Dauer-Lauf

Wisset ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Laufet also, auf dass ihr ihn erlanget. Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem; jene freilich, auf dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe daher also nicht wie aufs ungewisse; ich kämpfe also, nicht wie einer, der die Luft schlägt; sondern ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, auf dass ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde.

Eine Studie zu 1. Korinther 9,24-27 für junge Christen

Niemand wird daran zweifeln, dass das Leben des Apostels Paulus völlig im Zeichen des Evangeliums stand. Diesem Lebensziel ordnete er alles unter. Dazu wollte er jedem dienen. Es gab eine Person, der er nicht diente: sich selbst. Er betrachtete jeden Menschen als ein Geschöpf, das eine Seele zu verlieren hatte und das für Christus gewonnen werden musste. Er kam dem anderen in der Situation, in der dieser sich befand, so weit wie möglich entgegen. So wandte er sich den Schwachen zu, als wäre er selbst ein Schwacher. Er respektierte das Gewissen des Schwachen und achtete sehr wohl darauf, dass er nichts tat, wodurch der Schwache sich von der Botschaft des Evangeliums abwenden konnte. Für ihn war nichts zu lästig, um auch nur einen Menschen zu gewinnen, und das, weil jeder Mensch von unschätzbarem Wert für Gott ist.
Je mehr auch Du davon durchdrungen bist, umso mehr wirst Du bemüht sein, den Mitmenschen das Evangelium zu verkündigen. "Etliche zu erretten", darum ging es Paulus. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dazu ist Selbstverleugnung, nämlich nicht an sich selbst zu denken und mit sich selbst beschäftigt zu sein. Paulus tat alles um des Evangeliums willen, um mit ihm teilzuhaben (V. 23). Er betrachtete das Evangelium als eine Person, mit der man Umgang hat. Wenn jemand sehr wichtig für Dich ist, hast Du viel für ihn übrig. Das Evangelium war solch eine wichtige "Person" für ihn, für die er alles übrig hatte.
Um das näher zu verdeutlichen, gebraucht Paulus einige Beispiele aus der Sportszene. Er tut das häufiger, weil man daraus deutliche Parallelen zum Leben eines Christen ziehen kann. Sowohl beim Sportler als auch beim Christen geht es nämlich um folgende Dinge:

1. das Training
2. den Wettkampf
3. den Preis

Training

Bevor man am Wettkampf teilnehmen kann, muss man trainieren. Je wichtiger der Wettkampf ist, um so intensiver muss trainiert werden. Je intensiver das Training war, um so besser ist man vorbereitet. Es gibt eine Anzahl von Sportvereinen, wo es vorwiegend um Entspannung geht. Vor allem ältere Menschen versuchen, auf diese Weise noch ein wenig fit zu bleiben. Dabei ist das Training recht gesellig, aber nicht leistungsorientiert. Der Wettkampf dient nur dem Vergnügen, und wenn jemand gewinnt, steckt e das gerne ein.

Beherrschung

Das ist alles schön und gut, doch unter diesem Aspekt betrachtet Paulus hier nicht den Wettlauf eines Christen. Was Paulus hier vor Augen hat - und auch uns vorstellen will -, ist ein Athlet, der seinen Körper vollständig beherrscht. Die Athleten, die damals an den regelmäßig stattfindenden Isthmischen oder Olympischen Spielen teilnahmen, hatten eine Vorbereitungszeit von zehn Monaten. Während dieser Vorbereitungszeit unterzog der Athlet sich freiwillig einem harten Training.
Große Trainer jener Zeit hielten ihren Schülern immer wieder vor Augen: "Ihr müsst ein geregeltes Leben führen, wenig essen, euch der Süßigkeiten enthalten und zu bestimmten Zeiten trainieren, egal, ob es heiß oder eiskalt ist." Horaz hat einmal gesagt: "Der Jüngling, der den Wettkampf gewinnt, hat viel ertragen und viel getan. Er hat geschwitzt und Kälte ertragen. Er hat sich der Liebe und des Weines enthalten." Die Trainingszeit war für den griechischen Athleten eine Zeit des Lebens in Absonderung. Es war eine Zeit der Enthaltung von Dingen, die an sich völlig gut waren, doch die ihn gehindert hätten, eine Höchstleistung zu bringen. Er entsagte allem, was diese Leistung hätte mindern können.
Als Tertullian das Beispiel von Athleten auf verfolgte Christen anwandte, sagte er: "Sie sind gequält, ermattet und ermüdet." Kannst Du diese Beschreibung auf die heutigen Christen anwenden? Ich wage eher zu sagen, dass wir als Christen ein schlaffes und bequemes Leben führen. Betrachte einmal genau solch einen griechischen Athleten (und auch die Spitzensportler unserer Tage): sie nehmen eine lange Zeit harten Trainings mit viel Selbstverleugnung und Unannehmlichkeiten auf sich, und das alles für einen Wettkampf, der nur — abhängig von der Sportart — einige Minuten oder Stunden dauert, und das bestenfalls für eine vergängliche Krone. Stell dir nun selbst die Frage: Wenn diese Sportler zu solchen Strapazen bereit sind, sollte ich mich dann nicht freiwillig einer ebenso strengen Zucht und Selbstverleugnung unterziehen, um dem Herrn Jesus in einer Weise zu dienen, die Seiner würdig ist? Wenn wir uns als Christen mit einem gleich großen Einsatz wie der griechische Athlet einem Leben der Absonderung weihen würden, welch eine Kraft und welch ein Segen würde unser Leben dann zur Verherrlichung Gottes ausstrahlen.

