Bibelstudium

1 Thessalonicher 1

A) EINFÜHRUNG ZUM 1. BRIEF

Lies bitte zu Anfang in Apostelgeschichte 17,1-15, wie der Apostel Paulus für kurze Zeit in Thessalonich war und dort durch die Verkündigung des Evangeliums eine Gemeinde entstanden ist.
Paulus hat Thessalonich während seiner zweiten Missionsreise besucht und kurz darauf diesen Brief geschrieben. Manche schätzen das Datum der Abfassung auf das Jahr 52 n.Chr. Über diese Reise wird ausführlich in Apostelgeschichte 15,35 - 20,38 berichtet. Paulus war von Troas nach Mazedonien hinübergefahren und über Philippi, Amphipolis und Apollonia nach Thessalonich weitergereist. Dort hatte er an drei Sabbaten das Wort Gottes verkündigt. Eine ganze Reihe von Menschen war zum Glauben gekommen, nämlich eine Anzahl Juden, anbetende Griechen und schließlich nicht wenige vornehme Frauen (Apg 17,2-4).
Obwohl der Apostel kaum mehr als drei Wochen in Thessalonich war, hat er durch seine Belehrung eine gute Grundlage gelegt, wie im 1. Kapitel deutlich wird. Dennoch war den Jungbekehrten dort vieles noch unbekannt bzw. unklar, nicht zuletzt, was das verheißene Wiederkommen des Herrn Jesus betraf.
Der Apostel hatte Thessalonich nämlich sehr schnell verlassen müssen, weil er dort verfolgt wurde. Er war nach Beröa und von dort aus später nach Athen weitergezogen. Zuvor hatte er Timotheus nach Thessalonich gesandt, um die dortige junge Versammlung zu befestigen. Er selbst war dann von Athen aus nach Korinth weitergereist (wo er sich 18 Monate aufhielt). Während dieser Zeit kam Timotheus zurück zu Paulus. Paulus freute sich sehr, gute Nachrichten über die Thessalonicher zu hören (Kap. 3,6-13). Danach entstand dieser erste Brief.
Die Gläubigen dort wurden von Anfang an von der Welt verfolgt, insbesondere von den Juden (1. Thes 2,14-16; 3,3.4; 2. Thes 1,4-6; siehe auch Apg 17,5-9).

Das Erfrischende dieses Briefes liegt nicht zuletzt darin, dass der Apostel in jedem Kapitel über das Kommen des Herrn Jesus schrieb:
- in Kapitel 1 in Verbindung mit der Bekehrung der Thessalonicher, die dazu führte, dass sie Gott dienten und Seinen Sohn erwarteten
- in Kapitel 2 in Verbindung mit der Freude für den Apostel und seine Mitarbeiter als Diener Gottes, die beim Kommen des Herrn das Ergebnis ihrer Mühe sehen und sich daran erfreuen dürfen
- in Kapitel 3 in Verbindung mit der Liebe und Heiligkeit unter den Gläubigen; der Zustand der Vollkommenheit wird beim Kommen Christi erreicht
- in Kapitel 4 als Trost für Hinterbliebene geliebter Entschlafener; die Entschlafenen werden beim Kommen Christi nicht verkürzt
- in Kapitel 5 in Verbindung mit dem Gericht, das die trifft, die Jesus nicht als Heiland und Herrn annehmen wollten

Dieser Brief enthält nicht sehr viel Lehre. Er strahlt herzliche Liebe und Mitempfinden des Schreibers und auch der Empfänger aus. Obwohl diese noch nicht lange bekehrt waren, können wir viel von ihnen lernen! Sie hatten noch nicht viel Erkenntnis, aber ein brennendes Herz für den Herrn Jesus. Und wir?

B) EINTEILUNG VON KAPITEL 1

1. Absender und Empfänger sowie Gruß dieses Briefes (V. 1)
2. Das Gebet des Apostels für die Thessalonicher (V. 2)
3. Die inneren Merkmale des neuen Lebens in den Gläubigen - Glaube - Liebe - Hoffnung (V. 3)
4. Die Gewissheit der Auserwählung (V. 4)
5. Die kraftvolle Verkündigung des Evangeliums in Thessalonich (V. 5)
6. Drei weitere Merkmale, die das Evangelium in den Gläubigen hervorbrachte:
- Nachahmer der Diener und des Herrn (V. 6)
- Vorbilder für andere Gläubige (V. 7)
- Glaubenszeugen für andere Menschen (V. 8)
7. Bekehrung: wovon und wozu? (V. 9)
8. Den Sohn Gottes aus den Himmeln erwarten - Errettung vor dem Zorn (V. 10)

C) AUSLEGUNG VON KAPITEL 1

Vers 1: Paulus und Silvanus und Timotheus der Versammlung der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade euch und Eriede!

