Wie erkennt man Gottes Willen?
Wie erkennt man Gottes Willen?
Wenn wir als Christen vor wichtigen Entscheidungen in unserem Leben stehen, drängt sich uns — je ernster wir es mit der Nachfolge meinen, umso mehr — die Frage auf: Was will Gott? Was ist Sein Weg für mich? Denn im Grunde wissen wir, dass nur auf den Wegen, die Er uns führt, dauerhafter Segen sein kann und wirkliches Glück erfahren wird. Nur was von Gott kommt, was Gott gibt und was Gott tut, ist „sehr gut“ (vgl. 1. Mo 1,31). Können wir damit rechnen, dass Er uns führen will? Ja, ganz sicher, denn Er hat gesagt: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst“ (Ps 32,8). Wie aber erfahren wir Seine Führung? Nicht auf alle unsere Fragen steht die Antwort so in der Bibel, dass wir nur aufzuschlagen und nachzulesen brauchen. So ist es bei der Berufswahl, aber nicht anders auch bei der Wahl des Ehepartners und anderen grundlegenden Fragen, die unser Leben sehr nachhaltig bestimmen. Gerade bei diesen Fragen ist es deshalb so ungeheuer wichtig, Gottes Willen zu kennen. Fehlentscheidungen können sich verheerend für uns selbst und andere Menschen in unserer Umgebung (Familie, Freunde, Gemeinde) auswirken.
Allerdings will der Herr Jesus jeden einzelnen individuell führen. Eine Antwort, die für den einen richtig ist, kann für den anderen falsch sein. Und Er führt uns Schritt für Schritt. Wenn unser gesamter Lebensweg uns schon wie auf einem Stadtplan vorgezeichnet wäre, wozu brauchten wir dann einen Führer? Der Herr will aber persönlich unser Führer sein, und das ist ja bei weitem das beste. Dann aber kommt alles darauf an, diese Führung auch wirklich zu erleben!
Was uns hindern kann, Gottes Willen zu erkennen
Manchmal fällt es uns schwer, Gottes Willen zu erkennen. Das kann verschiedene Gründe haben, über die wir uns in jedem Fall klar werden sollten:
1. Schon festgelegt
Obwohl wir noch um eine Sache beten, haben wir uns im Grunde schon längst entschieden. Wir wollen etwas ganz Bestimmtes haben und möchten eigentlich dies nur noch von Gott bestätigt bekommen. Dann ist es schwer für uns, Seinen Willen zu erkennen. Manchmal gibt Er uns sogar, was wir unbedingt haben wollen. Wir werden aber nicht glücklich dabei und nehmen geistlich Schaden: "Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen." (Ps 106,15)
2. Enges Gesichtsfeld
Manchmal denken wir bei einer Entscheidung nur an eine sehr begrenzte Auswahl an Alternativen. Wir sind zwar noch nicht ganz festgelegt, aber wir haben nur bestimmte Möglichkeiten ins Auge gefasst und Gott im Gebet vorgelegt. Das können bei der Berufswahl bestimmte Berufe, eine kleine Auswahl von in Frage kommenden Unternehmen oder aber räumliche Begrenzungen sein. Wenn Gottes Weg für uns aber außerhalb dieses von uns stillschweigend festgelegten Bereiches liegt, haben wir Schwierigkeiten, Klarheit zu bekommen.
3. Falsche Motive
Wenn wir bei unserer Wahl nach Dingen trachten, die für uns letztlich schädlich sind,
ist es ebenfalls schwer für uns, Seinen Willen zu erkennen. Jakobus schreibt dazu ein klares Wort: "Ihr bittet und empfanget nichts, weil ihr übel bittet, auf dass ihr es in euren Lüsten vergeudet" (Jak 4,3). Bei der Berufswahl kann es z.B. das Motiv sein, möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen (vgl. 1. Tim 6,9:,Die aber reich werden wollen...") oder Ansehen vor Menschen zu erwerben. Als Lot vor der Wahl stand, wie sein weiterer Weg verlaufen sollte (1. Mo 13,5-15), konnte Gott ihn nicht führen, weil seine Augen nur auf das Materielle, auf fette Wiesen gerichtet waren. Nach scheinbar anfänglichem Erfolg führte dieser Weg zu einem tragischen Ende. Mancher hat auf ähnlichem Weg seine geistliche Kraft und Brauchbarkeit für Gott verloren.
