Bibelstudium

Bibelkurs

,13 Wir wollen aber nicht, Brüder, daß ihr, was die Entschlafenen betrifft, unkundig seid, auf daß ihr euch nicht betrübet wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben.


Das Thema der restlichen Verse dieses Kapitels (13-18) ist das Kommen des Herrn. Bereits in Kapitel 1 hatte Paulus geschrieben, da die Thessalonicher sich bekehrt hat-ten, um Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten. Doch was würde geschehen, wenn der Sohn Gottes aus dem Himmel käme? Das ist die Frage, um die es in diesem Abschnitt geht. Offensichtlich erwarteten sie Ihn zur Errichtung des Tausendjährigen Friedensreiches, das der Herr von Jerusalem aus errichten wird. Gemeinsam freuten sie sich auf dieses gewaltige Ereignis. Man hat den Eindruck, daß sie täglich mit dem Kommen des Herrn Jesus rechneten.

Doch nun waren einige ihrer Mitgeschwister plötzlich entschlafen. Das machte sie sehr traurig. Denn wie sollten diese Entschlafenen das Wiederkommen des Herrn Jesus miterleben? Diesen Sachverhalt wird wohl Timotheus dem Apostel so geschildert haben. Und es scheint, als habe Timotheus darauf auch keine befriedigende Antwort geben können. Vielleicht war die Beantwortung dieser Frage sogar der eigentliche Anlaß für das Schreiben dieses Briefes.

Die übrigen, die keine Hoffnung haben: Mit diesem Ausdruck nimmt der Apostel eine Zweiteilung aller Menschen vor: solche, die den Herrn Jesus erwarten, und solche, die eine Hoffnung Seines Wiederkommens nicht kennen.

Hast Du schon einmal eine Beerdigung miterlebt, wo der Verstorbene und die Hinterbliebenen nicht an den Herrn Jesus glaubten? Das schneidet ins Herz. Da wird man sich dankbar der großen Hoffnung bewußt, die wir als Kinder Gottes haben.


,14 Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird auch Gott die durch Jesum Entschlafenen mit ihm bringen.


Die Hauptaussage dieses Verses ist: Gott wird die durch Jesus Entschlafenen mit Ihm bringen. Und wann wird Gott das tun? Sicher ist das derselbe Zeitpunkt, von dem Paulus bereits in Kapitel 3,13 gesprochen hatte, daß der Herr Jesus nämlich mit allen seinen Heiligen kommen würde.

Und wenn Gott die Entschlafenen mit dem Herrn Jesus bringen wird, dann müssen sie vorher auferweckt worden sein. Darum spricht hier der Apostel in Verbindung mit der Auferstehung der Entschlafenen über den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus. Sein Tod und Seine Auferstehung sind das sichere Fundament des christlichen Glau-bens. Ohne Seinen Tod und Seine Auferstehung gäbe es keine Auferstehung der entschlafenen Gläubigen. Das eine ist untrennbar mit dem anderen verbunden.

Lieber Leser, glaubst Du bereits, daß der Herr Jesus Deiner Sünde wegen unter dem Gericht Gottes gestorben ist? Und glaubst Du auch, daß Gott Ihn nach drei Tagen auferweckt hat? Es gibt heute Millionen von „Christen", die nicht daran glauben, daß Jesus Christus auferstanden ist. Weise bitte die ausgestreckte Hand Gottes für Dich nicht ab. Der Glaube an den Herrn Jesus ist die einzige Möglichkeit, um errettet zu werden und einmal zu der Schar der Erlösten zu gehören, die das miterleben wird, was wir in diesen Versen überdenken.

Die durch Jesus Entschlafenen: Im allgemeinen spricht das Neue Testament im Blick auf das Abscheiden von Gläubigen von einem Entschlafen. Es mag sein, daß sich dadurch die Vorstellung gebildet hat, daß Gläubige bis zu ihrer Auferstehung gleichsam schlafen und nichts bewußt erleben. Das ist jedoch nicht so. Das wird durch drei Hinweise in der Schrift sehr deutlich:

  1. Als sich einer der beiden gehängten Verbrecher am Kreuz dem Herrn Jesus mit den Worten zuwandte: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reiche kommst", hörte er aus dem Munde des Herrn die Zusicherung: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein" (Lk 23,42.43).
  2. Als der Apostel Paulus den Philippern von seinem Wunsch heimzugehen schrieb, sagte er: ,, Indem ich Lust habe abzuscheiden, um bei Christus zu sein" (Phil 1,23).
  3. Und an anderer Stelle schreibt er, daß er zu einem früheren Zeitpunkt in das Paradies entrückt worden war und dort „unaussprechliche Worte hörte, die der Mensch nicht sagen darf* (2. Kor 12,1-4).