Früher war es üblich, dass der Absender in einem Brief zuerst einmal seinen Namen nannte. Paulus verbindet hier in seinem Gruß zwei Brüder mit sich, die ihn auf der Reise begleitet hatten und die die Thessalonicher daher gut kannten.
Danach folgte unmittelbar die Anrede des Briefempfängers, und in diesem Fall waren es die Gläubigen in Thessalonich, die das Evangelium gehört und sich zu Gott bekehrt hatten.
Diese nennt der Apostel hier die Versammlung. Das griechische Wort für „Versammlung“ ist ekklesia und heißt wörtlich übersetzt: Herausgerufene (es bedeutete ursprünglich die durch „Ausrufer“ herausgerufene Volksversammlung). Gott beruft Menschen durch das Evangelium und sondert sie, wenn sie sich bekehren, von der Welt ab und fügt sie Seiner Versammlung hinzu.

In vielen Bibelübersetzungen wird „Versammlung“ mit Gemeinde wiedergegeben. In englischen Bibelübersetzungen wird oft das Wort Church (= Kirche) gebraucht. Die Wortwahl ist nicht entscheidend, wenn man nur das Richtige darunter versteht, nämlich die Gesamtheit aller Gläubigen, in diesem Fall eines Ortes, und zwar in Thessalonich.
Bemerkenswert ist hier die Beifügung „in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“. Sie kommt übrigens nur noch einmal im NT vor, und zwar bei der Anrede im 2. Thessalonicherbrief. Die Präposition „in“ deutet hier die innige Beziehung an, in die die Gemeinde insgesamt zu Gott, dem Vater, und Seinem Sohn gebracht worden war. Jeder einzelne Gläubige kannte Gott als seinen Vater und Jesus Christus als seinen persönlichen Herrn. Die göttlichen Personen zu kennen, ist eines der ganz besonderen Kennzeichen des Christentums (vgl. Joh 17,3).
Bekennst Du Jesus Christus als HERRN in deinem ganzen Leben? Sich dieses Herrn zu schämen, ist Seiner nicht würdig. Du hast Ihn als Deinen Erretter angenommen, oder etwa noch nicht? Bekenne Ihn freudig durch Dein ganzes Leben und durch alles, was Du sprichst. Lies bitte dazu Römer 10,9.10. Nenne Ihn „Herr Jesus“, wenn Du zu anderen über Ihn sprichst. Allein das ist schon ein mächtiges Zeugnis.

Nun folgt der Gruß: „Gnade euch und Friede“. GNADE (gr. charis) war der Gruß bei den heidnischen Völkern und FRIEDE (hebr. shalom) der Gruß bei den Juden. Dennoch haben diese beiden Begriffe eine viel tiefer gehende Bedeutung für jeden Christen: Gnade und Friede haben wir nicht nur in reichem Maß als Folge des Werkes Christi empfangen; wir brauchen sie auch täglich auf unserem Glaubensweg.

Vers 2.3: Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euer erwähnen in unseren Gebeten, unablässig eingedenk eures Werkes des Glaubens und der Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus, vor unserem Gott und Vater.

Als erstes lässt Paulus die Thessalonicher nun wissen, dass er Gott für sie alle beständig dankte. Der Dank steht an erster Stelle. Indirekt lobt er dadurch die Briefempfänger. Es ist ein wichtiger Grundsatz in den Briefen des Apostels, dass er im allgemeinen zuerst einmal über das Lobenswerte spricht. So werden die Empfänger bereitwilliger die späteren Ermahnungen annehmen.
Gibt es Gläubige und Ungläubige, die Du in allen Deinen Gebeten erwähnst? Hast Du eine Gebetsliste? Lass Dir Menschen vom Herrn zeigen, für die Du betest.

Der Apostel dankt insbesondere für drei Dinge:
1. ihr Werk des Glaubens
2. ihre Bemühungen der Liebe und
3. ihr Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus
Man kann diese „Drillinge“ die Merkmale des neuen Lebens in einem Gläubigen nennen. Zehnmal werden sie im NT zusammen genannt.

