottes Maßstab für Gerechtigkeit. Hier werden wir aufge-fordert, uns allezeit zu freuen. Also wieder die drei Kennzeichen des Reiches Gottes (Röm 14,17).

Die Charakterzüge der Welt sind Unfriede, Ungerechtigkeit und Mißmut. Wie sähe es unter uns aus, wenn wir diese Kennzeichen des Reiches immer verwirklichen würden!?

Betet unablässig: Darin war der Apostel ein leuchtendes Vorbild (Kap. 1,2; 3,10). Der Herr selbst war stets im Gebet (Ps 109,4). Unablässig beten bedeutet nicht, nur mit gefalteten Händen zu beten, sondern die beständige Verbindung, das ständige Besprechen aller Dinge mit dem Herrn zu unterhalten. Beten ist das Atmen des inneren Men-schen. Kennst Du diese Gebetshaltung?

Danksaget in allem: Die Danksagung ist ein Beweis dafür, daß wir in der richtigen Haltung des Gebets zum Herrn stehen. In all unseren Gebeten dürfen wir schon gleich dafür danken, daß der Herr uns gerne das gibt, was gut für uns ist.

Gottes Wille: Gott will, daß wir dankbar sind und Ihm das auch im Gebet sagen. Wir dürfen und sollen Ihm alles sagen, was uns Sorge macht oder uns beschwert, aber wir sollen ebenfalls niemals vergessen, Ihm zu danken. Oft fragen wir uns, was Gottes Wille konkret in dieser und jener Situation ist. Es ist nicht immer einfach, Klarheit zu bekom-men. Ob das daran liegt, daß wir den mancherlei Hinweisen auf Gottes Willen - wie auch in diesem Abschnitt - zu wenig Beachtung schenken?


,19.20 Den Geist löschet nicht aus; Weissagungen verachtet nicht;


Den Geist löschet nicht aus: Der Geist wird hier mit einem brennenden Feuer ver-glichen. Wir können in den Zusammenkünften oder im Zusammenleben als Gläubige den Geist in unserer Mitte durch menschliche Organisation oder durch Widerstand gegen sein Wirken auslöschen (oder: unterdrücken, dämpfen).

Weissagungen verachtet nicht: Das hier ist ein Beispiel dafür, wie man den Geist auslöschen kann. Nach 1. Korinther 14,3 dient die Weissagung' zur „Erbauung und Ermahnung und Tröstung". Die Zurückweisung eines solchen Dienstes in den Zusammenkünften der Gläubigen betrübt den Heiligen Geist. Außerdem verlieren wir den Segen, den der Herr uns durch Sein Wort schenken möchte.


,21.22 prüfet aber alles, das Gute haltet fest. Von aller Art des Bösen haltet euch fern.


Prüfet aber alles: Im Zusammenhang geht es hier um das, was durch die Weissagungen gesagt wird, denn es besteht die Gefahr, daß das, was als Weissagung ausgegeben wird, nicht vom Geist Gottes gewirkt ist. Wir sind aufgefordert, alles zu prüfen, und zwar sollen wir feststellen, ob das Gesagte mit dem Wort Gottes übereinstimmt. In dieser Hinsicht stellt das Wort Gottes den Gläubigen in Beröa das schöne Zeugnis aus: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem [o. wobei] sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte" (Apg 17,11). Das konnten die Thessalonicher von den Beröern lernen.

Es ist nicht ungefährlich, diesen Vers allgemein anzuwenden: Es ist nämlich überhaupt nicht unsere Aufgabe, alles zu prüfen in dem Sinn, daß wir Dinge untersuchen, von denen wir wissen, daß sie böse sind. Dabei ist schon mancher von einem einfältigen Glauben und der Nachfolge des Herrn Jesus abgekommen. Deshalb die klare Anwei-sung: Von aller Art des Bösen haltet euch fern. Gottes Wille ist unsere Heiligkeit (Кар. 4,3).


