Keine Zeit?

"Ich habe keine Zeit!" Das ist sicher eine der am häufigsten verwendeten Entschuldigungen in unserem Leben. Und doch haben wir alle, objektiv gesehen, gleich viel Zeit. Jede Stunde hat 60 Minuten und jeder Tag 24 Stunden. Das Zeitproblem besteht darin, dass es oft mehr zu tun gibt, als Zeit zur Verfügung steht. Daher wollen wir uns etwas Zeit "nehmen", um uns mit dieser Thematik zu befassen.
Zeit ist ein absolut knappes Gut. Der Apostel Paulus schrieb bereits an die Korinther: "Dieses aber sage ich, Brüder: Die Zeit ist gedrängt" (1. Kor 7,29). Selbst das vergleichsweise lange Leben eines Menschen von 70 oder 80 Jahren wird von dem Apostel Jakobus als "Dampf" bezeichnet, "der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet" (Jak 4,14). Weiterhin kann Zeit weder verlängert noch verkürzt werden. Ebenso wenig ist Zeit käuflich erwerbbar. Ohne unser Hinzutun verrinnt die Zeit kontinuierlich und unaufhaltsam. Die Zeit bleibt nicht stehen - ob wir sie nutzen oder nicht. Die Zeit, die wir vergeuden, ist für immer vorbei und kommt nicht zurück. Der Hauptgrundsatz jeder persönlichen Zeitplanung lautet daher ganz einfach: Zeit muss eingeteilt werden!
Dies ist leichter gesagt als getan. Ist es nicht so, dass wir manche Dinge seit langem tun wollen, aber nicht dazu kommen und doch gleichzeitig offen zugeben, dass wir für andere Aktivitäten Zeit haben? Deshalb müssen wir alle lernen, mit unserer Zeit sinnvoll umzugehen und sie richtig einzuteilen. Denn eins ist klar: Die Zeit ist ein Geschenk Gottes, das Er uns gleichsam jeden Tag gibt, und Er erwartet von uns, dass wir sie gut nutzen. Der Apostel Paulus drückt dies in seinem Brief an die Epheser so aus: "Sehet nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse" (Eph 5,15.16).
Wie eingangs gesagt: Es wird immer eine größere Auswahl an Tätigkeiten geben, als Zeit zur Verfügung steht, und daher müssen wir selbst eine Entscheidung treffen, was wir tun wollen. Die Entscheidung, was wir gerade tun wollen, wird vielleicht den Umständen entsprechend getroffen oder nach Gewohnheit bzw. Tradition gefällt. Wir entscheiden uns - auf die eine oder andere Weise —, und in der Regel orientieren wir uns an den Zielen, die wir haben.

Ziele bestimmen in der Regel unseren Zeiteinsatz

Ziele beschreiben die Dinge, die wir erreichen möchten. Pläne umfassen den gesamten Prozess von der Zielfestlegung bis hin zur Festsetzung der einzelnen Schritte und Wege zur Erreichung des Ziels. Die Ziele und Pläne, die wir haben (ob in Gedanken oder schriftlich), bestimmen daher, für uns bewusst oder unbewusst, womit wir unsere Zeit verbringen, und damit auch, für welche Tätigkeit wir uns entscheiden. Wenn ein Jugendlicher im entsprechenden Alter das Ziel oder die Absicht hat, den Kfz-Führerschein zu erwerben, so wird dieses Ziel seine Zeiteinteilung beeinflussen. Er wird sich Zeit nehmen, um die Unterlagen zur Prüfungsvorbereitung durchzuarbeiten. Wenn an einem bestimmten Wochentag abends der theoretische Unterricht stattfindet, so wird er diese Zeit von anderen Verpflichtungen und Arbeiten freihalten. Er wird normalerweise bestrebt sein, dieses Ziel schnellstmöglich und auf direktem Weg zu erreichen.