Die Entschlafenen sind also bei vollem Bewußtsein im Paradies, bei Christus, und sie hören unaussprechliche Worte der Glückseligkeit.

Es ist sehr tröstlich zu wissen, daß Gläubige durch Jesus entschlafen. Er bestimmt den Zeitpunkt ihres Heimgangs; sie entschlafen durch Ihn. Der bekannte Prediger und Evangelist Ernst Modersohn hat einmal geschrieben, daß ein Mensch nicht an seiner Krankheit stirbt, sondern durch den Willen Gottes.


,15 (Denn dieses sagen wir euch im Worte des Herrn, daß wir, die Le-benden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden.


Die Verse 15-18 sind eine Einschaltung, was die Übersetzer dadurch deutlich gemacht haben, daß sie diesen Abschnitt in Klammern setzten. In diesen Versen haben wir die Erklärung, auf welche Weise Gott die durch Jesus Entschlafenen an jenem Tag mit Ihm bringen wird: Das kann nämlich nur dadurch geschehen, daß die Entschlafenen auferweckt werden und zusammen mit den auf der Erde lebenden Gläubigen zuvor in den Himmel entrückt werden.

Die Lösung des Problems liegt darin, daß der Herr Jesus zuerst einmal kommt, um die Seinen heimzuholen. Er kommt für die Seinen, um sie von dieser Erde in den Himmel zu entrücken. Und danach, eine Zeit später, wird Er mit ihnen wiederkommen, wenn Er das Reich errichten wird. Die Wahrheit der Entrückung wird hier zum erstenmal in Gottes Wort überhaupt erwähnt. Der Apostel konnte dazu nicht auf eine Bibelstelle im Alten Testament oder auf Worte des Herrn Jesus während Seines Erdenlebens zurückgreifen. Daher betont er hier ausdrücklich, daß er das „im Wort des Herrn" sagte. Das bedeutet, daß er dazu eine Offenbarung von dem Herrn empfangen hatte.

Um es noch einmal zu sagen: Wenn die Gläubigen mit dem Herrn Jesus aus dem Himmel kommen sollen, dann müssen sie zuerst einmal dort bei Ihm sein. Und das wird dadurch geschehen, daß Er sie zu sich heimholen wird.

Wenn Er kommt, wird es zwei Gruppen von Gläubigen geben: (a) Wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, und (b) die Entschlafenen. Und die Lebenden werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen.

Ankunft des Herrn: An dieser Stelle wird deutlich, daß der Ausdruck „Ankunft des Herrn" sowohl das Kommen des Herrn Jesus zur Heimholung der Gläubigen - also für die Seinen - als auch Sein Wiederkommen mit den Seinen bezeichnet. Im Grunde ist es auch ein- und dasselbe Kommen, allerdings in zwei zeitlich verschobenen Phasen.


,16 Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen; 


Wir fassen die jetzt nachfolgend beschriebenen Ereignisse zusammen:

  1. Der Herr kommt selbst wieder
  2. Er kommt vom Himmel hernieder mit
    gebietendem Zuruf
    der Stimme eines Erzengels
    der Posaune Gottes
  3. Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen
  4. Danach werden die Lebenden zugleich mit ihnen entrückt
  5. Wir werden allezeit bei dem Herrn sein

Der Herr selbst wird ... herniederkommen vom Himmel: Er kommt selbst. Das bedeutet auch, daß Er allein kommt. Er schickt niemand anders, auch keinen Engel. Er wird auch von niemand begleitet werden. Wir werden in 2. Thessalonicher 2 finden, daß nach der Entrückung eine Zeit entsetzlicher Kriege und der Gerichte Gottes über die Menschen hereinbrechen wird. Diese Zeit äußerster Drangsal wird schließlich damit abgeschlossen werden, daß der Herr Jesus aufs neue vom Himmel kommen wird, dann jedoch begleitet von einer riesigen Streitmacht (siehe Offb 19,11-16). Er wird der Anführer dieser himmlischen Heere sein. Hier kommt Er, um diese Streitkräfte „frühzeitig" zu sammeln.

Mit gebietendem Zuruf: Andere übersetzen diesen Ausdruck mit „Kommandoruf, Befehlsruf*. Die Gläubigen werden „rekrutiert"; sie werden gleichsam zu Königen und Herrschern gemacht - was sie ihrer Stellung nach jetzt schon sind -, um in Kürze mit Ihm wiederzukommen, die Kriege Gottes zu führen und dann mit dem Herrn Jesus zu herrschen.

