Bibel praktisch
Der Christ und seine Arbeit
Ohne Zweifel sind die meisten von uns dazu berufen, auf ihrem Weg durch diese Welt für sich selbst und ihre Familie ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und es ist gut, daß es so ist, denn die wenigsten von uns könnten es ertragen, wenn sie nicht in dieser Weise beschäftigt wären. Es ist ja auch kein Grund vorhanden, weshalb wir nicht auf diesem Wege dem Herrn von Herzen dienen könnten. Aber der Gläubige übt seinen irdischen Beruf nur aus, um sein tägliches Brot zu ver-dienen, für nichts weiter. Sobald er dieser Tätigkeit die Würde einer Berufung gibt und sie als ein Mittel betrachtet, in dieser Welt Ehre zu erwerben, verliert sein Zeugnis für den erhöhten Christus seine wahre Kraft. Ich gebe zu, daß Gott in Seiner Gnade jemanden zu etwas berufen kann, das unter Menschen hoch angesehen wird. Man hat Männer gekannt, die Gott so berufen hat, während sie noch in einer Arbeit standen, die allgemeine Achtung genießt. Man hat gesehen, wie Männer in solcher Stellung große Einfachheit an den Tag legten. Ich sage also nicht, daß es verkehrt ist, einen Beruf zu haben; ich möchte nur, daß wir die himmlische Herrlichkeit des Herrn lesus dazu be-nutzen, alles, was in der Welt getan wird, an seinen rechten Platz zu stellen. Wir können nicht genug vor der Eitelkeit des Menschen in diesen Dingen warnen, vor dem Verlangen und Begehren nach irdischen Auszeichnungen. Wir sind in Gefahr, die Dinge danach einzuschätzen, was sie für uns selbst und für unsere Famlie bedeuten, und in unserem Denken und Fühlen fortgerissen zu werden von der Art, wie die Welt darüber denkt.
Des Herrn Stunde ist noch nicht gekom-men, und damit auch die unsere nicht. Wenn wir Ihm angehören, was haben wir dann mit dem geringsten Fetzen weltlicher Herrlichkeit zu tun? Du kannst sicher sein, daß das jetzt für ein Kind Gottes nichts als eine Unehre und ein Flecken ist. Es kommt wenig darauf an, wie die Welt es einschätzt. Warum sollten wir etwas von ihr begehren? Alles ist doch unser! Werden wir nicht die Welt, ja, sogar Engel richten? Wie oft tragen diese weltlichen Ziele den Stempel ihrer Nichtigkeit und Wertlosigkeit an sich! Die Welt selbst sagt: Das Beste ist die Jagd, nicht das Wildbret. Wer wüßte nicht, daß manchen Leuten ein kleiner Orden die Mühe eines ganzen Lebens wert ist? Was tut nicht sogar ein reicher und adeliger Mann für einen „Hosenbandorden"!
Es sei mir gestattet, darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es für einen Christen ist, vor dem Geist der Welt auf der Hut zu sein und auf den Herrn lesus droben zu blicken, wenn er für sich und seine Familie zu arbeiten hat. Natürlich versetzt wahres Christentum nicht alle Gläubigen auf ein gleiches, einförmiges Beschäftigungsniveau; es wäre auch kein Glaube, alle Umstände, in die man berufen ist, außer acht zu lassen, - vorausgesetzt, daß man Gott dabei auf seiner Seite haben kann. Es wäre auch verfehlt, eine Arbeit anzunehmen, für die man sich gar nicht eignet. Das wäre nicht Glaube, sondern Torheit. Alle diese Gesichtspunkte sind zu beachten; aber ich dringe doch darauf, daß wir bei unserer täglichen Arbeit - ob wir nun Schuhmacher sind oder Büroangestellter - nur einen Beweggrund gelten lassen, nämlich daß wir alle Arbeit dem Herrn tun. Wenn wir uns darüber völlig klar sind, daß wir Seinen Willen tun, dann können wir das eine oder das andere von ganzem Herzen und mit gutem Gewissen tun. Für einen Christen ist es verderblich zu vergessen, daß wir hier sind, um den Willen des Herrn zu tun und Zeugen für den verworfenen und droben verherrlichten Christus zu sein. Was ist dagegen der größte Wunsch der Welt? Vorwärts zu kommen, etwas Großes zu tun! Was wir heute fertigbringen, ist die Schwelle zu etwas noch Größerem mor-gen. Das alles ist eine völlige Verleugnung der wahren Stellung eines Christen und be-weist, daß sein Herz ihn zu dem Treiben dieser Welt hinzieht. Es mag für einen Menschen ganz natürlich sein, danach zu trach-ten, in der Welt vorwärts zu kommen. Aber, liebe Geschwister, wo bleibt unsere Treue Christus gegenüber? Ist es so, daß man zu guter Letzt doch den ersten Adam dem Herrn Jesus vorzieht? Alles läuft auf die Frage hinaus: Schätze ich den ersten oder den zweiten Adam höher? Wenn mein Herz dem zweiten Menschen gehört, sollte sich das nicht in allem, was ich täglich tue, zeigen? Ist die Ehre Christi bloß für den Sonntag? Das wäre gewiß keine Treue Ihm gegenüber.