Zum Thema Ziele

In der Schrift lesen wir an vielen Stellen davon, dass wir klare Ziele haben sollen. Mit dem Bild eines sportlichen Wettkampfes sagt der Apostel Paulus z.B., dass wir zielbewusst vorgehen müssen, wenn wir in unserem Leben sinnvoll für Gott wirksam sein wollen. Er schreibt: "Wisset Ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Laufet also, auf dass ihr ihn erlanget ...
Ich laufe daher also nicht wie aufs ungewisse; ich kämpfe also, nicht wie einer, der die Luft schlägt" (1. Kor 9,24-26). Ein klares und eindeutiges Ziel war es, das ihn seine ganze Energie für eine Sache einsetzen ließ: "Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu" (Phil3,14). Vor seiner Bekehrung hatte Paulus "unwissend im Unglauben" (1. Tim 1,13) auf andere Ziele hingearbeitet. Nun hatte ihm Gott die Augen für "neue" Ziele geöffnet. Die Dinge, mit denen er vor seiner Bekehrung seine Zeit verbracht hatte, achtete er für "Verlust" und "Dreck" (vgl. Phil 3,7.8). Keiner von uns möchte gern am Ende seines Lebens mit Bedauern auf die Dinge zurückblicken, die er hätte tun können, dann aber doch versäumt hat, weil er andere (unwichtigere) Ziele verfolgt hat. Setzen wir uns daher Ziele, die mit der Absicht Gottes für unser Leben übereinstimmen. Solche Ziele haben als Grundlage das Wort Gottes.
Bevor wir uns jedoch überhaupt Ziele setzen, müssen wir uns Gedanken über unser Lebensziel machen, denn alle anderen Ziele sollten sich von unserem Lebensziel ableiten, bzw. uns diesem Lebensziel näherbringen.

Was ist unser Lebensziel?

Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass der Sohn Gottes das ganze Universum einschließlich der Menschen durch sich und für sich geschaffen hat (Kol 1,15.16). "Für sich selbst" bedeutet also, dass alle Menschen berufen sind, Gott zu dienen und zu Seiner Freude zu leben. Dadurch verherrlichen sie Ihn. Dies war Gottes Ziel mit der Erschaffung des Menschen. Die Frage ist nun, ob unser Lebensziel mit diesem Ziel Gottes übereinstimmt. Dieses Ziel umfasst alle Lebensbereiche. Es soll in der Familie, im Berufsleben, im Gemeindeleben und in unserer Freizeit verwirklicht werden. Wenn wir sämtliche Aktivitäten im Hinblick auf dieses Ziel planen würden, welch eine Veränderung könnte dies in unserem Leben bewirken! Würden wir uns bei unserer Zeiteinteilung bei jeder Tätigkeit fragen, ob sie uns diesem Ziel näherbringt, so würden wir sicher weniger über Zeitmangel klagen, weil wir viele unbedeutende Dinge gar nicht mehr tun würden.
Der Herr Jesus hat dieses Lebensziel vollkommen verwirklicht, und deshalb tun wir gut daran, dieses Vorbild im Hinblick auf unser Thema zu betrachten. Wenn wir uns das Leben des Herrn Jesus in den vier Evangelien anschauen, hat Er offensichtlich nie Zeit verschwendet oder ist in Hektik ausgebrochen. Natürlich war Er Gott und Mensch in einer Person und damit auch Herr über die "Zeit". Dennoch können wir von Ihm lernen. Bei allem, was Er tat und sprach, hatte Er Sein Lebensziel fest im Auge. Er war sich allezeit dieses Ziels bewusst. Er sagte: "Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe" (Joh 4,34). Der Herr Jesus plante Seine Zeit immer im Hinblick auf diese Aufgabe. Indem Er sich auf das Wichtige konzentrierte, konnte Er innerhalb der relativ kurzen Zeitspanne von 3 1/2 Jahren alle Aufgaben ausführen, die notwendig waren, um Gottes Plan zu erfüllen. Damit hat Er während Seines kurzen Dienstes einen so bedeutungsvollen Auftrag ausgeführt, so dass sich die Folgen noch heute auf Millionen von Menschen erstrecken und die Auswirkungen davon bis in Ewigkeit bestehen bleiben werden. Lernen wir von Ihm! Lernen wir, unser Lebensziel, Gott zu verherrlichen, indem wir Ihm dienen, immer vor Augen zu haben und alle anderen (untergeordneten) Ziele im Hinblick darauf zu planen und auszuführen.
Gott zu verherrlichen, ist unser Lebensziel. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir dieses Ziel erst am Ende unseres Lebens erreichen können. Natürlich können wir Gott stündlich und täglich verherrlichen. Lebensziel meint hier also, dass sich dieses Ziel über unser ganzes Leben erstrecken soll, wir werden damit nie zu Ende kommen können. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die wörtliche Bedeutung des Wortes "sündigen", das sowohl im Griechischen als auch im Hebräischen "das Ziel verfehlen" bedeutet. (Zexikon zur Bibel, Fritz Rienecker, Brockhaus Verlag Wuppertal, 1988; Vine’s Expository Dictionary of Old and New Testament Words, London, 1981.)

