Bibel praktisch

Der Stern von Bethlehem

Die Frage nach dem Stern von Bethlehem hat schon viele Gemüter be-wegt. Was hat es mit diesem Stern auf sich? War er aus astronomischer Sicht eine Konjunktion bestimmter Gestirne, und zwar von Jupiter und Saturn, wie der berühmte Mathematiker und Hofastronom Johannes Kepler im Jahre 1603 herausgefunden zu haben glaubte?

Doch zuerst wollen wir einmal die Verse in Matthäus 2 lesen, wo der Evangelist von diesem Stern berichtet: „Als aber Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen Herodes', des Königs, siehe, da kamen Magier vom Morgenlande nach Jerusalem, welche sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen ... Sie aber, als sie den König [Herodes] gehört hatten, zogen hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hat-ten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über dem Orte stand, wo das Kindlein war. Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm; und sie taten ihre Schätze auf und opferten ihm Ga-ben: Gold und Weihrauch und Myrrhe" (V. 2,1.2.9-11).

Diese Begebenheit bleibt ein wenig geheim-nisvoll. Wir wissen nicht, wie viele Magier' es waren, wir kennen ihre Namen nicht. Wir wissen auch nicht, wie sie bei der Entdeckung dieses Sternes zu der Überzeugung kamen, daß ein großer König im Westen geboren werden würde. Viele Ausleger weisen auf den Vers in 4. Mose 4,17 hin: „Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel und zerschlägt die Seiten Moabs und zerschmettert alle Söhne des Getümmels." Sicher ist dies ein Hinweis auf die Geburt des Herrn Jesus. Doch wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, daß diese Weisen diese Bibelstelle kannten.

Eins ist aber um so erstaunlicher, daß diese Männer nämlich erkannt hatten, daß der König der Juden geboren würde oder sein mußte. Offensichtlich hatten sie eine bestimmte Kenntnis von Gott, möglicherweise von in Babylon weilenden Juden. Und offensichtlich hatte die geringe Kenntnis, die sie von Gott hatten, sie zu echter Gottesfurcht geführt. Sie hatten es in ihren Her-zen, dem neugeborenen König Ehre zu bringen und ihm zu huldigen.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie Gott auf Seine Weise sich Menschen offenbart und sie weiterführt. Diese Menschen handelten entsprechend der Kenntnis, die sie von Gott und Seinem Handeln hatten. Und so beugte Gott sich zu ihnen hernieder und benutzte sie dazu, Seinem Sohn Ehre zu bringen.

Nach einer langen Reise kommen sie in Jerusalem an. Sie vermuten den neugeborenen König dort und begeben sich zu dem König Herodes. Doch dieser weiß von alledem nichts. Statt dessen erschrickt er über die Nachricht, daß ein König geboren sein soll. Er versammelt die religiöse Führerschaft des Volkes Israel und läßt sich beraten. In Herodes' Herzen steigen Mordabsichten auf, wie wir später sehen. Nun, Herodes war kein Jude, sondern ein Idumäer oder Edo-miter (= Nachkomme des gottlosen Esaus). Die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die Herodes zusammenruft, bleiben völlig unbeeindruckt von dem, was sie hören. Waren sie nicht berufen, den König in aller Demut und mit aller Ehrerbietung zu empfangen? Nichts lesen wir davon. Sie können zwar eine „theologisch" richtige Auskunft geben, aber ihre Herzen bleiben völlig unberührt. Auch sie werden sich später als die Feinde des Sohnes Gottes offenbaren.

Nun wissen die Weisen den Ort. Und so wie sie sich auf den Weg nach Bethlehem machen, erscheint wieder der Stern, den sie in ihrer Heimat gesehen hat-ten. Er geht vor ihnen her. Gott leitet die Weisen durch diesen Stern. Und genau über dem Haus, wo das Kindlein ist, bleibt der Stern stehen. Das Wiedersehen des Sterns löst bei ihnen eine unbeschreibliche Freude aus; ihre Freude kannte keine Grenzen. Sie wissen, daß Gott sie leitet und sie am richtigen Ort sind. Sie betreten das Haus, über dem der Stern stehengeblieben war, und finden das Kindlein mit Maria. Sie fallen nieder und huldigen dem großen König der Juden: sie öffnen die mitgebrachten Schätze und bringen Ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dar.

Aus dieser Beschreibung ist also deut-lich, daß die Weisen den Stern in ihrer Heimat gesehen hatten und danach nicht mehr, also die ganze lange Reise von ca. 800 km nicht. Erst nachdem sie Jerusalem verlassen hatten, sahen sie den Stern wieder. Der Fußweg von Jerusalem nach Bethlehem dauert etwa zwei Stunden.

Wenn man diesen Bericht noch einmal in aller Einfachheit auf sich einwirken läßt, kommt man unter den Eindruck, daß es sich bei diesem Stern um ein Gebilde gehandelt haben muß, das der Erde sehr nahe war.

Der Stern „ging vor ihnen her". Er bezeichnete ihnen deutlich den Weg, den sie zu gehen hatten. Und schließlich stand der Stern so deutlich über einem Haus, daß es für die Weisen keinen Zweifel darüber gab, wo der König der Juden sein mußte.

Ist es möglich, daß dies von einer Konjunktion von Jupiter und Saturn gesagt werden kann? Ausleger wie F.W. Grant (1834 - 1902) lehnen eine solche Erklärung ab2. In dem kürzlich erschienen Buch „Wozu gibt es Ster-ne" von Werner Gitt, kommt der Verfasser auf Seite 120 zu dem Schluß, daß dieser Stern ein neugeschaffenes Lichtzeichen (Stern) gewesen sein muß.

Gerne zitiere ich noch einen anderen Ausleger: „Auch über den Stern ist viel phantasiert worden. Viele meinen, daß der Stern das Sternbild des Jupiter und Saturn war. Der große Sternkundige Kepler gab 1606 ein Buch heraus, worin er die Geburt unseres Herrn anhand eines solchen Sternbildes be-rechnete. Im Jahre 1643 zog der große jüdische Lehrer Abarbanel aus einem ähnlichen Sternbild den Schluß, daß das Kommen des Messias nahe bevorstand. Doch hier ist nicht die Rede von 'Sternen', sondern von einem 'Stern', von Seinem Stern'.

Ist der biblische Bericht über den „Stern von Bethlehem" nicht ein Beispiel dafür, daß wir im Blick auf außerbiblische Erklärungen getrost vorsichtig sein können? Die besten Erklärungen sind immer diejenigen, die wir unmittelbar aus dem Wort Gottes selbst entnehmen können. Bei allen anderen Schluß-folgerungen wollen wir vorsichtig sein.