Hat Gott durch Gnade Seinen Sohn in dir geof-fenbart, während du eine Stellung bekleidest, die in der Welt nicht viel gilt und dir keine Ehre einbringt, so bleibe dabei. Welch eine herrliche Gelegen-heit, um deinen Glauben zu beweisen, indem du den verherrlichten Christus zum Prüfstein dafür machst, ob du auf diesem Weg Gott auf deiner Seite haben kannst! Ich möchte dir nicht nahelegen, daß du diesem oder jenem Menschen folgst, sondern daß du das Wort Gottes erforschst, um zu se-hen, inwieweit du an deinem Platz Christus als Den, der Er ist, verherrlichen kannst. Sollten wir nicht Sein Brief sein, gekannt und gelesen von allen Menschen? Das ist der Weg, wie Ströme lebendigen Wassers aus unserem Leibe fließen. Und glaube mir, - da ist nichts von Christus zu sehen, wenn wir an dem Unseren festhalten, wenn wir unsere Rechte und unsere Würde behaupten wollen, auch wenn wir noch so sehr dazu berechtigt wären in den Augen der Welt, die ja heute jede Autorität von sich weist und sich empört, wenn ihre Freiheiten angetastet werden. Natürlich ist aber auch in einem sozial niedrig gestellten Menschen nichts von Christus zu sehen, wenn er jede Gelegenheit wahrnimmt, um in dem, was er in dieser Welt begehrenswert findet, vorwärts zu kommen. Ob du hochgestellt oder niedrig bist (wie Menschen es nennen), du hast immer Gelegenheit, es zu beweisen, was du von Christus denkst. Mag die Prüfung sein, wie sie will, es kostet nur ein kleines Opfer, in dem es sich zeigt, was Christus uns wert ist.
Es gibt für unseren Weg keine andere Richtschnur als das Wort Gottes. Unsere eigene Weisheit ist in solchen Dingen unnütz und töricht; - es handelt sich ausschließlich um den Willen Gottes. Darauf kommt alles an. Für unser Gewissen als Christen läuft alles darauf hinaus, daß jeder von uns, ganz gleich, was unsere gesellschaftliche Stellung ist, Gelegenheit hat, Seinen Willen zu tun, Sein Diener zu sein und darin zu zeigen, daß er Ihn unendlich viel höher schätzt als die Welt. Meine Segnung besteht darin, daß ich, ganz gleich, was der Herr mir zu tun gibt, damit zufrieden bin. Er allein kann recht beurteilen, ob meine Umstände zu Seiner Ehre und zu meinem Besten sind. Mein Teil ist es, sie einfach als eine Gelegenheit zu betrachten, worin ich Seine Tugenden zeigen kann, indem ich gerade das am höchsten schätze, was die Welt haßt. Was meine Tätigkeit angeht, so wiederhole ich: sie sei in den Augen der Welt hochangesehen oder niedrig, sie sollte in meinen Augen nichts anderes als ein Broterwerb sein. Zweifellos hört die Welt so etwas nicht gerne. Was? Einen ehrenvollen Beruf nur als Broterwerb ausüben? Ja, so ist es; ein gekreuzigter Heiland macht mit der Welt und allem, was in ihr ist, kurzen Prozeß. Ein Beispiel: Ich arbeite als Schuhmacher. Ist es nun mein Ziel, der erste und größte Schuhmacher in London zu sein? Oder angenommen, ich bin Arzt - trachte ich danach, die größte Praxis in der Stadt zu haben? Kommt in solchen Wünschen irgend etwas von Christus zum Ausdruck? Heißt das praktisch den verherrlichten Herrn anerkennen? Nehme ich wirklich meine Arbeit aus Seiner Hand? Tue ich sie für Ihn? Etwas, was tatsächlich der Herr uns aufgetragen hat, wollen wir doch aus Liebe zu Ihm so gut wie möglich tun. Der Gedanke liegt mir völlig fern, daß Christen es als eine Tugend ansehen sollten, ihre Arbeit nachlässig und mangelhaft zu tun. Sicher geziemt es sich für niemanden, ganz besonders aber nicht für einen Christen, schlampig zu sein. Für den Glauben kommt es darauf an, daß wir alles, was wir tun, sei es groß oder klein, für Ihn tun.
So beweisen wir also selbst bei unserer täglichen Arbeit, daß wir nicht für uns selbst oder für die Welt leben, sondern für Ihn, der gestorben und auferstanden ist; und in all dem wird ganz gewiß die Kraft des Heiligen Geistes mit uns sein. Welch ein kostbares Zeugnis ist das inmitten dieser ver-weslichen Dinge, durch welche diese Welt gekennzeichnet wird. Dieses Zeugnis wird nicht vergeblich sein. Wir durchwandern ein fremdes Land, unsere Heimat ist bei Christus. Wir stehen da, wohin der Herr uns für die Gegenwart berufen und gestellt hat. Hier bleiben wir, solange Er uns bittet, für Ihn tätig zu sein. Auf Sein Geheiß pilgern wir weiter, auf Sein Geheiß bleiben wir, wo wir sind. So stehen wir Ihm zur Verfügung. Wir sind in einer Wüste, aber anstatt nur aus einem Felsen außerhalb von uns zu trinken, haben wir eine Quelle in uns, aus der Ströme lebendigen Wassers fließen. Es ist die Freude des Herrn Jesus selber, die sich hier unten durch uns und in uns vervielfältigt - die Kraft des Heiligen Geistes, die uns schon jetzt unsere Wonne in Ihm, der droben ist, finden läßt. Wir haben das überwältigende Bewußtsein, daß wir jetzt Ihm, der droben ist, angehören. All die Herrlichkeit der Welt empfinden wir als minderwertig, - als einen irreführenden Rausch, mit dem der Teufel eine dem Gericht verfallene Welt unterhalten will.
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