Lang-, mittel- und kurzfristige Ziele

Von dem Lebensziel, Gott zu verherrlichen, leiten sich unterschiedliche lang-, mittel- und kurzfristige Ziele ab. Langfristige Ziele könnten wir auch als "Lebensabschnittsziele" bezeichnen. Mittelfristige Ziele haben eher einen Zeithorizont von einigen Jahren.
Hierzu ein Beispiel: Um Gott verherrlichen zu können, müssen wir Seinen Willen für unser Leben kennen. Daraus resultiert z.B. das Ziel, das Wort Gottes besser kennenzulernen. Dieses Ziel finden wir auch im Wort Gottes. Gott möchte, dass "alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1. Tim 2,4). Aus einem solchen langfristigen Ziel könnte ich für mich persönlich das mittelfristige Ziel (mehrere Jahre) ableiten, das Neue Testament durchzuarbeiten. Ein daraus resultierendes Jahresziel wäre beispielsweise, die vier Evangelien zu studieren. Kurzfristige Ziele sind dann solche Ziele, die wir in den nächsten 6 — 12 Monaten erreichen wollen.
Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Das kurzfristige Ziel für die nächsten vier oder sechs Monate könnte sein, dass ich mich mit dem Matthäus-Evangelium näher beschäftige. Der Vorteil von kurzfristigen Zielen ist, dass wir normalerweise gleich anfangen können, darauf zuzustreben. Die Kurzfristigkeit birgt jedoch die Gefahr der Verzettelung in sich. Je schneller ein kurzfristiges Ziel erreicht werden kann, desto eher erlauben wir uns einen "Ausflug" oder eine "Pause", desto unbedeutender scheint der Einfluss auf das Lebensziel zu sein. Aber nur die vielen kleinen Schritte (in unserem Beispiel das Studium einiger Verse) des täglichen Lebens führen zum globalen Ziel. Ein Abweichen oder Pausieren ist daher in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen.