Mit der Stimme eines Erzengels: Wir kennen aus der Bibel nur einen Erzengel, und zwar den Erzengel Michael. Von ihm lesen wir in Daniel 10,13.21 und 12,1.2, in Judas 9 und in Offenbarung 12,7. Alle diese Stellen stehen in Verbindung mit dem Volk Israel. Daraus können wir schließen, daß zu diesem Zeitpunkt auch die Gläubigen aus der Zeit des Alten Testaments auferweckt werden.

Posaune Gottes: Dieses Bild ist dem römischen Armeewesen entnommen. In 1. Korinther 15 lesen wir von der letzten Posaune, die dann geblasen wurde, wenn eine Armee sich in Bewegung setzte.

Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen: Das sind alle entschlafenen Gläubigen, auch die des Alten Testaments (siehe oben; vgl. 1. Kor 15,23; Heb 11,40). Sie werden zuerst auferstehen. Es sind also alle Gläubigen von Abel ab (dem ersten Entschlafenen) bis zu dem letzten, der soeben entschlafen war (vielleicht gerade an diesem Tag).


,17 danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.


Für einen Augenblick werden alle Gläubigen aller Jahrhunderte auf der Erde stehen. Und im gleichen Augenblick werden alle lebenden Gläubigen versammelt werden. Die auferstandenen Gläubigen sind dann in ihren Herrlichkeitsleibern auferweckt worden (vgl. 1. Kor 15,52: „Die Toten werden auferweckt werden unverweslich"), und in diesem Augenblick werden die lebenden Gläubigen verwandelt. Wir lesen dazu in 1. Korinther 15,51: „Wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune."

Diese große Schar von Erlösten wird dem Herrn entgegengerückt. All das wird so schnell gehen, daß kein einziger Mensch, der auf der Erde zurückbleibt, davon auch nur das geringste mitbekommen wird. Der Herr Jesus braucht für die Durchführung solcher Ereignisse keine Zeitspanne. So wie Er einmal durch ein Wort das Weltall erschuf, „und es stand da" (Ps 33,9), ebenso wird Er durch ein Wort die vielen Gläubigen aus ihren Gräbern auferwecken und die Lebenden verwandeln. Er ist ,die Auferstehung und das Leben" (Joh 11,25). Doch wir können uns nicht ausmalen, was danach hier auf der Erde geschehen wird. Was wird das sein, wenn plötzlich viele Millionen von Menschen von einem auf den anderen Augenblick nicht mehr da sind?

Wir werden allezeit bei dem Herrn sein. Niemals werden wir wieder von der Seite unseres Herrn weichen. Wir lassen alles hier zurück. Wir lassen auch die Sünde, die bis zuletzt noch in uns war, zurück. Wir können dann nicht mehr sündigen. Es gibt dann für uns keinerlei Versuchungen zur Sünde mehr. Wir werden in ununterbrochener, glücklicher Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus sein und mit allen anderen Heiligen. Warten wir in gespannter Vorfreude auf diesen Augenblick? Wenn wir es auch nicht immer tun, der Herr Jesus wartet mit Ausharren darauf (2. Thes 3,5).

Und was wird geschehen, wenn der Herr Jesus uns Seinem Vater vorstellen wird? Unmittelbar nach der Entrückung wird der Herr Jesus die Seinen in das Vaterhaus einführen, von dem Er an dem letzten Abend vor Seinem Sterben auf dem Kreuz zu Seinen Jüngern gesprochen hat: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an mich. In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seiet" (Joh 14,1-3).


,18 So ermuntert nun einander mit diesen Worten.


Wie viele Gläubige haben beim Nachdenken über diese Ereignisse schon eine tiefe Vorfreude empfunden. Und wie viele haben sich schon gemeinsam daran erfreut. Sie haben sich gegenseitig ermuntert (wieder parakaleo, helfen, trösten, beistehen). Wollen wir es nicht auch vermehrt tun? Dazu braucht man nicht erst alt zu werden - das können auch sehr junge Gläubige tun, wie die Thessalonicher es waren.

 

Fragen und Anregungen zur Ausarbeitung

  1. Welche Stellen des Neuen Testaments machen deutlich, daß entschlafene Gläubige bei Bewußtsein sind?
  2. Was bedeutet der Ausdruck „durch Jesum entschlafen"?
  3. Welche Hinweise gibt es in der Bibel, daß die Gläubigen aus der Zeit des Alten Testaments bei der Entrückung mitauferweckt werden?
  4. Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung der Gläubigen und Seinem Kommen für Israel zur Errichtung des Reiches?
  5. Gibt es ein Ereignis, das noch vor der Entrückung der Gläubigen stattfinden müßte?
  6. Wann findet die Hochzeit des Lammes statt? - Wer ist die Braut, und wer sind die Gäste bei dieser Hochzeit?