,23.24 Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist, der euch ruft, der wird es auch tun.

Nach all den kurzen Ermahnungen folgt nun wieder ein kurzes Gebet. Der Apostel befiehlt die Gläubigen Gott an.

Der Gott des Friedens: Gott ist die Quelle allen Friedens für uns in einer Welt des Unfriedens und der Sünde. Paulus betet darum, daß Gott selbst uns völlig heiligen möge. Alle Bemühungen des Geistes Gottes haben das Ziel, die Gläubigen für Gott abzusondern und den Herrn Jesus in ihrem Leben zu verherrlichen. Es ist gut, wenn wir um diese Bemühungen Gottes wissen, denn an anderer Stelle haben wir gesehen, daß auch wir selbst einsichtsvoll auf dieses Ziel hinarbeiten sollen. Heiligung liegt auch im Bereich unserer Verantwortung. Wir sollen uns ja von allem Bösen fernhalten.

Geist und Seele und Leib: Unser ganzer innerer und äußerer Mensch soll vor dem Bösen bewahrt werden. Der Mensch ist eine wunderbare Einheit von Geist, Seele und Leib. Wie schnell können wir unseren Geist oder unsere Seele schädigenden Einflüssen aussetzen. Wie mancher hat verantwortungslos seinen Leib geschädigt.

Wir gehen auf ein Ziel hin: die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Wenn Er kommt und uns verwandelt, werden wir befreit von der sündigen Natur, die noch in uns ist, und wir werden Ihm gleich sein. Auf diesen Augenblick hin will Gott uns bewahren. Gott hat uns berufen zu Seinem Reich und damit auch zur Heiligkeit.


,25.26 Brüder, betet für uns. Grüßet alle Brüder mit heiligem Kuß.


Brüder, betet für uns: Paulus empfiehlt sich und seine Mitarbeiter der Fürbitte der Thessalonicher. Das Gebet füreinander verband diese Diener mit den jungen Gläubi-gen. Das ist ein Ansporn für uns, für Diener des Herrn zu beten. Sie haben unsere Fürbitte dringend nötig. Sie brauchen Bewahrung in ihrem eigenen Glaubensleben und in ihrem Dienst. Fürbitte verbindet die Herzen auf engste Weise am Thron der Gnade.

Mit heiligem Kuß: Der Nachdruck liegt hier auf „heilig". Ob man sich nun die Hand gibt oder einander mit einem Kuß begrüßt, es darf nicht in Heuchelei geschehen. Die Begrüßungen sollten immer aufrichtig sein. Schauen wir uns doch offen in die Augen, und geben wir unserer Verbundenheit Ausdruck!


,27 Eideschuage esch berdem Herm, das der Brief allen (heligen) Brüdern vorgelesen werde.


Allen Brüdern und Schwestern in Thessalonich sollte dieser Brief vorgelesen werden. Der Inhalt ist auch für jeden von uns wichtig. Es ist ein kurzer Brief. Man braucht kaum 15 Minuten, um ihn in Ruhe durchzulesen. Wir sollten diesen Brief öfter lesen. Oder hat ihn jemand sogar bereits auswendig gelernt?


,28 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!


Paulus beschließt diesen Brief, indem er den Empfängern die Gnade des Herrn Jesus Christus wünscht. Und diese Gnade dürfen auch wir täglich in Anspruch nehmen. So wie der Brief mit der Gnade begann (1,1), so endet er mit der Gnade.


Fragen und Anregungen zur Ausarbeitung

Wer hat im Neuen Testament Alteste angestellt?

Was ist der Unterschied zwischen Kleinmütigen und Schwachen?

Wo werden im Neuen Testament überall Schwache erwähnt?

Wo hat in der Bibel jemand Böses mit Bösem vergolten?

Wo steht „die Freude an dem HERRN ist eure Stärke"?

Kann ein Gläubiger den Heiligen Geist wieder verlieren?