Prioritäten sind das eigentliche Geheimnis der Zeitplanung

Es wurde bereits angedeutet, dass das eigentliche Problem der Zeitplanung darin besteht, dass im allgemeinen die Anzahl der Ziele, die wir gerne erreichen möchten, mehr Zeit erfordern, als zur Verfügung steht. Daher müssen wir abwägen, welches Ziel wir stärker verfolgen wollen und welches andere Ziel wir dafür vielleicht ganz aufgeben sollten, um Zeit für die Erreichung wichtigerer Ziele zu haben. Es stellt sich nun die Frage, wie ich aus der Vielzahl guter Ziele diejenigen herausfinden kann, die gerade ich verfolgen soll.
Dazu müssen wir "Prioritäten" setzen. Der Duden definiert dieses neudeutsche Wort wie folgt: "Rangfolge, Stellenwert, den etwas innerhalb einer Rangfolge einnimmt; höherer Rang, größere Bedeutung, Vorrangigkeit". Im Zusammenhang mit unserem Zeitproblem ordnen wir die Vielzahl der Ziele in eine Rangfolge ein, gemäß derer es dann Ziele erster, zweiter, dritter usw. Priorität geben soll. Aber nicht nur bei der Zielauswahl, sondern auch bei unserer täglichen Zeitplanung spielen Prioritäten eine äußerst wichtige Rolle, worauf später noch ausführlicher eingegangen wird (vgl. Abschnitt "Zeitplanung und Tagesplanung"").
Die Frage ist nun, wie Prioritäten bestimmt werden. Die Prioritäten zu kennen, ist das eigentliche Geheimnis zur Beherrschung unserer Zeiteinteilung. Es gibt zwei Schlüsselbegriffe, die beim Festsetzen von Prioritäten eine wichtige Rolle spielen: Wichtigkeit und Dringlichkeit. Die Wichtigkeit kann mit folgender Frage eingeordnet werden: Kann ich mit diesem kurzfristigen Ziel einem wichtigen übergeordneten Ziel (oder Lebensziel) ein Stück näherkommen? Die Dringlichkeit bezieht sich darauf, wie bald etwas erledigt oder erreicht werden muss. Wir neigen leicht dazu, der Dringlichkeit zu viel Aufmerksamkeit zu schenken und der Wichtigkeit zu wenig.
Ein Beispiel für die Vergabe von Prioritäten gibt uns Paulus auf seiner 3. Missionsreise. Er hatte sich vorgenommen, nachdem er Mazedonien und Achaja durchzogen hatte, nach Jerusalem zu reisen (Apg 19,21). Auf seiner Rückreise nach Jerusalem kam er auch an Ephesus vorbei, und es heißt dann in Apostelgeschichte 20,16: "... denn Paulus hatte sich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, damit es ihm nicht geschehe, in Asien Zeit zu versäumen; denn er eilte, wenn es ihm möglich wäre, am Pfingsttage in Jerusalem zu sein." Sein Ziel, zu Pfingsten in Jerusalem zu sein, hatte eine so hohe Priorität, dass er an Ephesus vorbeifuhr, um keine Zeit zu verlieren, obwohl Paulus sicher gerne alle Gläubigen dort wiedergesehen hätte (so sah er "nur" die Ältesten, die er von Milet herüberrief).
Wie wichtig es ist, unterschiedliche Ziele in die richtige Rangfolge zu bringen, sehen wir in einem Beispiel im Alten Testament bei dem Volk Israel zur Zeit des Propheten Haggai. Der HERR musste durch den Propheten klagen: "Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt?" (Hag 1,4). Es ist grundsätzlich kein schlechtes Ziel, sich ein Heim zu schaffen, in dem man sich wohlfühlt. Wenn man diesem Ziel jedoch eine so hohe Bedeutung beimisst, dass man zu viel Zeit dafür verwendet und dabei andere wichtige Ziele, wie z.B. den Bau des Hauses Gottes (welches uns unserem Lebensziel eher näherbringt), aus dem Auge verliert, dann ist das eine Zeiteinteilung, womit Gott Seinen Segen nicht verbinden kann. Wie wichtig ist es daher, aus der Vielzahl möglicher Ziele in unserem Leben die richtigen Ziele auszuwählen und ihnen die richtige Priorität zu geben.

Überlegtes Planen und Leitung durch den Herrn - ein Widerspruch?