4. Falsche Erwartungen
Es kann sein, dass wir ganz bestimmte Vorstellungen haben, welche Zeichen und Anhaltspunkte Gott uns geben müsste, um uns den richtigen Weg zu zeigen. Erwartungen, dass uns beim ersten Bibelaufschlagen das richtige Wort in die Augen fällt, dass uns der erste, dem wir begegnen, den richtigen Rat gibt, dass uns bestimmte Umstände oder Verhaltensweisen von Menschen eindeutig den Weg weisen, führen aber oft in die Irre. Auch mit der Deutung von Träumen sollten wir äußerst vorsichtig sein.
In 1.Samuel 13 finden wir einen solchen Fehlschluss — mit tragischen Folgen. Aus der Tatsache, dass Samuel nicht zur bestimmten Zeit kam und das Volk sich zu zerstreuen begann, schloss Saul, dass er nun selbst das Opfern in die Hand nehmen sollte. Dies war aber völlig entgegen Gottes Willen, den Saul hätte kennen können. Die Folge war, dass Saul unbrauchbar für Gott wurde. Diese Begebenheit macht uns ein weiteres Hindernis, Gottes Willen zu erkennen, deutlich:
5. Ungeduld
Nichts fällt uns vielleicht so schwer, als auf Gottes Zeit zu warten. Keine Zeit war so von Ungeduld geprägt wie unsere heutige, wo das Motto vieler heißt:"Ich will alles - und ich will es sofort." Nichts aber ist wichtiger für die, die Gottes Führung erfahren wollen, als diese Ungeduld, das Nicht-warten-können, zu überwinden. Gott sagt: "Ihr bedürfet des Ausharrens" oder, wie man auch übersetzen kann: "Geduld ist euch not." Das ist nach Hebräer 10,36 die Voraussetzung dafür, (a) den Willen Gottes zu tun und (b) das von Ihm Verheißene zu erlangen. C.H. Mackintosh schreibt dazu: "Keine Gnade mangelt uns vielleicht so sehr wie Geduld ... Die Natur will stets selber handeln und hemmt dadurch das Wirken der Gnade und Macht Gottes." Das wird z.B. deutlich in der Geschichte Abrahams. Gott wollte ihm das Beste geben: Isaak. Als Abraham das Warten zu lang wurde, nahm er die Sache selbst in die Hand. Ismael wurde geboren und hat ihm und seinen Nachkommen nur Kummer und Probleme gebracht — bis auf den heutigen Tag.
Was uns hilft, Gottes Willen zu erkennen
Ebenso, wie es Hindernisse gibt, die es uns schwer machen, Gottes Willen zu erkennen, nennt uns Gottes Wort auch Hilfen, die uns dieses Erkennen erleichtern oder überhaupt erst möglich machen:
1. In der Nähe des Herrn sein
In dem anfangs genannten Psalm 32 sagt Gott: "Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten" oder wie man auch übersetzen kann, "Ich will dich mit meinen Augen leiten". Das ist aber nur möglich, wenn wir wirklich in der Nähe des Herrn sind und "Blickkontakt" mit Ihm haben. In der bereits angeführten Begebenheit mit Abraham und Lot konnte Abraham seinen Neffen einfach wählen lassen, weil seine Augen nicht auf "das, was man sieht" gerichtet waren wie bei Lot, sondern "auf das, was man nicht sieht" (2. Kor 4,18). Seine Augen waren auf Gott gerichtet. Das war die Voraussetzung, dass Gott ihn reich beschenken konnte. Vorausgegangen war allerdings, dass Abraham - nach schmerzlichen Erfahrungen —- die Gemeinschaft mit seinem Gott wiedergefunden hatte (1. Mo 13,3+4). Das Glück dieser Gemeinschaft gab ihm die rechten Maßstäbe für die anstehenden Entscheidungen.
