Fragen und Antworten

Frage: Wie und wann geschieht (jetzt) die "Lästerung des Heiligen Geistes" (Mt 12,31)?
Pranas Misiunas, Vilnius, Litauen


Antwort: Wir wollen zuerst einmal diesen Vers und auch den folgenden sorgfältig lesen: "Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden. Und wer irgend ein Wort reden wird wider den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wer aber irgend wider den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen" (Mt 12,31.32).
In diesem Kapitel war es zu einem kräftigen Zusammenstoß zwischen den Pharisäern und dem Herrn Jesus gekommen. Der Anlass dazu war, dass die Pharisäer dem Herrn vorwarfen, dass seine Jünger am Sabbat Ähren pflückten und aßen (V. 1-8). Danach heilte Er am Sabbat einen Menschen (V. 9-13). Daraufhin fassten die Pharisäer den Plan, den Herrn Jesus umzubringen (V. 14). Im weiteren Verlauf des Kapitels wird uns die Heilung eines Blinden berichtet, was die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf den Herrn lenkte, so dass die Menschen fragten, ob Er der Sohn Davids, also der verheißene König sei (V. 22.23). Die Pharisäer bestritten dies heftig und schrieben alle Seine Wunderwerke okkulten Kräften (hier: Beelzebub) zu und somit letztlich der Wirksamkeit Satans (V. 24). Der Herr Jesus bewies ihnen daraufhin die Unsinnigkeit ihrer Behauptung (V. 25-30) und fügte die überaus ernste Warnung hinzu, dass es für die Sünde der Lästerung des Geistes Gottes keine Vergebung gebe.
Was ist nun die Lästerung des Geistes? Sie ist die bewusste Beleidigung des Geistes Gottes. Die Pharisäer hatten die Kraft des Geistes Gottes, in der der Herr Jesus alle die Wunder tat, der Wirksamkeit okkulter Mächte zugeschrieben. Gegen Christus zu reden, würde vergeben werden, aber gegen den Heiligen Geist zu reden, würde nicht vergeben werden. Und das taten die Pharisäer wider besseres Wissen, um die Menschen von Christus abzuziehen, denn die Beweise, dass unser Herr die Wunder in der Kraft des Geistes Gottes tat, waren unleugbar.
Dann fügt der Herr die Worte hinzu: "Weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen." Das damalige Zeitalter war die Zeit des Gesetzes, die mit dem Kreuzestod des Herrn Jesus ihr Ende gefunden hat. Das "zukünftige Zeitalter" wird mit Seiner Wiederkehr in Herrlichkeit beginnen, wenn Er hier auf der Erde das Tausendjährige Friedensreich errichten wird (vgl. Eph 1,21, wo ebenfalls von dem zukünftigen Zeitalter die Rede ist).
Wir lassen die Frage offen, inwieweit heute in der Gnadenzeit die Lästerung des Geistes stattfinden kann. Ich zweifle jedoch nicht daran, dass es sich bei der Lästerung des Geistes um die besondere Sünde des Volkes der Juden handelt, das nicht nur den Herrn Jesus verwarf, sondern auch das überdeutliche Wirken des Heiligen Geistes. Als einige Zeit nach dem Kreuzestod Christi, Seiner Auferstehung und der Rückkehr zu Seinem Vater der Geist gegeben war, wirkte dieser Geist mächtig in den Jüngern (Joh 14,12). Als Stephanus voll Heiligen Geistes dieses mächtige Zeugnis vor den Obersten des Volkes der Juden ablegte und ihnen die Worte zurief: "Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstreitet allezeit dem Heiligen Geiste; wie eure Väter, so auch ihr" (Apg 7,51), schrien sie, stürzten sich auf ihn, schleiften ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Danach wandte sich das Evangelium über die Samariter hinaus zu allen Völkern.
Ich glaube, dass in keinem Fall ein wiedergeborener Christ, der den Herrn Jesus als seinen persönlichen Heiland kennt und in dem der Heilige Geist wohnt, diese Sünde der Lästerung des Heiligen Geistes begehen kann. Über diesen Punkt ist schon sehr viel gesprochen und geschrieben worden.
Manche Gläubige, die vor ihrer Bekehrung in groben Sünden gelebt haben, sind in allergrößte Not gekommen, weil sie meinten, früher diese Sünde begangen zu haben und trotz ihrer Reue keine Vergebung dafür empfangen zu können. Auch hat es mache Gläubige gegeben, die nach ihrer Bekehrung in Sünde gefallen sind und ebenfalls meinten, diese Sünde begangen zu haben. Viele arme, unwissende Menschen waren Wochen und Monate unruhig bei dem Gedanken, dass der Heilige Geist sie verlassen habe.
Doch solchen können wir sagen, dass der Heilige Geist die niemals wieder verlässt, die er einmal versiegelt hat. Er ist ein beständiger Sachwalter. Er ist sicher betrübt darüber, wenn Gläubige sündigen, doch er wird niemals einen wirklich Gläubigen verlassen, so dass dieser abfallen und verlorengehen könnte. Die Lehre, dass der Gläubige verlorengehen kann, entehrt Christus und Sein Werk, das Er für uns getan hat."
Zum Schluss noch eine kurze Bemerkung: Häufig wird für den Ausdruck "die Lästerung des Heiligen Geistes" die Formulierung "die Sünde gegen den Heiligen Geist" gebraucht. Doch zwischen diesen beiden Ausdrücken besteht ein wichtiger Unterschied: Jede Sünde, die ein Mensch tut, ist eine Sünde gegen Gott und somit auch gegen den Heiligen Geist.
Werner Mücher