Im vorigen Abschnitt haben wir uns damit beschäftigt, dass eine effektive Zeitplanung bzw. Zeiteinteilung eine gute Zielplanung voraussetzt. Zunächst stellt sich aber noch die Frage, ob es ein Widerspruch ist, sich auf der einen Seite Pläne zu machen (z.B. Ziele zu setzen und über Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele nachzudenken) und sich auf der anderen Seite vollständig in allen Situationen vom Heiligen Geist leiten zu lassen.
Wir finden in der Schrift viele Stellen, die davon sprechen, dass wir überlegt, weise und verständig unser Leben führen sollen (Spr 12,20; Eph 5,16.17; Phil 3,14: Kol 4,5). Wir finden auch viele Hinweise, wonach wir trachten sollen (Dan 1,8; Mt 6,33; Röm 1,13; 12,13; 1. Tim 3,1). Dieses Trachten beinhaltet auch ein planvolles und zielbewusstes Vorgehen. Auch der Herr Jesus hat ein planvolles und vorausdenkendes Handeln befürwortet. Er gebrauchte folgende Illustration, um zu erklären, warum jemand sorgfältig überlegen soll, ob er ein Jünger werden will: "Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor nieder und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung habe?" (Lk 14,28). Zukunftsorientiertes Denken ist durchaus biblisch, nicht aber ein passives "Sichtreibenlassen" nach dem Motto "Mal sehen". Das wird nirgends befürwortet. Es ist jedoch äußerst bemerkenswert, dass an vielen Stellen, wo von "weise wandeln" die Rede ist (und damit indirekt von Zeitplanung), unmittelbar danach vom Willen des Herrn bzw. von Gottes Willen gesprochen wird. Im Anschluss an Epheser 5,15.16 wird gesagt: "Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn ist" (V. 17). In Jakobus 4 werden ab Vers 13 solche, die große Pläne für ihre Zukunft haben, mit den Worten angesprochen: "... statt dass ihr saget: Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun" (V. 15). Nicht das Planen wird verurteilt, sondern das Planen, ohne den Willen des Herrn zu beachten oder zu erfragen. Planen steht daher nicht im Gegensatz zur Leitung des Geistes, sondern der Grundsatz lautet: Alles Planen muss im Einklang mit dem Willen des Herrn und daher unter der Leitung des Heiligen Geistes erfolgen, oder anders gesagt: Der Wille Gottes muss für mich zu meinem Plan werden.
Bei allen Planungen, die wir vornehmen, sollten wir jedoch jederzeit offen sein für Korrekturen und Änderungen, wenn der Herr uns dies klarmacht, was natürlich Gemeinschaft mit Ihm voraussetzt. Gott hat manchmal andere Pläne für uns, die für uns oder andere zum Segen werden. Seine Wege und Seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken (Jes 55,9).
Dieser Grundsatz kann mit Hilfe von drei Beispielen aus der Schrift belegt werden:
1. In 1. Könige 8,17-19 berichtet Salomo davon, dass sein Vater David in seinem Herzen den Plan gefasst hatte, "dem Namen des HERRN, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen", und Gott bezeichnet diesen Plan bzw. diese Absicht als "wohlgetan". Der Plan selbst war Gott wohlgefällig, dennoch wollte Gott zur Ausführung des Planes eine andere Person benutzen (nämlich Salomo).
2. In Römer 1,13 lesen wir von Paulus’ Plänen, wie er es sich "oft vorgesetzt" hat, zu den Gläubigen in Rom zu kommen, aber er wurde gehindert, denn es entsprach zu dieser Zeit noch nicht dem Willen Gottes (siehe V. 10).
3. Ein weiteres Beispiel finden wir in Apostelgeschichte 16, wo der Heilige Geist bzw. der Geist Jesu ein geplantes Vorhaben verhindert und eine Korrektur der Reiseroute des Apostels Paulus vornimmt (V. 6-10).

