Fragen und Antworten
Frage: Was sind genau die Apokryphen, und warum stehen sie nicht in jeder Bibel? Als ich sie einmal sah, kamen sie mir so ausgeschlossen vor, wie nicht dazugehörend.
Ch. Geier, Leipzig
Antwort: "Apokryph" ist Griechisch und heißt auf deutsch "verborgen, heimlich". Der Name "Apokryphen" ist im allgemeinen eine Bezeichnung für eine Anzahl in griechischer Sprache geschriebener Bücher, die aber nicht zum Alten Testament gehören.
Das AT ist in Hebräisch verfasst, bis auf einige aramäische Teile der Bücher Esra und Daniel.
Die Juden, denen die "Aussprüche Gottes anvertraut" waren (Röm 3,2), haben die Apokryphen niemals als Gottes Wort anerkannt.
Die Apokryphen des AT tauchen zum ersten Mal auf in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der sogenannten Septuaginta (LXX). Sie sind erst sehr spät - im Jahre 1546 - von der röm.-kath. Kirche, und zwar auf dem Konzil zu Trient in Südtirol, als angeblich durch den Heiligen Geist entstanden und zu den Heiligen Schriften zugehörig erklärt worden.
Es gab unter den frühen christlichen Schreibern leider einige, die der Meinung waren, dass diese Bücher zur Bibel gehörten. Dadurch herrschte eine gewisse Unsicherheit bis zu dem oben erwähnten Trienter Konzil. Glücklicherweise gingen vielen Christen zur Zeit der Reformation die Augen auf über viele Irrtümer in der Kirche. Martin Luther nahm deutlich zu der Frage der Echtheit dieser Schriften Stellung, als er in seiner Bibelübersetzung schrieb:
"Das sind Bücher, so der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind."
Er nannte diese Schriften zwar im Inhaltsverzeichnis seiner Bibel, zählte sie aber nicht mit und unterschied deutlich im Druck.
Bemerkenswert ist, dass die Schreiber der Apokryphen für ihre eigenen Schriften niemals in Anspruch nahmen, dass sie zu den heiligen Schriften gehörten. Neben Widersprüchen, wie sie für menschliche Schriften normal sind, ist z.B. das Buch Judit voller historischer Fehler. Darüber hinaus gibt es in ihnen auch direkte falsche Lehren. Als ein Beispiel dafür mag Tobias 12,9 dienen, wo es heißt:
"Beten, Fasten und Almosengeben ist besser als goldene Schätze zu sammeln, denn Almosen erlösen vom Tode, tilgen die Sünden und führen zum ewigen Leben." Abschließend noch ein wichtiges Argument gegen die Echtheit dieser Schriften: Weder der Herr Jesus noch die Apostel haben sich jemals auf irgendeinen Teil dieser Schriften bezogen.
Werner Mücher
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