Werk des Glaubens: Das ist das gesamte Handeln, das der Glaube hervorbringt. Der Glaube wird in einem Menschen bewirkt, wenn dieser das Wort Gottes, das ihm verkündigt wird, annimmt (Röm 10,17). Wir können auch sagen: wenn dieser dem Wort gehorcht.
Glaube und Gehorsam sind eng miteinander verknüpft. Gott lässt einem Menschen durch Sein Wort „gebieten“, dass er Buße tun soll (Apg 17,30). Wer dem Wort Gottes glaubt, gehorcht daher zugleich diesem Wort. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Glaubensgehorsam“, wo beide Gesichtspunkte ineinanderfließen (Röm 1,5; 16,26).
Durch entsprechende Werke erweist sich die Echtheit des Glaubens.

Bemühung der Liebe: So könnten wir hier auch sagen, dass die Echtheit der Liebe sich in unermüdlicher Bemühung erweist. Wirkliche Liebe lässt sich eine Sache etwas kosten. Das hat mit Mühe zu tun. Wir wollen uns hier in Erinnerung rufen, was der Apostel über das Tun und Lassen der Liebe in dem "Hohenlied der Liebe" (1. Kor 13) geschrieben hat:
=> Die Liebe ist langmütig, => ist gütig; => die Liebe neidet nicht; => die Liebe tut nicht groß, => sie bläht sich nicht auf, => sie gebärdet sich nicht unanständig, => sie sucht nicht das Ihrige, => sie lässt sich nicht erbittern, => sie rechnet Böses nicht zu, => sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, => sondern sie freut sich mit der Wahrheit, => sie erträgt alles, => sie glaubt alles, => sie hofft alles, => sie erduldet alles.
Haben wir diese Liebe zu allen Gläubigen? Kommt sie im Umgang mit Ungläubigen zum Ausdruck? Sie ist ein sicheres Erkennungszeichen dafür, dass neues Lebens vorhanden ist (siehe 1. Joh 3,14).

Ausharren der Hoffnung: Das ist das dritte Merkmal. Ausharren oder Geduld ist da nötig, wo es Bedrängnisse, Schwierigkeiten und Leiden gibt. Alle Widerwärtigkeiten im persönlichen Leben oder auch bei Ablehnung/Verfolgung seitens der Welt (vgl. 1. Petr 4,12.13) will Gott dazu benutzen, um unseren Glauben zu stärken. Dauerhaft ausharren kann nur derjenige, der eine Hoffnung hat. Wer keine Hoffnung hat, gibt auf.

Auf unseren Herrn Jesus Christus: Der Inhalt dieser Hoffnung ist die einzigartige Person unseres Herrn. Er ist nicht nur die Lösung für jedes Problem, das für uns entstehen kann, sondern Er wird auch durch ein einschneidendes Ereignis in der Zukunft unser Leben völlig verändern: durch Sein Kommen. Ein gewaltiger Wechsel steht bevor: Der Herr Jesus kommt wieder, um all die Seinen zu sich zu entrücken.

Anmerkung: In Offenbarung 2,2 lesen wir: „Ich kenne deine Werke und deine Arbeit [eigtl. Bemühung] und dein Ausharren“. Was hier fehlt, sind die jeweiligen Motive: Glaube, Liebe und Hoffnung: Werke des Glaubens, Arbeit (Bemühung) der Liebe und Ausharren der Hoffnung. Das war kein gutes Zeichen!

Vers 4: Wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.
Mit großer Freude kann der Apostel die Empfänger des Briefes als von Gott geliebte Brüder ansprechen und ihnen versichern, dass Gott sie auserwählt habe. Wenn diese Merkmale (Glaube, Liebe, Hoffnung) in ihren Auswirkungen zu sehen sind, gibt es keinen Zweifel daran, dass jemand bekehrt ist und neues Leben hat (Joh 3,3-7), und dann dürfen wir wissen, dass er auch auserwählt ist.
Die Auserwählung hat übrigens vor Grundlegung der Welt stattgefunden (Eph 1,4). Ist Dir schon einmal so recht bewusst geworden, dass Gott Dich vor so langer Zeit auserwählt, zuvorerkannt und zuvorbestimmt hat? Wozu? „Dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Dieses erhabene Thema können wir jetzt nicht weiter verfolgen. Ein eingehendes Studium lohnt sich!