Zeitplanung in der praktischen Umsetzung

Es gibt gute Bücher zum Thema Zeitplanung, die Checklisten und Hilfsmittel dafür anbieten. Auch Zeitplanungskalender können sehr hilfreich bei der Umsetzung verschiedener Zeitplanungsgrundsätze in die tägliche Praxis sein. Eine nähere Ausführung hierzu würde sicher den Rahmen dieses Artikels sprengen, so dass hier abschließend nur noch einige grundsätzliche Hinweise im Zusammenhang mit der praktischen Anwendung der Zeitplanung erfolgen sollen:
1. Gebet: Das Gebet ist die wichtigste Voraussetzung bei allem Planen. Nur Gott weiß, wie der beste Plan für unser Leben aussieht. Wenn unsere Ziele nicht auf Gottes Plan ausgerichtet sind, werden wir sicher unsere Zeit mit vielen unwichtigen Dingen verschwenden. Bitten wir Gott um Weisheit (Jak 1,5) und um Klarheit für unsere Ziele. Vertrauen wir Ihm alle unsere Vorhaben an. "Befiehl dem HERRN deine Werke, und deine Gedanken [Pläne] werden zustande kommen" (Spr 16,3).
2. Gottes Wort: Unsere Ziele und Vorhaben dürfen nicht im Gegensatz zu Gottes Wort stehen, sondern müssen im Einklang mit Gottes Absichten für uns als Gläubige sein. Prüfen wir unsere Ziele also im Hinblick darauf, ob sie mit den Lehren und Anweisungen der Bibel übereinstimmen.
3. Motiv: Denken wir auch einmal darüber nach, welches Motiv unserem Handeln bei der Erreichung Ei eines bestimmten Ziels zugrunde liegt. Ziele sollten nicht zur Befriedigung eigener Wünsche dienen. Auch bei geistlichen Zielen können wir sehr leicht egoistische, selbstsüchtige Motive haben (vgl. die selbstlosen Motive des Apostels Paulus in 1. Thes 2).
4. Korrektur: Wie bereits gezeigt, sollten wir bei allen Planungen jederzeit für Veränderungen und Korrekturen offen sein, wenn der Herr uns dies klarmacht. Beachten wir auch den weisen Rat von geistlichen und erfahrenen Mitgeschwistern. "Die Belehrung des Weisen ist ein Born des Lebens" (Spr 13,14; vgl. auch 8,1) und den "Rat der Alten" sollten wir nicht verlassen (1. Kön 12,13).
5. Formulierung: Ziele sollten deutlich, konkret und klar formuliert sein. Außerdem sollten sie in einem bestimmten Zeitraum realisierbar sein. Der Herr Jesus hat immer klar und deutlich Seinen Auftrag genannt. Wir laufen leicht Gefahr, statt konkreter Ziele diffuse Vorstellungen oder Träume zu haben, die letztlich aber nicht konkret realisierbar sind (Beispiel: In Zukunft möchte ich mich mehr um ältere Geschwister oder Alleinstehende kümmern ... Anstatt: 1995 möchte ich einmal pro Monat ältere Geschwister einladen oder besuchen).
Haben wir unter Berücksichtigung dieser Grundsätze einige Ziele festgelegt, müssen wir ein Programm aufstellen, dh., wir sollten uns nun darüber Gedanken machen; welche einzelnen Schritte zu tun sind, um zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen.

Tagesplanung und Zeitplanung

Der nächste Schritt in unserer Planung wird sein, die durchzuführenden Schritte oder Maßnahmen zur Erreichung unserer Ziele in den Tagesablauf einzugliedern. Hierzu ist es hilfreich, ein Termin- oder Zeitplanbuch zu führen, wo wir in den Tagesübersichten die täglichen Aktivitäten zur Durchführung der oben genannten Pläne eintragen. Wichtig ist bei der Planung jedoch, dass wir uns für die wichtigen Tätigkeiten, die sich aus der Zielplanung ergeben, frühzeitig Zeit reservieren.und sie in unseren Tagesplan aufnehmen. Wenn wir in unserem Zeitplan nicht frühzeitig die Aktivitäten aufführen, von denen wir wissen, dass wir sie tun sollten, werden wir unsere Zeit wahrscheinlich mit Dingen verbringen, die auf lange Sicht bedeutungslos bzw. weniger wichtig sind.
Das bekannte Zeitproblem besteht nun darin, dass es fast jeden Tag mehr Dinge zu tun gibt, als Zeit zur Verfügung steht. So wie bei der Auswahl von Zielen müssen auch hier Prioritäten gesetzt werden, die sich an er Wichtigkeit und Dringlichkeit orientieren. Eine Arbeit ist dann sehr wichtig, wenn Sie hilft, ein wichtiges Ziel zu erreichen. Wenn sich eine Tätigkeit auf keines der gesetzten Ziele bezieht, ist sie auch nicht sehr wichtig. Dringlichkeit bezieht sich darauf, wie bald etwas erledigt werden muss. Wenn es irgendwann in den nächsten Monaten erledigt werden muss, ist es auch nicht sehr dringend. Aufgaben mit hoher Wichtigkeit und hoher Dringlichkeit erhalten die höchste Priorität. Da wir alle geneigt sind, der Dringlichkeit zu viel Gewicht beizumessen, ist es klug, einer Aufgabe, die zwar dringend, aber nicht sehr wichtig ist, eine niedrige Priorität einzuräumen. Vielleicht kommt man dann nicht dazu, diese Aufgabe zu erledigen, dafür wird man aber mehr Zeit für wichtigere Aufgaben haben. Gemäß ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit ist also jede geplante Tagesaktivität mit einer Priorität zu versehen (Beispielsweise: O = Oberste Priorität, H = Hohe Priorität; M = Mittlere Priorität und U = Untere Priorität).
Da wir leider alle sehr leicht und oft davon abgelenkt werden, eine geplante Tätigkeit auszuführen, und außerdem viele ungeplante Dinge auf uns einströmen, sollten wir immer mit der höchsten Priorität, d.h. mit der wichtigsten Aktivität beginnen. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, mit unserer "stillen Zeit" gleich in der Frühe zu beginnen, da wir sonst unausweichlich im Lauf des Tages von so vielen (oftmals ungeplanten) Dingen in Beschlag genommen werden, so dass wir schließlich keine Zeit mehr finden, diese wichtige Sache zu tun.