2. Gottes Wort lesen
Diese Gemeinschaft mit dem Herrn können wir außer durch Gebet auch dadurch pflegen, dass wir uns genügend Zeit zum Lesen von Gottes Wort nehmen. Auch wenn wir nicht sofort eine konkrete Antwort auf jede unserer Fragen erkennen — wir finden darin doch Gottes Grundsätze, nach denen Er immer handelt und nach denen Er uns genauso führt, wie Er die Gläubigen in früheren Zeiten geführt hat. Oft ist es aber auch so, dass wir beim Lesen der Bibel plötzlich feststellen, dass der Herr uns ja tatsächlich eine konkrete Antwort auf unser vorausgegangenes Gebet gibt. Häufig tut Er dies durch einen Vers, den wir vielleicht schon oft gelesen haben, ohne dass wir davon angesprochen wurden. Auf einmal wird uns dieser Vers lebendig und wir wissen plötzlich, dass dies ja die Antwort auf unsere Gebete ist.
3. Gemeinschaft mit Christen pflegen
Das zwölfte Kapitel im 1.Korintherbrief macht uns nachdrücklich deutlich, wie nötig wir die anderen "Glieder am Leib Christi" haben und wie man notwendig falsch liegt, wenn man meint, man brauche sie nicht. So kann es auch sehr hilfreich sein, wenn wir in Entscheidungssituationen wie der Berufswahl im Gespräch mit anderen, geistlich gesinnten Christen sind. Die Betonung liegt allerdings auf "geistlich": Es sollten Christen sein, die biblische Maßstäbe in ihrem Leben praktizieren und mit denen wir beten können. Ein weltlich gesinnter Christ wird uns dagegen mit seinen
Ratschlägen eher hindern, Gottes Willen zu erkennen.
4. Auf Gottes Zeit warten
Wer Gottes Weg gehen möchte, muss auch bereit sein, auf Gottes Zeit zu warten. Gott will Seinen Kindern gern alles geben, was sie brauchen, aber Er gibt es zu Seiner Zeit. Das bedeutet für uns manchmal Wartezeiten, die wir gar nicht mögen. Sie sind aber oft notwendig, um bei uns die richtige Einstellung zu bewirken. Es erfordert Disziplin, die Dinge nicht schnell selbst in die Hand zu nehmen, sondern Gott handeln zu lassen. Ein gutes Beispiel finden wir in 1. Mose 24. Von Elieser wird dort berichtet: Er sah staunend zu und schwieg, um zu erkennen, ob der HERR zu seiner Reise Glück gegeben habe oder nicht" (Vers 21). Das ist es, was wir brauchen: "Staunend zusehen" und darauf warten, welche Entscheidung Gott trifft. (Dieses Prinzip dürfen wir übrigens nicht nur bei der Berufswahl anwenden, sondern auch — wie in dieser Begebenheit - bei der Wahl des Ehepartners. Manche schmerzliche Fehlentscheidung wäre so vermieden worden.) Wir brauchen niemals zu befürchten, dass uns etwas davonläuft, während wir auf Gottes Entscheidung warten. Was Gott uns geben will, das gibt Er uns ganz gewiss. Es besteht nie die Gefahr, dass wir im Warten auf den Herrn das beste verpassen. Im Gegenteil: Nur so erleben wir schließlich das Glück und die Gewissheit, dass das, was wir bekommen haben, auch wirklich von Gott kommt.
5. Den "Frieden des Christus" entscheiden lassen
Oft ist es gar nicht so leicht, in Entscheidungssituationen Gottes Stimme von eigenen Wünschen und fremden Stimmen zu unterscheiden. Doch es gibt einen Vers in Gottes Wort, der uns auch hier hilft. In Kolosser 3,15 heißt es: "Der Friede des Christus entscheide in euren Herzen" (siehe Fußnote). Das ist eine Regel, an die wir uns halten können. Bei Entscheidungen "auf eigene Faust" werden wir beim Beten darüber keinen wirklichen Frieden haben. Wenn wir aber Gottes Willen folgen, wird Er uns Seinen Frieden und eine frohe Gewissheit schenken. Zweifel und Unruhe sind eine Warnung, dass wir im Begriff stehen, eine falsche Entscheidung zu treffen. Es ist deshalb sicher nicht falsch, wenn wir die alte Verkehrsregel für‘s Überholen auch hier anwenden: "Im Zweifel nie!"
"Erkenne ihn auf allen deinen Wegen und er wird gerade machen deine Pfade." Sprüche 3,6
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