Zum Nachdenken

Schätze in irdenen Gefäßen

„Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die Überschwenglichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns. Allenthalben bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht umkommend; allezeit das Sterben Jesu am Leibe umhertragend, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tode überliefert um Jesu willen, auf daß auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleische offenbar werde. So denn wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch" (2. Kor 4,7-12).

In diesem Jahr gibt es Veränderungen in unserem Leben. Das ist keine Prophezeiung eines chinesischen Glücksplätzchens, sondern es ist einfach so im Leben. Nichts in diesem Leben bleibt dasselbe. Wir alle werden uns in diesem Jahr in mancher Hinsicht verändern. Die entscheidende Frage ist, ob wir als Christen wachsen werden.

2. Korinther 4,7-12 hat uns einige wichtige Dinge über christliches Wachstum zu sagen. Was dort gesagt wird, ist sowohl ermunternd als auch beunruhigend. Wie ermunternd ist es zu wissen, daß die Kraft im christlichen Leben nicht aus uns entsteht, sondern von Gott kommt (V. 7). Und diese Kraft ist wirklich in jedem Christen vor-handen, wenn sie auch in solch gewöhnliche „Behälter" gefüllt ist, wie Du und ich es sind.

Zugleich ist diese Stelle beunruhigend, weil sie ein Schlag gegen unseren Stolz ist, der nicht zugeben will, daß wir nichts als irdene Gefäße sind! Und nicht nur das, sondern es scheint so, daß Gott absichtlich er-laubt, daß wir durch Schwierigkeiten und Leiden hindurchgehen, die die Schwachheit der „irdenen Gefäße" offenbar machen. Du fragst Dich, ob das christliches Wachstum ist. Ja, das ist es. Wir wollen uns diesen Schriftabschnitt etwas genauer ansehen.

Das Thema dieser Verse ist der extreme Gegensatz zwischen der Botschaft des Evangeliums (siehe V. 6) und dem Botschafter des Evangeliums. Die überragende und einmalige Botschaft des Evangeliums in Christus Jesus wird von schwachen und zerbrechlichen Botschaftern weitergetragen. Der Hauptpunkt ist der, daß Gott es absichtlich so bestimmt hat, damit es keinerlei Mißver-ständnis bezüglich der Quelle dieser großen lebensverändernden Kraft des Evangeliums des Herrn Jesus Christus gibt. Dieser Punkt wird in Vers 7 durch den Gegensatz zwischen einem Schatz und einem irdenen Gefäß illustriert.

Zu der Zeit, als dieser Brief geschrieben wur-de, gab es in diesem Teil der Erde sehr viele Tongefäße. Sie wurden beispielsweise als Behälter für Wasser und Nahrung gebraucht. Manchmal benutzte man sie auch zur Aufbewahrung wertvollerer Gegenstände wie z.B. Geld, Juwelen oder sogar Pergamente (die Schriftrollen vom Toten Meer wurden in solchen Tonkrügen gefunden). Die üblichen Lampen zu der Zeit waren ebenfalls aus Tongefäßen. Sie bestanden aus billigen Tonkrügen oder Gefäßen, gefüllt mit Olivenöl und einem schwimmenden Docht. Alle diese Töpfergefäße waren so einfach zu erwerben, wie sie anschließend in die Brüche gingen. Scherben solcher Gefäße lassen sich noch heute mühelos in alten Ruinen finden.

Der Gegensatz zwischen dem Träger und dem Inhalt der christlichen Botschaft wird auf diese Weise sehr gut veranschaulicht. Die Botschaft des Evangeliums ist überaus wertvoll wie ein Schatz, ein Juwel oder wie Licht, aber es wird absichtlich in üblichen und gewöhnlich aussehenden menschlichen "Tongefäßen" aufbewahrt. Und „irdene Ge-fäße" sind keine Supermenschen! Sie bekommen triefende Nasen und Ausschlag. Sie bekommen Erkältungen und leiden an Ver-geßlichkeit. Manche haben die Vorstellung, daß ein Christ, der wächst, jeden Tag überdurchschnittlich erfolgreich sein muß. Das ist durchaus nicht der Fall. Obwohl die Kraft des Evangeliums übernatürlich ist, so sind doch ihre Verkündiger (also Du und ich) absichtlich keine Supermenschen.