Gegenwind

Ein Wettkampf bedeutet auch, dass es Gegner gibt. Paulus war sich sehr wohl des Widerstandes bei seinem Wettlauf bewusst. In seinem Brief an die Philipper schreibt er davon. In Kapitel 3,13 sieht man das deutlich vor sich: Paulus läuft da auf der Rennbahn. Er vergisst alles, was hinter ihm liegt; sich nur kurz umzudrehen, kann fatale Folgen haben. So jagt er auf das Ziel zu. Paulus meint hier nicht, dass wir nicht mehr an die Sünden denken sollten, die wir früher begangen haben, auch wenn sie vergeben sind. Die Fehler der Vergangenheit sollten uns demütig halten.
Er denkt hier an seinen Dienst für Christus. Er macht es sich nicht in einem Sessel bequem und klopft sich auf die Schulter für das, was er bereits getan hat. Er hat das Ziel noch nicht erreicht, und deshalb jagt er danach.

Lasten abwerfen

In Hebräer 12,1.2 finden wir dasselbe Bild. Paulus sieht die Mengen, die das Stadion bevölkern, während die Athleten sich für den Wettkampf bereitmachen. Alles, was sie hindern könnte, sich völlig einzusetzen, muss abgelegt werden. So muss der Christ jede "Bürde und Sünde" ablegen. Vielleicht gibt es noch Dinge in Deinem Leben, von denen Du weißt, dass Du sie in Ordnung bringen musst. Sie liegen wie eine Last auf Deinem Gewissen. Sorge dafür, dass diese Last verschwindet. So ist es auch, wenn es bestimmte Sünden in Deinem Leben gibt, mit denen Du noch nicht gebrochen hast. Bekenne sie! Dann kannst Du ungehindert den Wettlauf fortsetzen. Und richte dabei den Blick ununterbrochen auf Jesus. Das bringt uns wieder zurück zu 1. Korinther 9,26. Was da genannt wird, ist es wert, im Auge behalten zu werden.

Ein klares Ziel

Das Ziel des Wettkampfs ist Dir doch wohl nicht unklar, oder? Du weißt, um noch einmal mit Philipper 3,14 zu sprechen, in welche Richtung Du läufst. Sonst gleichst Du einem Radrennfahrer, der sich vom Trupp gelöst und dann einen falschen Weg eingeschlagen hat. Er verausgabt sich völlig, um die anderen wieder einzuholen, doch er ist auf dem falschen Weg. Alles vergeudete Energie! So schlägt auch der Boxer, von dem Paulus spricht, in die Luft. Er holt zu einem enormen Schlag aus, doch sein Gegner weicht ihm geschickt aus. Der Schlag trifft ins Leere, ohne jede Wirkung auf den Gegner. Ein Christ hat eine klare Richtung und ist sehr zielbewusst orientiert.

Es gibt Lohn

Und schließlich der Preis, denn darum geht es letztendlich. Der Herr Jesus hat für Christen, die sich völlig dem Wettkampf hingegeben haben, Kronen bereitliegen. Er wird sie austeilen, wenn wir bei Ihm sind. Die schönste Belohnung, die ich mir vorstellen kann, besteht darin, dass Er zu mir sagen würde, was Er in Matthäus 25,21 sagt:
"Wohl, du guter und treuer Knecht! über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn."
Da ist noch etwas, weshalb Paulus sich so völlig für die Verkündigung einsetzte: Er wollte selbst nicht verwerflich werden, nach dem er anderen gepredigt hatte. Er würde verwerflich werden, wenn er nur predigte und nicht danach lebte. Er wollte nicht jemand sein, der zwar eine schöne Geschichte erzählte, wobei von anderen verlangt wurde, alles aufzugeben, während er selbst ein bequemes Leben führte. Deshalb wendet er das, was er soeben über die Athleten gesagt hat, auf sich selbst an. Es heißt hier, dass er seinen Leib zerschlägt, und damit spielt er auf das strenge Training vor den Spielen an. Paulus unterwarf sich selbst einer enormen Selbstdisziplin.
Der letzte Teil von Vers 27 bedeutet nicht, dass Paulus noch hätte verlorengehen können. Es bedeutet, dass jemand, der den Herrn Jesus wirklich liebhat und aufrichtig für seinen Herrn leben will, dennoch nicht eigentlich seiner Verantwortung nachkommt. Ein Christ zu sein lediglich dem Namen und der Form nach, ist "verwerflich". Im ersten Teil von 1. Korinther 10 wird das weiter durch den Apostel behandelt.
M.G. de Koning