Einhalten des Zeitplans

Bei der Zeitplanung besteht das größte Problem oft darin, die aufgeführten Maßnahmen eines Tages auch tatsächlich durchzuführen. Wenn wir alle oben beschriebenen Planungen vorgenommen haben, so haben wir dennoch keinen Nutzen davon, wenn wir sie nicht tatsächlich in die Tat umsetzen. Im Gegenteil, wenn wir planen und nichts davon realisieren, haben wir sogar unsere Zeit vollständig verschwendet. Wie oft nehmen wir uns vor, etwas zu tun, schreiben es sogar auf und halten uns nicht daran! Die beste Empfehlung zur Ausführung der geplanten Aktivitäten ist, sich von Gott in der richtigen Weise motivieren zu lassen, d.h. Ihn um Freude und Energie für die Durchführung einer Aufgabe zu bitten.
Wenn wir etwas gerne tun, werden wir es auch eher in die Tat umsetzen. Andererseits neigen wir dazu, für die Aktivitäten, die wir nicht gerne tun, Entschuldigungen zu suchen, um sie zu verschieben, obwohl wir sie letztlich dann doch irgendwann tun müssen. Das Interesse an geistlichen Dingen fällt uns nicht automatisch zu. Echte Freude an geistlichen Dingen kann uns Gott jedoch schenken, wenn wir Ihn ernsthaft darum bitten. Und nur dann werden wir auch die richtigen Prioritäten kennen, werden den Zeitplan einhalten und den Plan Gottes für uns ausführen. Nach Philipper 2,13 ist es Gott, der in uns sowohl das Wollen als auch das Wirken herbeiführen will.

Zusammenfassung

Vielleicht geht es anderen Lesern auch so wie mir: Wenn man an die verflossene Zeit seines Lebens zurückdenkt, empfindet man einen großen Mangel in der Zeitplanung. Um so wichtiger ist es für alle, die ähnlich empfinden, die noch zur Verfügung stehende (vielleicht sehr kurze) Zeit besser einzuteilen und zu nutzen. Vielleicht können wir aus diesem Artikel folgende Anregungen mitnehmen:
1. Lernen wir, aus der Vielzahl möglicher Ziele (und die Auswahl ist groß) solche auszuwählen und anzustreben, die uns dem Lebensziel, Gott zu verherrlichen, näherbringen.
2. Vergessen wir nicht, bei der Festlegung von Zielen und Plänen den Willen des Herrn zu erfragen und stets offen für Korrekturen zu sein, wenn Er uns dies klarmacht.
3. Reservieren wir uns frühzeitig Zeit und Termine für solche Aufgaben, die uns den wichtigen Zielen näherbringen, ansonsten werden wir von anderen Dingen in Beschlag genommen.
4. Setzen wir uns bei der Vielzahl von Aufgaben, die täglich zu bewältigen sind, Prioritäten. Die wichtigsten Aufgaben sollten zuerst durchgeführt werden.
5. Bitten wir zu Beginn eines jeden Tages aufs neue, dass uns der Herr die Freude und Kraft schenkt, die wirklich wichtigen und geplanten Tätigkeiten auch tatsächlich auszuführen.
Gunter Ehe