In den Versen 8 und 9 zeigt der Apostel Paulus, der Schreiber dieses Briefes, daß der Christ nicht nur ein gewöhnliches Gefäß ist, sondern sogar ein Gefäß, das leicht angeschlagen wird. Er erwähnt Begebenheiten aus seinem eigenen Leben, die für einen normalen Menschen unmögliche Situationen waren. Die Auswege aus den schwierigen Lagen, die er erlebte, waren eindeutig durch die Macht Gottes herbeigeführt und nicht durch die Geschicklichkeit von Menschen. In diesen beiden Versen werden vier Aussagenpaare gebraucht, um einerseits die Schwachheit der Tongefäße, andererseits aber die Kraft Gottes und Seine Befreiung zu beschreiben.

„Bedrängt", „keinen Ausweg sehend", „verfolgt" und „niedergeworfen" beziehen sich alle auf Leiden, in denen die Schwachheit des Gefäßes sichtbar wird. Trifft einer dieser Begriffe auf Dich zu? Wie war es in der Zeit, als Du Dich deprimiert fühltest und enttäuscht warst und nicht wußtest, wie es weitergehen sollte („bedrängt, keinen Ausweg sehend")? Wie war es, als Du jemand das Evangelium nahebringen wolltest und Spott erntetest („verfolgt, niedergeworfen")?

„Aber nicht eingeengt", „aber nicht ohne Ausweg", „aber nicht verlassen" und „aber nicht umkommend" beziehen sich alle auf die Befreiung, die Gott in „unmöglichen" Situationen zu geben vermag. Wir können uns alle an Gelegenheiten erinnern, wo Gott eingriff und die Lage rettete. Erinnerst Du Dich daran, wie Gott Dich genau zur rechten Zeit „zufällig" auf einen Bibelvers aufmerksam machte? Gab es eine schwierige Situation in Deinem Leben, wo Du Dir in besonderer Weise der Gegenwart Christi bewußt wurdest? Gab es nicht Situationen, wo alle natürlichen Mittel versagten und Du zu Deiner Verwunderung sahst, wie die Kraft Gottes in einer unglaublichen Weise am Werk war? Gott erlaubt absichtlich, daß die Tongefäße angestoßen werden, so daß Er Seine übernatürliche Kraft in der Lage entfalten kann.

In den Versen 10 und 11 wird Gottes Absicht weiter betont. Die Schläge, denen ein Christ ausgesetzt ist, bewirken, daß die Schwachheit und Unscheinbarkeit des Ge-fäßes, aber im Kontrast dazu gleichzeitig auch die Herrlichkeit des Schatzes sichtbar wird. Obwohl die Angst vor den Umständen, die Feindschaft von Menschen und die Angriffe Satans Todesstöße für das natürliche menschliche Tongefäß sind, so wird als Folge davon durch den Christen das Leben Jesu offenbar. „Allezeit das Sterben Jesu am Leibe umhertragend" und „dem Tode überliefert um Jesu willen" bedeutet auch, in schwachem Maße die Schläge zu erfahren, denen unser Herr auf Seinem Erdenweg ausgesetzt war. Der Christ, der ein gottesfürchtiges Leben führen möchte, wird in der einen oder anderen Weise den Haß der Welt und die Angriffe Satans kennenlernen (siehe Johannes 15,18 und 1. Petrus 5,8).

Wenn der Christ diesen tödlichen Angriffen ausgesetzt ist und deutlich wird, wie unbedeutend das Gefäß selbst ist, kommt das göttliche Leben (das niemals zerstört werden kann) zum Vorschein. Das ist ein wirkungsvolles Zeugnis für solche, die dieses Leben noch nicht haben. In Vers 12 spricht Paulus davon, daß auch die gläubigen Korinther davon Nutzen hatten, daß die ihm anvertraute Botschaft auf dem Hintergrund seiner Schwierigkeiten und Leiden so herrlich sichtbar wurde. Glaubt jemand an den Herrn Jesus und folgt Ihm und Seinem Wort, weil ER in Deinem Leben gesehen wird - durch ein unscheinbares Gefäß, das nichts aus sich selbst macht?

In diesem Jahr wird Gott erlauben, daß der Prozeß des Schlagens und Zerbrechens in Deinem Leben forgesetzt wird. Es mag Veränderungen in Deiner Lebensweise ge-ben, betrachte sie als einen Teil christlichen Wachstums. Es gibt einen Schatz in Deinem irdenen Gefäß, der für andere sichtbar werden sollte.