Vers 5: Denn unser Evangelium war nicht bei euch im Worte allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geiste und in großer Gewissheit, wie ihr wisset, was wir unter euch waren um euretwillen.
Als Paulus in Thessalonich war, verkündigte er dort zuerst einmal das Evangelium. Der Glaube ist ja aus der Verkündigung (Röm 10,17). Doch es waren nicht nur Worte, die er sprach; der Verkündigung spürte man die Kraft ab. Da stand jemand mit seinem ganzen Leben dahinter! Wussten die Menschen, dass er kurz zuvor in Philippi wegen des Evangeliums verprügelt und ins Gefängnis gesteckt worden war (Apg 16)? Nachts hatte er zusammen mit Silas Loblieder gesungen. Er war glücklich, dass er für seinen Herrn leiden durfte. Der Heilige Geist gab ihm die Kraft, dort zu leiden und hier das Wort Gottes zu verkündigen.
Daraufhin bekehrten sich Menschen, wenn auch nicht alle, die die Botschaft hörten.
Paulus sprach in großer Gewissheit. Davon bekommen wir einen Eindruck, wenn wir Apostelgeschichte 17,2.3 lesen: „Nach seiner Gewohnheit aber ging Paulus zu ihnen hinein und unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen aus den Schriften, indem er eröffnete und darlegte, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste, und dass dieser, der Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist.“
Die Grundlage seiner Verkündigung war das Wort Gottes. Der Kern seiner Botschaft war:
1. dass der Christus leiden musste
2. dass er aus den Toten auferstehen musste
3. dass Jesus der CHRISTUS ist.
Die Menschwerdung Christi, Sein qualvoller Tod, Sein Erlösungswerk durch den Tod am Kreuz, Seine Auferstehung, Seine Verherrlichung und die sich daraus ergebenden Folgen für den, der dem Evangelium glaubt, sind die wesentlichen Elemente der Verkündigung.
Wenn das Wort Gottes die Menschen nicht überzeugt, überzeugen unsere Worte sie erst recht nicht.
Was wir ... waren: Im zweiten Teil von Vers 5 spielt Paulus auf die Art und Weise an, wie er und seine Mitarbeiter sich gegenüber den Jungbekehrten verhalten hatten. Darauf geht er sehr ausführlich in Kapitel 2,3-12 ein. Sie hatten sich ihnen gegenüber wie eine fürsorgliche Mutter und ein liebevoller Vater verhalten. Mehr dazu, wenn wir Kapitel 2 behandeln.

Vers 6: Und ihr seid unsere Nachahmer geworden und des Herrn, indem ihr das Wort aufgenommen habt in vieler Drangsal mit Freude des Heiligen Geistes
Unsere Nachahmer: Paulus war ein Vorbild (1. Tim 1,16; 1. Kor 11,1). Bei solchen Vorbildern kann man sich gut vorstellen, dass die Gläubigen in Thessalonich den Apostel und seine Mitarbeiter nachahmten. Ein gutes Vorbild ist ungeheuer wichtig. Es ist auch ganz natürlich, dass junge Gläubige sich zuerst einmal an denen orientieren, die ihnen das Evangelium verkündigen.
Und des Herrn: Den Herrn nachahmen! Wichtig ist allerdings für jemand, der anderen ein Vorbild sein möchte, dass er selbst ein Nachahmer des Herrn ist (1. Kor 11,1) und dass er zum Herrn hinführt. Ein guter Diener tut alles, um von sich selbst weg auf den Herrn hinzulenken. Jeder Gläubige muss ein Jünger des Herrn Jesus werden.
Das Wort aufgenommen in vieler Drangsal mit Freude des Heiligen Geistes: Hier wird das Verhalten hervorgehoben, worin die Gläubigen die Diener des Herrn und den Herrn selbst nachgeahmt hatten: Sie waren sofort einer starken Bedrängnis ausgesetzt. Viele Drangsale haben die Apostel und der Herr selbst in Seinem Erdenleben erfahren! All diese Schwierigkeit hatten den Apostel und seine Mitarbeiter nicht mutlos gemacht - ganz im Gegenteil: sie hatten ihre Herzen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes geöffnet, der sie mit Freude erfüllte. Das taten auch diese jungen Gläubigen.

Fragen und Anregungen zur Ausarbeitung
1. Bitte fertige eine kurze Skizzierung der Aufenthaltsorte und wichtigsten Ereignisse der zweiten Missionsreise des Apostels Paulus an
2. Versuche aus dem AT zu beweisen,
(a) dass Christus leiden musste,
(b) dass Er aus den Toten auferstehen musste und
(c) dass JESUS der CHRISTUS ist.
3. Wo finden wir im NT „Glaube, Liebe, Hoffnung“ zusammen genannt?
4. Wo spricht das NT über die Auserwählung der Gläubigen, die zur Gemeinde gehören?