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Fragen und Antworten

Frage: Wie ist Römer 3,31 zu verstehen?

1) In vielen anderen Bibelstellen lesen wir, daß wir freigemacht worden sind von dem Gesetz. Hier wird gesagt: „Wir bestätigen das Gesetz" durch den Glauben. Hat denn das Gesetz immer noch einen Einfluß auf unser Leben?

2) Was für ein Gesetz des Glaubens ist es überhaupt, das in Vers 27 angesprochen wird?

S. Passard, Gummersbach


Antwort: Im Römerbrief findet man die göttliche Antwort auf die Frage: „Wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?" (Hiob 25,4). Einleitend wird bezeugt, daß Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen geoffenbart wird (Kap. 1,18). Besteht für irgend jemand eine Chance, diesem Zorn zu entgehen? Das wird bis Kapitel 3,20 gründlich untersucht und daraufhin klar verneint. Weder die Handlungen der Menschen im allgemeinen noch derjenigen, die das Gesetz Gottes genau kannten, genügten den göttlichen Maßstäben. „Da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer" (Kap. 3,12). Kurz, durch eigene Bemühungen konnte und kann sich niemand vor dem Zorn Gottes bewahren; die ganze Welt (einschließlich des jüdischen Volkes) ist Seinem Gericht verfallen (Kap. 3,19).

Nachdem das alles klargestellt ist, erfahren wir etwas ganz Wunderbares: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt (.) und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist' (Kap. 3,23.24). Es gibt also doch eine für schuldige Menschen erreichbare Gerechtigkeit - die durch Glauben zu erlangende Gerechtigkeit Gottes aus Gna-den! Dieses Angebot Gottes, jeden glaubenden Sünder zu begnadigen, brauchte und hat auch eine gerechte Grundlage: den stellvertretenden Tod des Herrn Jesus am Kreuz. Der heilige Gott hat nicht etwa Seinen Maßstab heruntergeschraubt, sondern Er hat einen anderen - den Herrn Jesus - an unserer Stelle bestraft.

Doch dieses Evangelium der Gnade war für die Juden schwer zu akzeptieren; es empörte sie. Wenn Gott jetzt laut dieser neuen Botschaft „einfach so", ohne jede eigene Leistung allen Glaubenden vergeben wollte, dann würde doch automatisch dem Gesetz vom Sinai seine Rechtmäßigkeit abgespro-chen! - Paulus geht auf diesen Vorwurf ein. Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! sondern wir bestätigen das Gesetz" (Kap. 3,31, worauf sich Deine erste Frage bezieht). Setzte sich die neue Botschaft (Rechtfertigung durch Glauben statt durch Werke) tatsächlich über die strengen Forderungen des Gesetzes hinweg, als hätten sie nie existiert? Ganz im Gegenteil! Das Gesetz, in dem sich die Heiligkeit Gottes ausdrückte, wurde nirgends deutlicher bestätigt als am Kreuz.

Gerade aufgrund des Gesetzes mußte Christus, unser Stellvertreter im Gericht, dort ein Fluch für uns werden. Ebenso ist es das Gesetz, das jeden Menschen für verloren erklären muß und damit jenes Erlösungs-werk auf Golgatha erforderlich gemacht hat-te. - Das Evangelium ist also gar kein zweiter Weg zu Gott neben dem Gesetz, sondern für Sünder angesichts der im Gesetz verkündeten Heiligkeit Gottes der einzige Weg überhaupt; somit wurde das Gesetz feierlich bestätigt.

Deine zweite Frage betrifft „Gesetz und Glauben" in Kapitel 3,27: „Wo ist denn der Ruhm? Er ist ausgeschlossen worden. Durch was für ein Gesetz? der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens." - Gesetz hat an dieser Stelle nicht die Bedeutung einer bestimmten Gesetzessammlung (wie das vom Sinai), sondern (wie öfter auch im Römerbrief) von Gesetzmäßigkeit, Grundsatz. Diese Bedeutung hat das entsprechende griechische Wort „nomos" auch in einigen unserer Fremdwörter. „Astronomie" behandelt die Gesetzmäßigkeiten der Ster-nenwelt. Ein „Nomogramm" stellt eine mathematische Gesetzmäßigkeit grafisch dar. Paulus fragt hier nun, durch welchen der beiden behandelten Grundsätze zur Erlangung von Gerechtigkeit - eigene Werke bzw. Glauben - menschliches Rühmen gänzlich ausgeschlossen wird. Durch das Gesetz (den Grundsatz) des Glaubens! „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glau-bens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme" (Eph 2,8.9). Hätte es wirklich jemand geschafft, durch (Gesetzes-)Werke gerecht zu werden, dann hätte er durchaus Grund gehabt, sich zu rühmen (vgl. Röm 4,2). Gesetz des Glaubens bedeutet also, daß „Glauben" das Prinzip oder die Gesetzmäßigkeit ist, nach welcher man vor Gott Gerechtigkeit erlangt hat.

Ich hoffe, es ist auch deutlich geworden, daß es in den Versen 27 und 31 von Römer 3 nicht darum geht, ob wir Christen das Gesetz halten müßten oder könnten. Diese Frage ist natürlich wichtig. Deshalb wurde ihr im Neuen Testament ein ganzer Brief gewidmet, der Galaterbrief, den Paulus schon einige Jahre früher geschrieben hatte. Eine gute Orientierungshilfe bezüglich dieser Problematik ist die Broschüre von J.G. Fijnvandraat „Das Gesetz - die Lebensregel des Christen?"

Nun möchte ich Dir des Herrn Gnade in Seiner Nachfolge und viel Freude beim weiteren Forschen in Seinem Wort wünschen.